Erstes Aufkommen des für Akeleien tödlichen falschen Mehltau-Pilzes in Deutschland!
Im Sommer 2016 gründete ich mit 10 gleichgesinnten Mitgliedern der “Gesellschaft der Staudenfreunde” die Fachgruppe “Aquilegia und Thalictrum” und übernahm deren Leitung.
Bereits in dieser Zeit grassierte in Großbritannien ein Pilz, der komplette Akeleien-Bestände vernichtete und einige spezialisierte Gärtnereien in den Ruin trieb. Immer wieder warnte unsere Fachgruppe davor Samen oder Pflanzen aus England mitzubringen. Mittel- und Südeuropa schien bisher von diesem verheerenden Pilz verschont geblieben zu sein. In Großbritannien trat er erstmals 2013 auf – er war aus Ostasien eingeschleppt worden. Vor 17 Jahren wurden dort fast alle Akeleien von diesem falschen Mehltaupilz vernichtet.
Leider ist jetzt der erste Befall in Niedersachsen von der Senckenberg-Gesellschaft nachgewiesen worden. Es ist dringender Handlungsbedarf vorhanden.
Nur wenn jeder sofort alle befallenen Pflanzen komplett vernichtet und beim zuständigen Pflanzenschutzamt meldet, besteht eine Chance, eine ähnliche Katastrophe für die Gattung und auch für viele Stauden-Gärtnereien abzuwenden. Auch ich wäre über Rückmeldungen froh, da ich ja speziell mit dieser Gattung arbeite und da auch mit dem Bundessorten-Amt zusammenarbeite. Jede Mitteilung wäre wichtig für uns.
Es genügt übrigens nicht, die befallene Pflanze bodennah abzuschneiden. Der Pilz (Peronospora aquilegiicola) sitzt im Wurzelbereich und darum muss die Pflanze komplett ausgegraben und bitte natürlich nicht im Kompost, oder in der Grünabfall-Tonne entsorgt werden, sondern im Restmüll!
Wer Bilder vom Schadbild an den Blättern sehen möchte, oder mehr über diesen falschen Mehltau-Pilz erfahren will, den bitte ich den Link zur Gartenpraxis-Website zu benutzen, um sich noch genauer zu informieren.
Wer unsicher ist, ob es sich bei den unnormal verfärbten oder gekräuselten Akeleienblättern vielleicht nicht um die tödliche Variante, sondern um den echten Mehltau handelt, der kann mir gerne auf meine
E-Mail-Adresse zickenheimer@t-online.de
Fotos senden, damit ich das Schadbild beurteile. Dieser schlimme Schaden wird in der Regel einfacher damit behoben, dass man die Pflanze bodennah abschneidet, Schere ebenfalls desinfiziert und Blätter im Restmüll entsorgt. Der echte Mehltau ist aber in der Regel nicht tödlich für die Pflanze und schon gar nicht für den Bestand. Es müsste nach wenigen Wochen ein gesunder Neuaustrieb erfolgen. Wer unsicher ist, dem helfe ich gerne. Im folgenden Gartenpraxis-Link ist ein gutes Foto des Schadbildes des tödlichen Mehltaus abgebildet.
6 Kommentare
Liebe Renate,
leider ist Peronospora aquilegiicola mittlerweile auch in Nordrhein-Westphalen, Bayern und Baden-Württemberg nachgewiesen worden.
https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/peronospora-aquilegiicola.html
Laut Angaben der Gartenbesitzerin aus Baden-Württemberg besteht die Krankheit in ihrem Garten sogar schon seit mehreren Jahren.
Ich fürchte, Peronospora aquilegiicola hat sich längst deutschlandweit verbreitet und die Meldungen sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele Gartenbesitzer*innen werden gar nicht wissen, warum ihre Akeleien plötzlich eigehen.:-(
Liebe Grüße
Bina
Liebe Bina, danke für diese Informationen, die ich so noch nicht hatte. Was mich doch etwas stutzig macht: die Krankheit ist seit mehreren Jahren im Garten??? Also wenn es tatsächlich der englische Mehltau wäre, dann würde es sich nicht über Jahre hinziehen. In England sind innerhalb einer Saison Akeleiengärtnereien völlig ausradiert worden. Ich selber habe den Mehltau, der über Jahre immer mal wieder kommt, aber er vernichtet nicht den ganzen Bestand und das Jahr darauf sind die Pflanzen auch in der Regel gesund. Ich denke, wir sind nicht nur am Anfang mit der Aufklärung, sondern auch mit einem Erfassen des tatsächlichen Befalls. In einem gebe ich Dir unumwunden recht, ich deutete das auch in meinem Bericht an. Der falsche Mehltau ist sicher schon latent in Nord- und Mittel-Europa angekommen. Viele wissen es einfach nicht und sorgen damit leider für die ungebremste Weiterverbreitung der tödlichen Krankheit.
Ich danke Dir auch für Deinen Link und wünsche Dir noch einen goldenen Oktober. LG Wurzerl
Liebes Wurzerl,
die Angaben der Gärtnerin aus Baden-Würtemberg haben mich zwar auch verblüfft, aber ich könnte mir das mit den etwas anderen klimatischen Bedingungen in Deutschland erklären. Der falsche Mehltau braucht ja über mehrere Stunden nasse Blätter, um keimen zu können, und die Primärinfektion verläuft zum Großteil über Spritzwasser bei Regen. Diese Bedingungen waren in den vorangegangenen Sommern nicht so gegeben und wenn die Akeleien in dem betroffenen Garten nicht dicht gepflanzt waren, könnte das die Ausbreitung ebenfalls gehemmt haben. Der diesjährige Sommer hingegen dürfte leider ideal für den falschen Mehltau gewesen sein.
Ich würde mir wünschen, dass die großen Gartenzeitschriften das Thema aufgreifen würden (oder haben sie das schon?) und dann auch Schadbilder zeigen würden, wie Carrie Thomas sie auf ihrer Homepage zusammengestellt hat, speziell zur Primärinfektion http://www.touchwoodplants.co.uk/aquilegia-downy-mildew-leaves.htm
und den Austrieb im Frühjahr bei systemisch infizierten Pflanzen http://www.touchwoodplants.co.uk/aquilegia-downy-mildew-spring-plants.htm .
Der Verlust ihrer wunderbaren Sammlungen muss für sie ganz schrecklich gewesen sein und ich finde es großartig, dass sie sich die Arbeit gemacht hat, so umfassend über diese Krankheit zu informieren.
Dir danke ich für deine schöne und informative Homepage und wünsche ich auch einen goldenen Oktober.
LG Bina
Liebe Bina, ich glaube, ohne die Offensive von Carrie Thomas wäre der Mehltau immer noch kein Thema auf dem Festland. Ich weiß, dass der Ulmer Verlag in der “Gartenpraxis” über den Mehltau und sein Krankheitsbild geschrieben hat und ich habe den Präsidenten der Gesellschaft der Staudenfreunde gebeten, das auch in unserem Organ “Der Staudengarten” zu tun. Aber beides ist natürlich eher für Interessierte, ich bin auch der Meinung dass nächstes Frühjahr da eine Großoffensive in den Gartenzeitschriften erfolgen müsste. Ich schreibe übrigens gerade an einer Monographie über Akeleien, wo das ein wichtiges Thema ist. Leider komme ich momentan nicht wirklich weiter, ich suche händeringend nach Fotos von seltenen Akeleien Arten. Hybridfotos habe ich zur Genüge, aber reine Arten nur von meinen eigenen Sämlingen oder aus einigen Botanischen Gärten, die hauptsächlich die alpinen Arten pflegen. Ich danke Dir für Deine weitere Antwort und würde mich freuen, wenn wir zu diesem Thema (oder auch anderen) einfach auch in Verbindung bleiben. LG Wurzerl
Liebes Wurzerl, diese Monographie möchte ich dann aber unbedingt sehen und lesen, wenn sie fertig ist!!!
Ich selber habe leider ausschließlich A. vulgaris-Kultivare in meinem Schrebergarten, über die ich mich jedes Frühjahr unheimlich freue. Erst in diesem Jahr habe ich angefangen, mich intensiver mit dem Thema Akeleien zu beschäftigen (Vererbung, Arten, falscher Mehltau, Kreuzungen, …). Dabei bin ich dann auch auf Robert Höck gestoßen, der ja auch zu eurer GdS-Gruppe gehört. Er hat doch ein umfangreiches Fotomaterial, vielleicht kann er dir was zur Verfügung stellen? Oder müssen es eigene Fotos sein?
Über einen weiteren Austausch würde ich mich auch sehr freuen.
LG Bina
Liebe Bine, nein, es müssen keine eigenen Fotos sein. Robert Höck ist nicht Mitglied der GdS, da ich innerhalb der GdS die Fachgruppe Aquilegia & Thalictrum leite, sollte ich das auch eigentlich wissen.
Es ist tatsächlich nicht ganz so einfach, wie es sein sollte. Aber gut, auf jeden Fall wird es in Wurzerlsgarten unter Pflanzen und Tiere mit eigenem Index für Akeleien bald wieder neues zu lesen geben. Ich bleibe am Ball, versprochen. LG Bine