Tagebuch aus Wurzerlsgarten, März 2025

Wurzerlsgarten im März 2025, der Bachhügel

Tagebucheintrag 01.03.25 – ” Bestandsaufnahme und Monatsplanung“

“Am Monatsersten sollst Du ruhn und am besten gar nichts tun!” So, oder so ähnlich muss mein Garten heute drauf sein, also die Fotos schauen so aus, als ob alle Frühlingsblüher gerade im Wellness-Urlaub auf Mallorca wären. Ok, die Nacht war sch… schön kalt, da hätte ich mich auch versteckt, wenn ich ein Blumenzwerg wäre. Aber gut, mein dummes Dahingebrabbel nützt mir jetzt auch nix, ich muss den März gut durchplanen.

Dafür dient meine heutige Garten-Inspektion. In meinem Gartenkalender steht riesengroß und unterstrichen: “Am 15.3.25 kommt mein neuer Rosenpavillon aus Baden-Württemberg und mein Neffe kommt zeitgleich aus München, um den Bachlauf wieder anzustellen und das Holz der Terrasse zu streichen. Da gibt es viel vorab zu tun, also gleich ans Telefon und meine Gartenfee für den nächsten Tag in meinen Garten gebeten.

Tagebucheintrag 02.03.25 – “Habe fertig, Bach und Rondell leer”

Heute ist der erste von 2 Großkampftagen. Babsi steht pünktlich an der Tür und wir fangen an, den Garten für den großen Tag vorzubereiten.

Das Pflaster vom Rosenrondell und die Erde zwischen den Rosen sind saubergemacht.

Nachdem das Moos und aufgegangener Wildwuchs entfernt sind, haben die Rosen wieder Luft an den Wurzeln und ich kann das schön gepflasterte Rondell wieder in seiner ganzen Pracht bewundern.

Danach wird der Bachlauf für das Wiederanstellen vorbereitet. Unkraut und Laub wird aus dem Bachbett entfernt und die Steine neu geordnet. Katzen, Igel und wer auch sonst noch, haben eine andere Vorstellung vom Bachufer, als ich. Sie rollen die Einfassungssteine oft einfach ins Wasser.

Bachlauf in Wurzerlsgarten März 2025

Am Ende des Tages sieht dieser Bereich schon ganz anders aus. Aaaaaber, es ist wirklich verflixt, wenn etwas richtig gut geworden ist, schaut der Rest doppelt ätzend aus. Babsi und ich schauen uns vielsagend an, morgen geht es dem “alten Gestrüpp” im Teich an den Kragen.

Tagebucheintrag 03.03.25 – “Heute war meine Wassernixe da”

Boah, ich bin fix und fertig, aber warum eigentlich? Bei Teich-Arbeiten kann ich leider gar nicht mehr mitspielen. Das kalte Wasser und das Hantieren mit Scheren tolerieren meine Arthrosefinger überhaupt nicht mehr. Warum bin ich also so groggy? Keine Ahnung, vielleicht ist es einfach die Erkenntnis, dass ich immer weniger im Garten selbst machen kann.

Meine Depri-Phase ist jedoch sofort beendet, als ich die Notiz vom heutigen Morgen lese: “Ich habe den ersten Bergmolch im Teich entdeckt, Winterruhe vorbei”! Das ist für mich immer ein großer Glücksmoment, liebes Tagebuch, jetzt kommt der Frühling unaufhaltsam. Als ich die Fotos von heute inspiziere, sehe ich erst, wie “wasserschick” meine Nixe Babsi in ihrem Fischerhosen-Outfit aussieht. Sie bewegt sich immer sehr vorsichtig im Wasser und wir räumen grundsätzlich nichts weg, sondern lagern alles Herausgefischte und Abgeschnittene in Ufernähe, damit Libellenlarven und andere Kleintiere sofort wieder ins Wasser zurück gelangen können. Dieses Mal war tatsächlich auch ein kleiner Bergmolch zwischen den Pflanzenresten, er hatte wohl noch nicht richtig ausgeschlafen. Er und einige Wasserschnecken wurden natürlich sofort ins Wasser zurückgebracht.

Zwei Bergmolchmännchen auf dem Weg zur Hochzeits-Tracht in Wurzerslgarten Teich.

Die Aktion war auf jeden Fall ein voller Erfolg und jetzt bin ich auch schon wieder gut gelaunt und freue mich auf die Hochzeitstänze meiner Bergmolch-Population, die ich hoffentlich bald wieder beobachten kann. Nicht zu vergessen, das Sonnenlicht und der Himmel spiegeln sich endlich wieder auf der freien Wasserfläche. Kurz bevor ich ins Haus gehe, kommen auch noch zwei Bergmolch-Männchen zum Foto-Shooting vorbei, was machen die Flegel? Sie beschweren sich über die vielen Schwebteile im Wasser, was soll’s? Das Einzige, was schwebt, ist der aufgewühlte Schlamm zwischen meinem Objektiv und den zwei Male-Models.

Tagebucheintrag 07.03.25 – “Terminverschiebung”

Heute erreicht mich die Nachricht, dass sich die Lieferung meines Rosenpavillons um drei Wochen verschieben wird. Die Wetteraussichten für den 15.3.25 sind nicht berauschend. Es macht weder Sinn, bei nasskaltem Wetter den Eisenpavillon aus Baden-Württemberg herzutransportieren, noch, hier vor Ort, am Metall herumzuschrauben. Mein Neffe kann genauso wenig die Holzteile der Terrassenverglasung streichen, oder den Bachlauf anstellen. Nun ja: “Geduld ist die beste Tugend des Gärtners!” Wer hat sich bloß diesen Schmarrn von Klugsch… ausgedacht, grummel?

Blick von der Terrasse über den Teich zum Rosenrondell im März 25

Zumindest fällt mein Blick von der Terrasse auf ein bestens vorbereitetes Rondell. Die Rosen, die durch die beiden letzten, alten Rosenpavillon-Elemente hindurchgewachsen sind, sind momentan das Einzige, was es noch vor dem Aufstellen des Neuen zu schneiden gilt. Aber ich denke, dass der Erhalt der alten Elemente zum jetzigen Zeitpunkt Sinn macht und gut geeignet ist, den neuen Pavillon an gleicher Stelle richtig zu platzieren, darum fasse ich die Ramblerrose noch nicht an.

Tagebucheintrag 08.03.25 – “Ich brauch jetzt Deko !”

Es blüht jeden Tag mehr und schöner und der Garten blüht im wahrsten Sinne des Wortes auf. Da juckt es mich in den Fingern – ich will Deko! Das ist in 2 Stunden geschehen: “Keller gehen, alles hochholen, Wintergarten, Wohnzimmer und Gang frühlingsmäßig stylen, den Rest wieder runterräumen. Das gleiche Spiel im Garten, ohne Treppe, ebenerdig in den hinteren Garagenteil, alles Frühlingshafte ausräumen, Vogelhaus von der Terrasse verbannen und in Richtung Zaun platzieren, sich dabei der jubelnden Zustimmung der Amsel versichern, deren Sonntagsbraten jetzt quasi 20 cm vom Nest im Efeu entfernt ist, wieder dekorieren, Terrasse fegen und Rest wieder ohne Treppe ebenerdig in den hinteren Garagenteil zurückbringen.” Uff, ich habe fertig.

Tagebucheintrag 11.03.25 – ” Kann man über Hippeastrum philosophieren? “

Ich weiß nicht, ob man kann, ich kann es perfekt und mache es auch zu gerne. Am liebsten schnappe ich mir Kund*innen in Gartencentern, die unschlüssig vor den Amaryllis-Zwiebeln stehen, die leider gar keine sind. Sobald eine Verkäuferin in die Nähe kommt, schlage ich der interessierten Person vor, die Zwiebel direkt ins Beet, in den Garten einzupflanzen. Zu 60 % verschwindet das Verkaufspersonal, 30 % machen einen schwachen Versuch, mich zu überreden, dass die als Amaryllis ausgezeichneten Zwiebeln nicht winterhart seien, die restlichen 10 % bestehen darauf, dass es Schwachsinn sei, die Amaryllis in den Garten zu setzen. Das sind mir dann noch die Liebsten und ich bitte sie dann einfach den botanischen Namen korrekt zu schreiben, nämlich Hippeastrum, weil, ja nun weil die Zwiebeln eben Hippeastrum heißen und nicht winterhart sind – Amaryllis jedoch tatsächlich ins Beet gesetzt werden können, weil sie dort sommers blühen und nicht wie die Rittersterne im Winter.

Natürlich können die Verkäufer*innen nichts dafür, dass die Zuchtbetriebe die Zwiebeln immer noch falsch benennen. Pech ist auch, dass der Trivialname Ritterstern und nicht Weihnachtsstern ist. Die Pflanze, eine Euphorbie, die diesen Namen erwischt hat, hatte Glück und ist immer noch der Liebling als pflanzliche Weihnachtsdeko. Ein Schicksal teilen die beiden Pflanzen jedoch, spätestens im Februar, wenn sie verblüht sind, werden sie leider meistens auf den Müll geworfen. Seitdem ich Weihnachtssterne baumhoch auf den Kanaren gesehen habe, mag ich mir keine gestauchten Zwerge mehr kaufen. Ich habe auch keinen Bock darauf, im Herbst immer für Tag und Nacht-Gleiche zu sorgen, damit sich die frischen Hochblätter erneut färben. Meine Ritter dagegen, die hege und pflege ich gerne. Ich besitze dreizehn verschiedene Sorten, die seit Mitte November blühen. Heute ist die letzte Blüte in die ewigen Jagdgründe eingegangen, das bedeutet, ich freute mich 5 Monate lang über die wundervollen beeindruckenden Blühriesen. Jetzt werden die Blätter gehätschelt und im Sommer vergesse ich die Pflanzen dann für ein paar Monate ganz. Alles easy und eben der Grund, warum ich Dich mein Tagebuch heute mit meinen Rittersternen vollgelabert habe.

Tagebucheintrag 15.03.25 – ” Für mich soll’s tausend Blüten regnen… “

“…Ich will noch heute dem Frühling begegnen”. Ja, die Knef hatte schon was drauf mit ihren “roten Rosen”. Mir ist der Frühling momentan lieber!

Heute sollte also der große Tag sein! Pünktlich vor meinem Geburtstag sollte der Bachlauf wieder plätschern, das Gartenwasser angestellt und das Holz und ein Zinkgestell gestrichen werden. Als krönender Abschluss sollte das Rosenrondell wieder in altem Glanz erstehen. Aber, das ist ja nun sinnvollerweise verschoben worden. Draußen ist es ungemütlich, ich habe keinen Bock darauf, Depri zu schieben, also schwelge ich in den Fotos der letzten Woche, von der Gartenperipherie, dem Bachhügel und der Blumenwiese angefangen bis hin zum Frühlingsbeet mit dem japanischen Fächerahorn. Bei solchen Fotos vergeht die Zeit wie im Flug und gut ist es.

Tagebucheintrag 21.03.25 – “Der Frühling ist im Express-Tempo unterwegs”.

Es ist unglaublich, vorgestern hat endlich der nächtliche Temperatursturz in die Minusgrade aufgehört. Bei milden 14 Grad habe ich angefangen die Rosen zu schneiden. GALAROSA hatte gepostet, jetzt wäre es günstig, vom Mond her. Ich glaube natürlich nicht an den Mond, habe trotzdem heute brav Rosen geschnitten. Die restliche Zeit saugte ich sozusagen den Frühling mit allen Sinnen in mich ein. Wie das funktioniert? Ganz einfach: 5 Minuten Rosenschnitt, eine Viertelstunde regungslos in den Teich hineingestarrt, um meine Bergmolche zu beobachten; wieder 5 Minuten Rosenschnitt, danach, beunruhigt von einem Veilchenduft, ich habe kein blühendes Veilchen, mehrmals durch den Garten gestapft, aber nichts gefunden; noch einmal 5 Minuten Rosen geschnitten, dann verzückt in die Bibliothek gerannt, die Rosenschere gegen den Fotoapparat getauscht und eine halbe Stunde alles fotografiert, was nicht nackte Erde war; erneut 5 Minuten Rosen…, hä, reingefallen, nix Rosenschnitt, ich habe die Rosenschere gesucht, damit war die “Pflicht-Schneidezeit” vorbei; Frau braucht noch mehr Deko, also alles, was ich nicht am 8.3.25 schon an Frühling aus dem Garagenregal genommen habe, kam jetzt noch zum Zug; nochmal 5 Minuten Rosenschnitt und weil ich die neuen Stangen für die Rosenkugeln usw. nicht gefunden habe, bleibt mal wieder etwas unerledigt liegen; dann ist es eh schon wurscht, also spare ich mir die letzten 5 Minuten Rosenschnitt. Als ich stolz wie Bolle durch die Wintergartentüre ins Haus zurück gehe, ist plötzlich wieder dieser Veilchenduft in meiner Nase. Es sind keine Veilchen, es ist Goldlack, der meinen Gesichtszinken umwirbt. Boah, ich bin doch sonst nicht so verpeilt? Ach, ja, schon vergessen, es ist doch Frühling… !!!

Der Goldlack duftet nach Veilchen, mmh, fein.

Tagebucheintrag 25.03.25 – ” Liebes Tagebuch, das Leben kann so schön sein! “

Gestern waren die Sanitärer (nicht die Sanitäter, die brauch ich noch nicht) da und haben den Hahn meines Gartenwassers ausgetauscht und das Wasser wieder angestellt.

Aber heute ist mein Geburtstag! Die ersten Gratulanten stehen schon im Garten bereit. Bei den Hepatica und Narzissen sind es die Frühaufsteher, bei den Krokussen dagegen die Nachzügler, das Gros ist schon verblüht. Nach der Foto-Session entdecke ich noch die ersten Lerchensporne, ich hoffe, sie merken nicht, dass sie nicht im Tagebuch bildlich verewigt sind.

Auch das Türkentauben-Paar gibt sich die Ehre und besucht mich, allerdings nehmen sie zuvor ein Bad. Meine Miezekatzen müssen natürlich auch aus dem Winterquartier herausgeholt werden und dabei sein, wenn es ans Feiern geht. Damit die Blätter der Frühlingsgeophyten in der Wiese geschont werden, stelle ich die Katzen auf die Mähkante von der Blumenwiese zum Teichbeet. Nach dem ersten Mähen werden sie im Frühsommer wieder in die Mitte der Wiese wandern.

Nur das Fräulein Säulein ist heute eine Enttäuschung. Obwohl die Narzissen pünktlich aufgeblüht sind und meinem tief schlafenden Glücksschweinchen die Ohren voll bimmeln, rührt sich nix auf der Teakholz-Liege. Das entlarvende Foto kann ich dem Fräulein unter diesen Umständen nicht ersparen.

Das Wetter ist heute schon etwas aprilmäßig, ja ich höre sogar einige erste Gewitterdonner, noch etwas verhalten, aber deutlich genug, dass ich wieder im Haus verschwinde. Dadurch höre ich rechtzeitig den Fleurop-Boten und kann den Wohnzimmertisch gleich noch für mein Wiegenfest zusätzlich aufhübschen.

Und weil ich die nächsten sechs Tage meinen Rausch ausschlafen muss, ich habe tatsächlich heute eine ganze Flasche alkoholfreien Sekt mit frisch hineingeschnippelten Erdbeeren verputzt, gibt es auch keinen weiteren Tagebucheintrag mehr im März und ich kann den Beitrag dann am 28.3.25 freischalten. Ich hoffe sehr, dass meine vielen Gartenfreund*innen den Monat März auch so intensiv wahrgenommen und genossen haben wie ich! Egal was die Fernseh- und Radiosender so alles im Moment verzapfen – liebes Tagebuch, das Leben kann so schön sein!!!

Teile als erste*r diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

6 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Liebe Renate, wieder ein sehr launiger Gartenbericht. Den 5 Minuten Rythmus habe ich auch so ungefähr. Dazwischen Beine hochlegen oder woanders wuseln. 😂
    Bin neugierig auf den Rosenpavillon .

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    ganz herzliche Glückwünsche nachträglich zu deinem Geburtstag und alles, alles Gute!
    Bei all den hübschen Früblühern hüpft das Herz!
    Liebe Grüße
    Susanna

  • BRIGITTE sagt:

    Herzliche verspätete Glückwünsche zum Geburtstag!

    Vor allem vielen lieben Dank für die wundervollen Texte und Bilder! Es ist beruhigend, dass im Garten doch nicht immer alles nach Plan geht und die Bilder trotzdem so schön werden!

  • Margit sagt:

    Erst mal noch herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Der Garten hat sich ja schon mal zu diesem Anlass mächtig in Schale geschmissen. Herrlich, wie alles grünt und blüht. Ich bin natürlich auch gespannt auf den neuen Rosenpavillon.
    Viele Grüße von
    Margit

Cookie-Einstellungen