Tagebuch aus Wurzerlsgarten, Jan. + Febr. 2025

Wintergarten am Jahresbeginn 2025

Tagebucheintrag 01.01.25 – ” Es geht los “

Liebes Tagebuch, meine Website “Wurzerlsgarten” feiert dieses Jahr im Spätsommer schon seinen 5. Geburtstag. Ist doch für eine “Best Ager”-Tante gar nicht so übel, oder? In den beiden ersten Jahren zeigte ich die Fotos aus meinem Garten in der Sparte “Gartenimpressionen” und das waren natürlich immer gaaaaaanz harmonische und vor Romantik triefende Fotos aus meiner heilen Gartenwelt. Im letzten Jahr basierte meine Thematik auf dem grandiosen Spruch von Karl Foerster: “Es wird durchgeblüht”. Auch diese Fotos konnten sich sehen lassen, denn tatsächlich blüht Wurzerlsgarten 12 Monate im Jahr, mehr geht nicht, das musst Du zugeben.

Der Teich in Wurzerlsgarten am 01.01.2025

Der japanische Fächerahorn am Teichrand in Wurzerlsgarten am 01.01.25

Irgendwie ist damit die Pflanzenbestückung meines Gartens, die Veränderungen innerhalb der Habitate im Laufe der Jahreszeiten und die anfallenden Arbeiten schon gebetsmühlenartig, chronologisch aufgelistet, abgearbeitet. Ich will die Freunde von Wurzerlsgarten partout nicht langweilen. Also habe ich beschlossen, in diesem Jahr wird alles anders:

Wurzerlsgarten am 01.01.25

Einer der beiden Pfosten des Paradiestores in Wurzerlsgarten am 01.01.25

2025 berichte ich in Tagebuchform monatlich, im Jan./Febr. und Nov./Dez. zweimonatlich, alles, was mich so rund um meinen Garten beschäftigt. Die Fotos sind von dem Tag, über den ich mich gerade ausschleime. Glaubt mir, das wird nicht lustig. Ein Elon Musk kann mich nicht aufhalten, denn ich bin nicht käuflich und von keiner Werbung abhängig. Also kann ich jetzt loslegen und vorsorglich warnen. Es steckt eine Unmenge Jammerpotential, Pflanzenschädlings-Aggressivität und Zweck-Zynismus in mir, den Du liebes Tagebuch und Jeder aushalten muss, der seine Nase in Wurzerls Garten-Tagebuch hineinsteckt.

Tagebucheintrag 15.01.25 – ” Freue Dich s’Christkind kommt bald… “

Weihnachtlich geschmückte Terrasse in Wurzerlsgarten

Weihnachtsdeko und -beleuchtung auf der Terrasse am 15.01.25

Liebes Tagebuch, ich weiß, Du bist mein schärfster Kritiker. Trotzdem überziehe ich Dich mit meinen schlagenden Argumenten, bis ich es selbst glaube, dass ich mit “gutem Gewissen” meinen Weihnachtsschmuck bis längstens “Maria Lichtmess” auf der Terrasse stehen lassen kann. Im Dezember habe ich kaum Zeit, die Weihnachtsdeko zu genießen. Im letzten Advent habe ich noch nicht einmal den Besuch eines Christkindlmarkts zwecks “Bratwurst-Zufuhr” geschafft. Dazu kam über Wochen das berüchtigte Weihnachtstauwetter, das jegliche rührselige Stimmung vergrault! Was nützen mir rote Christbaumkugeln und romantische Lichterketten, wenn es dahinter im Garten grün oder kahl braun ist? Ich musste also auf die vorletzte Schneeperiode in der 2. Januarwoche warten und genieße nun den Blick nach draußen auf die Weihnachtsdeko, das gut besuchte Vogelfutterhaus daneben und den weißen Schneerahmen dahinter.

Tagebucheintrag 27.01.25 – ” Schon besser? “

Winterliche Deko auf der Terrasse von Wurzerlsgarten

Winterliche Deko auf der Terrasse, Schmuck weg, die Pflanzen bleiben 27.1.25

Heute ging es der Weihnachtsdeko samt rot beflocktem Hirschkopf an den Kragen. Ich weiß, eine Scheußlichkeit, aber der steckte in einem Weihnachtsstrauß, den ich ein paar Jahre davor geschenkt bekommen hatte und bitte schön, was hätte das mit Nachhaltigkeit zu tun, wäre er damals gleich beim Abräumen im Abfall gelandet. Meine “Draußen”-Deko ist nachhaltig, das heißt ziemlich geschmacksverirrt aus vielen “geretteten” Dekoteilen früherer Geschenke zusammengepuzzelt. Aber ich stehe das jedes Jahr wieder nachhaltig tapfer durch. Jetzt ist die Weihnachtsdeko also wieder für 10 Monate weggeräumt und die Helleborusblüten haben nun endlich Platz sich voll zu entfalten. Allerdings können sie sich bei Frost nicht mehr hinter großen Koniferen-Zapfen verstecken. Alles gut, denn schon am gleichen Tag summen die ersten Bienen bei plus 6 Grad auf meiner Terrasse um die Christrosen-Blüten herum, als wären sie das “Goldene Kalb”.

Tagebucheintrag 28.01.25 – ” Es bimmelt so schräg! “

Galanthus 'Faringdon Double', Wurzerlsgarten

Galanthus ‘Faringdon Double’ – das erste Galanthus blüht 28.01.25

Heute öffneten sich die ersten verheißungsvollen, weißen Knospen meiner kleinen Galanthus-Sammlung. Nein, ich bin natürlich nicht galanthophil. Hier liebes Tagebuch, dieser Link beweist das Gegenteil:

https://www.wurzerlsgarten.de/pflanzen-und-tiere/galanthophil-gehts-noch/

Ok, ich habe inzwischen um etwa 13 neue Sorten aufgestockt, aber nur Frühblüher und natürlich nur wegen der Insekten. Gut, ich habe auch die beiden “Snowdrops”-Bücher von Anne Repnow im Regal stehen, aber nur, weil ich sie in Wurzerlsgarten rezensiert habe. Ganz ehrlich? Ich bin froh, wenn ich das Wort Galanthus überhaupt richtig schreiben kann und heute bin ich sozusagen als “Herbergsmutter” derselben entsetzt. Die Blüten von Galanthus ‘Faringdon Double’ sehen natürlich entzückend aus, aber musikalisch sind sie nicht. Bei genauerem Hinsehen finde ich die verräterischen Spuren, die am schrägen, unmelodischen Bimmeln der Schneeglöckchen schuld sind. Kleine Nacktschnecken haben sich als Vorkoster betätigt!

Tagebucheintrag 08.02.25 – ” Es ist hirnrissig, was ich tue! “

Winterquartier der Molche – Galanthus ‘Godfrey Owen’ – das Frühlingsbeet in der Ahornecke am 08.02.25

Die kleinen Schnecken haben mich aufgeschreckt. Sie haben beileibe keinen Welpenschutz bei mir. Den braunen, langsam zerfallenden Flokati-Teppich aus den Blättern des Frauenmantels gewebt (Alchemilla mollis), rühre ich nicht an. Darunter überwintern zwischen Steinen meine Bergmolche. Hier wird erst geschnitten, wenn ich sie mit ihren orangen Bäuchlein wieder bei ihren Kamikaze-Tauchgängen im Teich auf der Jagd entdecke. Aber dem eigentlichen Frühlingsbeet rund um den japanischen Fächerahorn geht es jetzt an den Kragen. Ich bin zwar ein bekennender Frühlingsräumer, aber soll ich zusehen, wie von Januar bis März alle Galanthus-Blüten aufgefressen werden? Die großen Blätter von Helleborus und Heuchera schneide ich ab und reche das Moos vorsichtig heraus. Ich entdecke einige der kleinen Übeltäter. Wer weiß, was da sonst noch überwintert, denke ich und entsorge das Ganze nicht in der grünen Tonne, sondern lagere es ganz hinten in der Peripherie. Auch hinten habe ich Schneeglöckchen, aber robuste, große Tuffs stinknormaler G. nivalis. Ich weiß, ich bin nicht normal, aber immerhin, Ziel erreicht, es gibt keinen neuen Fraß an den kostbaren, frühen Glöckchen, wie man unschwer am gerade aufgeblühten makellosen Galanthus ‘Godfrey Owen’ sehen kann.

Rund um den Teich sieht es noch richtig wild aus.

Insgesamt schaut es im Garten gerade ziemlich wild aus. Kennt Ihr das, wenn Ihr aus irgendeinem Grund anfangt aufzuräumen und könnt dann nicht mehr aufhören? Ich kann, denn es kommt eine neue Wetterfront, die mich schlichtweg “kalt” erwischt.

Also blieb der Rest so, wie es in einem Naturgarten sein soll. Hübsch wild. Die Samenstände der Gräser (Plattährengras, Diamantgras, Miscanthus usw.) stehen immer noch und träumen vom letzten Sommer. Die Herbstanemone verteilt ihre weißen Wattebäuschchen, wenn die Rührung zu groß wird. Ich träume zwar von einer Vervielfachung der Schneeglöckchen- Primel- und Helleborus-Blüten, aber besser dekorative Fragmente des Vorjahres als ausschließlich erste Farbtupfer.

Tagebucheintrag 15.02.25 – ” Ich werd verrückt, ein Grünspecht ! “

Hallo Tagebuch, was soll das heißen, dass das Scheiß-Bilder sind? Das sehe ich selbst, aber es ist das Beweisfoto dafür, dass ich nach 24 Jahren Wurzerlsgarten zum ersten Mal einen Grünspecht bei mir entdeckt habe. Das heißt, es ist ein beinahe Beweis, ich versuche auch nicht aus dem Foto ein “Grünspecht Suchbild” zu machen. Der Grünspecht ist nämlich definitiv nicht drauf! Ich bin so elektrisiert vom Schreibtisch aufgesprungen, als ich ihn im Birkenstamm entdeckte, dass er schneller weg war, als ich auf die Kamera drücken konnte. Dumm gelaufen, aber ich habe zumindest Datum und Uhrzeit auf dem Foto für diese “flüchtige” Begegnung mit meinem ersten Grünspecht Gast für immer dokumentiert, äh, auch beinahe. Einige Tage später finde ich in der Wiese ungewöhnliche Spuren. Ob sie wohl vom Specht sein könnten, der endlich kapiert hat, dass mein Boden Kolonien von Ameisen anstelle von Humus beherbergt?

Tagebucheintrag 18.02.25 – ” Verdammt, ich will keinen Schnee mehr! “

Boah, ich bin stocksauer! Klar weiß ich, dass bei abnehmendem Mond die Temperaturen wieder nach unten rutschen, aber muss das im zweistelligen Minusbereich sein? Ich könnte dem Mann im Mond eine reinwürgen. Mein Füchslein hat sich sofort wieder zugedeckt und die Winterlings- und Schneeglöckchen-Gruppen unter ihm ermahnt vorsichtig zu sein. Prompt sind die in Gehorsamsstarre verfallen und das Knospenstadium wurde im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren. Bäh, ich will aber Frühling! Auf das dramatische Aufstampfen verzichte ich jetzt lieber, muss mich mal im “plüschologischen” Bereich umhören, ob ab 70 Jahren noch Trotzphasen angebracht sind.

Tagebucheintrag 20.02.25 – ” Heute muss ich über die Kranichinsel nachdenken “

Mein Vorgarten war immer ein sehr meditativer Bereich und erinnert mich an meine Liebsten. Jedes Gehölz darin zeigt den Charakter eines Familienmitgliedes. Die verbindenden Elemente sind ein Trockenbachlauf und eine der “Inseln der Glückseligen”. Ich habe mich für eine Kranichinsel entschieden, weil ich da ein aufstrebendes Element mittig platzieren konnte. Wäre es eine Schildkröteninsel geworden, hätte ich einen dekorativen, flachen Stein gebraucht. Da ich keine Lust darauf hatte täglich im Vorgarten zu “Ommen” und den Sand in Wellenform zu rechen, auch den Nachbarn dieses Schauspiel ersparen wollte, habe ich sozusagen “Dauerwellen” gemacht. Mit drei unterschiedlichen Körnungen wurden Kieskreise, von außen die Großen und innen die Kleinsten, ausgebracht. Das hat gut funktioniert und wurde von Nachbarkatzen auch nie als potenzielles Katzenklo eingestuft. Inzwischen hat sich dort aber eine derart dynamische Blackbox-Tätigkeit entwickelt, dass ich gerade heftig darüber nachdenke, die Eibensämlinge als Wasserpflanze “Tannenwedel”, die Akeleien als “Wasserakeleien” und die kleinen Farne als “Königsfarne” zu betrachten und alles einfach zu lassen, wie es kommt. Das tut der Liebe zu meiner Familie keinen Abbruch, stärkt aber die Position des einsehbaren Gartenteils als Naturbereich, gerade von der Straße aus. Seufz, ich werde auch nicht jünger, also ich schau mal, was sich da alles tut in diesem Jahr.

Tagebucheintrag 21.02.25 – ” Ich wache auf und es ist Frühling! “

Oh mein Gott, ist das schön! Ich bin nachts um 1 Uhr ins Bett gegangen, draußen ca. 9 Grad minus und aufgewacht bin ich, gut ich habe verschlafen, bei 9 Grad plus. Das steigerte sich bis jetzt, am frühen Nachmittag auf 12 Grad! Unfassbar, ich stehe mit offenem Mund und Kamera im Garten und drehe eine Runde nach der anderen. Immer wenn ich wieder auf der Terrasse stehe, habe ich das Gefühl, es wären schon wieder neue Blüten aufgegangen und ich pilgere erneut herum. Die Bienen haben es auch gleich kapiert, dass sie sich nicht mehr auf den Terrassentisch mit den Christrosen und den Primeln und Schneeglöckchen im Ahorneck beschränken müssen, sondern überall hinfliegen können. Der Garten ist aufgewacht.

Tagebucheintrag 22.02.25 – ” Liebes Tagebuch, das Leben kann so schön sein! “

Heute mache ich meine Hauptkontrolle, ob ich schon Winter-Schäden an den Pflanzen finde. Nein, es ist alles gut. Meine kleine Eibenhecke entwickelt sich prächtig und die Euphorbien stehen wie eine Eins. Auch alle anderen Winter- und Immergrünen haben sich tapfer bei diesen Temperaturschwankungen gehalten.

Dann mache ich noch ein letztes Erinnerungsfoto vom Rosenrondell, denn endlich ist Licht am Tunnel. Am 15. März wird Thomas voraussichtlich anreisen und meinen neuen Eisenpavillon mitbringen und aufstellen. Ich freu mich ganz fubbedoll darauf. Dieses leere Rondell habe ich seit dem 3.12.23 als Wunde empfunden und die “haltlos” nach oben ragenden Rosenstöcke als mahnenden Aufschrei, doch endlich etwas zu tun. Aber Rosenpavillons mit nur einem Eingang kann man in Deutschland nicht mehr kaufen. Es gibt sie nur mit zwei oder vier Durchgängen. Im März wird die Wunde geschlossen!

Mein Schweinchen ist überglücklich, dass es wieder weich auf den “Moos-Daunen” liegt und die Eisplatte vom Popospeck weg ist. Beglückt quiekt es mich an: “Hach, das Leben kann so schön sein”.

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5 Kommentare

  • Bina sagt:

    Liebes Wurzerl,
    ich war schon gespannt, wie du dieses Jahr an die jahreszeitlichen Betrachtungen in deinem Garten herangehen würdest und finde die Tagebuchform sehr gelungen. In vielem erkenne ich mich wieder und auch das Grünspechtfoto hätte von mir sein können, denn ich finde zwar häufiger die typischen Kuhlen im Rasen, aber treffe den Verursacher nie an, wenn ich mal in meinem Kleingarten bin.
    Genauso wie du (13 neue Sorten?!) bin ich keinesfalls galanthophil, aber seit deinem diesbezüglichen Beitrag zumindest galanthointeressiert. Und tatsächlich habe ich dieses Jahr unter meinen sehr vielen Schneeglöckchen (gewöhnliche Galanthus nivalis und einige ‘Flore Plenum’) einen Tuff mit hübschen, schüsselförmig gewölbten äußeren Blütenblättern, einen kleineren Tuff mit zarten gelbgrünen Streifen an den Spitzen und ein einziges kleines Glöckchen mit auffälliger Zeichnung an den inneren Blütenblättern (ähnlich ‘Fanny’) gefunden. Die kommen später alle in ein Extra-Beet.
    Ich wünsche dir einen wunderbaren Frühling und viel Freude demnächst an deinem neuen Rosenrondell!
    LG Bina

    • Das Wurzerl sagt:

      Vielen Dank liebe Bina, ja genau ich habe wohl einen, oder mehrere Vögel, sonst würde ich nicht solche Grünspecht-nicht-Fotos veröffentlichen, aber galanthophil sind wir nicht. Dann gehe ich mal auch auf die Jagd und schau mir die Normalos an, vielleicht werde ich ja auch fündig. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Erika Elferink sagt:

    Liebe Renate, wieder ein toller Bericht aus Deinem Garten. In Tagebuchform ist es eine sehr schöne Idee. Ich konnte in meinem Garten noch nicht viel machen (Zeit oder Wetter spielten nicht mit). Heute war ich zum ersten mal dabei, um Beet für Beet von dem nassen Eichenlaubteppich zu befreien. Blühen tut bei mir auch schon etwas, wie Winterjasmin, Skimie, Krokusse und Schneeglöckchen. Leider vermehren sich letztere überhaupt nicht bei mir, und Winterlinge sind erst gar nicht erschienen, keine Ahnung, warum nicht? Liebe Grüße Erika

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