Wurzerls Garten hat Probleme!
Wie schnell ist doch der Sommer davongelaufen! Auch der Garten ist mir davongelaufen! Mitte Juli war meine kleine Gartenwelt noch in Ordnung. Dann kamen die Sommergewitter, damit der ersehnte Regen, aber eben auch hunderte Wegschnecken, viele verblühte Stauden und Rosen, die vergeblich auf einen Remontier-Schnitt warteten und ein bei manchen Pflanzen fast beängstigendes Wachstum. Mein Blauregen wollte mal eben in der Garage nach dem Rechten sehen und schob in einer Woche einen 4 m Trieb quer über die Terrasse! Im Teich spielte das Hechtkraut “Invasion” und ich war durch schlimme Arthrose-Attacken zum Zusehen verurteilt und fand keinen Gärtner, der sich einmal durch meine wenigen 180 qm durchzukämpfen bereit war. Im Sozialwesen nennt man es “Pflege-Notstand”, ich nenne es genauso!
Ich will nicht auf die Gärtner schimpfen, aber es reißt immer mehr ein, dass sie nach der Frage, was zu tun ist, keine Zeit haben, wenn es um Stauden geht. 2000 qm Rasen mähen oder hundert Meter Hecke, da findet man sofort jemand, der behilflich ist.
Gut. Es ist, wie es ist. Mein Garten wird ziemlich wild in den Winterschlaf gehen, aber das macht nichts.
Neues Jahr, neues Garten-Glück. Vielleicht kann ich ja mal wieder irgendwann für ein paar Wochen eine Schere halten und benutzen. Dann wäre ja schon alles gut. Oder der Gärtner, der mir vor drei Wochen versprach zu kommen, steht tatsächlich am Montag um 8 Uhr vor der Tür. Ich lasse mich überraschen.
Für den August und September kann ich jedenfalls keinen Garten-Rundgang anbieten. Es ist momentan keine Freude hier spazieren zu gehen. Wenn ich meine Rosen ansehe, hier: Rosa ‘Sweet Pretty’, ‘Bright Eyes’, ‘The Dark Lady’ und ‘The Lady’s Blush”, dann konnte ich zwar im August noch diese Bilder machen, aber jetzt gibt es nur eine einzige Rose, die die Fahnen hochhält. Es ist der weiße Rambler am Rosenrondell ‘Guirlande d’Amor’, sie blüht unverdrossen. Auch die Knospenrose zeigt sich gut verzweigt und verfärbt. Alle Anderen bleiben wohl für den Rest des Jahres (zu Recht) mit den bereits gebildeten Butten stecken.
Aber auch ein noch so vernachlässigtes Areal hat seine kleinen Mosaiksteinchen der Freude und die zeige ich jetzt einfach, ohne viel Gedöns. Einen jährlichen Grund zur Freude gibt mir der Wasserkrokus. Ja, richtig “Wasserkrokus”!!! Ich fand einen kleinen Topf mit dieser Bezeichnung vor Jahren im Verkaufskiosk der Insel Mainau. Etwas vage war die Auskunft der Verkäuferin: “es ist halt ein Wasserkrokus”, meinte sie achselzuckend. Ich habe dieses unscheinbare Entlein mit nach Hause genommen und was wurde für ein Schwan daraus? Im geschlossenen Übertopf steht immer Wasser und winters steht der Wasserkrokus in der Garage. Nein, ich habe ihn in all den Jahren nicht einmal umgetopft und im Winter steht er auch etwas trockener. Jedes Jahr im August beginnt er sich zu regen und fängt an mich jedes Jahr mit immer noch mehr Blüten zu erfreuen, bis es Zeit wird ins Winterquartier umzuziehen. Inzwischen kenne ich auch den botanischen Namen Zephiranthes candida. Es ist wirklich ein Schätzchen, das ich nicht missen möchte.
Im Mixed Border am Teich dominiert im August und September die Farbe Weiß! Der halbgefüllte weiße Hibiscus syriacus löst die zu Ende gehende Blüte des Schneefelberichs ab. Miscanthus variegatus ist auf dem besten Weg zur Hochform, zum Blühen kommt er bei mir eher nicht.
Bis Mitte August war das Mixed Border noch ganz ansehnlich und ich freute mich auf die beginnende Phlox-Blüte. Dieser hatte noch das Glück den Chelsea Chop zu bekommen, aber auch die Schnecken haben das offenbar als Glück angesehen.
Zu meinem Leidwesen machten sich die Schnecken so über meine Phloxe her, dass ich dachte, ich hätte sie gerade erst im letzten Herbst gesetzt.
Schneckenresistent und mit langer Blühzeit dagegen erfreut mich jährlich der Blutweiderich und das filigrane Laub des Fächerahorns.
Es gäbe auch drei Neuzugänge im Garten, wenn ich sie nur schon in der Erde hätte! Rudbeckia ‘Goldsturm’, Caryopteris ‘Blue Cloud’ und das Helenium autumnale ‘Mariachi’ aus der ‘Fuego’ Serie heißt dieses Trio, das sich noch etwas auf einen festen Platz gedulden muss.
Das viel zu warme September-Wetter hat den Herbst schon herbeigerufen. So rieselt bereits das goldene Laub von der Birke und der Wilde Wein legt heftig Rouge auf. Das Brandkraut (Phlomis) zeigt schon seinen attraktiven Samenstand, der sich oft braun verfärbt, bis ins Frühjahr zeigt. Der Farn wird nicht so lange aushalten und die verschiedenen Blattschmuck-Stauden wie die Knöterich-Gewächse streben auf einen farblichen Höhepunkt zu, um sich dann ebenso im ersten Frost zurückzuziehen.
Das Füchslein an der Bachquelle äugt aufmerksam durch den Garten, es sind ihm zu viele Nachbarskatzen hier unterwegs. Das stört seine gefiederten Freunde.
Der Akanthus hat schön geblüht und die Samenstände werden wieder ansehnlich werden. Aber die Eichblatthortensie wird dieses Jahr keine Blüten mehr bekommen. Der Gartenwächter denkt wohl, es ist schon wieder Fasching, jedenfalls gefällt er sich als einäugiger Pirat.
Campanula trachelium, die nesselblättrige Glockenblume, hat mir dieses Jahr besonders viel Freude gemacht. Sie hat sich nicht nur gut vermehrt, sie blüht auch unermüdlich seit Juli und hat erst vor kurzem gesagt: “so für diesmal ist ausgebimmelt”.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer, drückt mir bitte die Daumen, dass der Gärtner am Montag kommt und wenigstens noch Schadensbegrenzung vor dem Winter macht.
14 Kommentare
es tut mir sehr leid, liebe Renate, dass du nicht in deinem Garten arbeiten kannst, (ich konnte es auch 2 Jahre lang nicht, und weiß, was es bedeutet). Natürlich drücke ich dir beide Daumen, das dein Gärtner kommt und alles zu deiner Zufriedenheit erledigt.
Trotzdem war es wieder ein schöner Bericht aus deinem Garten. Ich wünsche dir gute Besserung, liebe Grüße Erika
Liebe Erika, am Montag und Dienstag war der Gärtner tatsächlich 1 1/2 Tage da und hat das wichtigste gemacht. Ich konnte in Ruhe für ein paar Tage wegfahren.
Ich kenne das Renate.. Bei der Größe hier ist es manchmal auch nicht alles im Top Zustand… Aber die Tiere sind begeistert…Liebe Grüße
Kicher, genau, denen kann es gar nicht wild genug sein.
Liebe Grüße Wurzerl
Liebe Renate ich merke nicht, dass drechselten ohne Gärtner war oder ist. Schön wie sonst auch
Na ja, ich habe die schlimmen Stellen nicht gezeigt, liebe Christa
Liebe Renate, ich habe ihn ja nun gesehen, deinen Dornröschen Garten, aber man spürt dein Herz in deinen 180qm… das schlimmste wurde nun gemacht und im Frühjahr geht’s von vorne los.
Genau, liebe Ulrike, für Teich ausräumen und verschiedene Schnitte ist es zu spät. Aber die Pflanzen sind alle in der Erde, man kann wieder ungehindert die Wege gehen und der Blauregen hat seinen Versuch aufgeben müssen, durch die Garage zu wandern.
Gute Nacht Wurzerl
Dein Stichwort “Pflegenotstand” hat es mir angetan liebe Renate. Genauso ist es mir in diesem Sommer auch ergangen. Und wenn ich sehe, was die Gartenbau Firmen in den Nachbargärten anrichten, möchte ich keine davon engagieren. Aber wie Du so schön schreibst: “auch ein noch so vernachlässigtes Areal hat seine kleinen Mosaiksteinchen der Freude”. Und Deins hat eine Menge Mosaiksteinchen und Juwelen der Freude. Ich wünsche Dir, dass der Gärtner nicht nur Montag kommt sondern sich auch als wahrer Gartenfreund und Staudenexperte entpuppt .
Liebe Marie Christine, was für eine große Freude, Dich zu lesen. Ich schreibe es kurz und schmerzlos: Der Gärtner war am Montag da, es war zufriedenstellend. Ich war sehr froh, dass das Allerwichtigste passiert ist. Aber noch viel mehr froh bin ich, von Dir zu lesen und anzunehmen, dass es Dir wieder gut? sehr gut? geht, das sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Ich wünsche Dir ein schönes langes Wochenende. Dein Garten kann warten – die Gesundheit nicht.
Wurzerl
Trotz Nichtgärtner ein kleines feines Paradies. Traumhaft schön fotografiert liebe Renate
Der Nichtgärtner dankt liebe Christa, schönen Sonntag, Wurzerl
Well done, my dear. Sehr kurzweilig, auch für komplette Garten-Laien.
You are welcome! Wurzerl