Gartenspaziergang im April mit neuen Impressionen aus Wurzerlsgarten
Es heißt ja immer so schön: “April, April, der weiß nicht was er will.” Nun, das hat er sich diesmal wohl mit dem März geteilt: Sonne, Schnee, Hagel, Gewitter, Kälte, Wärme, von Mitte März bis Mitte April war wirklich alles denkbare an Wetter-Kapriolen in unseren Gärten unterwegs.
Für einige Stauden bedeuteten die Februar-Temperaturen von 15 Grad + und April-Kälte von 15 Grad – das schlichte Aus. Gehölze sind ebenfalls viel zu früh ausgetrieben und jetzt im April spüren wir die Auswirkungen. Bei meinem Federbuschstrauch (Fothergilla) und Blauregen (Wisteria) sind die Blühknospen-Ansätze wieder einmal einfach steckengeblieben. Auch für die Vögel, Amphibien, Igel und Insekten im Garten war es ein heftiger Stressmonat.
Nun versuche ich das mit sehr viel Zuwendung und Präsenz im Garten wettzumachen und möchte Euch gerne mitnehmen zu einem April-Spaziergang und Euch meine Gartenimpressionen dieses Monats zeigen.
Der Vorgarten
War früher im Vorgarten stets mein geliebter Waldsauerklee der erste Glücksbote des Frühlings, so ist er von einem unverschämten Lerchensporn ausgebotet worden, der sich seit einigen Jahren sehr vermehrt hat und bereits im März blüht. Trotzdem ist mein “Drei-Blatt-Glücksklee” jährlich eine Freude, eine Woche nach seinem Aufblühen ist nämlich mein Vorgarten in die kitschigen rosa Wolken der hängenden Zierkirsche eingehüllt. Amüsiert habe ich mich beim Fotografieren der Anemone nemorosa ‘Blue Eyes’, meiner Lieblingsanemone mit dem entzückenden violettblauen Kränzchen. Sie hat ihre Blüh-Scheibe so eifrig mit Blüten-Blättchen vollgestopft, dass man ihr blaues Auge dieses Jahr gar nicht erkennen kann. Aber es warten noch einige Knospen auf das Aufblühen, wer weiß?
Der Federbuschstrauch, Fothergilla major, wird wohl erst später Leben in den Blättern zeigen, die Blüten, die ihn jetzt eigentlich schmücken sollten, sind erfroren. Dafür zeigt daneben der Fächerahorn, Acer palmatum, bereits seinen frischen Blattaustrieb, darauf freue ich mich jedes Jahr. Der panaschierte Buxus ist gleich zweimal im Vorgarten vertreten. Die beiden Sträucher warten auf den Friseur. Sie sind kerngesund, obwohl ich den Vögeln im Vorgarten kein Futter anbiete. Von Frühling bis Herbst füttere ich ja die getrockneten Mehlwürmer nicht im Vogelhaus, sondern streue sie direkt auf meine Buchs-Kugeln, -Kegel und -Mäuerchen. Das war bis heute sehr hilfreich gegen den Buchsbaumzünsler und seine Raupen. Sie kommen zwar immer wieder mal vorbei, können sich aber im Garten nicht halten. Im Vorgarten habe ich nur die beiden Panaschierten und mir fällt ein, dass diese wohl nicht so gefährdet sind, wie die rein grünen Sorten des Buxus. Das Akeleien-Beet unter der Zierkirsche sieht vital und gesund aus, darüber bin ich sehr froh.
Terrasse , Wisteria-Ecke und Steingarten
Corydalis cava, hohler Lerchensporn, Anemone blanda ‘Charmer’ – Osterdeko auf der neuen Sitzgarnitur – Lathyrus vernus, Frühlings-Platterbse
Im hinteren Garten ist es noch sehr ruhig, das Gartenwasser ist noch abgestellt und so laufen weder der Bachlauf hinten, noch der Brunnen neben der Terrasse. Alles was empfindlich ist, wie die historischen Pelargonien oder Dysosma ‘Spotty Dotty’, ein Maiapfel, ist inzwischen aus der Garage hinausgewandert auf die Terrasse.
Auf meiner Terrasse gibt es eine Neuerung. Ich hatte ja einen sehr schönen großen runden Steintisch für 6 Personen mit den dazu passenden Stühlen. Immer wieder ging mir diese Sitzgruppe auf den Geist. Wann habe ich schon 5 Besucher? Also wurde die Hälfte der Stühle oben in der Garage deponiert. Aber, nun sah das mit dem großen Tisch und den 3 Stühlen doof aus. Dazu kam, dass ich den schweren Tisch alleine gar nicht heben konnte und die lieben Vögel mochten es sehr gerne, sich auf die Stuhllehnen zu setzen und … . Nein, ich wollte das einfach nicht mehr, also schenkte ich die hochwertige Sitzgruppe meinen Freunden. Dafür zog kurze Zeit später ein neuer kleiner, gut händelbarer Tisch mit zwei filigranen Stühlen bei mir ein. Meine Freunde hatten sie im Internet gefunden und schenkten sie mir im Gegenzug. Kommt nun tatsächlich mal wieder Besuch, dann habe ich ja noch die Sitzgruppe mit 4 Stühlen im Rosenrondell, die kann ich auch zur Not auf die Terrasse tragen. Also alles gut und ich nun zufrieden, die Vögel respektieren die filigranen Möbel auch und so darf die Osterdeko noch bis heute auf der Terrasse bleiben.
Mein Steingarten ist dieses Jahr sehr zögerlich zum Leben erwacht. Im März waren lediglich einige Kissenprimeln, Krokusse, eine Lenzrose und meine geliebten kleinen Netz-Iriden am Blühen. Inzwischen sind die frischen kleinen Austriebe der Euphorbien, der Alpen-Löwenzahn und meine geliebte Kuhschelle, Pulsatilla vulgaris ‘Rubra’ aufgeblüht.
Abies koreana ‘Kohouts Icebreaker’, Eissilberne Zwerg-Lockentanne – Corydalis solida subsp. transsylvanica, Gefingerter Lerchensporn – Larix decidua, Europäische Lärche
Immer noch sind die Pflanzen drei Wochen zurück. So fängt die Tulipa clusiana ‘Lady Jane’ seit gestern erst zu blühen an und die Alpenrose ist gerade mal zaghaft weinrot angehaucht, sie wird erst im Mai aufblühen. Dagegen hat sich mein Hexenbesen Larix decidua, die kleine europäische Lärche mit frischgrünen Nadeln geschmückt. Die Zwergkiefer und die Ulme stehen auch gut da, allerdings haben sie im letzten Jahr kaum Zuwachs bekommen. Die Eissilberne Zwerg-Lockentanne, Abies koreana ‘Kohouts Icebreaker’ ist einfach 12 Monate im Jahr der große Hingucker im Steingarten. Aber klar, ich liebe alle meine 5 Hexchen.
Von der Hütte , die Peripherie entlang bis zum Rosenrondell
Polygonatum multiflorum, Salomonssiegel – Hepatica transsylvanica, Siebenbürger Leberblümchen – Narcissus cyclamineus ‘Tête à Tête’, gelbe Osterglocke
Im Beet der Hüttenecke gab es nach den weiß rosa Frühlings-Alpenveilchen im März das Schauspiel vieler verschiedener blauer, weißer und rosafarbener Leberblümchen, Hepatica in Sorten, die jetzt nur noch vereinzelt aus ihrem Blätterwald herausleuchten. Normalerweise würde jetzt das Salomonssiegel, Polygonatum mulitflorum, weiß blühen, aber es hat dieses Jahr bis zum Monatsende gerade mal einen Austrieb von ca. 20 cm Höhe geschafft. Das ist ein sehr auffallendes Entwicklungs-Stadium, denn die oben geneigten Blattknospen, die noch in Hüllblättern versteckt sind, wirken auf mich wie Kobras, die auf die Bewegungen des indischen Flötenspielers hin, aus ihren Körben herauszüngeln.
Ende März bekam ich von meinem Freundeskreis wunderschöne Blumensträuße, aber auch Schalen und Töpfe zum Geburtstag geschenkt. Auch wenn man den April wettertechnisch nicht als gelungen bezeichnen konnte, so hatten die Kälteeinbrüche den Vorteil, dass sie bei vielen Geophyten im Garten die Blütezeit verlängerten. So sind meine Narcissus cyclamineus ‘Tête à Tête’ im Kübel auf ein provisorisches Mäuerchen an die Hütte gewandert und sie sind immer noch genauso schön, wie die Schalen und Körbe, die sich auf der Teakholzliege und der Terrasse räkeln.
Normalerweise würde mich am Bachlauf im April das leise “Hallo” des fließenden Bächleins begrüßen, aber wie schon 2020 wird es auch dieses Jahr Mai, bis mein Wässerchen wieder murmelnd den Hügel hinunter mäandert. Aber am Bachhügel sind die Lenzrosen wie Helleborus x hybridus und die vielen eigenen Sämlinge noch in Hochform, sie waren auch verspätet dran mit dem Blühbeginn. Der Einfallswinkel der Sonne ist inzwischen so schön, dass sie auf dem Hügel besonders gut zur Geltung kommen.
Ich schaue im Rosenrondell nach dem Rechten. Das Türkentauben-Pärchen beobachtet mich dabei von der Birke aus. Die Rhododendren hinter dem Rondell zeigen noch ihr ruhiges Grün, auch sie haben sich verspätet, die Knospen sind da, aber es sind noch nicht einmal die Farben erkennbar. Trotzdem blühen sie ganz sicher vor den ersten Rosen auf. Denn im Rondell herrscht noch Kahlheit. Das führte dazu, dass ich erst jetzt Ende April die Rosen schneiden kann, erst jetzt schwellen die Knospen und erstes Blattgrün ist zu sehen. Zu Füßen der Knospenrose hat sich ein kleiner Kreis mit gefüllten weißen Anemonen ausgebreitet, die jetzt gerade anfangen zu blühen. Nun ja, ein wenig blühende Dekoration auf dem Tisch bringt Farbe und Leben in das Rosenrondell. Seine Zeit wird bald kommen.
Das Paradiestor mit dem Teich-Mixed Border bis zur Ahornecke mit dem Frühlingsbeet
Einer der schönsten Gartenmomente im Frühling ist für mich der Zeitpunkt, wenn die kleine frühblühende Zierkirsche, Prunus incisa ‘Kojou-no-mai’ zu blühen beginnt. Leider war der Blühbeginn von Schneefall begleitet, soviel Weiß im April will keiner. Die Fotos sind vom 10.04.21 und vom 20.04.21.
Ein Blick in die Wiese zeigt mir, dass die Geophyten-Blüh-Folge (die Reihenfolge der aufblühenden Frühlings-Zwiebelblüher) jetzt mit den weißen Strahlen-Anemonen, Anemone blanda ‘White Splendour’, ein Ende findet, aber dieses Jahr fangen sie erst Ende April zu blühen an. Trotzdem setzen sie, wie immer, den Schlussakkord der Zwiebelblüher, wenn man von einigen aus den Beeten ausgebüxten Allium absieht.
Die Frühlings-Blüher sind alle gut gekommen, sie haben vom eher trockenen Boden wohl profitiert. Allerdings, der Lerchensporn, Corydalis cava, der vorletztes Frühjahr ein dickes breites Band durch die Wiese gezogen hat, letztes Jahr nur vereinzelt in der Wiese zu sehen war, war dieses Jahr schwer am Vormarsch und hat teilweise die Elfenkrokusse zurückgedrängt. Auf dem Foto sieht man das Ende der Blumenwiese, den Akeleien Walk. Er hat unter dem Mehltau vor 3 Jahren am meisten gelitten, es sind nur wenige Pflanzen darin, aber die Narzissen und Muscari haben sich gut erholt. Ich werde ihnen noch Verstärkung anbieten, sobald die Blätter der Geophyten, die jetzt in den Schalen und Körben blühen, eingezogen sind.
Während ich einen besorgten Blick in den Teich werfe, er muss dringend ausgeräumt werden, bevor der Bach angestellt wird, betrachte ich die Narzisse ‘Apricot Whirl’, eine Spaltkronen-Narzisse, freue mich, dass endlich eine besondere Euphorbie im Herbstbeet bei mir erfolgreich durch den Winter gekommen ist und laufe zu meiner Lieblingsstelle im Frühlingsgarten weiter, wo mir schon die Helleborus x hybridus ‘Cerise’, eine dunkle, halbgefüllte Lenzrose, entgegenlacht.
Mein April-Spaziergang nähert sich dem Ende, ich bin am Ahorneck angekommen. Dort ist mein Frühlingsgarten untergebracht, schön vom Frühstücksplatz im Wintergarten aus einzusehen. Primula vulgaris, die Stängellose Schlüsselblume und Chionodoxa luciliae, der Gewöhnliche Schneestolz geben jetzt den Ton an. Wenn das Weiß von Leucojum und Galanthus sich zurückzieht und dafür die Chionodoxa ihren blauen Schleier über die vielen Primeln werfen, dann ist farblich für mich die schönste Stimmung im Frühlingsbeet. Aber, es läutet auch die Ruhezeit ein, denn der Austrieb des japanischen Fächerahorns, Acer palmatum ‘Dissectum Atropurpureum’, der mich jedes Jahr aufs Neue begeistert, steht kurz bevor. Bald wird ein grünroter Blattschirm das Beet in die Ruhezeit schicken und die Pflanzen können Kraft tanken für einen neuen Spätwinter und Frühling.
Tulpenknospen sehe ich schon eine ganze Reihe, aber sie werden erst im Mai aufblühen. Das bedeutet, der April gehört unangefochten den Narzissen und Helleborus als Leitpflanzen. Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt, vielleicht sind da die meisten Tulpen schon verblüht und die Stacheldraht-Rose blüht bereits? Wer weiß, was sich die Natur als Garten-Regisseur ausdenkt. Ich freue mich indes schon auf den nächsten Monat. Dann kommt die Zeit meiner Ballett-Tänzer, die Elfenblumen und die Akeleien haben dann ihren großen Auftritt.
6 Kommentare
Guten Morgen liebe Renate ein wunderbarer Spaziergang durch deinen Park😊, dieser Eindruck kommt durch deine Beschreibung und schauen der schönen Bilder. Ich teile deine Meinung über „ soviel Weiß im April will keiner“ das hält mich auch davon ab weiße Tulpen oder Hyacinthoides hispanica weiße Hasenglöckchen zu wählen. Nun wünsche ich dir einen schönen Tanz in den Mai hinein. LG aus Ostfriesland deine Erna
Liebe Erna, ich tanze am Montag Abend, da wird voraussichtlich mein Bachlauf wieder plätschern, darauf freue ich mich sehr. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ein wunderbarer Spaziergang durch dein schönes Gartenreich. Ich liebe den Frühling, denn täglich bringt der Garten neue Überraschungen hervor.
So ist es liebe Gertrud und jetzt zum Monatsende haben sich schon viele Sträucher ein hellgrünes Cape umgehängt, Bäume wickeln sich in weiße und rosafarbene Blütenwolken und die Rosenknöpfe schwellen und entlassen die erste kleinen Blätter in die Freiheit. So viel Verheißung – jetzt freue ich mich auf den Mai. Auch wenn ich Ostfriesland für einen Besuch in der letzten Mai-Woche wieder gestrichen habe. In unseren eigenen Gärten finden wir doch momentan die beste Erholung und der Garten freut sich über die vermehrte Zuwendung.
Schönes Wochenende für Dich Wurzerl
sehr schön, wie immer, ein Spaziergang in Deinem Garten liebe Renate. Ich genieße ihn immer sehr.
Danke, ist es nicht schön liebe Erika, dass wir trotz “Lockdown” gemütlich miteinander durch den Garten schlendern können? Ich habe mich auf jeden Fall über Deinen Besuch gefreut und wünsche Dir ein schönes Wochenende. Wurzerl