16 Wurzerls Weihnachtskrippe

Wurzerls Weihnachtskrippe

Der Heilige Abend steht unmittelbar bevor und Wurzerl trifft die letzten Fest-Vorbereitungen. Sie weckt die Blumenelfe aus ihrem Schönheitsschlaf und holt mit dem Zwobel, wie jedes Jahr, die Christrose als schönsten Schmuck für ein paar Tage in den Wintergarten.

Das gemeinsame Essen vor der Bescherung verläuft etwas unruhiger als sonst. Wurzerl weiß warum und lächelt nur geheimnisvoll. Kaum ist der Nachtisch gegessen, bricht es aus dem Zwobel heraus. „Wurzerl, warum hast Du dieses Jahr die Krippe nicht aufgestellt? Ich mag sie doch so sehr, weil die Figuren noch ein wenig kleiner sind als ich. Jetzt habe ich mich völlig umsonst mit meinem kleinen roten Feuerwehr-Auto abgeschleppt, um das Christkind zu beschützen. Was ist denn los?“

Wurzerl nickt bedächtig und sagt: „ich mache uns noch eine Runde Kakao und Weihnachts-Tee, dann erzähle ich Euch die diesjährige Weihnachtsgeschichte“:

„Ein Weihnachtsfest ohne Krippe war in meinem Elternhaus undenkbar. Jahrzehnte wurde die große Krippe mit den jährlich mehr werdenden Figuren aufgestellt. Es war für mich als Kind immer ein Vorweihnachtsfest, wenn ich mit Mama auf den Kripperlmarkt in München ging und eine neue Figur aussuchen durfte.

Meine alte Krippe aus der Kindheit.

Meist entschied ich mich für Schafe, Wölfe oder Hirtenhunde. Aber Mama erklärte mir, wie wichtig auch Menschen in der Weihnachtskrippe sind. Also wurde die Krippe keine reine Tiermenagerie, es kamen dann auch die Hirten und die Heiligen Drei Könige dazu.“

Wurzerls Krippe aus der Kindheit

Wurzerl muss lachen, als sie an die jährlich wiederkehrende Einkaufsrunde mit ihrer Mama zur Erweiterung der Krippenfiguren denkt, und sie ist mit den Gedanken plötzlich viele Jahrzehnte zurück. Damals gab es nicht viel Auswahl an Spielzeug. Die Vorstellung, was gewesen wäre, hätte es im Spielzeug-Stand neben dem Krippen-Stand auf dem Christkindlmarkt seinerzeit schon rosa Einhörner und grell bunte Micky Mouse Figuren gegeben, amüsiert sie ungemein. Gott sei Dank kam das alles erst später, so blieb die Krippe auch von Dinosaurier-Krippen-Besuchern und Roboter-Hirten verschont. Ein Spiderman als Engelersatz hätte bestimmt das tapferste Christkindl erschreckt. Nicht auszudenken, welche Dramen sich da beim Kauf einer neuen Krippenfigur hätten abspielen können. Allein der Versuch, für die Krippe das „Bambi“ aufzutreiben, das Wurzerl als ersten Disney-Film im Kino gesehen hatte, scheiterte am schlichten Nichtvorhandensein eines solchen. Aber immerhin fand Mama einen stattlichen Hirsch, passend zu den anderen Krippenfiguren in der richtigen Größe. Auch kleinen Mädchen wird in der Weihnachtszeit Toleranz abverlangt; selbst wenn sie nicht verstehen, dass Papa Hirsch ja auch mal ein Bambi war.

Nach diesem gedanklichen Abschweifen erzählt Wurzerl weiter:    

„Der Aufbau der Krippe begann immer am 1. Advent. Alles wurde an seinen Platz gestellt. Nur das Christkind fehlte und ich sah es immer erst zur Bescherung am Heiligen Abend. Besonders schön fand ich immer das Ritual mit den Heiligen Drei Königen. Sie wurden mit dem Kamel und dem Elefanten schon am 1. Advent mit aufgestellt, aber in einer ganz anderen Wohnzimmer-Ecke. Jeden Tag durfte ich erst die Könige 5 cm näher zur Krippe schieben, dann in meinen Adventkalender schauen. Am Heiligen-Drei-Königs-Tag erreichten sie dann mit ihren Gaben den Stall. Als Kind war ich immer sehr unzufrieden mit den Geschenken der Weisen.

Die Krippe aus Wurzerls Kindheit

Ist es klug, einem Baby Gold zu schenken, wenn es ein warmes Bettchen braucht? Was soll es mit Weihrauch und Myrrhe? Abgesehen davon, dass ich mir darunter nichts genaues vorstellen konnte, hätte ich mir einen Schweinsbraten mit Knödel für den Josef und einen dicken warmen Mantel für die Maria als viel sinnvoller vorstellen können. Meine praktischen Überlegungen traten immer dann in den Hintergrund, wenn Mama zu räuchern begann und mit Kreide über die Haustüre “19-C+M+B-60” zu schreiben begann. Die beiden letzten Zahlen änderten sich als Einziges jährlich, das war dann irgendwann nicht mehr spannend für mich.

Die handgeschnitzte Holzkrippe meiner Eltern.

Eines Tages, ich war schon erwachsen, bekamen meine Eltern von meinem Cousin eine kostbare Holzkrippe mit wenigen geschnitzten Figuren geschenkt. Als sie das erste Mal aufgestellt wurde, musste ich böse schlucken, als ich “meine” Krippe nicht unter dem Christbaum fand. Kurz darauf habe ich Dich liebe Blumenelfe und Deine Freunde kennengelernt und bin zu Euch gezogen. Als ich das erste Mal nach meinem Umzug am Heiligen Abend zu meinen Eltern fuhr, sah ich meine geliebte Krippe wieder nicht unter dem Christbaum stehen, es war wieder die neue Holzkrippe da, die inzwischen um einen Hirten und 2 Schafe angewachsen war. Allerdings stand ein großer Umzugskarton gepackt im Flur und ich durfte “meine” Krippe mit zu Euch nach Hause bringen. Seitdem haben wir unsere Krippe hier jedes Jahr an Weihnachten im Wintergarten.“ „Aber nicht in diesem Jahr“, schmollt der Zwobel erneut.

Das Strohdach der Krippe ist von der Mäusemutter entdeckt worden.

Wurzerl erzählt lächelnd weiter: „Vor ein paar Tagen, als ich die Umzugskartons mit dem Weihnachtsschmuck aus dem Speicher hervorholte, sah ich etwas, das mich sehr berührte. Gleich beim Öffnen fiel mir auf, dass das Strohdach der Krippe zum Teil fehlte. Als ich sie aus dem Karton herausheben wollte, glaubte ich, nicht recht zu sehen. Das Stroh vom Stalldach liegt an der Stelle, wo normalerweise das Christkind platziert ist. Eine Maus war ausgerechnet in diesen Umzugskarton gekrabbelt und hatte dort ihre Kleinen zur Welt gebracht. Die Mäusekinder liegen auf dem Stroh, mit dem der Boden belegt ist. Wie die Mäusemama ausgerechnet in den Umzugs-Karton mit der Krippe gekommen ist, das grenzt schon ein Weihnachtswunder. Aber Ihr versteht jetzt hoffentlich, dass ich die Krippe unter diesen Umständen nicht in den Wintergarten bringen konnte?“

Jetzt geht es aber ziemlich durcheinander. Während der Zwobel fragt, ob die Mäusekinder schon die Augen geöffnet haben, möchte die Blumenelfe wissen, ob das Wurzerl auch daran gedacht hat, der Mama eine Stärkung in die Krippe zu legen. Das Gespräch dreht sich nur noch um die Mäusefamilie und Alle die im Wintergarten versammelt sind, vergessen vor Begeisterung ganz, dass sie doch eigentlich enttäuscht waren, dass die Weihnachtskrippe dieses Jahr nicht aufgestellt worden war. Wurzerl aber stellte 6 lustige Weihnachtsmäuse zur schon vorhandenen Dekoration dazu. So konnten sich Alle auch künftig an das denkwürdige Jahr erinnern, als die kleine Mäusefamilie in der Weihnachtszeit die Herberge des Jesuskindes belegt hatte.  

Wurzerl, die Blumenelfe und der Zwobel wünschen Euch noch viel Zauber und Besinnlichkeit an den restlichen Adventtagen und ein Weihnachts-Fest voller Freude und Innigkeit.

Wurzerls Terrasse im Weihnachtsrausch.
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