Weltvogelpark Walsrode, Lüneburger Heide

Inkaseeschwalbe, Larosterna inca, Walsrode

Inkaseeschwalbe, Larosterna inca, Weltvogelpark Walsrode

Ankommen im Vogelpark Walsrode

Der Vogelpark in Walsrode wurde 1962 in der Lüneburger Heide als private Zucht von Fasanen und Wasservögeln vom Walsroder Kaufmann Fritsch Geschke gegründet. Der Park expandierte schnell und erlebte wirtschaftliche Höhen und Tiefen. Auf dem 24 ha großen Gelände leben inzwischen etwa 4000 Vögel aus 650 Arten. Der Park beherbergt Vögel aus allen Kontinenten und Klimazonen der Welt und ist damit der weltweit größte Vogelpark. 2010 wurde er in “Weltvogelpark Walsrode” umbenannt.

Kleine Teichlandschaft nach dem Eingangsbereich, Vogelpark Walsrode

Der Vogelpark befindet sich auf einem sanft nach Süden zum Rieselbach hinabfallenden Hang und besteht aus einer Vielzahl von Innen- und Außenvolieren sowie Freigehegen. Eine der Stärken des Parks ist der behutsame Umgang mit dem Gelände und ein präsenter Bezug zur Landschaft des Einzugsgebietes Hamburg. Die weitläufigen Grünflächen sind abwechslungsreich und botanisch anspruchsvoll gestaltet. Die Innen- und Außenvolieren, Freigehege und Freiflughallen nehmen Bezug zu den jeweiligen Regionen und Erdteilen, aus denen die gefiederten Park-Bewohner stammen.

In den neueren Teilen des Vogelparks ist man bemüht, die natürliche Umwelt der Vögel nachzubilden. Hier in den älteren Bereichen dagegen, finden sich Wald- und Park-Landschaften, die geprägt sind von Rosen- und Rhododendron-Anpflanzungen und wenigen Staudenbeeten.

Dreifarben-Glanzstar, Lamprotornis superbus – Hauben-Seidenkuckuck, Coua cristata – Purpur-Glanzstar, Lamprotornis purpureus

In den zwei ersten Volieren leben Mandarinenten, chinesische Nachtigallen, Diamantfasan, Perlhalstauben, Chinabuschwachteln, Vietnamfasane, Pagodenstare mit weiteren Asiaten. Die erste Voliere „Reich der Mitte“ hat einen Durchgangsbereich, mit einem Teich und dort kann man die Vögel gut beobachten. Die etwas Scheueren in der zweiten Voliere, bekommt man nur zu Gesicht, wenn sie das möchten. Die einzelnen Gehege beinhalten viel Grün, gehen weit nach hinten und haben Rückzugsmöglichkeiten nach innen. Aber keine Sorge, bei insgesamt 4000 Vögeln gibt es genug für Alle zu bestaunen.

Goldbrusttaube, Callicolumba rufigula – Bronzefruchttaube, Ducula aenea paulina – Spitzschopftaube, Ocyphaps lophotes

Die darauffolgende „Europäische Ecke“ ist das Zuhause für Raubwürger, Tannenhäher, Blauelstern, Rosenstare, verschiedene Tauben, Bluthänfling und viele andere Vögel. Es schließen sich hier Wiesenanlagen und Wasserflächen mit viel Platz für Stelzvögel, wie Störche und Kraniche an.

Die Freiflächen sind sehr ansprechend angelegt und ich erlebe bei meinem zweiten Besuch im April den frischen Blattaustrieb. Auf einem kleinen Tümpel schwimmt unbekümmert ein Pelikan. Er sollte eigentlich gleich in der Flugshow die Besucher beeindrucken, aber heute hat er keine Lust. Genauso relaxt sind die Störche, die sich so sicher fühlen, dass sie gleich hinter dem Graben ein Bodennest gebaut haben.

Mandschurenkranich, Grus japonensis – Brolgakranich, Grus rubicunda – Schwarzhals-Kranich, Grus nigricollis

Die Kraniche sind im Siesta-Modus. Federpflege, oder meditativ auf Beute zu warten, entspricht ihrer angeborenen Geduld. Tatsächlich wirkt das ansteckend, ich sollte jetzt eigentlich an das Südliche Parkende gehen. Dort lebt die einzige in Walsrode gehaltene Pinguinart, die Humboldtpinguine. Ich verpasse sie allerdings, weil ich eine Teichanlage mit einem im Fachwerkhaus-Stil erbauten Stall vor mir sehe.

Zwergschwan, Cygnus columbianus bewickii -Stall mit Fischreihern, Ardea cinerea – Schwarzhalsschwan, Cygnus melanocorypha

Insgesamt sind rechts und links vom Fluss Böhme 12 kleine und größere Gewässer wie in einer doppelten Perlenkette aneinandergereiht. Für Wasservögel ist das ein El Dorado. Die Pinguine, Pelikane, Schwäne, Kraniche, Reiher, Flamingos, Enten und Gänse leben hier in paradiesischer Eintracht, haben aber jeweils Stammquartiere, an denen sie sich besonders wohl fühlen. Ich habe leider keine Zeit, alle Gewässer abzulaufen, auch in die mittelalterlich anmutende Uhu-Burg gehe ich nicht hinein. Das muss ich unbedingt noch nachholen, ebenso wie einen Besuch im Welli-Paradies, einer begehbaren Voliere für Wellensittiche.

Schuhschnabel, Balaneniceps rex – Afrikanischer Strauß, Struthio camelus – Schwarzer Kronenkranich, Balearica pavonina

Ich laufe an den Paradiesvogel-Volieren vorbei und schaue mir die Gehege für den Schuhschnabel, Strauß und die Kronenkraniche an. Dann erreiche ich die große Freiflughalle, die aus zwei Teilen besteht. Als erstes gehe ich durch die Dünenlandschaft mit Wellenanlage.

Weißer Sichler, Schneesichler, Eudocimus albus – Stelzenläufer, Himantopus himantopus – Schwarznacken-Stelzenläufer, Himantopus mexicanus

Als waschechte Münchnerin fasziniert mich diese Dünenlandschaft mit Graumöwen, Inkatrielen, Stelzenläufern, Inkaseeschwalben und verschiedenen Enten natürlich genauso, wie der weitläufigere, grüne Teil, in dem hauptsächlich südamerikanische Vogelarten leben.

Rosalöffler, Platalea ajaja – Roter Sichler, Scharlachsichler, Eudocimus ruber – Mähnenibis, Schopfibis, Lophotibis cristata

Die Roten Sichler finde ich besonders attraktiv, ich habe überhaupt eine Schwäche für große Vögel. Aber auch die anderen Bewohner der Freiflughalle mag ich sehr. Für den Kranichsee und die Greifvogel-Volieren habe ich keine Zeit mehr. Ich eile zur Flugshow, die bereits angefangen hat. Als ich mich setze, spüre ich über mir den Luftzug der ausladenden Schwingen eines Adlers.

Es ist unglaublich, aber Meister Adebar sitzt schräg hinter mir auf seinem angestammten Logenplatz, von dem aus er sein Nest genauso im Auge hat, wie die fliegenden Raubvögel und die exotischen Gäste, die in der Loge genau unter ihm Platz nehmen. Es sind ein Kakadu und ein Langschwanzlori.

Bis ich begreife, was hier abgeht, sind die Geier, Adler, Falken und Milane in ihren Quartieren verschwunden und in der Luft fliegen bunte übergroße Konfetti herum. Was ich sehe, ist unglaublich. Eine große Gruppe verschiedenfarbiger Langschwanzpapageien ist in der Luft und schwebt über die Wiese, über die Baumwipfel, über Storchennester und die Bockwindmühle am Seitenrand. Ich bin so berührt, dass ich meinen Gefühlen gar keinen Ausdruck verleihen kann. Als ich den Falkner um die Erlaubnis frage, ihn für Wurzerlsgarten fotografieren zu dürfen und meine Bewunderung über die fliegenden Papageien kundtue, erzählt mir der engagierte junge Mann, dass sie versuchen, immer wieder, Großpapageien aus kleinen Privatvolieren zu bekommen, indem sie den Besitzern hier ihre glücklichen, frei fliegenden Papageien zeigen. Ich bin mehr als beeindruckt.

Leider läuft mir schon wieder die Zeit davon. Darum streife ich die Papagei-Volieren nur am Rande, aber ich habe sie ja im Freiflug erlebt, das war so besonders, das vergesse ich nie mehr.

Für Mühlen habe ich auch eine große Schwäche, da muss ich hin. Die Bockwindmühle, die hier steht, gebaut 1872, stand bis 1975 in Ummeln, LK Hildesheim. Nach der Restaurierung wurde sie im Vogelpark Walsrode am Rande der Freiflugfläche wieder aufgebaut. Sie ist Teil der Niedersächsischen Mühlenstraße. Ich gehe wieder an einigen Volieren vorbei und gelange zum Komplex “Hinter den Kulissen”.

Livingstone-Spitzhaubenturako, Tauraco livingstonii, rechts Bienenfresser, Merops apiaster – Riesentukan, Ramphastos toco – Blauflügelliest, Dacelo leachii

Ich lerne immer mehr Vögel kennen, von denen ich noch gar nicht wusste, dass sie existieren. Der Anlagenkomplex “Blick hinter die Kulissen” ermöglicht dem Besucher einen Einblick in die nicht so einfache Haltung exotischer Vögel. Auch diesen Bereich möchte ich mir 2025 in Ruhe anschauen. Aber ich will unbedingt noch einen Blick in die Paradies-Halle werfen.

Mitchell-Allfarblori, Forstenlori, Trichoglossus forsteni mitchellii, Walsrode

Regenbogenlori, Trichoglossus moluccanus, Walsrode

Sie besteht aus zwei Teilen. In den ersten Volieren finden sich Vögel aus vielen Weltregionen. Im zweiten Teil befinden sich die Madagaskar-Voliere und eine afrikanisch geprägte Freiflughalle. Daneben im “Toowoomba” kann ich die handzahmen Regenbogenloris bewundern. In der Fasanerie auf der anderen Seite der Paradies-Halle findet man Einige, nur in wenigen zoologischen Einrichtungen gezeigte Tierarten, hauptsächlich Hornvögel und afrikanische bzw. madagassische Vögel.

Ich möchte noch gerne die Kolibris im Kolibri-Haus besuchen, aber sie sind 2024 umgezogen nach “Pukara”. Das Kolibri-Haus dient nun als Nachttierhaus, bewohnt von Flughunden, Fledermäusen, Moholi-Galagos, Faltengeckos und Weißbart-Ruderfröschen. Also auf nach “Pukara”!

Kolibri, Grünschwanzsylphe, Lesbia nuna, Walsrode

Grünschwanzsylphe, Lesbia nuna, Walsrode

Die Haltung der extrem empfindlichen Kolibris ist ein großer Erfolg für den Weltvogelpark. In der Tropenhalle “Pukara” leben Rostbauchamazilien und Grünschwanzsylphen neben weiteren südamerikanischen Vogelarten, wie Arassaris und Tangaren. Neben “Pukara” befindet sich das Restaurant “Rosencafe”. Auf der anderen Seite ist die Baby- und Aufzuchtstation, ich besuche sie auf dem Weg zu meinem letzten Besuchspunkt, dem “Jungle Trail”.

Der Weltvogelpark ist eine wichtige Aufzuchtstation für gefährdete Vogelarten.

Die Vogelbaby-Aufzuchtstation ist von außen einsehbar. Sie beschert dem Weltvogelpark Walsrode ein großes, internationales Renommee. Hier sind schon eine Reihe von Erstzuchten gelungen. Der Vogelpark ist am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm beteiligt. In der Praxis bedeutet das, dass Uhus in Freiheit wiederangesiedelt werden konnten und Zuchtprogramme für vom Aussterben bedrohten Vogelarten, wie der Bernierente, durchgeführt werden. In Walsrode gibt es auch eine Reihe von Vögeln, die in keinem anderen Zoo der Welt zu sehen sind, dazu gehören Seidenkuckucke, Erdracken, Vangawürger und Kurole.

Ein kleines Stück von der Aufzuchtstation entfernt ist der “Jungle Trail”. Diese Tropenhalle ist für freilebende Vögel ihrem natürlichen Umfeld in Südostasien nachempfunden. Für Vögel, die nicht für den Freiflug geeignet sind, gibt es zusätzlich Volieren. Ich brauche eine Weile, bevor ich mich in dieser dschungelartigen Atmosphäre zurechtfinde.

Lange Zeit sehe ich nur das stimmungsvolle Ambiente der Tropenhalle, dann, als ich mich schon zum Ausgang wenden will, gibt es noch einen Abschiedsgruß von zwei Krontauben.

Ich habe so vieles gesehen, aber ebenso viel noch nicht gesehen, darum freue ich mich sehr auf das Wiedersehen im August 2025, zur Zeit der Heideblüte.

Weltvogelpark Walsrode

Adresse: PLZ 29664 Walsrode, Am Vogelpark

Kontakt: Tel. 0516160440 Mail: info@weltvogelpark.de

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2 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Oh schön. Ich erinnere mich gern an unserem Besuch vor einigen Jahren. So eine Vielfalt an Vögeln von Dir wieder gekonnt nähergebracht

    • Das Wurzerl sagt:

      Bei unserem gemeinsamen Besuch hatten wir leider sehr schlechtes Wetter. Mein zweiter Besuch im April 24 stand unter großem Zeitdruck. Aber alleine die fliegenden Papageien waren den nicht billigen Eintrittspreis wert. LG Wurzerl

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