Im April blüht die Stadt auf
Die türkische Großstadt kenne ich fast so gut, wie meine Westentasche. Immer wieder zog es mich nach Istanbul zu einigen lieben Freunden dort. Als Nermin, die mich als ihre vierte Tochter bezeichnete, vor der Coronazeit hoch in den 90igern verstarb, beendete ich meine Besuche. Aber meine Sehnsucht nach dieser Stadt bleibt. Istanbul ist eine Stadt voller Gegensätze, Widersprüche und Einmaligkeiten. Davon möchte ich Euch heute erzählen.
Der “Sultanahmet-Platz”, Fatih-Viertel, mit dem “Deutschen Brunnen”. Wo sich in byzantinischer Zeit das Hippodrom und in osmanischer Zeit der Pferdeplatz befanden, blühen jetzt ganzjährig Saisonblumen.
Es ist ein Genuss für alle Sinne, Träume und Erwartungen, die Stadt im Frühling während der Judasbaum-Blüte und dem Monat des Lale-Festivals (Tulpenfest) zu besuchen. 2024 beginnt, witterungsbedingt, das Festival voraussichtlich erst in der 2. Aprilwoche und endet Anfang Mai. Die Stadt-Gärtner haben wieder Millionen Tulpenzwiebeln in den Parks und auf den öffentlichen Plätzen gepflanzt.
Der Emirgan-Park, Emirgân Korusu, Sarıyer-Viertel, ist jährlich einer der Haupt-Veranstaltungsorte des Tulpen-Festivals.
Wenn Ihr Euch für die Historie der Tulpe interessiert und wissen wollt, wie es im April in den Parks Istanbuls ausschaut, klickt Euch gerne in den folgenden Beitrag.
https://www.wurzerlsgarten.de/pflanzen-und-tiere/tulpen-historie-und-lale-festival-in-istanbul/
Vorab empfehle ich denjenigen von Euch, die in die abenteuerliche, orientalische Welt eintauchen möchten, einige Anfängerfehler, die mir passiert sind, weil ich es nicht besser wusste, zu vermeiden.
Alte osmanische Villa, als Hotel genutzt – kleines Kunstlädchen in der Altstadt – Restaurant im osmanischen Stil.
1. Der Ruf des Muezzins kann noch so laut vom Minarett erschallen, in einem großen internationalen Hotel habt Ihr im Gegensatz zu einem kleinen türkischen Haus mit entsprechender Einrichtung und Gastfreundschaft, kaum die Chance im Orient-Flair anzukommen. Ihr könntet überall auf der Welt aufwachen.
2. Verkehrsmittel. Die Eisenbahn spielt in der Türkei kaum eine Rolle, Busse sind die wichtigsten Verbindungen. Innerhalb Istanbuls gibt es eine moderne U-Bahn, schnell und zuverlässig, aber für Touristen unter der Erde nicht immer perfekt. Dann lieber mit dem Taxi? Nein, wenn dann einer der kleinen, wendigen, billigen Dolmuş-Sammelbusse, oder in der Altstadt wie Fatih und Eminönü die gute alte Tram, von der aus man viele Sehenswürdigkeiten quasi vor der Nase hat. Unbedingt probieren sollte man die alte Zahnradbahn, die Furniculare und die vielen Personenfähren, die zwischen der Asienseite und Europa verkehren und viele Abfahrtstellen haben. Touren mit dem Schiff zu den Prinzeninseln, oder ins Goldene Horn, nach Eyüp, machen auch großen Spaß und man sieht die Stadt aus immer neuen Blickwinkeln.
3. Einkaufen. Nicht nur im Bazar wird von Euch erwartet, dass Ihr handelt. Ja, so ist das, wer 100 türkische Lira auf Verlangen hinblättert und nicht versucht das Ganze auf höchstens 80 TL herunterzuhandeln, ist nicht hoch angesehen. Natürlich gibt es auch große Läden, Verkehrsmittel und Restaurants mit Festpreisen. Dafür muss man ein Gespür bekommen. Ihr könnt nicht Türkisch, nicht handeln? Doch, nehmt Euch in den Bazar einen kleinen Notizblock mit und schreibt TL ? Der Händler schreibt 100 TL und Ihr schreibt 60 TL darunter, er wird empört (innerlich belustigt) 90 TL schreiben und Ihr 70 TL, na ja, bei 75 bis 80 TL trifft man sich dann zur beiderseitigen Zufriedenheit.
4. Das Essen, nein es gibt nicht nur “Döner Kebab”, was Fleisch am Spieß bedeutet! Die türkische Küche ist wunderbar, vielfältig, geschmacklich großartig und ich bedaure immer wieder, dass wir in Deutschland kaum echte türkische Restaurants haben, die über ihren Döner Kebab Horizont hinausblicken. Bitte probiert in typischen türkischen Restaurants die hervorragende türkische Küche aus. Nicht in allen Restaurants gibt es Alkoholausschank, das solltet Ihr vorher nachsehen, falls Ihr darauf Wert legt. 2024 ist am 9.4.24 das Ende des Ramazan, der Fastenzeit, danach ist es einfacher, das alkoholische Wunschgetränk zu bekommen, das man gewohnt ist.
“Fatih” ein interessantes altes Viertel
Ich möchte Euch nicht lange mit der Kulturgeschichte der Stadt langweilen, sondern Euch mitten ins pulsierende Leben mitnehmen. Damit ich Euch einen vielfältigen Überblick verschaffen kann, habe ich mir die Hilfe besonderer “Guides” gesichert. Sie sind in allen Vierteln und an jeder Ecke zu finden.
Die Voll-Profis erkennt man daran, dass sie auf den Bänken mit der Aufschrift „belediyesi“ (Gemeinde) sitzen. Au weia, da habe ich “Aslan” (Löwe) wohl in der Mittagspause gestört. Also gehe ich auf eigene Faust durch den “Gülhane-Park”, was “Rosenhaus” bedeutet. Der Park befindet sich innerhalb der Zinnen bewehrten Außenmauern des Topkapı-Palastes und war seinerzeit Teil des äußeren Gartens. Im Park entdecke ich zwei kleine Spitzbuben. „Boncuk“ (kleine Perle) und „Erol“ (sei tapfer) halten nicht viel von der Ausbildung zu Parkführern und toben lieber am Laubsammler der Gärtner herum.
Ich möchte zum Topkapı-Palast und suche mir jetzt einen wirklich professionellen Guide! Die Glückskatze “Hazime” (die Schlaue) ist ein Glücksgriff für mich. Sie empfiehlt mir, zum Sultanahmet-Platz zurückzukehren, Euch dann zur Blauen Moschee zu bringen, anschließend zur Hagia Sofia und Euch währenddessen ein paar interessante Merkmale der Stadt zu erklären. All das liegt im für Touristen sicher kulturell interessantesten Viertel “Fatih” auf europäischer Seite und ist zeitnah gut zu Fuß zu erreichen.
Während ich mit „Hazime“ zur Blauen Moschee schlendere, plaudern wir über die Besonderheiten der Stadt. Ich kenne außer Istanbul keinen Ort, der sich über zwei Kontinente erstreckt. Das verdankt sie der Lage an beiden Ufern des Bosporus, der die geographische Grenze zwischen Europa und Asien darstellt. Dadurch wurde die Stadt schon zu griechischer Zeit ein wichtiges Handelszentrum. Bereits im Jahre 330 wird sie die Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Ab 1453, nach der Eroberung durch den erst 21-jährigen Sultan Mehmet II. Fatih, ist sie der Regierungssitz der Sultane des Osmanischen Reiches. Diesen Status verliert die Stadt erst 1923, als der Staatsgründer der heutigen Türkei Mustafa Kemal Atatürk Ankara zur Hauptstadt ernennt. Wirtschaftlich, kulturell und von der Einwohnerzahl her, die auf etwa 20 Mio. geschätzt wird, ist die Stadt mit den Namen „Das zweite Rom“, „Byzanz“, „Konstantinopel“ und heute Istanbul weiter unangefochten in der Türkei die Nummer Eins.
Ich habe alles akribisch für Euch aufgeschrieben, was “Hazime” mir auf dem Weg zur Blauen Moschee erzählte. Aber ich kann auch ihr einige Neuigkeiten bieten. Sie kennt Rom nicht und so erzähle ich ihr, welche Parallelen ich zwischen den beiden Städten gefunden habe. Nicht nur Rom, sondern auch Istanbul ist auf 7 Hügeln erbaut worden. Sowohl Rom als auch Istanbul sind im April in ein rosa lila Blüten-Meer getaucht. Cercis siliquastrum, der Judasbaum, findet sich auffallend häufig an beiden Orten und prägt so einheitlich das Bild beider Städte. Die Kunst- und Kultur-Relikte aus Ost- und West-Rom sind ebenfalls reichlich in den beiden Städten erhalten geblieben. In die Moschee begleitet mich meine Führerin nicht, sie verabschiedet sich mit den Worten, dass ich gegenüber in der Hagia Sophia gleich nach oben unter die Bleidächer gehen solle, dort würde ich schon erwartet.
Die Blaue Moschee – Sultan Ahmet Camii
Die „Sultan Ahmet Camii“ liegt in Sichtweite der Hagia Sophia am anderen Ende des Sultanahmet Platzes. Von Sultan Ahmed I. 1609 in Auftrag gegeben, ist sie 1616 von Mehmet Ağa, einem Schüler Mimar Sinans fertiggestellt worden. Die weißblauen Fliesen in der Kuppel und den oberen Mauerteilen gaben der Moschee in Europa den Namen Blaue Moschee. Kostbarer sind jedoch die alten Fliesen im unteren Teil der Mauer und den Tribünen. Sie zeigen traditionelle Pflanzenmotive und stammen aus der Blütezeit der berühmten İznik-Fayencen. Auffallend ist die Anzahl von 6 Minaretten, so viele besitzt keine andere Moschee in der Türkei. Ich stehe inzwischen am Hofeingang zur Moschee auf der Westseite. Die schwere Eisenkette über dem Zugang erinnert an die Zeit, als die Sultane den Hof zu Pferd erreichten. Um nicht mit der Kette unsanft Bekanntschaft zu machen, waren die Sultane gezwungen den Kopf zu neigen, um in Demut das Moscheegelände zu betreten. Ich gehe zu Fuß hocherhobenen Hauptes zum Eingang, wo ich aus meiner Handtasche ein kleines Seidentuch und dicke Socken herausnehme. Die Schuhe bleiben nämlich grundsätzlich draußen!
Hagia Sophia
In der Hagia Sophia auf der anderen Seite brauche ich das nicht zu tun, denn diese hatte bei meinen Besuchen den Status eines Museums. Allerdings änderte sich das im Juli 2020, seitdem hat sie erneut den Rang „Hauptmoschee Istanbuls“ zurückbekommen und wird wieder entsprechend genutzt. Ich versäume keine Zeit und laufe nach oben auf die Galerie, wo ich an einem Fenster „Mahsa“ (die Mondähnliche) entdecke, die mich auf dem Blei-Dach der Hagia Sophia erwartet.
Hagia Sophia vom Sultanahmet Platz aus gesehen – der Eingangsbereich – Blick zur Blauen Moschee über die Bleidächer der Hagia Sophia
Mahsa ist eine gute Erzählerin und sie macht mich auf die wunderbaren Arbeiten in der Hagia Sophia aufmerksam. Einmalig sind die menschlichen Darstellungen in der Kuppel und in den verschiedenen Seitennischen, die in der byzantinischen Zeit gestaltet wurden. Niemals hätte ein osmanischer Baumeister Figuren in einer Moschee abgebildet. Die mohammedanischen Künstler beschränken sich auch heute noch bei der Ausschmückung der Moscheen auf Ornamente und Kalligrafie.
Als ich die Hagia Sofia verlasse, muss ich mir eingestehen, dass ich Euch Istanbul nicht einmal annähernd in einem einzigen Beitrag vorstellen kann. Selbst wenn ich einige Highlights ausspare, wird dieser erste Beitrag definitiv schon zu voll und wir kommen noch nicht einmal aus dem “Fatih”-Viertel heraus. Gut, bleiben wir also in dieser Ecke und nächste Woche folgt der zweite Teil mit anderen Stadtvierteln. Jetzt aber geht es weiter, wir sind immer noch auf dem Sultanahmet-Platz vor der Hagia Sofia und ich laufe zum Abhang von Eminönü.
Das Archäologische Museum – İstanbul Arkeoloji Müzesi
Auf dem Weg zum Topkapi-Serail entdecke ich das İstanbul Arkeoloji Müzesi. Das Museum ist, wie der Gülhane Park im äußeren Palastgarten-Bereich von Topkapı. Schon der Außenbereich wirkt vom Fußweg aus so einladend, dass ich spontan beschließe, einzutreten. Ich werde auch schon neben dem großen schmiedeeisernen Tor von einem neuen Guide erwartet. “Zeki” (der Intelligente) erzählt so lebhaft und anschaulich, dass ich mich plötzlich nach Troja versetzt fühle.
Das Archäologische Museum von Istanbul wurde 1891 als zentrales Museum für das Osmanische Reich in Konstantinopel gegründet und ist das größte und bedeutendste archäologische Museum der Türkei. Die Sammlungen umfassen ca. 15.000 archäologische Exponate, angefangen von winzigen Fayencen bis zu großen Stelen und Tempelfriesen. Das Reich der Osmanen war zur Blütezeit weit ausgedehnt und so kommen die Ausstellungsstücke aus Mesopotamien; aus der assyrischen, sumerischen, akkadischen, babylonischen und ägyptischen Antike; Kleinasiens prähistorischer, griechischer, römischer und byzantinischer Zeit und der vorislamischen und islamischen arabischen Kultur.
Die Gebäude und das Freigelände des İstanbul Arkeoloji Müzesi sind hochqualitativ bestückt. Ich finde die Präsentation sehr gelungen und anschaulich. Zeki teilt meine Beurteilung und denkt, jetzt wäre es an der Zeit den Hügel ganz hinaufzusteigen und mir von seinem Kollegen Kaan (der Herrscher) das einstige Machtzentrum des Osmanischen Reiches, den Topkapı-Palast zeigen zu lassen.
Topkapi – Topkapı-Palast
Tatsächlich bin ich mir vor dem Haupteingang zum Topkapı Palast etwas unsicher, ist Kaan nun wirklich mein Guide? Der alte Kater wirkt wie eine Mischung aus Palastwächter und Sultan gleichzeitig. Als ich ihn anspreche, lächelt er nur vielsagend und verlässt seinen bequemen Sessel, um mich durch die 4 Höfe zu führen.
Kaan zeigt mir die kalligraphischen Inschriften, die das Jahr 883 d. H. (Islamischer Mondkalender), entspricht 1478 n.Chr., mit drei wunderschönen Tughras von Sultan Mehmed II. auf dem „Großherrlichen Tor“ zeigen. Die osmanischen Sultane benutzten diese imperialen Signa vergleichbar der Unterschrift und dem Siegel westlicher Herrscher. Mehmet der II. ließ im 15. Jhdt. die Macht- und Schaltzentrale des Osmanen-Reiches erbauen. Langsam schlendere ich mit ihm durch die 4 Höfe der Palastanlage. Ich weiß gar nicht, was ich zuerst anschauen soll, ich brauche eine Stunde, um Euch einige Fotos herauszusuchen, hunderte machte ich auf diesem Gelände, denn seit dem Untergang des Osmanischen Reiches 1923 ist der Palast das wichtigste Museum mit der größten Sammlung von Wissen und Erinnerungen an die osmanische Zeit.
Topkapı vom Ufer aus – Das “Großherrliche Tor” mit Kalligrafie und Tughras – Audienzraum im 3. Hof
Die Lage in Sarayburnu, einer Landspitze zwischen dem Goldenen Horn und dem Marmarameer ist großartig und die Panorama-Aussicht von dort grandios. Bereits im 15. Jahrhundert war die Grundstruktur hauptsächlich festgelegt. Auch nach späteren Umgestaltungen gilt die Anlage als eines der bedeutendsten Architekturzeugnisse der Renaissance in Europa. Alle osmanischen Herrscher residierten im Topkapı Palast, bis Sultan Abdülmecid I. im Jahre 1856 in das neu erbaute Dolmabahçe Saray am Bosporus-Ufer umzog. Den neuen Palast stelle ich Euch im 2. Teil in der nächsten Woche vor.
Der Diwan war der Treffpunkt der Wesire des Obersten Rates, manchmal beobachteten die Sultane heimlich die Besprechungen.
Der Topkapı Palast besteht aus der Tradition der nomadisierenden Turkvölker heraus aus mehreren Gebäuden, die im großen Garten verteilt sind. 69 Hektar maß die Fläche ursprünglich und bis zu 5000 Bewohner lebten hier. Mauern und Palastgebäude sind in die Gartenanlagen eingepasst und bilden vier Höfe, die durch Tore miteinander verbunden sind. Die Innenräume künden vom unermesslichen Reichtum der Osmanen-Herrscher. Marmor, tropische Hölzer, wertvolle Fayencen, tonnenweise Goldverarbeitung als Verzierung, dazu kostbarstes Mobiliar und Teppiche wurden verwendet.
Der Eunuchenhof im Harem – wer hier einzog, blieb hier für immer – Innenhof der Haremsgemächer
Die Höfe hatten folgende Funktionen:
Erster Hof: Wächterräume, Konstantinopels älteste Kirche, die Irenenkirche, die als Waffenlager genutzt wurde, Räumlichkeiten für Dienstgrade, ein großer Platz, um Paraden abzuhalten.
Zweiter Hof: Hier war das politische Zentrum mit Staats- und Verwaltungsräumen, die Ostseite war in durchgehender Länge die Palastküche (mit 6000 Mahlzeiten tgl.), gegenüber den Unterkünften der Lanzenträger und Leibgarde des Sultans.
Dritter Hof: Hier durfte man durch das „Tor der Glückseligkeit“ nur mit ausdrücklicher Erlaubnis eintreten. Der Thronsaal, die Palastschule und der Harem mit den Privatgemächern des Sultans und seiner bis zu 2000 Frauen befanden sich hier.
Vierter Hof: Es dehnen sich weitere Parkanlagen und Gärten auf verschiedenen Terrassen-Niveaus aus. Erhalten sind einige der Pavillons bzw. Kioske.
Besonders kostbar ist die Ausstattung der Prachtgemächer im Harem, die vom Sultan genutzt wurden.
Trotz all der Pracht und Herrlichkeit werde ich vor allem im großen Haremskomplex ein bedrückendes Gefühl nicht los. Dieses begleitet mich auf dem Weg zurück zum Sultanahmet Platz, als ich mich schon längst von Kaan verabschiedet habe.
Die Yerebatan-Zisterne – Der versunkene Palast
Um auf andere Gedanken zu kommen, bummle ich unterhalb der Blauen Moschee durch den alten Arasta-Bazaar. In den kleinen Gewürz- Keramik- Teppich- und Souvenir-Läden kaufe ich meistens meine Mitbringsel. Nach dem obligatorischen Genuss einer Tasse türkischen Tees handelt es sich nochmal so gut. Ich genieße die Pause im Derwisch-Café nebenan, wo mich die meditativen Drehungen eines Derwischs wieder in meine Abenteuerlust zurückbringen. Leicht aufwärts gehe ich an der Blauen Moschee und dem Mausoleum vorbei auf das obere Ende des Platzes zu. Dort begegne ich Elif.
Elif (die Gewünschte) scheint mich schon vor der Yerebatan-Zisterne erwartet zu haben. Sie will mit ihren alten Knochen in der Sonne liegen bleiben, erklärt mir aber, was mich unten erwartet. Die spätantike Zisterne, oft auch Versunkener Palast genannt stammt aus der Zeit des byzantinischen Konstantinopels. Kaiser Konstantin gab sie seinerzeit in Auftrag, fertiggestellt als Wasserspeicher für den Großen Palast wurde sie jedoch unter Kaiser Justinian zwischen 532 und 542 n. Chr. .
Ich bin schwer beeindruckt von den zwölf Reihen mit je 28, also insgesamt 336 je 8 Meter hohen Säulen, mit Korinthischen Kapitellen abgeschlossen, die hier unter Tage mit Lichtspielen dramatisch inszeniert sind. Zwei der Säulen stehen auf Medusenhäuptern. Zwischen weißlichen kleinen Fischen sieht man im klaren Wasser Münzen aus aller Welt von Menschen, die auf diese Art ihre Wünsche ins Universum schicken.
Nachts sind alle Katzen grau?
Das gute Essen, abends nehme ich mir dafür viel Zeit, verlangt natürlich, auch wenn der Tag noch so lang und ich noch so viel gelaufen bin, nach einem Verdauungsspaziergang. Inzwischen ist in Istanbul die Nacht eingekehrt. Nacht, aber keine Dunkelheit. So entdecke ich die weiße Meltem (die Brise) sofort in der Nähe der Galata-Brücke am Goldenen Horn.
Sie schickt mich einfach das Ufer entlang, damit ich die wunderschöne Stadtsilhouette im Lichtermeer genießen kann. Bevor sie auf den Fischmarkt läuft, um zu sehen, was die Möwen und Fischreiher dort für sie übriggelassen haben, verabredet sie sich mit mir für den nächsten Abend, um mir das geheimnisvolle strahlende Istanbul im Lichtermeer zu erklären und den perfekten Begleiter für mich auszusuchen.
Für heute ist es gut und ich gehe am großen Brunnen von Sultanahmet vorbei zu meinem kleinen Hotel. Nächsten Freitag starten wir dann wieder mit Meltem an der Galata-Brücke und lassen uns von weiteren Moscheen, Palästen, Bazar-Besuchen, Schiffsausflügen und vielem mehr verzaubern. “Iyi geceler” und bis nächste Woche, noch einmal in Istanbul.
Bevor ich ins Land der Träume abgleite, fällt mir noch ein, dass mich Meltem gebeten hat, doch für Euch die Namen aller Kater- und Katzen-Guides zu übersetzen. Also überfliege ich noch einmal den langen Bericht aus Fatih und schreibe in Klammern dazu, was die Namen in deutscher Sprache bedeuten. Hoffentlich sind jetzt Alle mit mir zufrieden?
Wenn Ihr Euch gleich in den zweiten Teil einklicken möchtet, hier ist der Link:
https://www.wurzerlsgarten.de/kultur-und-natur/istanbul-eine-spannende-stadt-teil-2/
9 Kommentare
danke für diesen reisebericht. mehr davon wünscht sich gisela
Liebe Gisela, Dein Wunsch ist mir Befehl. Am nächsten Freitag gibt es schon mehr Istanbul für Dich. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
DankeWurzerl, für den wunderbaren Reisebericht.
Frühlingshafte Grüße
Dagmar
Sehr gerne liebe Dagmar, Frühlingsgrüße zurück. LG Wurzerl
Danke liebe Renate, das war ein wunderschöner Reisebericht und macht sofort Lust auf diese Stadt. Ich war leider bisher nur am Meer Tourist und im letzen Hotel würde die türkische Küche ganz groß geschrieben. Ich wünschte mir hier ebenso richtige türkische Restaurants.
Danke und bleib schön gesund 🍀☀️🌸😍
Ich danke Dir liebe Steffi, dann bringe ich Dich nächste Woche am besten gleich auf den Fischmarkt und Bazar, da gibt es genug türkische Spezialitäten. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ein schöner Reisebericht, liebe Renate. Danke, dass du uns hier mitgenommen hast. Da bekommt man fast Lust, doch einmal hinzufahren.
Liebe Grüße
Susanna
Ja, ich finde, einmal sollte man diese Stadt sehen, nächste Woche zeige ich noch mehr. LG Wurzerl
Hallo Renate,
dass es eine Stadt der Katzen ist, hatte ich schon mal anderweitig gesehen, aber deine Fotos beweisen es auch!
Ich war noch nicht dort.
VG
Elke