Meltem, ihr Name bedeutet “die Brise”, erwartet mich, wie versprochen, am Ufer des Goldenen Horns neben der Galatabrücke in Karaköy. Diese Brücke führt nicht nach Asien, sondern von einem europäischen Teil zum anderen. Europa und Asien sind mit drei imposanten, mehrspurigen Brückenkonstruktionen verbunden. Den Kontinent mit einer einminütigen Autofahrt zu wechseln, war für mich jedes Mal ein Erlebnis. Darum endete mein Beitrag vor einer Woche auch mit einer der großen Bosporus-Brücken.
Ich überquere mit Meltem das Goldene Horn. Im Wasser spiegeln sich die Lichter der Landzunge mit der Altstadt von Fatih. Von Eminönü erschallt plötzlich der Abendgebetsruf aus der Yeni Camii, der Neuen Moschee. Wie eine Königin liegt sie am Ufer des Goldenen Horns und schimmert wie in Gold gebadet.
Yeni Camii – Die Neue Moschee in Eminönü
Meltem bringt mich zu einer Bank und bittet Filiz, was „Kleiner Ast“ bedeutet, zu versuchen, dass ich nach dem Ende des Abendgebetes noch in die Moschee huschen und einige Aufnahmen machen darf. Der Beschließer der Yeni Camii nickt gnädig und während er aufräumt, habe ich diese wunderbare Moschee für einige Momente ganz für mich allein.
Sobald die Sonne im Meer versinkt, ist die “Yeni Camii” innen und außen wie in goldenes Licht getaucht. Meine andächtige Stimmung während des Gebetsrufes, der imposante Bau mit den schlanken Minaretten, und die Innigkeit des Moments, in denen ich alleine die Moschee betreten darf, haben sich mir bis heute tief eingeprägt. Von meinem Gefühl her wird sie immer meine Lieblingsmoschee bleiben.
Der Name „Neue Moschee“ täuscht etwas, denn die Moschee, die auch „Valide-Sultan-Camii“ oder „Taubenmoschee“ (auf dem Vorplatz warten immer eine Unmenge Tauben auf Futter) genannt wird, ist nicht neu, sondern wurde auf die Stelle einer Brandruine gebaut. Im Jahr 1663, erst 70 Jahre nach Baubeginn konnte Hatice Turhan Sultan, die Mutter von Sultan Mehmed IV., die „Yeni Camii“ fertigstellen lassen.
Als ich den Vorhof betrete, unterscheide ich einen überdachten Wandelgang, den obligatorischen Brunnen, einen Balkon und den Pavillon des Sultans. Der Gebäudekomplex ist mit insgesamt 66 Kuppeln ausgestattet und ein großartiges Zeugnis der osmanischen Architektur. Eine große Schwäche habe ich für die kostbare İznik-Keramik mit den stilisierten Pflanzenabbildungen von Tulpen, Nelken und anderen Blumen. Ein Besuch Istanbuls, ohne in der Neuen Moschee vorbeizuschauen, war von diesem ersten Erlebnis an, für mich unvorstellbar.
Der ägyptische Gewürzbazar und der große Bazar
In unmittelbarer Nähe der Neuen Moschee ist der „Mısır Çarşısı“, der „Ägyptische Basar“. Ich möchte mich über die Preise des echten Safrans im Gewürzbasar, wie er auch genannt wird, informieren. Filiz muss sich um ihr Abendessen kümmern und meint, dass es durchaus sein könnte, dass die Bazar-Guides schon am Schlafen sind, genauso ist es auch.
Das belebte Hafenviertel Eminönü, das auch zum großen historischen Stadtteil Fatih gehört, bietet sich als Verkehrsknotenpunkt auf dem Wasser und dem Land unmittelbar zum Warentausch und der Errichtung von dauerhaften Bazaren an. Der orientalische Markt ist bereits seit 1664 nachgewiesen. Karawanen, die nicht nur von der Seidenstraße hierherkamen, schlugen am Ufer des Goldenen Horns ihre Waren um. Seit dem 18. Jh. besteht der “Mısır Çarşısı” aus zwei rechtwinklig aneinandergereihten Backsteinbauten in L-Form. In etwa 100 kleinen Läden werden Gewürze, Trockenobst, Nüsse, Kebab, Gebäck und Tee verkauft. Der Safran ist mir zu kostengünstig, also nicht lupenrein, darum gehe ich weiter zum benachbarten “Großen Bazar”.
Der „Kapalı Çarşı“, unweit des Gewürzbazars, ist lt. Istanbuler Angaben: „seit Jahrhunderten der größte gedeckte Markt weltweit.“ Darum nennt man ihn auch oft den „Großen überdachten Bazar“. Ich zweifle nicht an dieser Aussage, während ich in den über sechzig Gassen mit einer Fläche von 31000 qm versuche, auch nur einen Teil der unzähligen Geschäfte mit Teppich- Stoff- Lampen- Leder- Schmuck- Souvenir- Bauchtanz-Accessoires- Fliesen- Essen- und Metall-Auslagen zu erfassen.
Während der Herrschaft von Sultan Mehmed II. entstand der Große Bazar zwischen 1451 und 1481 mit über 4000 Geschäften. Restaurants, Teehäuser, ein Hamam und Gebetsräume folgten nach und nach. Dieser Ort ist lebendig im Hier und Jetzt und gleichzeitig reich an Folklore und alten Geschichten rund um den „Kapalı Çarşı“. Ich möchte mir unbedingt ein typisches Souvenir mitnehmen und erhandle mir ein sehr schönes „Tavla-Brett“ in schmaler Kastenform, mit verschiedenfarbigen Intarsien im Holz. „Tavla“, wir nennen es „Backgammon“, ist das Nationalspiel der Türken. Auch ich liebe dieses strategische Spiel, bei dem ich mich nicht ganz so anstrengen muss, wie beim Schach.
Keine Zeit für Mimar Sinan ?
In unmittelbarer Nähe der beiden Bazare befindet sich die Rüstem-Pascha-Moschee, auch sie ist für ihre Ausschmückung mit Iznik-Keramikfliesen bekannt und ist ein wichtiges Werk von Mimar Sinan. Überragt wird das Bazar-Viertel von der Süleymaniye-Camii, ich sehe sie immer wieder, als ich mich dort aufhalte, und wieder fällt der Name „Mimar Sinan“.
Was für ein glücklicher Zufall, dass ich auf dem Universitäts-Campus auf „Artun“, den Selbstsicheren, treffe. Eigentlich sieht er aus, als wäre er noch ein Schüler, dabei ist er nicht nur ein Guide, sondern auch ein großer Kenner des Schaffens von “Mimar Sinan”, dem wohl größten osmanischen Architekten, der oft auch als “Michelangelo” der Osmanen bezeichnet wird.
Mausoleum Mimar Sinans – Şehzade Moschee, Prinzenmoschee – Süleymaniye Moschee
Das Mausoleum, „Mimar Sinan Türbesi“, liegt im Schatten der großartigen Süleymaniye Moschee, die Mimar Sinan sein „Gesellenstück“ nannte. Ein Stück entfernt befindet sich die Prinzenmoschee, die er als sein “Lehrlingswerk” bezeichnete. Artun muss mit Bedauern zugeben, dass das “Meisterstück” dieses begnadeten Architekten nicht in Istanbul, sondern in Edirne steht. Ein paar Tage später bin ich mit dem Bus nach Edirne gefahren, um auch diese monumentale Moschee kennenzulernen und konnte in der Dämmerung auch noch einen Blick auf eine von ihm geplante Steinbrücke werfen. Auf jeden Fall steht für mich fest, ich kann dem Schaffen Mimar Sinans nicht mit ein paar Fotos gerecht werden. Das wäre zu oberflächlich, das hat er nicht verdient. Darum werde ich Euch diesen begnadeten Baumeister mit seinen wichtigsten Werken später, in einem eigenen Beitrag, zusammen mit Informationen über die Moscheen, vorstellen.
„Dolmabahçe Sarayı“ oder “der Palast der vollen Gärten”
Heute gehe ich zum europäischen Bosporus-Ufer nach Beşiktaş zum Dolmabahçe Sarayı. Vor der zum Palast gehörenden Moschee, „Bezm-i alem Valide Sultan Camii“, halten „Dila“, die Herzliche und „Dilek“ der Wunsch, meine heutigen Guides bereits nach mir Ausschau.
Ursprünglich war Dolmabahçe eine Bucht, in der die Flotte der Osmanen ankerte. Schon den Argonauten soll sie bekannt gewesen sein. Im 17. Jahrhundert verlandete sie und es entstand ein erster königlicher Garten, mit der typischen osmanischen Herstellung von mehreren kleinen Schlössern und Sommerresidenzen im Garten. Das Areal ist durch den Bosporus und einen steilen Geländeabbruch auf der anderen Seite beschränkt. So entspricht die Größe der Gartenanlage nicht derjenigen, wie sie für mitteleuropäische Paläste üblich ist. Die Residenz selbst sollte sich nach dem Willen des Sultans Abdülmecid jedoch an den europäischen Standards messen lassen können.
Von 1843 bis 1856 wurde unter der Bauleitung der armenischen Architekten Balian und Karabet, die ihre Ausbildung in Europa abgeschlossen hatten, der neue Palast der Sultane gebaut und 1856 von Sultan Abdülmecid bezogen. Die Blütezeit des mittelalterlich geprägten Topkapi-Palastes war damit beendet. Der Palast aus weißem Marmor zeigt sich als klassisch-europäische Zweiflügelanlage, die durch einen großen Mittelrisalit und Seitenrisalite (Risalit ist ein vorspringender, senkrecht bis oben durchgehender, Gebäudeteil) gegliedert ist. Auf 45.000 qm sind 46 Säle, 285 Zimmer, 6 Hamams und 68 Baderäume untergebracht.
Der Südflügel des Palastes enthält die offiziellen Repräsentationsräume. Im nördlichen Teil war der private Wohnbereich für den Sultan und seinen Harem untergebracht. Der Eingang wurde für externe Besucher an der südlichen Schmalseite des Palastes gebaut, um die Abgeschlossenheit des Harems im nördlichen Teil zu gewährleisten.
Im Zentrum des Palastes befindet sich der „Muayede Salonu“ mit einer Fläche von 2000 qm. 56 Säulen spielen eine tragende Rolle in diesem Saal. In der Kuppel hängt mit 4.5 Tonnen einer der größten Kristalllüster der Welt. Der im türkischen Renaissance-Stil erbaute Palast wurde von hauptsächlich französischen und italienischen Künstlern unter dem Einfluss des osmanischen Historismus, mit europäischen Renaissance- und Barockelementen verwoben, ausgestattet. Mustafa Kemal Atatürks Sterbezimmer im Dolmabahçe-Palast konnte ich zwar sehen, aber ich durfte innen im Palast leider keine Fotos machen.
Eine besondere Atmosphäre herrscht im Pilgerort Eyüp
Vom früheren weltlichen Machtzentrum in Istanbul scheint es mir logisch, mit der Fähre von Eminönü nach Eyüp zu fahren. Dieser Stadtteil ist für türkische Muslime, nach Mekka, der wichtigste religiöse Pilgerort.
Auf einer der vielen Grabstellen liegt „Kaya“, was „der Fels“ bedeutet und erzählt mir die Legende über den Heerführer Eyüp, nach dem dieses Viertel benannt wurde. Er war der Gefährte und Bannerträger des Propheten Mohammed und fiel während der ersten arabischen Belagerung Konstantinopels, die von 674 – 678 angedauert hatte. Als Mehmet II. die Stadt 1453 endgültig eroberte, fand man den unversehrten Leichnam des Heerführers. Die Eyüp Sultan Moschee wurde an dieser Stelle gebaut. Die „Türbe“, das Mausoleum Eyüps, ist neben dem Eingang der Moscheeanlage erstellt worden und ein Anziehungspunkt für gläubige Muslime.
In Eyüp scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Auf dem Platz vor der Moschee gibt es zwar viele Souvenir-Stände und Proviant-Verkäufer, aber es ist viel ruhiger und langsamer als an vergleichbaren Orten in Istanbul. In aller Ruhe kauft man Korane, Gebetsketten, Maronen oder türkischen Tee. Die andächtige Stimmung steigt, je näher man der Moschee kommt. Tauben-Füttern gehört auch hier dazu. Ich kenne keinen weiteren Ort in der Türkei, der so orientalisch abgeschottet, mystisch und gleichzeitig pittoresk wirkt, wie das alteingesessene Eyüp. Eigentlich möchte ich einen Spaziergang zum “Pierre-Loti-Café” machen, es passt zu meiner melancholischen Stimmung. Vielleicht hätte ich die Seilbahn nehmen sollen, um den atemberaubenden Blick über das Goldene Horn genießen zu können.
Ich laufe zu Fuß, vergesse die Zeit, halte auf halber Strecke inne und gehe letztlich zurück, um das Schiff nicht zu verpassen. Ich bin in Meditation verhaftet, zwischen den Grabmalen steckengeblieben, die sich hier rund um die Moschee und vor allem den Hügel hinauf aneinanderreihen. Nur betuchte Muslime finden hier ihre letzte Ruhe. Die Grabsteine erzählen mir von den Toten. Auf vielen Stelen thront ein Turban, es sind Gräber bedeutender Männer. Finden sich an gleicher Stelle Blumen, so gibt die Anzahl derselben Auskunft darüber, wie viele Kinder die hier bestattete Frau hatte. Im Stein eingemeißelte Rosen sind ein Anzeiger für die Kinderlosigkeit der Verstorbenen. Unten angekommen gehe ich noch durch das Tor von „Eyüp Mehterhane“. Dort war in früheren Zeiten das Musikkorps der Janitscharen in Eyüp kaserniert.
Beylerbeyi Palast – Beylerbeyi Sarayı
Schrill, grell und laut hat mich die Atmosphäre an der Schiffsanlegestelle in die pulsierende Großstadt Istanbul zurückgebracht. Ich wechsle das Schiff an der Galata-Brücke und fahre in den asiatischen Teil der Stadt am Bosporus in den Bezirk Üsküdar. Ich möchte den Beylerbeyi Palast besuchen. Mein neuer Guide „Pamuk“, was Baumwolle bedeutet, leistet mir im Park Gesellschaft.
Unmittelbar neben der ersten großen Bosporus-Brücke befindet sich die bedeutende, zwischen 1861 und 1865 erbaute osmanische Sommerresidenz “Beylerbeyi Sarayı”, die Sultan Abdülaziz vom armenischen Architekten Sarkis Balyn hatte errichten lassen. Mustafa Kemal Atatürk, der wenig vom osmanischen Prunkgehabe der Sultane gehalten hat, machte diesen Ort immerhin im Jahre 1935 zum Schauplatz der ersten Weltfrauenkonferenz.
Für eine Besichtigung innen nehme ich mir nicht die notwendige Zeit, ich bummle lieber durch den Palastgarten. Der Ort trug früher den Namen „Istavroz Bahçeleri“, was „Kreuz-Garten“ bedeutet. Kaiser Konstantin der Große, hatte hier seinerzeit ein großes Kreuz aufstellen lassen, um seinen Übertritt zum Christentum zu deklamieren. An die Ruinen einer byzantinischen Kirche unweit des Palastes erinnert sich „Pamuk“ nur dank den Erzählungen eines Urahns, der die Reste vor wenigen Jahrzehnten noch gesehen hatte.
Der Palast liegt unmittelbar am Bosporus-Ufer im unteren Gartenteil. Dieser ist hauptsächlich mit exotischen Baumsolitären, Skulpturen, englischem Rasen, Springbrunnen und kleinen Wasserbecken gestaltet. Das Tor zur Schiffsanlegestelle ist ähnlich prächtig, wie das, das ich im “Dolmabahçe-Palast” bewundert habe. Am meisten interessiert mich die Gestaltung des Übergangs zum höheren Garten. Der steile Hang wurde mit einer hohen Mauer abgefangen. In der Mitte gibt es einen doppelten Treppenaufgang, der mich an ähnliche Konstruktionen in den Villengärten der Toskana inmitten der dort befindlichen Weinhügel erinnert. Ein schmaler Garten bildet das Ende der hohen Stützmauer, um etwas Leichtigkeit in den Aufgang zu bringen. Ist man oben angekommen, wird man vom Anblick eines riesigen Wasserbeckens überrascht und genießt gleichzeitig einen schönen Blick auf den Palast, den unteren Garten und hinaus auf den Bosporus. Ich bin beeindruckt von der Architektur der Terrassengärten des “Beylerbeyi Palastes.”
Unterwegs mit dem Schiff zum “Kız Kulesi”, dem Mädchenturm
Ich habe heute eine Verabredung mit Timur, was “Eisen” bedeutet. Er ist ein Spezialist für die zu Istanbul gehörenden Inseln. Eigentlich möchte ich in das Marmarameer zu den Prinzeninseln fahren, aber Timur rät mir ab. Es ist dort nicht mehr so, wie ich es kennengelernt habe. Wir machen deshalb einen kurzen Ausflug zum „Kız Kulesi“, dem „Mädchenturm“, einem der Wahrzeichen der Stadt.
Es handelt sich um einen Leuchtturm aus dem 18. Jahrhundert, der auf einer kleinen Insel ca. 180 m vor Üsküdar im Bosporus liegt. Der türkische Name geht auf eine alte Legende zurück. Ein Wahrsager hatte einer Prinzessin den Tod durch Gift vorausgesagt. Ihr Vater schloss sie daraufhin in diesem Turm ein, um sie zu schützen. Jedoch ereilte sie ihr prophezeites Schicksal, als sie von einer Schlange gebissen wurde, die in einem Obstkorb unter den Früchten lag.
Ich steige auf die Plattform hinauf, lasse mir die Seeluft um die Nase streichen, genieße den Ausblick auf die Stadt und hole mir Restaurant einen Stock tiefer einen „Türk çayı”, ein Glas türkischen Tee.
Zurück zur Galata-Brücke, dem Galata-Turm und Abschied von Istanbul am “Sirkeci-Bahnhof”
Mein allerletzter „Guide“ in Istanbul wird „Alev“, die Flamme, sein. Bevor mein Mann und ich auf den „Hund“ kamen, hatten wir mehrere Rottiger-Hauskater, die wir kaiserlich durchnummerierten von: „Mauzi I.“ bis „Mauzi III.“. Logisch, dass ich mich gleich in „Alev“ verliebte und mit ihr noch schöne Stunden in Karaköy und Sirkeci verbrachte.
Mittags bin ich im geschäftigen Viertel Taksim unterwegs, um letzte Einkäufe zu tätigen und mich in einem der kleinen türkischen Restaurants, die sich dort aneinanderreihen, zu stärken. Dann gehe ich in Richtung Karaköy, lege aber einen Zwischenstopp am „Galataturm“ in der mittelalterlichen, genuesischen Siedlung Galata ein. Ich liebe es, in den Städten kleine Details zu entdecken, egal ob es alte Bodenfliesen sind, die ich im Arasta-Bazar entdecke, oder Eisenbeschläge an Holztüren.
Genauso interessant finde ich es aber auch, immer wieder einen Blick von oben auf „das Ganze“ zu werfen. Der 67 m hohe „Galataturm“ ist dafür bestens geeignet, von da genießt man einen der spektakulärsten 360-Grad-Ausblicke über die Stadt.
Ich laufe den Hügel abwärts zur Galatabrücke. Hier fühlt sich „Alev“ wohl, denn es dreht sich alles um Fisch. Auf der Seite von Karaköy ist der Fischmarkt und ein großes Restaurant am Wasser. Fisch essen, die vorbeifahrenden Schiffe und das burlesque Gegaukel der großen Möwen zu beobachten, das macht mir Freude. Auf der Galatabrücke sehe ich Angler, unter der Fahrspur sind, ein Stockwerk tiefer, viele kleine Fischrestaurants aneinandergereiht und am gegenüberliegenden Ufer in Eminönü befinden sich zusätzlich einige Schnellküchen auf Booten. Es ist Abend geworden und erneut höre ich den letzten Abend-Gebetsruf des Muezzins vom Minarett der „Yeni Camii“ auf der Brücke. Ich gehe allerdings heute nicht in die Moschee hinein, sondern wende mich nach links.
Mein letzter Besuch gilt dem Kopf-Bahnhof Istanbul Sirkeci, „Sirkeci garı“. Dieser Bahnhof der Türkischen Staatsbahn im europäischen Teil Istanbuls bediente die Strecken, die in Richtung Westen verliefen.
Sirkeci hat mich sehr beeindruckt. Neben dem Bahnhofseingang steht eine alte kleine Lok, aus deutscher Produktion. Im Gebäude schaue ich mir das kleine Museum an. Es erinnert nicht nur an die Blüte-Zeit des Bahnhofs, in der er als Endstation für den Orient-Express diente, sondern auch an die 3. Klasse-Zeit (Holzbank), ohne jeden Luxus, in der die ersten Gastarbeiter ab Ende 1961, nach einem Anwerbeabkommen Deutschlands mit der Türkei, zu uns gekommen sind und deren Kinder und Enkel heute bei Besuchen in der früheren Heimat diesen geschichtsträchtigen Bahnhof als Touristen bestaunen.
Man soll immer aufhören, wenn es am schönsten ist. Danken möchte ich noch gerne Gültekin, dem Bruder meiner mütterlichen Freundin Nermin. Er muss ein Katzenflüsterer sein, denn ich finde, die Übersetzungen meiner türkisch miauenden Katzen-Guides, hat er perfekt gemeistert.
Wenn Ihr den ersten Beitrag über Istanbul verpasst habt, stelle ich Euch hier gerne noch einmal den Link zur Verfügung:
https://www.wurzerlsgarten.de/kultur-und-natur/istanbul-eine-total-spannende-stadt-teil-1/
8 Kommentare
Danke für die wunderschönen Fotos, für mich auch eine Erinnerung an 8 Tage in Istanbul 1962
Das freut mich liebe Ulla, ich wünsche Dir ein schönes Osterfest. LG Wurzerl
WAs für prächtige und zum Teil farbenfrohe Gebäude die Moscheen sind, Renate! Und einen Basar würde ich auch gerne einmal besuchen. Es muss toll sein, diesem bunten Treiben zuzusehen.
Liebe Grüße und frohe Ostern
Susanna
Oh ja liebe Susanna, ich denke Istanbul gehört zu den Orten auf der Erde, die man einmal genießen sollte. Frohe Ostern und LG Wurzerl
An article loaded with super descriptions and literary emotions. A little Orhan Pamuk, a little Nazim Hikmet and a lot of your original feelings and sentences. It is not only the reflection of beautiful feelings that adds meaning in the article, but also we can easily get lost in the aesthetic whirlpools of an expert description. The most beautiful article I’ve read recently. You gave me the happiness to rediscover Istanbul with you. Thank you with your hand and heart
liebe Renate
du hast mich in ein komplett anderes Welt entführt.Es war wunderbar und märchenhaft. Istanbul ist eine Reise Wert.Vieleicht schaffe ich es ja mal dort hin zu reisen.Du hast mich gedanklich schon mal dorthin gebracht.Danke dafür 😍
Gerade für Deine künstlerische Ader wäre das ein Wahnsinns-Input. Wünsche Dir schöne Ostern. LG Wurzerl
Hallo Renate,
tolle Eindrücke von einer tollen Stadt. Und immer wieder die allgegenwärtigen Katzen!
Frohe Ostern!
Elke