„Tuinfleur“ Rika van Delden, Oostwold, Frühling 2024

Das formale Becken in Tuinfleur

Ankommen

Ankommen bedeutet in diesem Fall wiederkommen. Ich kenne den Garten in Oostwold, Groningen, aus der Zeit der Allium-Blüte und habe ihn schon einmal in Wurzerlsgarten vorgestellt. “Tuinfleur” ist der Garten, der für mich so eine Art, Glücks- und Sehnsuchtsort darstellt.

Viele Jahre war dieser Platz für mich der Garten Moorriem. Nach dem Verkauf war mein Sehnsuchtsort verwaist, bis ich Rika van Delden und ihren Garten kennenlernte. Sofort stellte sich bei mir wieder dieses unendliche Glücksgefühl ein, das mir “Moorriem” geschenkt hatte.

Vom “Eingangsgarten” bis zum großen “Teichgarten”

Als ich Rika erzählte, was sie mir durch die Öffnung ihres Gartens für einen großen Glücksmoment schenkt, da lächelte sie nur verschmitzt und meinte: “Renate, wichtig ist, dass ich in meinem Garten glücklich bin.” Wie recht sie hat, nur wer Glück empfindet, kann es auch an andere verschenken und weitergeben. Heute habe ich das große Vergnügen, das Glücksgefühl von meinem Sehnsuchtsort an euch weitergeben zu dürfen.

In meinem ersten Beitrag über diesen Garten berichtete ich ausführlich vom Werdegang und den 12 Gartenzimmern, sowie den Eckdaten, mit der Gartengröße von 6000 qm und der 3.5 km langen Buchenhecke, die den Garten einrahmt und die der Hausherr höchstpersönlich schneidet. Als ich ihn frage, wann es wieder mit dem Heckenschnitt losgeht, da kommt die prompte Antwort: “In drei bis vier Wochen”. Während ich also diesen Beitrag schreibe, ist Pieter van Delden schon wieder mit der Buchenhecke zugange.

Allerdings nicht heute, denn jeden Sonntag vom 25. Februar 2024 bis zum 29. September 2024, 11.00 -17.00 Uhr, ist dieser wunderbare, inspirierende Garten für interessierte Besucher geöffnet. Das bedeutet, noch einmal kurz durchschnaufen, bevor die Arbeit an den Hecken wieder beginnt, die in meinen Augen schon jetzt, unmittelbar vor dem Blattaustrieb, perfekt dasteht. Wer neugierig auf den Garten zur Allium-Blühzeit ist, der findet unten vor der Adresse den Link in diesen Beitrag. Heute möchte ich mit Euch durchspazieren und den Frühling pur genießen.

Vom “Ausstellungsgarten” über den “Weißen Garten” und den “Rondellgarten” gelangen wir in den großen “Teichgarten”. Schon im “Weißen Garten” waren mir die vielen Leucojum aestivum ‘Gravety Giant’ aufgefallen. Während im “Ausstellungs-” und “Rondell-Garten” eine fröhliche, kunterbunte Mischung aus Tulpen, Narzissen, Traubenhyazinthen und Sommerknotenblumen zu sehen ist, übernimmt in Folge mehr und mehr Leucojum aestivum ‘Gravety Giant’ das Szepter im Garten.

Die Sommerknotenblume hellt oft die Heckenverläufe auf, aber sobald es Wasser gibt, findet man sie im Überfluss, sei es hier im “Teichgarten”, im “Raritäten-Garten” mit dem formalen, schmalen Becken, oder im “Mäandergarten”. Wie Adonis beugen sich die Leucojum-Blüten dem Wasser entgegen, um sich an ihrem Spiegelbild zu ergötzen.

Kein Wunder, dass Rika im Video über die Sommerknotenblume erzählt, es ist ihre Lieblingspflanze. Macht den Ton bitte laut, vergesst Euren Kaffee oder Tee nicht und genießt die Begegnung mit dieser begnadeten Gärtnerin. Erna de Wolff ist diesmal ein wunderbares Video mit Rika geglückt.

Die Sommerknotenblume ist also Rikas Lieblingsblume! Nach dem “Weißen Garten” zeigt sich das auch mehr als deutlich im Teichgarten. Ein breites Uferband weißer Leucojum-Blüten kokettiert mit dem Wasserspiegel. Irgendwie stiehlt diese Besonderheit den rechts- und linksseitigen Bordern, die mit Tulpen und Narzissen überfüllt zu sein scheinen, die Show. Ab und zu zeigt sich der riesige gelbe Lysichiton americanus, der amerikanische Stinktierkohl, den die Sommerknotenblume allerdings gut einbettend im Griff hat.

Die liegende Frauenskulptur kommt in Teichnähe gut zur Geltung. Vom Frühlingsflor umspielt liegt sie vorne auf der Stützmauer, die die Tulpen und Narzissen fast in Augenhöhe bringt. Mit großer Überlegung und Bedacht wählt Rika van Delden passende Kunst- oder Dekorations-Objekte für den Garten aus. In Haus-Nähe darf es gerne etwas mehr sein, aber je weiter man im Garten nach hinten geht, umso sparsamer wird mit der Kunst umgegangen, umso größer ist deshalb auch die Wirkung der Pflanzkombinationen. In den naturbetonten Gartenteilen verschwindet sie fast völlig und irgendwann löst nur noch die Anmut der Blüten oder der Charakter der Gehölze Begeisterung beim Betrachter aus. Mehr braucht es nicht zum Garten-Glück.

Vom “Heckengarten” bis zum “Raritätengarten”

Im Heckengarten angekommen bewundere ich zum x-ten Mal die göttliche Gestaltung dieses sehr langen und schmalen Gartens. Die Planung ist so interessant und durchdacht, die Ausführung so professionell, dass ich in jedem neuen Gartenteil wieder und wieder gefesselt stehen bleibe. Man betritt ja nie mehrmals den gleichen Garten, aber in “Tuinfleur” vergesse ich einfach, dass ich schon einmal durchgelaufen bin und wieder und wieder überraschen und verblüffen mich die aneinandergereihten Gartenteile aufs Neue.

Der Farn- und Hosta-Garten zeigte sich bei meinem ersten Besuch als lila Blütenmeer aus großen Allium-Bällen gebildet. Die 600 Hosta-Arten und -Sorten habe ich letztes Jahr gar nicht bewusst gesehen. Das ist diesmal anders. Dank unzähliger Narzissen wirkt dieser Teil wie ein “Weißer Garten” auf mich. Obwohl die Hostas sich gerade erst frisch auffächern, nehme ich sie ganz anders wahr als bei meinem ersten Besuch.

Da Rika hauptsächlich spät blühende Narzissen verwendet hat, blühen diese nicht nur zwischen den Tulpen in Gelb in den vorderen Gartenteilen, sie begleiten auch in Weiß die Hostas in dem Garten, den ich gerade verlasse und bis nach hinten sind sie eine farbliche Unterstützung der vielen Leucojum aestivum ‘Gravety Giant’, die in den hinteren Gärten zu sehen sind.

Der Raritätengarten mit dem schmalen formalen Becken zeigt sich in absoluter Höchstform. Aus dem Wasser ragen Tuffs der Sommerknotenblumen, gleichsam, als hätte sich das Becken vielfach mit ihnen gekrönt. Gelblaubiges, japanisches Waldgras und weiße Narzissen huldigen den Königinnen auf dem Wasserspiegel. Dahinter befindet sich die Crème de la Crème der Halbschattenstauden.

Verschiedene Arisaema wie griffithii ‘Pradhanii’, Anemonella, Epimedium, Podophyllum, Dysosma, Erythronium und Gräser-Raritäten wie Carex siderosticha ‘Shiro’ stechen sofort aus den üppig bestückten Beeten heraus. Die Vielfalt der Maiapfel-Blattschönheiten fällt mir besonders ins Auge. Ich kenne Dysosma ‘Kaleidoskop’, aber was hier so alles aufgepflanzt ist, habe ich zum Großteil noch nicht gesehen. Rika bezieht spezielle Stauden schon einmal direkt aus Japan.

Vom “Mäandergarten” zum “Hecken-Belvedere” mit Blick in den Neuen Garten und die Landschaft

Der Kontrast vom Raritätengarten mit dem streng formalen schmalen Becken zum Mäandergarten ist einerseits riesengroß, andererseits zeigt der natürlich gestaltete ebenfalls sehr schmale Wasserverlauf in letzterem, dass der Mensch nicht jedes Fließgewässer einbetonieren muss. Gerade in den Niederlanden ist das Thema Wasser ja in jeglicher Form allgegenwärtig.

Eingefasst mit Holzbalken, die Wasseroberfläche übersät mit Wasserlinsen, passt sich hier Leucojum aestivum ‘Gravety Giant’ ganz natürlich den Gegebenheiten an, während das Grabenende direkt auf den “Belvedere-Aufgang” hinzuweisen scheint. Wie das Wasser, scheint im Mäandergarten auch die Zeit einfach stehenzubleiben.

Der erhöhte Heckenabschluss mit Aussichtsplattform, die Bezeichnung “Hecken-Belvedere” trifft wohl ganz gut auf diese ungewöhnliche Konstruktion zu, bildet den Abschluss des alten Gartens. Dahinter genießt man die Aussicht über den Neuen Garten und weiter und weiter bis sich das Auge in der Landschaftsferne verliert.

Wunderschön habe ich diesen herrlichen Garten bereits im letzten Jahr zur Allium-Zeit erlebt. Wer die großen weißen und lila Paukenschläger-Lauche liebt, wie ich und die Gartengeschichte und Details von “Tuinfleur” kennenlernen möchte, der kann sich gerne den entsprechenden Beitrag anschauen. Hier ist der Link:

https://www.wurzerlsgarten.de/internationale-gaerten/tuinfleur-rika-van-deldens-besuchsgarten

Erst zuhause angekommen erfuhr ich, dass Rika an dem Sonntag, als ich das zweite Mal zu Gast war, Geburtstag hatte. Trotzdem gab es für sie kein Überlegen, den Garten auch an ihrem Ehrentag nicht alleine mit Familie, sondern mit vielen Gartenfreunden zusammen zu genießen. Vielen Dank liebe Rika und Pieter, dass ich erneut bei Euch zu Gast sein durfte und wieder über Euren Garten auf meiner Website berichten darf.

Tuinfleur, Garten von Pieter und Rika van Delden

Nieuweweg 34

NL-9682 RM Oostwold

Provinz Groningen – Niederlande

Kontakt Tel.: +31 (0) 597 – 551383      Kontakt-Mail: tuinfleur@planet.nl
Website: www.tuinfleur.nl

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6 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Oh da beneide ich Dich liebe Renate. Ich war schon beim 1.mal bei Rika so begeistert von diesen Traumgarten
    Vielleicht kommen wir noch einmal hin.

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Christa, so einen Garten würde ich am liebsten 1 x in jedem Monat sehen und kennenlernen. Es ist wirklich ein Ausnahmegarten. LG Wurzerl

  • Ulrike Koska sagt:

    Hach wie schön dieser Rundgang,oder besser gesagt: der Spaziergang durch diese Üppigkeit. ich war auch schon mehrere Male dort und war jedes Mal geflasht von diesem tollen Garten. und die Gastfreundschaft von Rika und Pieter suchen ihresgleichen. Danke liebe Renate 🙏

  • Astrid Musch sagt:

    Danke für die schönen Bilder

  • Irmgard Hantelmann sagt:

    immer wieder sooo schön. Wir waren auch schon 2mal bei Rika.
    Und bestimmt nicht das letzte Mal.
    Danke für den tollen Bericht.

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