Lianne Pot‘s Siergrassen – Präriegarten in De Wilp

Lianne Pot in Lianne's Siergrassen Tuin, Präriegarten in NL, Groningen

Ankommen in Groningen

Als ich im Sommer 23 spontan einen zweiten Ostfriesland-Besuch plane und mich meine Gartenfreundin Erna de Wolff fragt, wohin ich denn diesmal gerne fahren möchte, da erbitte ich mir eine kurze Bedenkzeit. Ich hatte die Planung für den Niederlande-Tag bisher völlig ihr überlassen. Ich liebe Überraschungen und die Vielfalt der von Erna ausgewählten Gärten und Gärtnereien war mir immer eine schöne, inspirierende Abwechslung zu meiner sonst sehr zeitaufwendigen eigenen minutiösen Planung meiner Garten-Besuche.

Die Verkaufsfläche am Eingang – Calamagrostis acutiflora ‘Karl Foerster’, Foersters Reitgras als Zaunersatz – Zugangsbereich zum Präriegarten

Dann fiel mir ein Bildband ein, den ich bereits in der Bücherschatzkiste vorgestellt habe und der just vor meinen Augen im Bücherregal steht. Dort hatte ich schon interessante Angaben über Tuinfleur, den Garten von Rika van Delden entdeckt. Tatsächlich fand ich auch meinen jetzigen Wunschgarten „Lianne’s Siergrassen-Tuin“ im Verzeichnis, das nach den niederländischen Provinzen sortiert ist, innerhalb einer Minute, unter Groningen.

Darum stelle ich Euch noch einmal den Link zur Buchrezension dieses praktischen, schönen Bildbandes zur Verfügung. Warum versucht Ihr Euch nicht einmal selbst als Planer*in einer Gartenreise in die NL und/oder Belgien?

https://www.wurzerlsgarten.de/buecher-schatzkiste/romantische-gartenreisen-in-den-niederlanden-belgien/

Mitte September ist es so weit. Erna und ich fahren gemütlich am späten Vormittag von Ostfriesland nach Groningen. Wir dürfen Lianne Pot, die Gartendesignerin und Inhaberin von “Lianne’s Siergrassen” besuchen. Leider beträgt das Zeitfenster mittags nur eine Stunde, aber wir kommen außerhalb der Besuchszeiten in den Garten, was für mich zum Fotografieren natürlich unbezahlbar ist. Schon während der Fahrt begleitet uns das böige Gejaule von starkem Wind. Meine Befürchtung, dass ich ihn nicht auf Knopfdruck im Garten ausschalten kann, bestätigt sich leider.

Wir steigen aus und werden von der Prärie-Gärtnerin begrüßt, während uns rundum die Stauden, vor allem Gräser, ihre Referenz in kurzen Abständen mit tiefen Bücklingen erweisen. Die Böen werden stärker und wir gehen am Verkaufsplatz mit vielfältigen Gräsern und passenden Begleitstauden vorbei, in den Verkaufsraum, wo Erna das Kurzvideo mit Lianne Pot aufnimmt, in welchem sie ihr Buch vorstellt.

Ich denke, der Link passt perfekt hierher, also klickt gerne auf das Bild und betretet den Raum, um Lianne etwas kennenzulernen.

Der Wind pfeift über die Prärie

Schon bevor ich den Garten aufsuche, kaufe ich mir das Buch, da ich nicht weiß, ob ich bei diesem Wind überhaupt Fotos für Wurzerlsgarten machen kann. Für meine Advent-Buchrezensionen fehlen mir auch noch einige passende Bücher, die ich mit Überzeugung vorstellen kann und das Thema interessiert mich sowieso.

Dann betrete ich das Gartenareal, das ich so nur teilweise im Hermannshof Weinheim gesehen habe. Dort ist eine der großen Freiflächen als Präriegarten angelegt worden. Den Hermannshof und auch den Maxipark Hamm, der ebenfalls eine Prärieanlage, geplant von Piet Oudolf, besitzt, könnt Ihr zum Vergleich beides unter den „Deutschen Gärten“ finden.

Dieser Garten hier unterscheidet sich jedoch grundlegend von den anderen. Die wichtigsten Unterschiede sind: der Garten hier befasst sich mit allen drei Prärietypen und ist zum Glück sehr gräserlastig, was natürlich und authentisch wirkt. Ein wichtiger Aspekt ist tatsächlich das Wetter. Über diese Prärie pfeift momentan ein starker Wind, der das Fotografieren für mich sehr schwierig macht, da ich ja nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung habe, andererseits fühle ich mich durch die Wetterverhältnisse unmittelbar in die Weiten der nordamerikanischen Prärien versetzt, noch dazu, weil ich dieses wogende Staudenmeer ungestört allein genießen kann.

Später sehe ich im Plan des Buches, dass ich zwei wichtige Anpflanzungen, die sich seitlich der Gebäude befinden, nämlich den „Muster-Gräsergarten“ und die „Sammlung der niederländischen Ziergräser“ zwar verpasst habe, aber nicht aus Zeitmangel, sondern weil dort abgesperrt ist, wegen Erneuerungs-Arbeiten.

Das Wegemuster, dem ich folge, entspricht einem Eichenblatt. Auf dem Plan sehe ich das natürlich, aber zwischen den Stauden, vor allem in der Hochgras-Prärie, verliere ich zeitweise die Orientierung.

Der imposante Bogen aus Calamagrostis x acutiflora ‘Karl Foerster‘ lenkt mich unmittelbar zwischen den Bereich „Präriepflanzungen für kleine Gärten“. Was für ein sympathischer Auftakt, das Foerster’sche Reitgras war mein erstes Ziergras im eigenen Garten, allerdings ist das inzwischen fast 40 Jahre her. Im Randbereich finde ich weitläufig über zwei Peripherie-Seiten entlang „Kombinationen von besonderen Gräsern“, die dritte Längsseite vor der Zugangsseite stellt „Rabatten ähnliche Präriebepflanzungen“ vor.

Der Mittelteil zeigt vom Zugang nach hinten gestaffelt „Präriebepflanzungen nach Farben“, die „Echte Prärie“ und die „Misch- und Hochgrasprärie unter jahreszeitlichen Aspekten“. Ein genialer Kniff ist, dass in diesem Bereich ein leichter Anstieg gemodelt wurde, damit man auf der kleinen Aussichtsplattform den Blick über die im Wind tanzenden Gräser hinweg bis zu den stoisch still grasenden Kühen außerhalb und darüber hinaus in die Weite der Landschaft blicken kann.

Als ich zuhause die Fotos für diesen Beitrag studiere, werde ich unsicher, ob ich Euch die Bildqualität, hervorgerufen durch Eile, düstere Haufenwolken und die permanent durchrauschenden Böen zumuten kann. Ich beginne zu lachen, als ich das gelbe Warn-Schild auf dem Foto wiedererkenne: „Bison Crossing“ fast verdeckt von Gräsern, die wie Scheibenwischer hin und her tanzen. Überall sind Gräser, alle Stauden befinden sich in Dauerbewegung. Genau so stelle ich mir doch eine Prärie vor, warum sollt Ihr nicht Lianne sehen, wie sie stoisch im Präriebeet steht und warum sollt Ihr Euch nicht auch ein wenig den Wind der Prärie um die Ohren pfeifen lassen?

Lianne Pot, die Herrin der Prärie

Ich beschäftige mich mal lieber mit der „Herrin der Prärie“ in Groningen. Lianne ist das 6. von 10 Kindern und wuchs in einer Viehzüchterfamilie auf dem Land auf. Schon damals war sie von Gräsern fasziniert, wandte sich jedoch erst einmal dem wichtigen Beruf der Sozialarbeiterin zu. 1994 zog sie mit Partner und Sohn aufs Land, nach De Wilp. Im Gegensatz zu ihrem Zuhause mit fettem Lehmboden, gab es hier Boden mit viel Sand und wenig Lehm.

Ab dieser Zeit beschäftigte sich Lianne intensiv mit den unterschiedlichsten Gräsern. Sie vertiefte sich so in die Thematik, dass im Jahre 2000 ein Beispiel-Grasgarten und eine Gärtnerei mit mehr als 350 verschiedenen Gräsern entstanden. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Gräsern interessierten sie auch als Gartendesignerin. Nach einem Besuch im Jahre 2008 in der nordamerikanischen Prärie verwandelte sich ihr Schaugarten hauptsächlich in einen Präriegarten und sie experimentierte mit diesen Pflanzungen hinsichtlich der Zukunft im Zeichen des Klimawandels.

Die meist tiefwurzelnden Stauden Nordamerikas halten Unkraut in Schach und speichern Feuchtigkeit. Lianne Pot hat mit ihren Prärienstauden sicher ideale Pflanzen für das Gärtnern in der nahen europäischen Zukunft gefunden. Sie lässt geeignete Gräser und andere Stauden mit mindestens ähnlichen Ansprüchen dicht zusammenwachsen. Das hält die Feuchtigkeit im Boden und das Unkraut kann sich nicht festsetzen.

Das Ergebnis wirkt verblüffend bunt und trotzdem natürlich, auch wenn die ornamentalen Gräser den Schwerpunkt bilden. „Lianne’s Siergrassen“ wird immer perfekter, dynamischer und schöner. Ich möchte es gerne zu einer etwas früheren Jahreszeit wiedersehen.

Danke Lianne, dass Du den Präriegarten für uns geöffnet hast und ich ihn in Wurzerlsgarten vorstellen darf.

Am folgenden Dienstag könnt Ihr übrigens die Buchrezension über das „Farbenmeer eines Präriegartens“ lesen.

Lianne’s Siergrassen

Jan Gosseswijk 31 – 9367 TE De Wilp

Kontakt: Tel: +31(0)594644263 Email: info@siergras.nl

Info: www.siergras.nl     www.prairietuin.nl   www.präriegarten.info

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2 Kommentare

  • Hallo Renate,
    ich muss das Buch mit den Gartenreisen noch mal studieren, in den Niederlanden gibt es so viel, dieses Jahr haben wir noch mal die Gärten von Appeltern und den Hortus Leiden geschafft, nächstes Jahr vieleicht den Hortus Bulborum?
    VG
    Elke

  • Susanna sagt:

    Herrlich, diese Präriepflanzungen! Sie erinnern mich an den Sussex Prairies Garden im Süden Englands. Holländische Gärten stehen bei mir auch auf dem Programm, wenn mehr Zeit dafür ist.
    Liebe Grüße
    Susanna

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