Der Neubeginn , ein Wunder
Viele Märchen beginnen mit der unvermeidlichen Phrase: “Es war einmal”. Manchmal passt dieser Märchen-Anfang auch für ein Wunder. Denn dieses Wort scheint mir einzig passend für den Garten, der Anfang 2023 noch so aussah, wie auf dem Drohnenfoto, das ich Euch hier zeige (von Ulrike Koska zur Verfügung gestellt). Praktisch und pflegeleicht stand er jahrelang den Mietern von Ulrikes Wohnung zur Verfügung, bis sie beschloss, selbst darin einzuziehen und aus diesen 450 qm, das Schmuckstück “Lütje Thuun”, den Kleinen Garten zu gestalten.
Wie das alles zustande kam, das soll Euch Ulrike Koska im Video selbst erzählen. Klickt gerne auf das Bild, stellt den Ton laut und hört, was Ulrike zu erzählen hat.
Als ich Ende Mai 23 nach Ostfriesland kam und sah, was Ulrike in nicht ganz 2 Monaten aus dem Boden gestampft hatte, da war ich völlig geplättet. Ich fotografierte den Garten und bat sie, ihn gleich nach meiner Heimkehr vorstellen zu dürfen, um diesen Wow-Effekt unmittelbar an Euch weitergeben zu können. Leider musste ich auf die Erlaubnis noch vier Monate warten.
Handyfoto von Ulrike Koska, ca. sechs Wochen vor meinem Besuch!
Dieser Beitrag war von mir nicht als Gartenvorstellung in dem Sinne gedacht, wie Ihr das von mir kennt. Nein, ich wollte Euch zeigen, wozu eine Frau fähig ist, die für ihre Selbstbestimmung und ihre Gartenleidenschaft brennt. Ich glaube, dass dieser Garten und seine Gärtnerin, einigen von Euch, die sich davor scheuen, in ihrem Leben oder Garten neu zu beginnen, oder Veränderungen zuzulassen, Mut machen kann. Es bedarf nur zweier Dinge, um Großes zu bewerkstelligen. Das ist einmal der feste Wille, mit Leidenschaft etwas Eigenes für sich zu schaffen und dann die Magie des ersten Schrittes.
“Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, dichtete Hermann Hesse.
Ich glaube, viele von Euch wissen gar nicht, dass Hermann Hesse auch ein guter Gärtner war und mit dieser Leidenschaft an mehreren Orten immer wieder von Neuem begonnen hat.
Handyfoto von Ulrike Koska, ca. sieben Wochen vor meinem Besuch!
Es ist mir wichtig zu schreiben, dass Ulrike Koska fast alle Arbeiten im Garten allein gestemmt hat. Sie hatte die Unterstützung ihrer Familie, die ihr mit zwei Lastwägen beim Umzug halfen. Es galt immerhin etwa 400 Hostas umzuziehen, von den weiteren Stauden und Gehölzen gar nicht zu reden. Professionelle Hilfe nahm sie in Anspruch, als es galt, den Haus-Weg bis an das Gartenende zu verlängern und um die Ecke bis zum Parkplatz auf die andere Seite zu führen.
Handyfoto von Ulrike Koska, ca. sieben Wochen vor meinem Besuch!
Alle anderen Arbeiten: Palisaden entfernen und gegen Staketenzäune austauschen, mit weiteren Staketenzäunen den Garten gliedern und abgrenzen, pflastern eines zweiten Sitzplatzes Nähe Eingangsbereich und einen Bodenbelag für die Hostatreppe verlegen, das Modulieren des Ostfriesenwalls und die Vorbereitung weiterer Beete, aufmauern eines Hochbeetes und Aushub für einen kleinen Teich, Montagearbeiten und immer wieder umstellen der Unmenge schwerer Pflanzkübel, wenn in einer Ecke Platzbedarf zum Arbeiten gefragt war. Alles das schaffte Ulrike Koska in wenigen Wochen, bevor sie sich auf die Kür freuen konnte, nämlich das Pflanzen und Stellen ihrer mitgebrachten Gartenschätze.
Die Lütje Thuun Ende Mai 2023
Handyfoto von Ulrike Koska, ca. sechs Wochen vor meinem Besuch!
Ohne die beiden großen Buxus-Kugeln würde wohl niemand vermuten, dass das obige Bild aus dem gleichen Garten stammt, wie ihn meine Fotos etwa 6 Wochen später zeigen. Noch krasser ist der Vergleich mit dem obigen Drohnenfoto. Rasen der direkt am Weg-Pflaster endet ist pflegeleicht. Aber dort ein langes Beet anzulegen, mit einem leichten Staketenzaun abzugrenzen und innen dann ein fröhlich einladendes Staudenbeet anzulegen, während zum Weg hin ein Sträucher-Mix für Abwechslung und Höhenstaffelung sorgt, das ist natürlich unendlich viel attraktiver.
Fotos von meinem Besuch Ende Mai 23
Passend dazu, ist die Hausfront abwechslungsreich als Topfgarten mit zusätzlichen Hänge-Regalen und meist in der eigenen Werkstatt entstandenen Dekorationen bestückt.
Im hinteren Teil führt ein schräger Weg zur Gartenhütte, die Ende Mai schon rundum mit Hostatöpfen “tapeziert” ist und erweitert sich dann zu einem großen geräumigen Terrassen-Sitzplatz. Die hohen schweren Palisaden hat Ulrike gegen leichte, in der Höhe unterschiedliche Elemente für Kletterpflanzen und einen niedrigen Staketenzaun ausgetauscht. So kann ihr Blick ungehindert in fast alle Gartenteile gleiten.
Alle Beete sind Anfang April festgelegt und umgegraben worden. Die Schubkarre steht für den Aushub zum Pflastern des zweiten Sitzplatzes vorne bereit. Der Ostfriesenwall und das Hochbeet in der Mitte werden mit Erdaushub und gutem Boden anfangsweise gemodelt. Das ist wieder ein Foto von Ulrike Koska, das sie im April gemacht hat.
Es ist kaum zu glauben, dass Ulrike auch ihr Hochbeet selbst aufgemauert hat. Es gibt nur drei Ecken und die Längsseiten sind konvex und konkav leicht gebogt. Auf der linken Seite ist die Mauer-Konstruktion abgesenkt, und eine kleine Teichwanne angegliedert. Das Foto ist wieder aus dem April von Ulrike selbst mit dem Handy gemacht.
Rosa ‘Rhapsody in Blue’ – Der Denker am Bug des Hochbeetes – Rosa ‘Fancy Babylon Eyes’
Die Pflanzen scheinen in den kleinen Teich hineinzuwachsen. Aus anderer Perspektive könnte man denken, ein Wasserfall ergießt sich in das kleine Becken. Der Denker sitzt vorne, am Bug. Er vermittelt einen völlig neuen Eindruck, nämlich den, als würde im Garten ein Boot liegen. Die Proportionen sind perfekt aufgeteilt und der Garten hat einen gut durchdachten und aufsehenerregenden “Ey-Catcher” bekommen, der überall hinblicken kann, aber auch von überall gesehen wird.
Geum coccineum – Carex elata ‘Bowles Golden’ – Geum ‘Mai Thai’
Schon Ende Mai wirkt das Hochbeet gut geschlossen und steht in voller Blüte. Es gibt mehrere Rosen darin, die offenbar den Umzug gut weggesteckt haben. Auch die Stauden-Begleiter geben schon ihr Bestes.
Dieses Foto von Ulrike Koska aus luftiger Höhe zeigt, welche Sisyphus-Arbeit auf sie an der langgezogenen Grundstücksgrenze wartet. Dabei fehlt links noch ein ganze Stück Länge. Die Erde ist durchgejätet, die Palme steht schon vor ihrem künftigen Standort. Erste Grassoden vom Weg-Aushub und anderen Projekten werden bereits vor und zwischen den Gehölzen ausgebracht. Die Gestaltung des Ostfriesenwalls kann beginnen.
Das Herzstück der “Lütje Thuun” liegt am Rand.
Als ich Ende Mai Ulrike besuche und diese Fotos mache, da kann ich nur fassungslos mit dem Kopf schütteln. Frischer Austrieb, Umzug, mehrmals von einer Seite zur anderen geschoben, mit den sich gerade entwickelnden Blattrosetten auf den Ostfriesenwall gepflanzt und dann sehe ich da durchgehend nur makellose Hostas, als würden sie schon Jahre diesen Wall bevölkern. Das zeige ich Euch gerne auch mit einigen Hosta-Porträts in Nahaufnahmen.
Hosta ‘Spritzer’ – Hosta ‘Valley’s Glacier’ – Hosta ‘Valley’s Glacier’ – Hosta ‘Geisha’ – Hosta ‘Firn Line’ – Hosta ‘Brother Stefan’ – Hosta ‘Albopicta’ – Hosta ‘Patriot’ – Hosta ‘Gipsy Rose’
Die Gunnera ist eine wichtige Großstaude, die mit ihrem mächtigen Habitus die Szenerie des Ostfriesenwalls belebt. Eine der Skulpturen aus Ulrike Koskas “Deco-Patch”-Werkstatt darf natürlich auch nicht fehlen. Die Palme signalisiert den Teil des Walls, der Martina-Henne-Wall genannt wird. Ulrike berichtete darüber schon in ihrem Video zu Beginn des Beitrages.
Ein paar September Bilder kann ich mir jetzt doch nicht verkneifen.
Inzwischen sind wir fast am Eingang angekommen. Es ist der Bereich mit dem langen Border entlang dem Staketenzaun, den ich Euch als Erstes gezeigt habe. Diesmal stehen wir allerdings nicht auf dem Haus-Weg, sondern innerhalb des Gartens. Die Bilder sind von meinem letzten Besuch im September 2023. Entsprechend üppig haben sich die Stauden entwickelt.
Leider war Ulrike Anfang Juni 2023 noch nicht bereit, einem Beitrag in Wurzerlsgarten zuzustimmen. Irgendwie habe ich mit meiner sonst schon wirksamen Überzeugungskraft versagt. Erst als am 14.9.23 die “Ostfriesenzeitung” einen ersten großen Aufmacher-Beitrag auf ihrer ersten Seite druckte und die GdS-Garten-Kommission Ulrikes “Lütje Thuun” Ende August mit Begeisterung wieder für die Garten-Öffnungen und erneute Aufnahme in die Broschüre der Gartenbesuche vormerkte, schickte sie mir das Video mit der Erlaubnis, ihren jungfräulichen Mai-Garten zu zeigen.
Ich habe ihn mir aber nun bis in den Dezember aufgehoben, es ist meine letzte Gartenvorstellung 2023. Bald ist Silvester, ich bin überzeugt davon, dass in der magischen Nacht 2022, die Pläne für den Umzug und den neuen Garten schon fertig im Kopf von Ulrike Koska vorhanden waren. Und… sie hat es mit einer resoluten Entschlossenheit und Kraft innerhalb kürzester Zeit vollbracht. Den Startschuss gaben die geliebten Hostas, die Anfang April endlich aus der Erde spitzten. Als sie ihre makellosen Blattrosetten fertig entfaltet hatten, waren sie Mitte Mai bereits an Ort und Stelle.
Niemand muss sich für 2024 vornehmen, einen neuen Garten anzulegen, oder umzuziehen. Aber, gibt es nicht in jedem Leben Punkte, wo unterschwellig ein Änderungswunsch schlummert? Sucht nach dem, was Euch bewegt, berührt, Ihr Euch wünscht oder vermisst und denkt daran: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!”
Ulrike Koska
Otto Leege Str. 10, PLZ 26603 Aurich
Kontakt für Besuchswünsche: ulrike-koska@gmx.de
Den Fehngarten Koska könnt Ihr real nicht mehr besuchen. Aber, das ist das Schöne, als Retrospektive in Wurzerlsgarten bleibt er Euch natürlich erhalten.
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/fehngarten-koska-koi/
10 Kommentare
Liebe Renate,
Was ich da geschaffen habe, wird mir in deinem Artikel noch einmal mehr als bewusst. Mein ganzes Herzblut liegt in diesem Garten und wer könnte das schöner in Wort und Bild umsetzen als du. Damit hast du mich ein bisschen sprachlos gemacht. Ich danke dir dafür von Herzen
Liebe Ulrike, das hättest Du schon im Juni so lesen können, aber wer weiß, vielleicht warst Du da noch nicht im Aufnahmemodus. Jedenfalls habe ich ganz bewusst, alle September-Fotos, bis auf den Schluss wieder hinauskomplimentiert, weil Dein neuer Garten schon im Mai eine so frische Brise in sich hatte und dabei doch bei aller Jungfräulichkeit schon so komplett und harmonisch gewirkt hat, dass ich gerne noch mehr sprachlos gesehen hätte. Aber, wenn der Charme der Reife kommt, dann machen wir einen feinen Gartenrundgang und er darf sich präsentieren. Hier und heute warst nur Du die Hauptperson. Hab ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Liebe Renate,
Ich kenne den Garten von Anfang an und muss Ulrike meine Bewunderung aussprechen, was sie aus dem Grundstück in so kurzer Zeit geschaffen hat. Aber sie ist und bleibt eine Powerfrau. Hut ab Ulrike. Dir Renate ein Dankeschön fürs zeigen und beschreiben.
Irre! Was für eine Tat- ubd Schaffenskraft. Ich bin schwer beeindruckt und voller Freude für Ulrike und mit dem, was sie da geschaffen und geschafft hat. Chapeau!
Liebe Renate
Du hast die ganze Frauenpower in grün von Ulrike wunderbar erfasst. Bewundernswert was Sie alles alleine , in so kurzer Zeit, geschaffen hat. Ich bewundere die Energie die auch du immer wieder findest so tolle Berichte zu kreieren und in wunderschönen Worten festzuhalten. Gratulation an euch 2 Taffen
Hallo Ulrike ,
was soll man dazu sagen….
dein Garten ist ein wunderbares Wunder
und das Schöne daran ist, daß du selbst damit soo glücklich bist.
Ich wünsche dir weiterhin viel Freude und Gesundheit.
Was für eine Veränderung in so kurzer Zeit! Da war wirklich eine Powerfrau am Werk. Und bei ihr kann man sich statt auf Rosen auf Hosta betten …
Liebe Renate, ich wünsche dir noch schöne Adventstage, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr – mein Blog geht jetzt in eine kurze Winterruhe.
Liebe Grüße
Susanna
Was für eine inspirierende Geschichte! Der Neubeginn von Ulrike Koska ist wahrlich ein Wunder. Ihr Garten “Lütje Thuun” zeigt nicht nur ihre beeindruckende Gartenleidenschaft, sondern auch ihre Entschlossenheit und Kreativität. Die Verwandlung in nur wenigen Monaten ist beeindruckend und spiegelt ihre Hingabe und Liebe zum Detail wider.
Es ist bewundernswert, wie Ulrike fast alle Arbeiten im Garten allein bewältigt hat. Von der Umgestaltung des Geländes über das Anlegen von Beeten bis hin zum Bau des beeindruckenden Hochbeetes mit Teich – jede Ecke ihres Gartens erzählt eine Geschichte von Mut und Tatendrang.
Die Vielfalt der Pflanzen, insbesondere die Hostas, verleihen dem Garten nicht nur eine harmonische Atmosphäre, sondern auch eine zeitlose Schönheit. Der Ostfriesenwall und die liebevoll gestalteten Abschnitte, wie der Martina-Henne-Wall, tragen zur Einzigartigkeit dieses Gartens bei.
Ulrikes Geschichte erinnert uns daran, dass Veränderungen und Neuanfänge nicht nur möglich, sondern auch erfüllend sein können. Die Botschaft, dass in jedem Anfang ein Zauber inne wohnt, wird durch ihre Geschichte lebendig. Danke, dass du uns diese faszinierende Reise durch “Lütje Thuun” geteilt hast! Es ist eine Quelle der Inspiration und ermutigt uns alle, unsere eigenen Träume und Veränderungen anzugehen.
Was Ulrike da geschafft hat sucht seines Gleichen
Ja, vor allem, wenn man sich den kurzen Zeitraum anschaut, in dem sie alles aus dem Nichts geschaffen hat. LG Wurzerl