Einladung in die Staudengärtnerei Eidmann
Die Gärtnerei Eidmann war eigentlich erst mein zweites, geplantes Ziel bei meiner Anreise am 20.7.22 zur Jahresversammlung der Gesellschaft der Staudenfreunde in Mannheim. An der Ausfahrt Seligenstadt, wo ich den Klostergarten gerne für Wurzerlsgarten fotografieren wollte, fuhr ich jedoch vorbei. Es war schon 15.30 Uhr, zu dieser Zeit wollte ich eigentlich schon in Groß-Umstadt sein. Der Garten in Seligenstadt war ins Wasser gefallen! Nein, Quatsch, ich war über 2 Stunden auf einer einspurigen Baustellen-Trasse der Autobahn bei 40 Grad Hitze im Stau mit meiner “Autosauna” gestanden.
Romneya coulteri, Kalifornischer Strauchmohn mit Krabbenspinne – Vertikalpflanzung im vorderen Verkaufsbereich – Campanula fragilis stammt aus den italienischen Abruzzen
Warum ich das überhaupt erzähle? Ich bin einfach rückblickend auch heute noch erstaunt, dass ich es trotz dieser Widrigkeiten nicht erwarten konnte, die Familie Eidmann und ihre Stauden-Gärtnerei wiederzusehen. Es war auch sofort wieder da – dieses Kribbeln und die Spannung, als mir schon am Zaun der kalifornische Strauchmohn Romneya coulteri entgegenwinkte und mich mit seinem frischen Weiß begrüßte. Mit frischem Elan stürzte ich mich erst auf die Wasserflasche, die mir Thomas Eidmann zur Begrüßung anbot und dann ab 16 Uhr auf das Gärtnerei-Gelände, das heute 8000 qm umfasst. So ist es nicht verwunderlich, dass ich erst um 20.30 Uhr mein Hotel erreichte.
Im oberen Verkaufs- und Schau-Bereich
Kalksinterstein, Campanula dasyantha ‘Superba’ – bepflanzter Steinkreis – Saxifraga paniculata ‘Minor’ mit Minuartia stellata v. parnassica
Aber jetzt bin ich ja erst einmal angekommen und wir stehen im Eingangs-Areal, das zugleich die Visitenkarte und der erste große Verkaufsbereich der Gärtnerei ist. Es ist unglaublich, was Thomas und Sigrid Eidmann hier am Nordrand des Odenwaldes mitten in Semd mit seinen bäuerlichen Strukturen, die auch heute noch erkennbar sind, geschaffen haben. Eine dieser hier üblichen Kleinstlandwirtschaften betrieben die Eltern von Thomas. Vor 38 Jahren übernahm dieser dann das 800 qm große Areal, um mit seiner Frau Sigrid eine Staudengärtnerei aufzubauen. Die Sanierung des Fachwerkhauses, der ehemaligen Scheune und des Kuhstalles kosteten viel Zeit und Geld. Der alte, große Gemüsegarten war die erste Grundlage für die Staudengärtnerei, die sich nach und nach entwickelte und sich bis heute auf ca. 8000 qm vergrößert hat.
Phlox ‘Graf Zeppelin’ – Nassella tenuissima ‘Pony Tails’ (Syn.Stipa), Mexikanisches Fiedergras, Origanum rotundifolium ‘Kent Beauty’, Hopfen-Dost – Holzbiene auf Campanula fragilis
Der Plan, eine Staudengärtnerei aufzubauen, war für die beiden gelernten Staudengärtner Thomas und Sigrid Eidmann von Anfang an die einzige Option. Angetrieben von der Idee Pflanzen und Pflanzen-Gemeinschaften, möglichst standortgerecht zu präsentieren, entwickelte sich die Staudengärtnerei in kurzer Zeit, individuell, auf ein hohes Niveau. Die Staudenbilder sind nicht selten direkt aus der Natur entlehnt.
Die Gebäude bilden einen schönen, schützenden Halb-Rahmen zur Verkaufsfläche. Die lange Hausfront steht jedoch tiefer, da das Gelände von der Straße weg abschüssig ist, Terrassierungs-Maßnahmen waren vonnöten. Mit sicherem Gespür hat Sigrid Eidmann dieses unebene Areal mit Hilfe von Feldstein- und Naturstein-Mauern und passenden Steintreppen dazu, in eine gemütliche Verkaufsfläche mit kleinen Schau-Inseln und einem Schatten-Bereich unter einer Pergola, mit Sitzgelegenheit geplant.
Und da stehe ich auch gerade, um mir die Schattenpflanzen anzusehen. Als ich mich für einen Moment hinsetzen möchte, schaut mich eine kleine Amsel-Madame so verwundert an, dass ich brav ihr Reich wieder verlasse und mich auf die beiden Verkaufswägen für Hostas und Heucheras konzentriere. Die Staudengärtnerei ist nicht total auf Steingarten– und Alpin-Stauden fixiert, wie oft fälschlicherweise vermutet wird. Stauden-Basics für unterschiedlichste Habitate findet man auf dem Gärtnerei-Gelände. Als ich mich später nach den Lieblings-Heucheras erkundige, schreibt mir Thomas, er schätze die ältere Sorte Heuchera micrantha ‘Cappuccino’ und die neuere ‘Caramel’, aber sein absoluter Favorit ist die Wildart Heuchera villosa var. macrorrhiza, ein robuster, trockenheitsverträglicher Insektenmagnet.
Apropos Trockenheit! Immer wieder sieht man auf dem kompletten Gärtnerei-Gelände, wie ernst das Thema zunehmende Trockenheit, gepaart mit Hitze, im Zeichen des Klimawandels genommen wird. Die Experimentierfreude und Phantasie scheinen keine Grenzen zu kennen. Erst in diesem Jahr bepflanzte Stefanie Eidmann, die frisch gebackene Schwiegertochter im Hause Eidmann, das Garagendach. Ich lernte sie wenige Tage vor ihrer Hochzeit in der Gärtnerei kennen. Die riesige Freude auf den “Großen Tag” lag nicht nur spürbar in der Luft, die ganze Familie strahlte. Ich freue mich sehr mit ihnen. Trotzdem verlasse ich nun den oberen Verkaufsbereich, folge dem Hausrotschwanz, der sich schon ungeduldig nach mir umwendet und gehe ein Stück des öffentlichen Weges, in die unteren Gärtnerei-Areale. Sogar der öffentliche Weg wird genutzt – eine gute Methode zu sehen, dass Acanthus hungaricus, Phlomis samia und Artemisia ‘Powis Castle’ den Wegrand ohne großen Aufwand verschönern.
Der Wassergarten, die Dornpolsterflur und der Steingarten
Sarracenia purpurea – Asplenium scolopendrium unter Hamamelis – Lilium lancifolium splendens,Tigerlilie
Ich laufe nur wenige Meter den Weg entlang, um in den Wassergarten zu kommen. Links vom Weg ist eine große Anpflanzung von Insectivoren, besonders schön Sarracenia purpurea. Gegenüber ist nach dem Verblühen vieler Orchideen ein wenig Ruhe am Teichufer eingekehrt, aber, wie wir Bayern sagen: “A bisserl wos geht imma” – das orange Leuchten der dunkel gesprenkelten Tigerlilie ist immerhin auch noch im Juli weithin zu sehen.
Gleich um die Ecke, schon im Verkaufsareal des Steingartens, öffnet sich der Blick weit über das weitläufige Gärtnereigelände hinunter bis in den Talgrund, durch den der Semder Bach läuft. Der Steingartenhang beherbergt im oberen Teil die ausladenden Polster von Acantholimon hohenackeri und Astragalus angustifolius, welche typische Beispiele einer Dornpolsterflur darstellen. In Sichtweite der Igelpolster befindet sich nicht zufällig ein kleiner Senkgartenbereich mit Feuerstelle – so ist Thomas immer mal in der Nähe einer seiner Lieblingsplätze innerhalb der Gärtnerei. Nicht weit davon sind schmale Mauern mit Natursteinen, oft Tuffsteine, ohne Hilfe von Zement innerhalb von starken Holzbohlen-Rahmen-Konstruktionen aufeinandergeschichtet. Das ergibt eine Menge Pflanzraum und den nützt der schlaue Gärtner – der Herr der vertikalen Pflanzung – natürlich weidlich aus.
Saxifraga longifolia, Pyrenäen-Steinbrech – Trichophorum alpinum, Alpen-Rasenbinse – Sempervivum arachnoideum ‘Sapa’, Spinnen-Hauswurz
Als ich die wunderschöne, silbergraue, ebenmäßige Rosette von Saxifraga longifolia sehe, fallen mir die herrlichen, großen, weißen Blütenfahnen ein, die ich Ende Mai 2018 hier an gleicher Stelle bewundert habe. Ich liebe die Silberrosetten vor allem des Pyrenäen-Steinbrechs. So wünsche ich sie mir jahrelang nur mit dem Blattkranz, denn nach dem überschäumenden Blütenfest stirbt die Pflanze ab.
Gräser für die unterschiedlichsten Anforderungen finden sich überall in der Staudengärtnerei. Im Steingarten-Verkaufsbereich blüht gerade Trichophorum alpinum, die Alpen-Rasenbinse, die mich etwas an Wollgräser erinnert, aber nichts mit ihnen zu tun hat.
Einige attraktive Steinarten, wie z.B. die Kalksintersteine, warten in diesem Verkaufsareal auf Liebhaber. Genialerweise kann man besonders schöne Stein-Exemplare auch schon fertig bepflanzt erstehen. Gerade Steingartenpflanzen brauchen oft Jahre, bis sich ein ansehbarer Tuff bildet. Im Foto hat es sich Sempervivum arachnoideum ‘Sapa’ auf einem Stein “verkaufsfertig” gemütlich gemacht.
Acantholimon hohenackeri – bepflanzte Tuffsteinmauer – Helichrysum tianshanicum ‘Schwefellicht’, rechts abgeblüht Phedimus aizoon
Auch ich habe schnell eine große Schwäche für das Igelpolster entwickelt, die beeindruckende Größe der im Steingarten ausgepflanzten Acantholimon hohenackeri bringt mich total ins Schwärmen. Leider gibt es in meinem kleinen Garten noch nicht die Voraussetzungen für Pflanzen der Dornpolsterfluren. Wie gut kann ich Thomas verstehen, der mit vielen seiner Kultivare die ersten Berührungspunkte an ihren Naturstandorten hatte. Auf der Suche nach Pflanzengemeinschaften, die nicht nur attraktiv im Garten aussehen, sondern trotz oder gerade wegen der zunehmenden Trockenheit dort auch gut gedeihen, ist Thomas viel herumgekommen. Reisen in die Sierra Nevada, Spaniens und das Atlasgebirge in Marokko intensivierten das Interesse für submediterrane Dornpolsterfluren. Eine Reise nach Bulgarien rückte zusätzlich die europäischen Steppenpflanzen in Thomas engeren Fokus. Und so wird in der Natur entdeckt und in der Gärtnerei getestet, was sich letztlich auch für unsere Gärten eignet.
Daphne jasminea unter Kaktus – Kniphofia uvaria ‘Pineapple Popsicle ®’, Fackellilie – Heuchera villosa var. macrorrhiza, unter Tellern von Ramonda myconi und dem braunen Streifenfarn, Asplenium trichomanes
Ich bin regelrecht geflasht, wenn ich sehe, was Thomas für Stauden-Gegensätze zusammensteckt. Wer von uns würde denn dieses zarte Seidelbastgewächs, Daphne jasminea unter diesen dominanten Kaktus pflanzen? Jedoch völlig unbeeindruckt überstrahlen hunderte kleiner weißer Sternblüten die gleichfarbigen Dornen der Kaktee. Mit der Fackellilie habe ich mich nicht vertan, nein sie ist natürlich nicht im Steingarten, aber gleich daneben am Weg zum nächsten vertikalen Mauerstück von Thomas, säumt es den Rand und schießt unbekümmert seine gelben Raketen in den Sommerhimmel. Die folgende Mauer mit einem etwas mehr beschatteten Unterbau zeigt dort eine schattenverträgliche Vertikalpflanzung mit Ramonda myconi und Asplenium trichomanes. Thomas findet die Alpinen seit jeher interessant, da man mit ihnen auch in kleinen Gärten, ja sogar in Balkonkästen, eine beachtliche Arten- und Sortenvielfalt zusammensammeln kann.
Bupleurum fruticosum, Strauchiges Hasenohr – Echinops ritro ‘Veitchs Blue’, Kugeldistel – Daucus carota subsp. carota, Farbauslese Eidmann der Wilden Möhre
Ich finde in der Staudengärtnerei auch eine schöne Auswahl an Doldenblütlern, die ebenfalls zu Thomas Lieblingspflanzen gehören.
Bei Sigrid ist das mit den Lieblingen nicht ganz so augenscheinlich. Sie hat sich ein kleines Ritual ausgedacht und kürt quasi jährlich neu ihre ganz persönliche Staude des Jahres. Dieses Jahr hat sie sich in die Braunellen verguckt. Prunella grandiflora und laciniata, so erklärt sie mir, sind heimisch, bienennährend, blühen ab Mitte Juni, können remontieren, besitzen schöne Samenstände und sind sehr trockenfest. Na, wenn das nicht reicht?!
Stefanie Eidmann stammt ursprünglich aus der Schwäbischen Alb. Sie hat sich einen kleinen Hügel geschnappt und ihn mit Pflanzen aus der Schwäbischen Alb gestaltet, was für eine nette Idee! Da will ich nun auch hin, gehe aus dem Staketenzaun hinaus, wieder nur ein paar Meter, um in den Kirschbaum-Garten mit der darunterliegenden Schafswiese zu kommen. Die blaue Kugeldistel winkt mir hinterher.
Kirschbaumgarten und Schafswiese
Paeonia, Samenstand – Schwalbenschwanz-Raupe auf Fenchel – Streifenwanzen auf Doldenblütler
Während ich noch das Stück Weg zum oberen Eingang des Kirschbaumgartens entlang schlendere, greife ich immer wieder zur Kamera. Fast giftig glotzt mich der bizarre Samenstand einer Paeonia an. Die Raupe des Schwalbenschwanz tut das, was sie am besten kann, Fenchel fressen. Auch die beiden Streifenwanzen auf dem Doldenblütler machen das, was sie am besten können… .
Ich bin mir sicher, diese Fotos gefallen auch dem Gärtner. Thomas entdeckte dieses Jahr das erste Mal einen Königskerzen-Mönch mit kleiner Raupe, natürlich an einer Königskerze in der Gärtnerei, wo sonst?! Wenn Zeit bleibt, geht Thomas auch raus in die Natur, deren Vielfalt ihn fasziniert und mit der er sich unendlich lange beschäftigen kann. Gerne besucht er im Wald “seinen” Biber, um dessen Verbreitungsgebiet zu erforschen.
Glaucium corniculatum – Schattenpflanzen-Verkaufsquartier – Poa cita, Silberbüschelgras, Wilde Möhre
Auf dem Weg zum Schattenpflanzen-Verkaufsquartier schmiegt sich ein orangefarbener Hornmohn an die Beetabgrenzung, aus der er ausgebüxt ist. Mit einem Blick auf die im Nachmittagslicht golden aufleuchtenden, wogenden Büschel des Poa cita, dem neuseeländischen Gras, das paradoxerweise Silberbüschel heißt, das in einem Gartenbereich sitzt, wo Begrenzungen kaum mehr eine Rolle spielen, raune ich dem Glaucium corniculatum zu, sich doch einfach dorthin zu verdünnisieren.
Hell, aber vor Sonne geschützt sind die Epimedien, Schattengräser und Hostas in der Schattenhalle. Als ich die schöne Auswahl an Farnen entdecke, fällt mir ein, dass ich da schon wieder bei einer für Thomas momentan interessant gewordenen Gruppe gelandet bin, den Kleinfarnen. Er experimentiert gerade mit Cheilanthes– Pellea– und Asplenium-Arten, wie aufwendig es ist, die Sporen derselben aufwendig unter Kunstlicht heranzuziehen.
Allium ‘Summer Beauty’, Sedum sedum ‘Purple Emperor’ – v.l. Stefanie, Thomas, Sigrid Eidmann – Heliopsis helianthoides var. scabra ‘Bleeding Hearts’
Endlich bekomme ich die Gelegenheit, ein Foto von Thomas mit seinen beiden Damen Sigrid und Steffi zu machen. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich, dass auf dem riesigen Gelände außer dem Gärtner-Ehepaar noch 5 Saisonkräfte, 2 halbe Gesellen und 1 Auszubildende mithelfen. Im Plan der in der Kirschbaumwiese befestigt ist, entdecke ich, dass es auch ein Azubi-Beet gibt! Wie schön!
Gentiana tibetica, Tibetischer Enzian – Albizia julibrissin ‘Summer Chocolate’ beschattet den Pausenplatz – Centaurea chrysolepis Frucht und Blüte
Überall im Schau-Garten spürt man, dass die Pflanzen und Pflanzen-Gemeinschaften in dieser Gärtnerei im Mittelpunkt stehen.
Überall sieht man die dauerhaften Testpflanzungen, ob sich eine neue Staude bewährt und in das Verkaufssortiment aufgenommen wird, oder ob sie im Zeichen des Klimawandels ihre bevorstehende Karriere als gute Gartenstaude schon hinter sich hat.
Überall begegne ich seltenen Stauden wie Gentiana tibetica, dem Tibetischen Enzian oder Centaurea chysolepsis, letztere fasziniert mich total mit ihrem Samenstand, die ich teilweise noch kaum real gesehen habe.
Saponaria x ‘Sigurd’ – Federmohn,Banane, Miscanthus, Phlox, Monarden – Yucca filamentosa ‘Aureovariegata’,Arum italicum
Die Pflanzen fühlen sich wohl, strotzen vor Kraft und zeigen ihre natürliche Strategie. Wie eine seifige Schaumkrone läuft Saponaria x ‘Sigurd’ auf den Weg. In der unteren rechten Ecke ändert sich das Bild mit Bananenstauden, Chinaschilf, Monarden, Phlox und Federmohn so total, dass ich mich zwischendurch umwende, um die farblich etwas ruhigeren Wogen der auf die Reife zuwachsenden Gräser zu betrachten. Wie sehr liebe ich die Spannungen, Abwechslungen, harmonischen und krassen Charakteristika die sich hier auf jedem Meter neu darbieten, als hätten sie sich eben erst erfunden. Es wird Zeit zum letzten großen Gärtnerei-Teil zu gehen. Es ist 18.30 Uhr, die Zeit verfliegt und ich möchte noch so viel sehen.
Die Schlösslemauer und das Große Quartier
Acantholimon trojanum – Sempervivum ‘Noir’, Aethionema x warleyense ‘Warley Rose’, Erodium chrysanthum, Origanum ‘Kent Beauty’, Acantholimon in Arten,Dianthus caesius ‘Neonstar’ – Origanum rotundifolium ‘Kent Beauty’, Hopfen-Dost
Aber kaum stehe ich draussen am Weg und möchte über das langgezogene Gewächshaus in den letzten Teil der Gärtnerei gehen, in das Große Quartier, da bin ich schon wieder abgelenkt. Ich stehe vor der Schlösslemauer, die Thomas 2012 bis 2013 erbaut hat. Eine illustre kleine Pflanzengemeinschaft hat sich in der Mauer eingefunden, ich schrieb einige der Namen oben unter den Mauerfotos.
Und wisst Ihr was, hier ist genau die richtige Stelle, Euch das Video von Thomas Eidmann zu zeigen. Er führt Euch vor, wie Ihr Stauden in so einer Mauer pflanzen, befestigen und erfolgreich kultivieren könnt. Also Ton laut gemacht und auf das Bild geklickt, viel Spaß beim Zuhören.
So, es wird Zeit unseren Spaziergang durch die Gärtnerei abzuschließen, schauen wir also noch kurz in das Große Quartier.
Weitläufig ist das Gelände und viele Stauden-Gattungen sind hier vereint. Es bietet sich ein buntes Bild verschiedener Pflanzengemeinschaften. Im Juli ist die Blüh-Zeit von Wasserdost, Taglilien und Inkalilien, Salbei, Wiesenknöpfen und Duftnesseln gekommen. Einträchtig sind sie hier versammelt, nur gebändigt durch Holz-Umrandungen. Verschiedenes fällt mir wieder besonders ins Auge, so zum Beispiel die Sanguisorba Hybride, die ein eigener Sämling aus der Gärtnerei Eidmann ist, oder das farbige,geometrisch wirkende Rechteck-Muster in der Kinderstube der Hauswurzen.
Sanguisorba officinalis ‘Tanna’, Dianthus superbus – Aquilegia chrysantha ‘Yellow Queen’ – Alstroemeria ‘Little Miss Sophie’ weiß, rote Alstroemeria ‘Little Miss Tara’
An den Akeleien merke ich besonders, dass mein heutiger Besuch 2 Monate später ist, als 2018. Thomas und Sigrid kultivieren eine kleine Arten- und Sorten-Auswahl von Aquilegia. Als ich das erste Mal im Mai hier war, blühte es in fast schwarz und schneeweiß, Aquilegia ‘Black Barlow’ und ‘White Barlow’ standen fertig zum Verkauf da. Heute finde ich Aquilegia caerulea Hybriden z.B. ‘Kristall’ und die leuchtend goldgelbe Aquilegia chrysantha ‘Yellow Queen’, die beide erst nach den meisten Aquilegia vulgaris Hybriden aufblühen. Auch diese jahreszeitlich stimmige Kultur verrät mir, wie wichtig in der Gärtnerei der Dialog mit den naturgegebenen Verhältnissen der Pflanzen ist und man keine Zeit verschwendet, Pflanzen in unpassende Verkaufsschemen hineinzuzwingen.
Tomaten im Gewächshaus – Kohl im Freiland, gesundes, essbares für den Eigenbedarf – Angelica anhurica, chinesische Engelwurz
Bevor ich ins Hotel zurückfahre, reden wir noch etwas, auch wenn es schon nach 20 Uhr ist. Sigrid fängt an Blumenschmuck für die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten. Das Brautpaar ist mit der Illumination beschäftigt und Thomas sitzt mir zufrieden gegenüber und erklärt mir in seiner sicheren, ruhigen Art, dass Sigrid und er nie ein Vorbild gesucht haben, denn sie hatten es von jeher in der Natur, die sie am meisten lehrte. Auch wenn sie mit anderen Staudengärtnereien und Pflanzenfreund/innen in wichtigem, ständigem Dialog sind, so ist doch jeder unter ihnen ein Individualist. Zum Glück, denke ich, und auch wir Gartenbesitzer/innen, wenn wir unser kleines Paradies selber planen und pflanzen, sind Individualisten. Und genau das unterscheidet eine gute Staudengärtnerei vom Discounter und einen kleinen feinen Liebhabergarten von einem Stück Rasen mit Heckenumrandung und Schotterwüste im Vorgarten.
Ich verlasse die Gärtnerei müde aber glücklich, vorne am Mauerkreis ist mir, als würde ich ein heimeliges Stückchen Erde durch das “Mondtor” verlassen. Danke, es war wieder so schön und inspirierend bei Euch liebe Familie Eidmann.
https://staudengaertnerei-eidmann.de/
Das tolle, umfangreiche Pflanzensortiment ist auf der Website der Staudengärtnerei gut dargestellt. Es gibt allerdings keinen Pflanzen-Versand. Die Familie Eidmann ist lieber im Gärtnereigelände unterwegs und berät Euch hier direkt, welche Stauden zu Euch und in Eure Gärten passen. Bitte schaut auch auf die Website nach den Öffnungszeiten, wenn Ihr einen Besuch plant. Sie wechseln manchmal und sind hier immer aktuell angegeben, so wie auch Vorträge und andere saisonale Veranstaltungen.
Staudengärtnerei Eidmann, Groß-Umstädter-Str. 20
PLZ 64823 Groß-Umstadt/Semd
Tel. 06078/6148 (Fax 06078/72389) Mail-Adr:. staudengaertnerei.eidmann@t-online.de
13 Kommentare
Wir waren im Juni dort und dein Beitrag bringt schöne Erinnerungen hoch. Ein Teil des Pflanzensortiments wächst jetzt bei uns im Garten und einen kleinen Steingarten haben wir auch angelegt.Leider versenden sie nicht, sonst hätten wir noch einige Pflanzen nachbestellt. 6 Stunden Fahrzeit sind leider kein Tagesausflug.
Das stimmt lieber Uwe, aber vielleicht ein Grund, um länger wiederzukommen. Denn eine Reise ist die Gärtnerei und eine Reihe toller Gärten rundum, allemal wert (auch 2 x). Bei mir waren es auch mehr als 7 Stunden, aus dem eingangs erwähnten Grund. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Danke für den schönen Rundgang durch die Gärtnerei der Eidmanns. Ich bin auch im Juli da gewesen und war begeistert, habe mir Anregungen für eine Trockensteinmauer geholt. Es gibt so viel zu entdecken in Groß-Umstadt, ein Besuch ist absolut zu empfehlen.
Da kann ich Dir nur beipflichten liebe Silke, ich möchte auch wieder hin. Nur je länger ich mich gedulde, umso mehr Neues hat sich dann wieder entwickelt. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ein tolles Erlebnis, danke für’s Mitnehmen, liebe Renate. Es wird höchste Zeit, einmal dorthin zu fahren <3
Dass es Dir gefallen hat, freut mich riesig liebe Sabine, wünsche Dir und Reinhard ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Wouhhh das ist aber ein Schmuckstück von Gärtnerei …soviel Liebe und Kreativität. Für mich ein großes Vorbild .Auf jeden Fall ist diese Staudengärtnerei auf meiner Wunschliste.Danke Renate für deine immer wieder inspirierende Vorstellung solcher Schätze …Deine Bilder sprechen für sich …Gruß Karin
Das freut mich sehr liebe Karin, wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ach toll! 3x war ich bisher in dieser so schönen und immer inspirierenden Gärtnerei und wenn ich Deinen schönen Bericht sehe, dann könnt ich gerade wieder mal hinfahren. Danke auch an Thomas für das tolle Erklärvideo! Sehr hilfreich und macht Lust darauf sich wieder mal den Mauern zu widmen. Danke Renate!
Liebe Barbara “Auf geht’s!” oder “Wat mut dat mut” Hauptsache es rührt sich was an der Mauer, oder mit dem Auto in die entsprechende Richtung. Schönes Wochenende. LG Wurzerl
Wie schön, wenn sich zwei finden, die eine solche Leidenschaft verbindet. So interessante Pflanzen und so vielfältige Ideen! Vielen Dank, dass du mich mit dorthin genommen hast, liebe Renate!
Liebe Grüße
Susanna
Sehr gerne liebe Susanna, wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Die bepflanzten Tuffsteine sind ja irre! Und das Who-is-who der Insektenwelt ist auch da, das ist wirklich klasse!
VG
Elke