Tanja Bohlkens versteckter Garten am Jadebusen

Die Empfangsdame vor dem Reet-Pavillon im Garten Tanja Bohlken

Die kleine, große Welt der Deich-Gräfin vom Ellenserdamm

Haus- und Garten-Beginn

Das Haus kam in den 1970er Jahren in den Besitz der Familie Bohlken. Schon damals drehte sich bei Tanjas Schwiegervater auf diesem Hof alles um die Kuh und die Landwirtschaft! Im Jahre 2000 zog die junge Familie, die inzwischen auf 5 Personen angewachsen war, nach einer Kern-Sanierung des Wohnhauses, endgültig dort ein.

Blick von der Gartenpforte auf die Weide – Persicaria polymorpha ‘Johanniswolke’, Bergknöterich, unter Taubenhaus – Beet in der Hofeinfahrt

Zu diesem Zeitpunkt existierte der Garten noch nicht einmal ansatzweise. Es gab nur ein paar Rhododendren, eine Birke und ganz viel Weide. Da die Landesstraße praktisch oben auf dem ehemaligen Damm verläuft, fühlte sich die Familie unten wie auf dem Präsentierteller.

Nachdem das Landratsamt die Erlaubnis für die Errichtung eines Walles gegeben hatte und dieser mit heimischen Gehölzen bepflanzt worden war, bekam Tanja 2002 dann auch Lust sich langsam einen Garten nach ihren Vorstellungen anzulegen. Obwohl sie nie groß geplant hat, wirkt alles, was mit der Zeit entstanden ist, wie eine harmonische Einheit, Tanjas Bauchgefühl hat sie immer gut beraten. Schon der Eingangsbereich wirkt so persönlich und ansprechend, dass ich völlig vergesse, dass ich mich im Alltag einer aktiven Hofstelle befinde.

Tanja fertigt ihre Deko zum Großteil selbst – das Türschild am Haus – Rosa ‘Augusta Luisa’ im Visitengarten

Mit Glück kam Tanja mehr als günstig zu ihrem mit Reet gedeckten Teepavillon, der am Rande des Visitengartens im Eingangsbereich zu einer kleinen Pause einlädt. Unterstützt wird das Willkommen durch die reizende Rost-Optik-Mamsell, die schon mit dem Tablett neben dem Eingang wartet. Auch eine Deichgräfin braucht zwischendurch Personal! Für Tanja war der Tee-Pavillon der geeignete Anlass, davor einige Beete anzulegen… und was Frau davor kann, kann sie auch dahinter… und natürlich daneben! So wurde der Garten mit der Zeit umfangreicher und die Gestaltung diffiziler.

Viele Bögen begleiten den Gartenspaziergänger – der Teepavillon mit Reetdach – die Rostmamsell neben dem Teepavillon

Pflanzbögen , Muscheln und Friesensport

Irgendwann war aus dem ersten eigenen “2 Quadratmeter-Garten der Kindheit” ein “3000 qm Areal” zwischen dem Haus und dem Weideland der Kühe entstanden. Die Liebe von Tanjas Mama zu Edelrosen übertrug sich schnell auf sie. Schon als Kind schnitt sie eifrig die verblühten Rosen ab. Dazu kam bald die Begeisterung für Stauden und ihren besonderen Lieblingen, den Schneeglöckchen. Ich glaube Tanja war schon galanthophil veranlagt, als sie den botanischen Namen Galanthus noch gar nicht kannte.   

Die Hortensien macrophylla, sind Jahrzehnte alt, die weißblühende ist Hydrangea paniculata ‘Great Star’ – Staudenclematis ‘Cassandra’ zwischen Verbena bonariensis – Hydrangea macrophylla

Je größer ein Garten ist und in je mehr einzelnen Abschnitten er entstanden ist, umso schwieriger ist es ein Gesamtbild zu erreichen, das nicht wie ein Stückwerk aussieht. Tanja hat es tatsächlich geschafft, aus ihrem Areal eine Gartenfläche zu zaubern, die sich dem Besucher einladend nach und nach öffnet und er nicht weiß, soll er sich erst einmal in Ruhe das kleine Inselbeet ansehen, oder doch gleich mal schauen, was um die Kurve herum zu erwarten ist?

Die leicht geschwungenen Wege, nur in Haus-Nähe mit rotem Klinker verlegt, schmiegen sich an mäandernde Beetkanten an. Etwas vom Haus entfernt gibt es Wiesenpfade, die die Grasflächen zwischen den Heckenräumen und offenen Gartenteilen noch großzügiger wirken lassen. Um die Pflanzinseln, die an den Rasen angrenzen noch besser zur Geltung zu bringen, wählte Tanja eine besondere Abdeckung für die Beetkanten, nämlich helle Muschel-Schalen.

Überall finden sich Pflanzbögen mit Kletterrosen oder Buche gestaltet – Hydrangea paniculata ‘Phantom’ – Inselbeet

Die Hecken  und Durchgänge sind häufig durch Pflanzbögen markiert. Deren Wiederholungen zusammen mit den weichen, runden Beet- und Wege-Verläufen, begleitet von den kleinen “Muschelstränden” an den Beeträndern, sind verantwortlich für die beschwingte Atmosphäre, die mich förmlich durch diesen wunderschönen Garten trägt.

Die Sitzgelegenheiten sind überall im Garten verteilt, hell, einladend und leichtfüßig stehen sie auf der Wiese, im “Muschelstrand” oder auf der großen Haus-Terrasse. Man sieht sie meist schon in der Sichtachse, die von einem Rosen-Clematis- oder Buchen-Bogen  umrahmt ist. Auch auf die Trainingsbahn kann man schon einen neugierigen Blick durch den Bogen in der Hecke werfen.  

Wie das Boßeln ist auch das Klootwerfen ein typischer Friesensport. Die Bohlken-Familie mischt dabei aktiv und erfolgreich mit. Tanja, die ursprünglich vom Straßenrad-Sport kommt, hat diesen mit ihrer Gartenarbeit getauscht, unterstützt ihre Familie aber stets bei der Ausübung ihres Sports. Die Trainingsbahn im Garten mit dem Klootbrett, der Tartanbahn, Klootkugeln und Schleuderbällen steht quasi Tag und Nacht bereit. Das Boßeln findet dagegen nicht im Garten, sondern direkt auf der Straße statt. Schon jetzt bereitet man sich im Hause Bohlken auf die nächste Europameisterschaft 2022 vor. Da drücke ich schon jetzt mal feste die Daumen.

Tanjas Liebe zu besonderen Stauden, Gehölzen und passenden Dekorationen

Bei ihren besonderen Gehölzen, wie etwa Cercis canadensis ‘Carolina Sweetheart’, einem besonderen, buntlaubigen Judasbaum ist es Tanja wichtig, dass immer mehrere Voraussetzungen erfüllt sind. So blüht dieses attraktive Gehölz lange vor den meisten Stauden und hat ein Dreivierteljahr lang zum interessanten Habitus ein sehr attraktives Blattwerk dazu, das sich erst im Spät-Herbst mit einer spektakulären Färbung verabschiedet.

Bei den Stauden gilt ähnliches, auch sie müssen gefallen, sollten aber auch für die tierischen Garten-Gäste attraktiv sein und damit sie auch immer eine “gute Figur” machen, achtet Tanja sehr genau auf passende Pflanzpartner. Dabei liebt sie Ton in Ton-Kombinationen, wie mit Anemone hupehensis, der unverwüstlichen, hellrosafarbenen Herbst-Anemone zusammen mit einer Cleome hassleriana, der etwas dunkeltonigeren Spinnenblume genauso, wie die unterschiedlichen Blütenformen von Solidago cultorum ‘Leraft’, der honiggelben Goldrute, kombiniert mit Astrantia major, der Sterndolde.

Die jahreszeitlich wechselnden Dekorationen Tanjas unterstreichen nicht nur das ländliche Ambiente, sie unterstützen auch die Harmonie, die der gesamte Garten ausstrahlt. Die Tränkebecken am etwas morsch gewordenen Pfahl dienten ursprünglich den Kühen im Stall zum Trinken. Die Becken sind dort an die Wasserleitung angeschlossen und werden teilweise auch heute noch benutzt. Hier im Garten dient die dekorative Konstruktion als Bade- und Trink-Platz für die Vogelwelt, und als Zuhause der Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoides).

Immer wieder setzen Hortensien, hier die Tellerhortensie Endless Summer ‘Twist-n-Shout’, im Sommer und Herbst dort Akzente, wo sich im Frühling und Frühsommer die Stauden austoben.

Langweilige Ecken? Nö, gibt es hier nicht! Ein weißer Stuhl und eine weiße Schüssel, beides im Shabby-Look und eine hinreißende Pflanzkombination, auf die man erst einmal kommen muss, gilt es hier zu bewundern. Leuchtend weiße Petunien mit lila verlaufenden Stripes, die sich neugierig nach den Besuchern umschauen, haben ein charmantes Stelldichein mit dem vielleicht schönsten Günsel, der panaschierten Ajuga reptans ‘Burgundy Glow’. So bleibt eine unisono grüne Stelle mit grünen Hostas und einer Strauchpaeonie, den ganzen Sommer über bis in den späten Herbst hinein interessant und attraktiv.

“Es wird durchgeblüht!”

Vielleicht sollte ich hier einen kurzen Rückblick auf meine Besuche 2019 einfügen und überhaupt – es muss einfach kurz aufgelistet sein, wie wörtlich Tanja das Foerster-Motto: “Es wird durchgeblüht” realisiert hat. Stolz ist sie auf ihre über 50 Sorten zählende Galanthus-Schneeglöckchen-Sammlung. Helleboren und Narzissen blühen oft so lange, bis sich die hohen Allium-Sorten präsentieren. Als ich das erste Mal im Juni 2019 bei Tanja war, streckten sich gerade die hohen Bart-Iriden stolz in den Himmel, während die Akeleien durch den Garten gaukelten. Die geliebten Paeonien gesellten sich in diesen charmanten Tanz. Dazu blühten die ersten Kletter-Clematis und auch die Rosen ließen sich nicht länger bitten. Während im Juni in den Beeten die Rosen ‘Frederic Mistral’, ‘Schöne vom See’, ‘Leonardo da Vinci’, ‘Fairy’, ‘Augusta Luisa’ und einige mehr beginnen, Furore bis zum Frost zu machen, sind die Kletterer an den unterschiedlichen Rosenbögen wie Rosa ‘Super excelsa’ beim Teehaus, ‘Meg’, die farblich großartig mit der Clematis ‘Etoile Violett’ harmoniert,  oder die Rosa borbonica ‘Mme Isaac Pereire’, die den Bogen zwischen Terrasse und Rasen verschönt, schon in Höchstform. Es gibt auch einen romantischen Wisteria-Bogen und  mehrere ruhige Durchgänge von Hain- Blut- und Rot-Buche umrahmt, die keinem der Garten-Kleinodien die Schau stehlen. Im Hochsommer ist dann die Zeit der Phloxe und Hortensien.

Kleiner Schwenk zur Hausterrasse

Aber kehren wir zurück zu unserem Herbstspaziergang, den viele Spots heller Blüten begleiten. Sowohl Anemone ‘Whirlwind’, als auch Cyclamen hederifolium oder Hydrangea macrophylla ‘Ayesha’, die Popcorn-Hortensie lassen mich völlig vergessen, dass es schon so spät im Jahr ist.

Inzwischen bin ich auf der großen Hausterrasse angekommen. Ein kleiner Teil ist überdacht, da sind Teile einer alten Küche als Dekoration aufgebaut, auf dem Arbeitstisch gegenüber hat sich eine weiße Katze, wie in ein Stilleben hinein, platziert.

Obwohl es die größte gepflasterte Fläche im Garten ist, holt Tanja mit saisonalen Dekorationen, wie im Juni mit Campanula poscharskyana ‘Lisduggan’  in einem selbstgeflochtenen Kranz, oder dem Herbst-Arrangement mit Kürbis, Hortensien- und Beerendolden, ihren blühenden Garten unmittelbar in den Terrassenbereich. Im Beet nebenan blühen um diese Zeit noch die Rose ‘Leonardo da Vinci’ und die Staudenclematis ‘Cassandra’, während sich die Blütendolden der Hortensien auf der anderen Wegseite am Haus ja bereits in die Herbst-Gala geworfen haben.

Der ehemalige Gemüsegarten

Jetzt nähere ich mich dem Herzstück des Versteckten Gartens am Jadebusen. Ich liebte diesen Teil vom ersten Moment an als ich ihn sah und muss, bevor ich restlos ins Schwärmen gerate, wenn ich mir die feinen Pflanzkombinationen im ehemaligen Gemüsegarten ansehe, doch wieder ein wenig ausholen und in dieser Gartengeschichte weit zurückgehen.

Nachbarn und eine Nenn-Oma weckten schon früh Tanjas Interesse für Gemüse. Ein paar geschenkte Kartoffeln die sie zwischen die Stauden setzte reichten schon aus, um den Wunsch für einen staketengefassten Gemüsegarten zu wecken. Gesagt, getan, irgendwann existierte auch dieser Gartenteil, mit einem kleinen Gewächshaus mittendrin und einem dekorativen Bauwagen zwischen dem Bauerngärtchen und einem kleinen Teich.

Dieser Gemüsegarten ist der Ort, der sich in den letzten Jahren am meisten verändert hat. Dazu muss man wissen, dass Der versteckte Garten am Jadebusen bereits knapp unter Null zum Meeresspiegel liegt. Der Garten liegt ja neben dem Deich und wäre ohne diesen nicht denkbar. Vor der Fertigstellung im Jahre 1619 hatten heftige Sturmfluten der Nordsee immer wieder große Risse und Löcher aufgetan, so dass das Wasser ungehindert weit ins Land eindringen konnte. Gut, das passiert inzwischen nicht mehr, aber gerade bei Kartoffeln und anderem Gemüse ist die Fäulnis vorprogrammiert, wenn die Erde immer wieder feucht ist, was sich nach Niederschlägen bei dieser exponierten Lage nie ganz vermeiden lassen wird.

Kordes-Rose ‘Schöne vom See’ – Gladiolus murielae, Abessinische Sterngladiole – Phlox ‘Candy Twist’, hohe Flammenblume

Vielleicht ist hier die Gelegenheit über die Entstehung des Ellenser Dammes zu erzählen, ohne den es diese Hofstelle und Tanjas Garten gar nicht geben würde!

Der Ellenser Damm und die Zollstation

Auf einer alten Karte (ca. 1600) der Ostfriesischen Halbinsel ist der Ellenser Damm im Jadebusen bereits verzeichnet. Er wurde zwischen 1596 und 1615 von Graf Anton Günther gebaut und führte 4 km lang quer durch das Watt des Schwarzen Bracks vom Oldenburger Land im Süden bis zum Jeverland im Norden. Da die ersten Durchdämmungs-Maßnahmen in Höhe der Geestinsel Ellens begannen, erhielt der Damm von ihr seinen Namen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein wurden Landgewinnungs-Maßnahmen ausgeführt, so dass letztlich aus dem Schwarzen Brack Festland wurde.

Schnell bekam der neue Ellenser Damm mit den beiden Sielen eine erhebliche strategische Bedeutung für die Region. Es wurde erst eine Schanze errichtet, später erweiterte Graf Anton Günther diese zu einer Festung. Nach seinem Tod wurde die Befestigung geschleift und an ihrer Stelle ein Zollhaus gebaut. Diese Zollstation steht auf der anderen Straßenseite und ist das 2. Anwesen, neben der Hofstelle von Familie Bohlken, das im Katasteramt mit “Ellenserdamm” als Wohnort eingetragen ist. Es ist der ortszerschneidenden Landesstraße L 815 geschuldet, dass die Hofstelle zur Gemeinde Bockhorn, das ehemalige Zollhaus jedoch zur Gemeinde Zetel gehören. Ursprünglich war der Hof, der 1717 gebaut worden war,  jedoch kein landwirtschaftliches Anwesen, sondern ein sogenanntes Packhaus. Es gab für den Norder- und Süder-Siel eine kleine Anlegestelle. Die Waren und Güter für die kleinen Handelsschiffe wurden im Packhaus gelagert.  

Der Muschelgarten und die Krönung – das viktorianische Gewächshaus

Den Staketenzaun hat Tanja gelassen, was mir sehr gut gefällt, aber alles Essbare musste aus diesem Bereich weichen. Bevor die Kartoffeln in zu nasser Erde faulen, wollte sich die Deichgräfin dort lieber mit ihren Lieblingsblumen umgeben und diese aus der Nähe genießen können.

Der wunderbar stimmige Clematis-Gang existiert noch, aber während im Juni die Clematis montana ‘Willsonii’ fast eine Schneehaube aus Blüten über die Pergola wirft, so ist es Ende September die Farbe gelb der Clematis tangutica ‘Golden Tiara’, die so dominiert, dass die an sich beeindruckende weiße Panaschierung des Laubes von Ampelopsis brevipedunculata ‘Elegans’, der Scheinrebe, sich in ihrer Wirkung vornehm zurückhält.

Ampelopsis brevipedunculata ‘Elegans’ – Clematis montana ‘Willsonii’ – Clematis tangutica ‘Golden Tiara’

Zwei Dinge gibt es im ehemaligen Gemüsegarten jedoch nicht mehr; der Bauwagen und das alte, kleine Gewächshaus sind inzwischen verschwunden. Ich könnte zwar noch stundenlang das Stil-Leben rund um den Clematis-Gang mit den Gießkannen und den alten Weidepfählen vor der dahinterliegenden Blütenfülle genießen, aber ich werde schon eine geraume Weile aus den verschiedensten Blickrichtungen immer wieder magisch angezogen von etwas Neuem, das ich noch nicht kenne. Als ich den Clematisbogen am Eingang zum ehemaligen Gemüsegarten durchschreite, baut es sich ganz plötzlich vor mir auf. Ein viktorianisches Gewächshaus in T-Form ist jetzt der neue, stolze Anziehungspunkt in diesem Gartenteil. Es geht eine selbstbewusste Ausstrahlung vom einladend geöffneten Glashaus aus, die auch auf Tanja überspringt. Hier ist ein heimeliger und doch rundum geöffneter Raum entstanden, der einer Deichgräfin würdig ist. Keines unserer Gespräche ist so lebhaft, wie Tanjas Schilderung, in der sie erzählt, wie hart sie neben ihren vielen täglichen Pflichten gearbeitet hat, um sich diesen weißen, durchsichtigen Traum erfüllen zu können. Schön ist für sie auch die Erinnerung daran, dass ihre Familie ihr beim Errichten des Fundaments und Entfernen verschiedener Dinge hier geholfen hat.

Tanja blüht auf, als sie mir erzählt, wie sie hier in ihrem “Freiluft-Wohnzimmer” abschalten und rundum ihren Garten genießen kann. Den ursprünglichen Gemüsegarten hat sie immer rundum im Blick. Genauso kommt ihr nicht die geringste Bewegung auf dem Storchennest aus. Die friedlich grasenden Kühe bringen eine gelassene Ruhe in Tanjas Gemüt. Tatsächlich ertappe ich mich dabei, dass ich zwischen dem Garten und dem Weideland nach einem klassischen englischen Ha-Ha Ausschau halte. Zu Recht empfindet Tanja diesen Rückzugsort, auf den sie zu Recht sehr stolz sein kann, nicht nur als Balsam für ihre Seele, nein, er ist auch eine absolute Aufwertung des Versteckten Gartens am Jadebusen.

Als ich das Gewächshaus verlasse, um mir die neuen feinen Stauden-Pflanzungen außen herum anzusehen, fallen mir wieder die weißen Muscheln auf, die als edle Ton-in-Ton-Abdeckung in den Pflanzungen rund um Tanjas neues, ebenfalls weißes Wohnzimmer sehr gut zur Geltung kommen. “Bauern?- Gemüse?-Garten” schießt es mir plötzlich durch den Kopf, das passt doch gar nicht mehr?  Nein, so nahe am Jadebusen, mit dem historischen Entstehungs-Hintergrund und Tanjas genialer individueller Beet-Abdeckungs-Idee rund um das weiße viktorianische Gewächshaus – das kann doch logischerweise jetzt nur noch Muschelgarten heißen?!

So nenne ich ihn nun auch, als ich die letzten Meter meines Garten-Rundgangs absolviere. Den herbstlichen Teich möchte ich noch besuchen, aber im September ist er so zugewachsen, dass nicht viel zu sehen ist. Auch den Clematisgang schaue ich noch einmal erneut begeistert mit dem reizvollen Mixed aus Samenständen und frischen Blüten an. Und dann sehe ich plötzlich eine Fata Morgana vor mir. Während mein Blick auf das Storchennest fällt, das um diese Zeit schon verlassen ist, sehe ich eine ganze, imaginäre Storchenfamilie darin. Und genau das würde ich Tanja von Herzen für das nächste Jahr wünschen, dass sich ihre Störche endlich einmal “trauen”.

Es ist erstaunlich für mich, wie Tanja neben ihrem “halben Dutzend Berufen” auch noch als Gärtnerin glänzen kann. Aber dieses wunderbare Paradies, das sie sich selbst erschaffen hat, ist für sie Jungbrunnen und Kraft-Ort  in einem. Hier kann sie den Tücken des Alltags trotzen und die Welt außen vorlassen. Es ist höchste Zeit, Euch mit Tanja – der Deichgräfin des versteckten Gartens am Jadebusen bekannt zu machen. 

Tanja Bohlken im Viktorianischen Glashaus

Nachdem Tanja es sich wieder in ihrem geliebten viktorianischen Gewächshaus gemütlich gemacht hat und sie ihr Video an mich weitergeleitet hat, schrieb sie mir noch eine ergänzende Nachricht für Euch:

“Leider musste ich etwas umstrukturieren, da schon viele Störche aus der Storchen-Station ins Winter-Quartier in den Süden abgeflogen sind. Somit habe ich im Video etwas über den Jadebusen und den schönen Ort Dangast erzählt. Ich hoffe es ist für Euch so auch okay. Da am Wasser immer viel Wind ist, hat die Ton-Qualität etwas gelitten, aber es müsste wohl noch verständlich sein. Eines habe ich doch glatt vergessen zu erwähnen, Sturm ist bei uns an der Küste erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben.”

Gut, liebe Tanja, dann sollten frisch “Dauergewellte” bei Sturm besser zuhause bleiben. Wir begleiten Dich jetzt aber sehr gerne auf den Deich – ups, ich muss noch den Ton lauter stellen.

So, jetzt bin ich doch froh, dass ich gemütlich im Warmen sitze. Aber liebe Tanja, danke schön möchte ich noch sagen. Deine Gastfreundschaft ist umwerfend und Dein Garten sehr besonders und ich freue mich riesig, dass ich jetzt auch Dich und Deinen “Versteckten Garten am Jadebusen” auf Wurzerlsgarten zeigen darf.

PLZ 26345 Bockhorn/Ellenserdamm, Blauhanderstr. 49, 3000 qm, GdS-Staudengarten mit Rosen und besonderen Gehölzen “Der versteckte Garten am Jadebusen

Kontakt: Tanja Bohlken, Mail-Adr. tanja.bohlken1972@gmail.com

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21 Kommentare

  • Tanja Bohlken sagt:

    Liebe Renate, ganz herzlichen Dank für deine Führung durch meinen Garten, du hast den Garten mit seiner Geschichte, Entstehung und Entwicklung so schön beschrieben, ich bin ganz begeistert, lieben Dank nochmal dafür.

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Tanja, wenn Du Dich und Deinen Garten in meiner Beschreibung wiedererkennst, dann freue ich mich sehr. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Liebe Renate. Ich bin begeistert über diesen geschichtlichen und so anschaulich und liebevollen Bericht über Tanjas Garten. Ach da kann ich wieder eintauchen in dieses besondere Stückchen Erde, dass sich Tsnjs geschaffen hat. Ich bin gespannt was ihr sonst noch einfällt um ihn zu gestalten. Perfekt ist er für mich jetzt schon für mich.

  • Helma Willand sagt:

    Liebe Renate, Deine Beschreibung von Tanja Garten macht “Lust auf mehr” und sicher werden wir mit unserem Wohnmobil dort einmal “Anker werfen”, um auf Deinen Spuren zu wandeln…..

  • Edith sagt:

    Das ist ja ein Stück Heimat für mich, Dangast ich weiß nicht wie oft ich dort war. Tanjas Garten ist bezaubernd und sieht nach viel Liebe und Arbeit aus. Sollte ich irgendwann mal in den Norden fahren, meine Schwester lebt dort, dann ist an einen Besuch zu denken.
    Liebe Grüße
    Edith

  • Wouh das war ja wieder schön und ich habe wieder was dazu gelernt… Geschichte, Garten und tolle Bilder… Renate bin begeistert von dem schönen Bericht über Tanjas Garten… Der ist wirklich eine Augenweide und mit soviel Liebe gestaltet… Freue mich schon auf das nächsten Besuch im Frühling…

    • Das Wurzerl sagt:

      Oh ja, Christa und ich können es gar nicht erwarten unsere Nord-Freunde wiederzusehen. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • konrad sagt:

    super Beispiele für oft mit Kitsch überladene Gärten 🧐ü

    • Das Wurzerl sagt:

      Nun ja Konrad, wenn jemand gerne Kitsch im Garten hat, dann ist das halt so. Ich mag das auch nicht, würde aber darum auch nicht zum Gartenzwerg-Mörder werden. Trotzdem freue ich mich immer sehr, wenn die Deko stimmig, nicht überladen und geschmackvoll ist, wie in Tanjas Garten. Ich wünsche Dir einen schönen 1. Advent. LG Wurzerl

  • Wieder ein toller Bericht über einen wunderschönen Garten. Danke, dass Du uns auf Deine Entdeckungstour mitgenommen hast.
    Liebe Grüße aus dem Wesertal

    • Das Wurzerl sagt:

      Lieber Jürgen, wenn Du hier antwortest, dann ist der Link komplett angegeben. Nur vorne nicht auf meinem Protokoll, da fehlt der Weserlandhausgarten. Aber ich versuche einfach daran zu denken, dass ich hier in die Antworten gehe um einen Gegenbesuch zu machen. LG Wurzerl

  • Das Taubenhaus erinnert mich an den Foerstergarten. Wo sieht man sowas sonst schon.
    Die Beete an den Kieswegen finde ich ja total Klasse, sehen gut aus.
    Viele Grüße
    Elke

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Elke, bei uns in Oberbayern ist das durchaus noch sehr oft zu sehen. Das Problem heutzutage ist wohl eher, Tauben in diesen schönen Behausungen anzusiedeln. Ich wünsche Dir einen schönen 1. Advent. LG Wurzerl

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    vielen Dank für diese “Reise” in Tanjas Garten! Wieder so ein wunderschönes Kleinod, das du entdeckt hast. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein stimmiger Garten auch mit Versuch und Irrtum und einem guten Bauchgefühl entstehen kann. (Sagt hier jemand, die sich viel mit Gartengestaltung beschäftigt … :))
    Muscheln als Mulch hatte ich schon gesehen, aber hier passt er einfach hin!
    Ich wünsche dir eine schöne erste Adventswoche, liebe Grüße,
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Susanna, Du hast recht, es kommt immer ganz darauf an, wo man ein auffälliges Material verwendet. Und ich denke auch, dass die Muscheln hier genau am richtigen Platz sind. Vor allem sind sie auch akzentuiert eingesetzt, nicht überall passend oder unpassend hingeschüttet.
      Ich wünsche Dir auch eine schöne, erste Adventwoche. LG Wurzerl

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