Ankommen im Sichtungsgarten zur Maiblüte.
Päonien, die Hohen Bartiris, der zweite Höhepunkt im Steingarten und die Gehölzblüte exquisiter Exoten und Wildrosen bestimmen jetzt den Charakter der Mai-Blüte im Sichtungsgarten Weihenstephan.
Geum ‘Georgenberg’ – weiße Wisteria, Geum und Veronica – Geum ‘Prinses Juliana’
Heute spaziere ich als erstes den oberen Hauptweg, bis zur Arboretum-Grenze entlang. Ich möchte einen ersten Überblick über die einzelnen Gartenpartien bekommen. Der Blauregen-Laubengang schüttet seine weißen und blauen Blütenstände verschwenderisch nach unten aus. Die feurigen Farben vom Geum, der Nelkenwurz, spenden von unten Applaus.
Lonicera maackii, Schirm-Heckenkirsche – Rhapsody in Blue – Thalictrum aquilegifolia
Weiß und Rosé vermitteln zwischen diesen starken Kontrasten am Wisteria-Gang. Veronica und Akelei bimmeln dazwischen heftig die “Rhapsody in Blue”. Das ist der erste Augenschmaus, den sich meine Kamera nicht entgehen lässt. Dann kehre ich zurück zum Eingang. Ich weiß nun, welche Gartenteile noch ruhen, wie das Taglilienfeld; welche Beete sich neu aufstellen, wie die Pastellbeete am Eingang; wo es sich auf jeden Fall lohnt vorbeizuschauen, weil sich schon erste Raritäten, wie im Steppenbeet zeigen; und ganz klar die Irisbeete und das Päonienfeld sind nun in Höchstform, besser geht es nicht. Mein Weg ist klar vorgezeichnet.
Irisgarten und Steppe
Iris ‘Batik’ Germanica-Gruppe – Iris ‘Piroska’ Germanica-Gruppe – Ende Mai sind die Hohen Bart-Iris auf ihrem Blühhöhepunkt angekommen – Iris ‘Feu du Ciel’ – das Iris-Feld – Iris ‘Arctic Fancy’
Wieder vorne am Eingang laufe ich ein Stück in Richtung Wassergarten und betrete dann den Wiesenweg. Das Pfingstrosenquartier und das Irisbeet werben gleichermaßen mit großen Blüten in kräftigen Farben.
Meine Entscheidung fällt erst einmal auf die Irisblüte. Die Iris liebe ich sehr, verzichte jedoch seit Jahren völlig auf die Iris barbata-Gruppe, da sie meinen schweren, wasserundurchlässigen Boden nicht mag. Es gibt zu viele Pflanzen, die genau diese Bedingungen schätzen, wozu sollte ich also den Boden Abmagern und mit Sand vermischen. Ich bewundere sie lieber in anderen Gärten und in Weihenstephan.
Pontechium maculatum, Syn. Echium russicum, Russischer Natternkopf – Steppenbeet – Eremurus himalaicus, Himalaja Steppenkerze
Dann beschließe ich spontan noch ein Niveau tiefer zu gehen, um mir die beginnende Blüte in der Steppe anzuschauen und von dort zum Steingarten und durch das Arboretum bis hinter zur Staudenwiese zu gehen. Die Päonien / Pfingstrosen hebe ich mir als Blüten-Schlussakkord auf.
Vom Steingarten zur hellen Rabatte
Der Steingarten hat mich ja schon im April begeistert. Jetzt tut er das noch viel mehr, da er sein Farben- und Formenspektrum noch erweitert hat. Wie die meisten alpinen Stauden im Gebirge, halten sich auch in Kultur gehaltene Pflanzen an ihre innere Uhr. Wer sich auf dem Berg bewähren möchte, muss früh blühen, damit die Samenbildung rechtzeitig vor dem ersten Schneefall des Jahres, der im Gebirge manchmal schon zum Sommerende überrascht, abgeschlossen und damit die Fortpflanzung gesichert ist.
Aster alpinus ‘Dunkle Schöne’, Alpenaster – Stachys lavandulifolia, Lavendelblättriger Ziest – Gypsophila repens ‘Rosea’, davor Campanula
Im Steingarten muss ich immer aufpassen, dass ich die Zeit nicht aus den Augen verliere, ich darf doch keine der kleinen Schönheiten verpassen.
Betula utilis ‘Doorenbos’ – Rosa sweginzowii ‘Macrocarpa’, Sweginzows Rose – Viburnum plicatum ‘Cascade’
Ich laufe wieder nach oben zum Hauptweg, damit ich an der hellen Rabatte vorbeikomme. An den Gehölzrändern blühen schon die ersten Wildrosen, darunter mein Liebling, die zarte Sweginzow Rose.
Polygonatum x hybridum ‘Striatum’, Salomonssiegel – Davidia involucrata, Taschentuchbaum – Hosta ‘El Nino’, Funkie
Etwas mehr Platz und Licht braucht der Taschentuchbaum. Panaschierte Stauden finde ich am Rand der hellen Rabatte. Sie ist ansonsten noch im Aufbau begriffen; Miscanthus, Hortensien usw. brauchen viel Zeit, bis sie ihren Habitus perfekt präsentieren und im Sommer blühen können.
Paeonia lactiflora ‘Jan van Leeuwen’ und hohe weiße Allium zwischen aufragenden gelben Euphorbien zeigen jetzt schon, was die helle Rabatte leisten kann. Ich werfe schon mal einen Blick hinter die nächste Kurve, denn ich bin gespannt, wie sich die Staudenwiese nach der Narzissenblüte im April heute präsentiert.
Von der Wildblumenwiese ins Haselnussquartier
Es überrascht mich nicht, dass sich das weiß-gelbe Farbbild der Narzissen nun gewandelt hat. Blau-Gelb ist der neue Modetrend im Mai in der Staudenwiese. Die blauen Wieseniris stehen in aufrechten Gruppen, auf dem Areal verteilt. Gelbe Taglilien, dem Duft nach könnte es Hemerocallis citrina sein, bilden ebenfalls aufrechte kleine Gruppen und lassen das Irisblau richtig aufleuchten.
Buglossoides purpurocaeruleum, die Blaurote Steinsame, hat ein blaublühendes Rondell um das mehrstämmige Solitärgehölz in der Wiese gebildet. Das ist ein wunderbarer Bodendecker. Am Gehölzrand entdecke ich dann in der gleichen Farbe Symphytum grandiflorum ‘Blaue Glocken’.
Bevor ich wieder auf den Hauptweg in Richtung Ausgang gehe, mache ich noch einen Abstecher in das Haselnussquartier. Ich möchte vor allem sehen, was für Bodendecker mit mehr Schatten klarkommen. Die Unterpflanzungen mit Epimedium alpinum, der Alpen-Elfenblume und Adiantum pedatum, dem Amerikanischen Pfauenradfarn, überraschen mich nicht. Sie haben sich auch beide in meinem Garten im trockenen Schatten bewährt.
Der Schlussakkord im Päonienfeld
Ein optischer Kontrast erwartet mich, als ich in Richtung Ausgang gehe und mich endlich dem Päonienfeld widme. Die frühen, meist Wildsorten, sind noch sehr ansehnlich, während die mittlere Blühpartie, wie Paeonia ‘Sophie’ und Paeonia lactiflora ‘Coral Charm’ (einer meiner persönlichen Lieblinge) bereits verschwenderisch blühend an Dominanz gewinnt. Dazwischen gibt es noch völlig grüne Abschnitte. Die Juni-Blüher warten noch mit prall gefüllten Knospen auf ihren großen Auftritt.
Egal, ob Paeonia lactiflora ‘Jan van Leeuwen’, Paeonia lactiflora ‘Jappensha-Ikhu’, oder die vielen anderen, die nach einer längst abgeschlossenen Päonien Sichtung im Sichtungsgarten bleiben durften, es sind Diven, die sich ihrer makellosen Schönheit durchaus bewusst sind.
Der Stauden-Sichtungsgarten Weihenstephan ist von April – Oktober durchgehend kostenlos geöffnet. Jeder Monat hat seinen besonderen Reiz und seine großen Höhepunkte, was Habitate und die verschiedenen Leit-Gattungen betrifft. Darum werde ich Weihenstephan nach und nach ergänzen, damit Ihr den Garten an allen geöffneten Monaten zumindest virtuell mit Wurzerlsgarten besuchen könnt.
Bereits veröffentlichte Beiträge über den Stauden-Sichtungsgarten Weihenstephan in Wurzerlsgarten:
Der Sichtungsgarten im Monat April:
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/sichtungsgarten-weihenstephan-teil-4-april-2022/
Der Sichtungsgarten im Monat Juli:
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/sichtungsgarten-weihenstephan-teil-3-juli-22/
Der Sichtungsgarten im Monat September:
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/weihenstephan-teil-i/
Der Sichtungsgarten im Monat Oktober:
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/weihenstephan-teil-2-oktober-20/
Stauden-Sichtungsgarten Weihenstephan
Adresse: Am Staudengarten 8, 85354 Freising,
Kontakt: Tel. 08161/714026, Website: https://www.stauden.de/sichtungsgarten-weihenstephan.html
8 Kommentare
ui.. bei dir ist schon Mai 😉
ich hinke immer hinterher und du bist vorneweg..
aber wunderschön dein Rundgang
beonders die pfingstrosen gefallen mir
ich hffe dss meine .. die jetzt mehr Licht bekommen
auch endlich wieder Blüten bringen
Geum habe ich auch.. der fängt gerade an zu blühen
ich wünsche dir ein frohes Osterfest
Rosi
Vielen Dank liebe Rosi, ich zeige den Schaugarten quasi immer im Vormonat, damit diejenigen, die eine bestimmte Vegetation sehen wollen, dann auch rechtzeitig hinfahren können. Ich wünsche Dir auch schöne Ostertage. LG Wurzerl
Liebe Renate
Vielen Dank für diesen schönen Rundgang. Wunderschön und üppige Blütenimpressionen hier bei dem ersehnten Regen ein wahrer Genuss. Ich wünsche dir schöne Ostertage und genieße deinen Garten . Liebe Grüße Karin 😍
Vielen Dank liebe Karin, ich wünsche Dir und Rolf viele Ostereier und viel Regen. LG Wurzerl
Ein toller Rundgang durch den Staudengarten. ich war auch schon mal dort… ich glaube im Juli.
Kennst Du auch den Botanischen Garten in Regensburg? Der hat mir richtig gut gefallen.
viele Grüße und schöne Ostertage wünscht Dir
Margit
Liebe Margit, für den Tipp danke ich Dir aber herzlich! Ich liebe botanische Gärten und mit dem in Hof, Würzburg, Bayreuth, Augsburg, München, Erlangen haben wir wirklich besonders Schöne. Regensburg kenne ich eigentlich botanisch nur von einigen Schneeglöckchengärten und der Gärtnerei “Bäuerleins Grüne Stube”. Im Sommer und Herbst bin ich immer weitergefahren nach Wiesent zur Nepal-Pagode, die ich auch endlich mal vorstellen muss. Auch Dir schöne Ostern. Renate
Eine schöne Idee, den Sichtungsgarten Monat für Monat zu zeigen, liebe Renate. ‘Coral Charme’ ist eine wunderschöne Paeonie, mit der ich schon länger liebäugele.
Liebe Grüße und dir ein frohes Osterfest
Susanna
Oh, die ‘Coral Charme’ ist eine wundervolle Paeonia. Sie stand ganz oben auf meiner Wunschliste. Doch plötzlich war eine Paeonia officinalis im Garten und Geschenke zählen bei mir mehr als Wünsche und für Beides ist mein Garten halt leider zu klein. Aber vielleicht klappt es ja in Deinem Garten. LG und schöne Ostern. Wurzerl