Zu Gast bei Markus Gastl,dem Initiator des Hortus-Netzwerkes.
Bei meinem heutigen Post handelt es sich nicht um einen taufrischen Beitrag, denn mein Besuch im “Hortus Insectorum” liegt bereits 4 1/2 Jahre zurück und eigentlich sollte man aus dem “Drei-Zonen-Modell”, das Markus Gastl selbst entwickelt hat, nicht nur einen Teil herausgreifen. Nun hat Markus Gastl aber erneut für den Ulmer Verlag ein hochaktuelles Buch in der neuen #machsnachhaltig – Reihe geschrieben, das ich am kommenden Wochenende in Wurzerlsgarten in der “Bücher-Schatzkiste” rezensieren darf. Darum möchte ich heute einige Bilder aus der sogenannten “Hotspot-Zone” des Hortus zeigen, um zu vermitteln, wie sehr Markus für seine Themen förmlich brennt.
Wildblumenwiesen, die vom Frühling bis in den Herbst blühen, sind Markus wichtig, ich habe seine Wiese im Hotspot Ende August fotografiert, sie ist auf den folgenden Bildern zu sehen, diese Fotos sind aus anderen Monaten und somit anderen Naturgärten.
Aus seiner Idee ist ein “Hortus-Netzwerk” entstanden, das über Internet inzwischen mehr als 600 GärtnerInnen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich vernetzt hat, die nach dem “Drei-Zonen-Modell” Gastls erfolgreich naturnah gärtnern. Bei der jährlichen bundesweiten Initiative “Deutschland summt” haben in der Kategorie “Privater Garten” regelmäßig Hortus-Gärten die vorderen Plätze belegt. Der größte Erfolg ist sicher die Auszeichnung 2019 im Rahmen der ‘UN-Dekade’ der Vereinten Nationen, in welcher das Hortus-Netzwerk: “als herausragendes Projekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt” ausgezeichnet wurde.
” Machen ist wie wollen , nur krasser “!
Nach diesem Motto gärtnert Markus seit 2007 auf insgesamt 7500 qm. Er fügte unterschiedliche Lebensräume für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten und ihre Futterpflanzen zu einem Paradies für einheimische Tiere und Pflanzen im Hotspot zusammen. Es ist eine ganz eigene natürliche Ästhetik und Schönheit in diesem Garten, die Naturliebhaber sicher besonders berührt.
Schauen wir uns doch den Hortus einfach einmal an. Am Schluss möchte ich dann Markus Gastl noch einmal selber in seinem Video zu Wort kommen zu lassen.
Der Zugang zum Haus und Hortus von der Straße aus zeigt schon, hier läuft alles etwas anders!
Hier gärtnert ein zukunftsweisender, kompromissloser Gärtner, nicht um seinen Mitmenschen zu gefallen, sondern um der Artenvielfalt in Flora und Fauna zu dienen und sie für uns und unsere Kinder zu erhalten. Schon der Eingangsbereich spricht Bände, bereits hier gibt es einladende Angebote für Insekten zuhauf.
Hornklee (Lotus corniculatus) färbt Ende August die Wiese des Hortus goldgelb. Dazwischen erzählen die herausragenden unterschiedlichen Samenstände von der blühenden Vielfalt über das ganze Vegetationsjahr.
Auch wenn ich lediglich Fotos aus der “Hotspot Zone” zeigen kann, so möchte ich zumindest mit Worten das “Drei-Zonen-Modell”, das Markus Gastl entwickelt hat, ansprechen.
A ist die Pufferzone – der Hortus wird von einer vielgestaltigen Hecke mit viel Nutzwert (Nistmöglichkeit, Blüten, Beeren, Früchte) umgeben, die schädliche Außen-Einflüsse “abpuffert”. Dort können auch Energie-Überschüsse der Hotspot Zone gelagert werden.
B ist die Hotspot Zone – diese zeige ich in meinen Fotos, sie ist der Lebensraum für das Gros der einheimischen Insekten, die als Bestäuber oder Nahrung im Naturkreislauf wichtig sind. Durch abgemagerte Böden wird das Wachstum und die Vielfalt einheimischer Blumen und Kräuter ermöglicht.
C ist die Ertragszone – In der Ertragszone kann auf humosen Böden Gemüse angebaut werden. Da es wichtig ist, die Hotspot Zone (B) abgemagert zu erhalten, darf dort nichts liegenbleiben. Das verbessert kontinuierlich den Boden der Ertragszone.
Rainfarn und Wilde Karde (Tanacetum vulgare und Dipsacus fullonum) sind auf Magerböden zuhause.
Da ein Garten alleine den hohen Anspruch nicht erfüllen kann, war die Ausweitung zum Hortus-Netzwerk, in das man über die Internetseite: www.hortus-netzwerk.de
Einstieg findet, logisch. Je mehr mitmachen, umso größer die Chance Kleinst-Populationen auf Wanderschaft zu schicken und damit eine Erneuerung und lebenswichtige Auffrischung der Gene im Tier- und Pflanzenreich zu bekommen, sowie neue Regionen zu erschließen.
Hinter dem Natternkopf (Echium vulgare) ist das flache Laichgewässer kaum zu sehen. Der echte Dost (Origanum vulgare) ist wie die Scabiosen vielbesucht. Das Interesse an den Tierbehausungs-Modellen ist bei Führungen groß.
Nicht jeder wird seinen Garten zu einem kompletten Hortus umstellen wollen, oder können. Aber vielleicht gibt es irgendwo im Garten eine störrische Ecke, die man einfach nicht in sein persönliches Gartenkonzept einbeziehen kann. Was spricht dagegen, aus so einem “Quadratmeter” einen Igel-Unterschlupf zu bauen, oder sich irgendetwas aus dem neuen Buch von Markus herauszusuchen, um “Mehr Natur im Garten” möglich zu machen?
Ende August sind die Wiesenflächen nicht nur voll mit Bienennahrung, es gibt auch eine Menge Samenstände. Gemäht wird der Wiesenweg für die Besucher. Dieses Blütenmeer und die -vielfalt kommen ohne jeden Dünger und ohne einen Tropfen künstlicher Bewässerung zustande. Die Natur kreiert sich den Blütenteppich für das Folgejahr hauptsächlich selbst.
Die Bilder vom Hortus, der naturgemäß einer andauernden Wandlung unterworfen ist, sehen sicher jedes Jahr anders aus. Man muss sich dessen bewusst sein, dass so ein Hotspot sich jährlich verändert. Es ist “Blackbox-Gardening” in Reinkultur. Je weniger der Gärtner eingreift, umso eher werden die Pflanzen zu Selbstläufern und suchen sich ihre bevorzugten Ecken. Neue Ruderal-Arten siedeln sich an, andere verschwinden.
Wichtig für die Tierwelt ist ein durchgehendes Nahrungsangebot während der Aktiv-Zeit der Insekten. Darum gibt es mit der Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) und verschiedenen Geophyten, Frühblüher, mit der Nachtkerze den ganzen Sommer über Nachtblüher und mit der einheimischen Waldrebe (Clematis vitalba) wird die Blütezeit in der Hecke bis in den Herbst hinein verlängert.
Wer neugierig geworden ist und noch mehr wissen will, dem empfehle ich dann am Wochenende das Buch, das prall gefüllt ist mit Ideen und Vorschlägen, wie man mit einfachen Projekten im Garten eine große Wirkung mit lebendiger Vielfalt erleben kann. Aber dazu kann auch Markus noch etwas erzählen, also bitte Ton laut – Spot an!
So sieht das dann aus, wenn Markus z.B. in Marokko unterwegs ist. Wenn Ihr mehr über diese oder andere seiner Reisen sehen wollt, oder mehr über den Hortus wissen möchtet, dann schaut doch einfach auf seiner Seite vorbei:
www.hortus-netzwerk.de
Hortus Insectorum, Markus Gastl, Schreinergasse 10, 91725 Ehingen
Die Website zum Hortus Insectorum lautet:
2 Kommentare
Danke für die tolle Vorstellung
Lieber Markus, es freut mich, dass Du mit meinem Bericht zufrieden bist. Ich hoffe ja irgendwann wiederkommen zu können und dann mit besserem Bildmaterial ein ‘Completed Staff Work’ zeigen zu können. LG Wurzerl