Garten-Glück und Galloways bei Beate Höing

Außenmauer zum Präriegarten vom Garten Höing

Ankommen

Als ich Beate Höing, die in meiner FB-Gruppe: „Traumgärten erleben“ Mitglied ist, fragte, ob sie mir helfen würde, für diese ein kleines Treffen rund um den großen Schaugarten von Berthold Picker zu organisieren, da hatte ich tatsächlich in kürzester Zeit konkrete Vorschläge von ihr und so ist es Beate zu danken, dass dieses spontane Traumgärtner-Treffen ein voller Erfolg wurde, alle begeistert waren und ich Euch in den letzten Wochen diese Gärten schon auf Wurzerlsgarten vorstellen durfte. Vielen Dank liebe Beate!!!

Der Garten Höing war unser dritter und letzter Garten, den wir am Nachmittag besuchten und keiner von uns war müde, sondern wir waren bis zuletzt mit großer Begeisterung dabei und natürlich habe ich Euch wieder eine Menge Bilder mitgebracht, damit auch Ihr diesen Garten kennenlernen könnt.

Der naturnahe Bauern- und Präriegarten von Beate und Hubert Höing, der 2000 qm groß ist, ist Teil eines Resthofes, der sich nur 5 Minuten von Anneliese Kisfeld, ebenfalls in Vreden, im westlichen Münsterland befindet.

Als ich die aufwendig, liebevoll gestalteten Wanddekorationen entdecke, etwa den akribisch gearbeiteten offenen Kamin, mit Feuerholz auf dem authentischen Rost, oder ein Stück weiter die Holz-Silhouette einer Gartenhütte mit integriertem Spiegel und kleinen Pflanzborden, sowie einer urigen Holzbank und Deko-Tischchen davor, bin ich restlos begeistert. Unwillkürlich fallen mir beim Anblick dieser Dekorations-Kulissen, bei denen jedes Detail so stimmig ist, die Geschichte der “Potemkinschen Dörfer”, allerdings im denkbar positivsten Sinne, ein. Das ist in der Tat ein vielversprechender Auftakt!

Auf dem Weg zum Garten zeigt uns Hubert stolz eines seiner Prachtexemplare im Gewächshaus. Ungewöhnlich und begeisterungswürdig ist, dass er tatsächlich die komplette Gartenführung über bei uns bleibt und genauso „Garten angepiekt“ wirkt, wie Beate. Uns Alle freut das und während fortwährendem, angeregtem Geplauder mit Beate und Hubert stehen wir im Nu am offiziellen Garteneingang und treten ein.

Dabei folgen wir dem Weg nicht gerade, sondern schlagen uns sofort nach rechts, dort sehen wir einen Teich und… klar… Wasser lockt immer!

Unterwegs im Garten

Beate Höing liebt Wasser im Garten und so ist die Entscheidung, welchen Pfad ich wähle, nicht leicht. Es locken eine Brücke über den Bachlauf, der in den Teich mündet, oder ein Längsbecken parallel zum Bach, schon in der Nähe der abgrenzenden Sandsteinmauer gelegen. Ich laufe einfach das Teichufer entlang zum historischen Gartenhaus, das mich magisch anzieht.

Es ist kaum zu glauben, dass der Resthof, der eine bodenständige aber durchaus zeitgemäße Wirkung ausstrahlt, bereits 1870 erbaut wurde. 1911 erwarb ihn der Urgroßvater von Hubert Höing. Irgendwie schließen sich die Kreise des „Universums“ ja immer auf logische Art und Weise. Besagter Urgroßvater sollte eigentlich vor mehr als 100 Jahren eine andere Hofstelle erben. Nun hat sein Urenkel aus jenem Haus Verblender-Steine bekommen und neben dem Teich ein sechseckiges Gartenhäuschen mit alten Baumaterialien errichtet. Egal, ob Dekoaufbauten, Philosophenbank, Mauern usw., durch die Eigenleistung von Hubert, Beate und Beates Papa zieht sich eine spezielle persönliche Note durch den kompletten Garten.

Generell ist der Gartenboden hier sandig, aber der Teich und andere Wasserstellen boten für Beate die Gelegenheit auch feuchtigkeitsliebende Pflanzen, wie Schizostylis coccinea, den roten Sumpfspaltgriffel, oder Pontederia cordata, das Hechtkraut, im Garten unterbringen.

Ein erstaunliches Phänomen in diesem Garten ist die gleichzeitige Wirkung von lichter Durchsichtigkeit und – dank klug eingesetzter Höhenstaffelung mit Gehölzen – einem Verbergen von zu vielen Details auf einmal. Immer wieder bleibt der Blick an Solitärgehölzen, kleinen Hecken, Zäunen und Mauern, oder auch einfach einem alten Kinderbett, das sich filigran unter einer Magnolie als schmückendes Trennelement einfügt, hängen. So bleibt der Garten durchgehend spannend und offenbart seine Highlights und Überraschungen nach und nach häppchenweise.  

Penstemon ‘Rich Ruby’ – Rosa ‘Leonardo da Vinci’ – Gladiolus ‘Priscilla’

Als ich die makellos blühende Rose ‚Leonardo da Vinci‘ mit ihrer frühen Nachblüte Mitte August bewundere, versuche ich mir vorzustellen, wie der Garten auf mich wirken würde, wenn mein Besuch zur Hauptblühzeit der Rosen erfolgt wäre? Denn im Garten Höing blühen dann 120 Rosen!

Als Beate 1990 auf den Hof zog, diente der Garten ihrer Schwiegermutter hauptsächlich als Nutzgarten. Beate interessierte sich noch nicht für Gärten und Pflanzen. Eine Ausnahme bildeten jedoch die Rosen, die Liebe zu ihnen hatte sie von ihrem Opa übernommen, der in Kriegszeiten Wildrosen am Waldrand veredelte und besondere Exemplare in den eigenen Garten holte.

So träumte Beate also von einem Rosengarten. Zwar gab es nach der Hochzeit den Platz für einen eigenen Garten, aber die Schwiegermama meinte etwas desillusionierend, dass der sandige Boden für Rosen denkbar ungeeignet wäre. Das weckte aber nur den Ehrgeiz von Beate, nach dem Motto auf dem Email-Schild, das, so habe ich zumindest den Eindruck, die ganze Familie beflügelt. Beate bekam einen Teil der Kälberwiese und begann zu experimentieren.  

Es entstand als erstes der „Kleine Garten“, mit einer Kletterrose und integriertem Spielplatz für die drei Kinder. Die rotblühende Rose weckte den Wunsch nach mehr. Als die Schwiegermutter ihren aufwendigen großen Nutzgarten nicht mehr bewirtschaften konnte, begann Beate, ihn nach und nach mit Rosen zu bestücken. Als sie sich noch nicht für Gärten interessierte, war ihr großes Hobby die Ölmalerei. Darum war es kein Wunder, dass sie mit ihrem geschulten Blick schnell merkte, dass Rosen alleine noch kein perfektes Gartenbild abgeben. Geranium, Penstemon und Salbei bewährten sich jedoch schnell als passende Begleitstauden.

Der Präriegarten

Nach dem Durchforsten von Internetseiten und Besuchen in „Offenen Gärten“ und Gärtnereien begann der Garten langsam, sein heutiges Gesicht zu bekommen. Den Spruch von Beth Chatto „Right plant – right place“ kannte Beate erst einmal nicht, also galt es Lehrgeld zu zahlen und auf die Ansprüche der einzelnen Pflanzen zu achten. Besonders die Bewässerung im Garten brachte mit dem Sandboden Probleme, also arbeitete sie bei Neupflanzungen Lehm und Katzenstreu ein, um die Bodenfeuchtigkeit zu speichern.

Trotzdem war es für Beate ärgerlich, dass sie regelmäßig nach der Arbeit noch viel im Garten gießen musste. Eines Tages bekam sie den Artikel über einen „Präriegarten in Zeeland“ in die Hand. Nachdem sie diesen noch im gleichen Jahr besucht hatte, begrüßte sie ihren Schwiegerpapa zuhause mit den Worten: „Trecker raus, ich brauche nochmal ein Stück von der Wiese.“

So vergrößerte sich der Garten zum vorläufig letzten Mal. Neben dem „Kleinen Garten“, dem „Wassergarten“, „Waldgarten mit Bienenstöcken“ und „Gemüsegarten“ entstand ein „Präriegarten“. Von der Weide-Wiese wurde er mit einer Mauer abgegrenzt, die noch von Beates Vater hochgezogen wurde, um unerwünschten Samenflug zu verhindern. Ausgeführt wurde sie als Potemkin’sche Kulisse, die mit dem typischen sandgelben Anstrich, eingebauten Fenstern und Rundsäulen einer toskanischen Villa nachempfunden ist, was durch die mächtige Wisteria, Blauregen, zusätzlich betont wird.

Im Präriegarten bewährt haben sich neben den Gräsern, wie Stipa gigantea, dem Riesen-Federgras, Panicum ‚Heavy Metal‘ und Calamagrostis ‚Overdam‘, noch Blühstauden wie Phlox, Veronicastrum, Gaura, Rudbeckia, Knautia und Astern. Den Auftakt im Gartenjahr bilden in diesem Gartenteil allerdings die Camassias, Präriekerzen.

Ich will mich eigentlich gar nicht festlegen, welcher der völlig unterschiedlichen Gartenteile mir am besten gefällt. Jeder ist auf seine Art stimmig und gelungen. Aber ich muss gestehen, dieser Präriegarten übt auf mich doch eine ganz spezielle Wirkung aus. Ich empfinde ihn tatsächlich als meditativen Kraftort.

Daran ändert auch das permanente Summen der Bienen nichts, im Gegenteil. Beate bietet ihnen in ihrem Gartenreich ein Refugium, in welchem immer etwas blüht. Die eigenen Bienenvölker danken es mit einem Honig von einzigartigem Geschmack. Zusätzlich zu den Honigbienen-Völkern im Waldgarten, erbaute Familie Höing für ihre Wildbienen noch ein Insektenhotel im Prärie-Garten.

Ungern verlasse ich den Präriegarten und gehe noch einmal in den „Kleinen Garten“, wo Beate ihr Talent zum Gärtnern entdeckte und wo ich auch eine Abgrenzung zum Hof, hier mit roten Klinkern, von ihrem Papa gemauert, entdecke. So hat sich also auch dieser Kreis geschlossen.

Auch Beate war so freundlich, mir für Euch ein Video zu senden. Stellt gerne den Ton laut und klickt Euch rein, da geht es gleich richtig tierisch zur Sache.

Neben den Katzen Tessa, Larry und Paul gehören noch der Schweizer Sennenhund Roxy, 9 Galloways, 2 Pferde, Honigbienen, Laufenten und Hühner zum Hof.

Kein Wunder, dass mir der Abschied von hier schwerfällt und ich Beate und Hubert unendlich für ihr tolles, besonderes Gärtner-Engagement bewundere. Vielen lieben Dank Ihr Beiden, dass ich hier sein und in Wurzerlsgarten über Euch berichten durfte.

Garten Beate und Hubert Höing

PLZ 48691 Vreden, Ellewick 9

Mail-Adresse für Gruppenanfragen: Beate.hoeing@gmx.de

2023 gibt es leider keine Beteiligung an der „Offenen Gartentür“.

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18 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Oh schon wieder so ein Traumgarten, ganz nach meinem Geschmack So vielfältig und wunderbar stimmig. Einfach nur toll.

    • Das Wurzerl sagt:

      Alleine die beiden Miezen und das Kälbchen sind ja schon einen Besuch wert, vom Garten ganz zu schweigen. Schönes Wochenende liebe Christa und Schönen Sonntag Wurzerl

  • Bettina Taute-Wuebben sagt:

    Wunderschöner Garten sehr beeindruckend….Vielen Dank für die Präsentation. Einfach wunderbar ….👍mit großem Interesse gelesen…und beim Lesen ist es fast so als wäre man selber dort und spaziert durch die verschiedenen Gartenzimmer …..☺️

    • Das Wurzerl sagt:

      Super, das freut mich, genau darum sind meine Berichte so ausführlich. Natürlich ist es toll, wenn ein Beitrag zu einem direkten Besuch in einem Garten einlädt. Aber das kann nun nicht jeder Leser häufig tun, darum ist es mir wichtig, dass der Garten auch virtuell ein Gesamtbild zeigt. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende liebe Bettina. Wurzerl

  • Beate Höing sagt:

    Liebe Renate. Was ein toller Bericht. Er scheint mir direkt aus meinem Herzen geschrieben zu sein. Ich bin begeistert. Und natürlich, was wäre unsere Gruppe und die Treffen ohne dich und dein Arrangement dafür. Dafür auch nochmal ein dickes Dankeschön von uns allen.

    • Das Wurzerl sagt:

      Sehr gerne liebe Beate, für mich ist es immer die schönste Belohnung, wenn sich ein Gartenbesitzer in meiner Beschreibung wiederfinden kann. Dafür auch Dir herzlichen Dank und schönes Wochenende und klar, Gruß an Hubert. Wurzerl

  • Liebe Renate
    Was für ein toller Garten 😘.Ich bin total begeistert von der Schaffenskraft der beiden Gärtner Beate und Hubert.Sehr sehenswert und durch deine Beschreibungen wird alles richtig lebendig.Danke dafür jetzt bin ich wieder mutiviert in meinem Garten weiter zu machen , trotz viel Arbeit. Liebe Grüße Karin

    • Das Wurzerl sagt:

      Oh, wie schön, in der Tat ist es für mich selbst auch immer eine Anregung, wenn ich aus einem interessanten Garten komme, in meinem wieder richtig voll hinzulangen. LG und schönes Wochenende Wurzerl

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    wieder ein toller Garten, in den du uns entführt hast! Dieses Mal ist es keine Pflanzung, die mich am meisten anspricht. Die Szene mit dem Sofa am Teich hat mich angelacht. Da würde ich mittags gerne ein Nickerchen machen. (Ob das die Frühjahrsmüdigkeit ist?) Auch solche Dinge gehören immerhin zur gekonnten Gartengestaltung …😉
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Tja, Sofa am Teich ist nicht zu verachten. Da hast Du aber sowas von recht liebe Susanna. Zur Not halt ohne Teich, Hauptsache ein gelungenes Nickerchen. LG Wurzerl

  • Andrea sagt:

    Wirklich gelungen. Hat mal wieder Spaß gemacht und mich kurz von der Arbeit abgelenkt. Danke für den Rundgang. LG Andrea

  • Willand Helma sagt:

    Ein ganz toller Garten bzw. eine wunderschöne Hofanlage 😍! Danke für Deinen herrlichen Bericht, liebe Renate, und danke an Beate für das nette Video!!! Es gefällt mir alles ausgezeichnet!

  • Gertrud Diekmann sagt:

    Schöner Garten und eine tolle Beschreibung. Bin 2019 bei be Beate im Garten gewesen und war begeistert. Deine Beschreibung hat schöne Erinnerungen wach gerufen. Danke Renate.

  • Marianne Reichmann sagt:

    Sooo schön

  • Das sieht ja alles toll aus. Wenn man so einen kleinen Garten hat wie ich, fragt man sich immer, wie man so ein Anwesen bewältigt und es so ordentlich halten kann..
    VG
    Elke

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