Ankommen auf der Insel Mainau im Bodensee
Die Insel Mainau ist weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt für ihren Park mit seinen prächtigen Gartenanlagen auf höchstem Niveau. Was der Besucher nicht ahnt, ist, dass auf der 44.8 ha großen, autofreien Insel immerhin rund 180 Einwohner leben. Die Grafen-Familie Bernadotte residiert im dreiflügeligen, ehemaligen Deutschordens-Schloss.
Die Insel liegt im Überlinger See, das ist ein schmaler, nordwestlich gelegener Teil des Obersees, der den Hauptteil des Bodensees, welcher der größte See Deutschlands ist, ausmacht. Die Lage ist vom Klima her so begünstigt, dass die Blütenpracht, auch heikler Exoten, regelmäßig explodiert. Egal zu welcher Jahreszeit, die Insel Mainau ist immer einen Besuch wert.
Kaum habe ich die Fußgängerbrücke überquert, stehe ich vor dem Schwedenkreuz. Wie gut, dass es den plündernden Schweden, nach ihrem Abzug innerhalb des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) zu schwer zum Mitnehmen war. Es wurde einfach achtlos in den Bodensee geworfen, in dem es dann auch direkt aufgestellt wurde, zuletzt nahe des Fußgängerübergangs.
Den Uferweg entlang, mit den Blumenfiguren, einer Skulptur von Sjer Jacobs und zwei Teichen bis zur Wildrosenpromenade.
Ich kann mich immer schlecht entscheiden, welchen Weg ich zuerst wähle. An heißen Tagen bietet sich der Mittelweg durch das Arboretum an, da ich aber für die GdS einen Artikel über den “Staudengarten” schreiben möchte, schlendere ich gemächlich den Uferweg nach hinten.
Bereits im Eingangsbereich beweisen die Gärtner*innen der Mainau, dass sie die Skulpturen-Blumenkunst voll beherrschen. Man nehme ein passendes Drahtgestell und befülle es mit saisonal lange blühenden Blumentöpfen. Und schon steht das Begrüßungskomitee bereit. Ein überdimensionaler Pfau, die hochaufragende “Blumi” und eine Entenfamilie amüsieren mich schon eingangs. So etwas macht auch Kindern Spaß, genauso wie der Mainau-Bauernhof und ein Spielplatz.
Ich liebe den Übergang dieser farbenfrohen und tierischen Begrüßung zu den eher ruhigen, meditativen Grünmomenten sehr. Spannung und Abwechslung sind im Park großgeschrieben. Es ist egal, ob ich auf dem Mittelweg in das Arboretum gehe, oder am Uferweg den Gehölz-Saum entlangschlendere, immer erwarten mich stille, harmonische Pflanzbilder, die sich dann zu einem neuen farbigen Spektakel öffnen.
Sehr berührend finde ich zwei aus Erdhaufen geformte Gesichter, die der Künstler Sjer Jacobs hier geschaffen und mit der Bezeichnung “Zusammen im Garten” benannt hat. Friede und Zufriedenheit strahlen diese überdimensionalen Köpfe aus – ja, genau, wenn man das so empfindet, dann besitzt man einen guten Garten.
Ich komme zu den Teichen. Der Kleine zeigt sich im asiatischen Gewand, der Größere ist umrahmt mit einer einheimischen Uferbepflanzung. Nach den Teichen ist der Gehölzrand lockerer, so empfinde ich, beim Anblick des Wassers wieder intensiver, dass ich mich eigentlich auf einer Insel bewege. Ich gehe den Uferweg weiter, obwohl mich der Panoramaweg lockt, der etwas höher im Hang verläuft. Ihn nutze ich später, um zum Schloss zu gelangen.
Wäre ich zwei Monate früher gekommen, dann hätte ich mich bestimmt vom einzigartigen Duft in der Wild- und Strauchrosen-Promenade ablenken lassen. Im Mai und Juni blühen hier mehr als 400 Rosensorten, aber, egal in welchen Park oder Garten man kommt: “Für die einen Pflanzen ist es zu früh, für Andere zu spät”. Perfekt ist meine Zeitwahl jedoch auf jeden Fall für den Staudengarten.
Der Staudengarten der Insel Mainau
Über den Staudengarten habe ich bereits in einem eigenen Beitrag berichtet. Die mehr als 20000 Pflanzen, die dort einträchtig mit- und nebeneinander gedeihen, und die im Juli, während meines Besuches in Höchstform sind, beschreibe ich dort zusammen mit der Entstehungsgeschichte und der Rolle, welche die “Gesellschaft der Staudenfreunde”, kurz “GdS” genannt, dabei gespielt hat.
Wenn Ihr das Blütenmeer und die Hoch-Zeit der Taglilienblüte in einem Beitrag ausschließlich über den Gartenteil des “Staudengartens” sehen möchtet, klickt gerne auf den folgenden Link:
https://www.wurzerlsgarten.de/deutsche-gaerten/taglilien-hemerocallis-auf-der-insel-mainau/
Einige Bild-Impressionen dieses Parkteils muss ich jedoch der Vollständigkeit halber hier zeigen. Die Hanglage ist gestalterisch und von den Bodenverhältnissen her, ideal genutzt, um die Arten- und Sortenvielfalt im Staudenreich zu zeigen.
Auf dem oberen Steilstück sorgen Ziegen dafür, dass das Gras niedrig bleibt. So ist der Schwedenturm vom Staudengarten aus gut zu sehen. Er wurde seinerzeit als einer von mehreren Wachtürmen zur Zeit des Deutschen Ordens gebaut. Seinen heutigen Namen erhielt er wegen der zweijährigen Besetzungszeit der Schweden auf der Insel. In der heutigen Zeit blickt er entspannt über die Weinhänge der Insel.
Vom Dahliengarten über die Großherzog-Friedrich-Terrasse und dem Ende des Arboretums bis zum Schmetterlingsgarten
Für den Dahliengarten ist es noch zu früh, darum begebe ich mich nach oben und laufe noch ein kleines Stück durch das Arboretum, an der Großherzog-Friedrich-Terrasse vorbei in die Richtung des Schlosses.
Auf dem Weg zum Schloss finden sich mehrere Pavillons und Gärten, welche den Anspruch haben, die Besucher für Naturschutz und Biodiversität sensibilisieren. Im Schmetterlingsgarten ist man tatsächlich verblüfft, wie sich die Schmetterlinge hier gedrängt, bei ihren Lieblings-Stauden, den Zweijährigen und Annuellen, aufhalten. Das fröhliche Flattern und glückselige Taumeln der Falter zaubert allen Besuchern ein Lächeln auf die Lippen.
Wer Schmetterlinge liebt, findet im großen Schmetterlingshaus eine weitere Attraktion auf der Insel Mainau. Dort leben die exotischen Geschwister unserer einheimischen Falter, denen sogar das Bodenseeklima nicht mild genug ist, um sich im Freien fortpflanzen und überleben zu können. Ich finde diese Vergleichsmöglichkeit auf jeden Fall hochinteressant.
Kurz bevor ich das Schloss-Ensemble erreiche, schlendere ich an einigen üppigen Beeten vorbei. Sie sind farbenfroh, teilweise exotisch bepflanzt und mit ausladender Höhenstaffelung gestaltet. Den Kontrast bilden klassische niedrige Blumenteppiche.
Vom Schloss zur Schlosskirche, über das Palmenhaus, zum Rosengarten
Von 1932 – 1939 und danach wieder seit dem II. Weltkrieg, lebt die gräfliche Familie Bernadotte, die einen direkten Bezug zum schwedischen Königshaus hat, in der barocken Dreiflügel-Anlage des Deutschordens. Einige Teile des Schlosses, z.B. der “Weiße Saal” oder der Südflügel mit dem Schlosscafé, sind für Besucher zugänglich.
1739 wurde die barocke Schlosskirche St. Marien vollendet, die über einen Gang mit dem Schlossgebäude verbunden ist. Das Palmenhaus entstand später. Graf Lennart Bernadotte machte den Park der Insel für die Öffentlichkeit zugänglich und schuf damit einen der wichtigsten Tourismusmagneten am Bodensee. Inzwischen bietet die Mainau-Akademie Hobbygärtnern Praktika und Seminare an. Die “Grüne Schule Mainau” gilt als beliebter außerschulischer Lernort.
Die einzelnen Gärten und Parkteile wurden erweitert und um diverse Veranstaltungen ergänzt.
Am berühmtesten ist sicher die Orchideenschau im Palmenhaus, die in diesem Jahr vom 21. März bis zum 11. Mai 2025 unter dem Motto „Rundum Vielfalt – Orchideen aus aller Welt“ stattfindet.
Als ich diesen Veranstaltungshinweis auf der Seite der Insel Mainau gelesen habe, stand für mich fest, dass ich Euch meinen Juli-Besuch auf der Insel nicht erst im Sommer präsentieren darf, wie geplant. Ich gebe Euch den Post mit dieser Info jetzt sofort weiter. Vielleicht ist es für Euch ein Anstoß, spontan eine Kurzreise im Frühling an den Bodensee zu planen.
Das u-förmige Schlossensemble, das als gelungenes Beispiel des Süddeutschen Barocks gilt, befindet sich auf dem obersten Plateau der Insel. In das Palmenhaus gehe ich nicht hinein, denn zu dieser Zeit sind die Zitruspflanzen und 20 verschiedenen Palmenarten draußen in der Sommerfrische. Ich steige darum gleich die wunderschöne Freitreppe nach unten in den streng geometrischen “Italienischen Rosengarten”. Der Großherzog Friedrich I. von Baden ließ ihn unterhalb des Schlosses anlegen. Momentan ist hier Blühpause, trotzdem sehe ich noch genügend Farbtupfer an den 1000 Rosensorten, die mit mehr als 12000 Exemplaren hier aufgepflanzt sind. Ich laufe einfach durch, da ich zur Brunnen-Arena möchte.
Endspurt von den mediterranen Terrassen, der Brunnen-Arena, dem Dachgarten und Hortensien-Weg, zur Italienischen Wassertreppe und der Schiffsanlegestelle.
Es ist erneut ein starker visueller Reiz, vom Rosengarten, der sich eine verdiente Blühpause gönnt, in die überbordende Üppigkeit der mediterranen Terrassen zu gelangen. Starke Farben winken mich dicht an sie heran.
Die Auswahl an subtropischen und tropischen Pflanzen vermittelt ein perfektes Bild und suggeriert mir, dass ich wohl gerade in einem Hanggarten am Mittelmeer auf und ab flaniere. Palmen, Agaven, Bougainvilleas, Passifloras, Agapanthen, Kakteen und bizarre Sukkulenten verzaubern mich restlos. Der perfekte Eindruck verstärkt sich, durch die Sicht auf den Bodensee, die immer klarer wird, je näher ich an das Ende der Mediterran-Terrasse komme.
Vom Brunnen habe ich kein Foto gemacht. Wasser zieht bei schönem Wetter Menschen an. Dafür halten die “Banksitzer”-Skulpturen still und freuen sich, dass sie auch einmal zum Zug kommen, wo ansonsten sich Besucher höchstens mal für ein Selfie davorstellen.
Es gibt so viel zu entdecken hier, aber meine Zeit läuft ab. Ich darf nicht vergessen, dass ich jetzt am weitesten vom Parkplatz und der Fußgänger-Brücke entfernt bin. Aber wie soll ich mich von dieser Pracht losreißen?
Für den Garten auf dem Dach des relativ neuen Restaurants “Comturey” nehme ich mir keine Zeit mehr. Zügig schreite ich den Hortensienweg nach unten bis zum Hafen und genieße dabei letzte Blicke über den Schiffsanleger der Insel und dem Bodensee, bis zum gegenüberliegenden Ufer. Für die Hortensienblüte des Dachgartens und des Hortensienweges habe ich glücklicherweise wieder die optimale Zeit erwischt.
Ich möchte wieder den Uferweg bis zum anderen Insel-Ende zurückgehen, um noch einmal einen Blick in den Staudengarten, mit anderen Lichtverhältnissen, werfen zu können. Um meinen persönlichen Höhepunkt zu erleben, brauche ich mich jedoch einfach nur hier, wo ich gerade stehe, vom See ab- und der Schlossseite zuzuwenden. Die “Italienische Wassertreppe”, üppig gesäumt von Säulenzypressen und einem herrlichen Blütenteppich, beamen mich für einen Moment unmittelbar in einen der wunderbaren Renaissancegärten der Toskana, die ich vor Jahren dort erleben durfte. Über die Kaskade plätschert ein kleiner künstlicher Bach steil nach unten. Ach, denke ich: “Es ist wie eine Engelstreppe direkt hinauf in das Paradies”!
Park auf der Insel Mainau
Adresse: PLZ 78465 Insel Mainau
Kontakt: Tel. 075313030
Website: https://www.mainau.de/de
Veranstaltungshinweise:
Vom 21. März bis 11. Mai 2025 verwandelt sich das Palmenhaus in eine prachtvolle Kulisse für diese edlen Pflanzen. Unter dem Motto „Rundum Vielfalt – Orchideen aus aller Welt“ entführt die diesjährige Orchideenschau in die Heimat der schönsten und seltensten Orchideenarten.
Vom 14. März bis zum 11. Mai 2025 ist zeitgleich im Schloss die Ausstellung: “Frühlingsträume” zu sehen.
6 Kommentare
Hach, da könnte ich gleich wieder losfahren, liebe Renate. Die Mainau ist zu jeder Zeit wunderschön. Wir waren zuletzt dort, als die Dahlien blühten – es war ein Blütenrausch.
Liebe Grüße
Susanna
Ja liebe Susanna, ich war mehrmals zwischen Juni und August dort, die Dahlienblüte und eben der Frühling mit der Orchideenausstellung wird mich sicher wieder hinlocken. LG Wurzerl
Liebe Renate, einfach wunderbar!
Da ich schon einmal zur Dahlienblüte auf der Insel war, konnte ich deinem Spaziergang sehr gut folgen und nachvollziehen! Vielen Dank für die Auffrischung der Erinnerung
Liebe Grüße Heidrun
Sehr gerne liebe Heidrun, vielleicht ist es ja Anregung für einen Besuch zu einer anderen Blühzeit. LG Wurzerl
Das sind tolle Impressionen von der Insel Mainau. Ich war bisher noch nie am Bodensee. Das sollte ich aber unbedingt einmal ändern.
Viele Grüße von
Margit
Oh ja, liebe Margit, es ist dort wunderbar, botanisch, kulturell, historisch und immer mit einem tollen Urlaubsfeeling verbunden. LG Wurzerl