ZEN-Gärten – Philosophie/Inspiration/Medition
Buch-Rezension
Text: Susanne Wannags, Fotos: Evi Pelzer, gebundener Bildband, 146 Seiten, BLV Buchverlag GmbH und Co. KG, München, erschienen 2014, ISBN 978-3-8354-1192-0
Als ich diesen großen Bildband bei meiner Buchhändlerin liegen sah, mußte er einfach mit. Die Frage, ob die japanische Gartenphilosophie dem modernen Menschen von heute das geben kann, was er braucht, um das tägliche Spiel der Globalisierung ertragen zu können, versucht der erste Buchteil zu beantworten. Der Herausgeber dieses Buches, Jethro Machacek, hat schon genug Gärten in japanischem Stil in Deutschland realisiert, so dass er in seinem Vorwort uneingeschränkt davon überzeugt ist, dass: „..ein solcher Garten uns neue Lebensenergie und Kraft für unseren Alltag schenkt.“
Eine der großen Stärken dieses Buches liegt darin, dass nur in Deutschland befindliche Zen-Gärten beschrieben werden und die Philosophie und Geschichte und verschiedenen Stilmöglichkeiten der japanischen Vorbilder sparsam und behutsam in die wunderschönen Bilder mit einfließen.
Die Hauptbestandteile der Zen-Gärten Steine-Wasser-Pflanzen werden im zweiten Teil anhand von einzelnen Gartenbeispielen detailliert in ihrer Bedeutung beschrieben und auch dazu geraten, sich bei der Anlage an der hiesigen Landschaft zu orientieren, was für den Eindruck der Harmonie sehr wichtig ist. Den architektonischen und dekorativen Gestaltungselementen ist ebenso ein Kapitel gewidmet, wie den Pflanzen. Um aus einem asiatischen Garten einen Zen-Garten zu bilden, dürfen die Pflanzen nur spärlich in Sorten eingesetzt werden. Ihre Funktion als dienende Grün-Meditationspunkte wird noch durch das Aufzeigen des menschlichen Lebenszyklus verstärkt. Die dominierende Frühjahrsblüte der Kirschen und Azaleen sprechen eine genauso klare Sprache, wie die geschnittenen Groß-Bonsais, oder das spektakuläre Farbfinale der verschiedenen Ahorne im Herbst.
Zen ist nicht nur Meditation – sondern hat sehr viel mit persönlicher Achtsamkeit zu tun. Was jeder in einem Zen-Garten lernen kann, versucht die Autorin im letzten Teil zu vermitteln. So sagt eines der vielen Sprichwörter und Kurzgedichte, die sich durch dieses Buch ziehen: „Sei doch unbesorgt. Auch Blüten und Blätter fallen ohne zu Murren ab.“ (Haiku)
Wer sich erstmals mit asiatischen Gärten beschäftigt, wird sicher von den einfühlsamen Texten von Susanne Wannags und den wunderschönen Fotos von Evi Pelzer begeistert sein, denn man ist gut aufgehoben, aber nicht überfordert mit diesem komplexen Thema. Fortgeschrittenen empfehle ich das Buch nur, wenn sie gerne in herrlichen Bildern schwelgen und beim Lesen entspannen wollen. Hat das Buch Schwächen? Es ist alles da, Adressen für alles was man braucht, um so einen Garten anzulegen, die Adressen der Gärten und Parks im Buch, Literatur zum Weiterlesen und ein nicht überfrachtetes Stichwortverzeichnis.
Bei den Adressen der öffentlichen Parks fand ich mit großem Erstaunen auch die Nepal Himalaya Park Stiftung, deren opulente Fotos mit einer einzigartigen Pflanzenauswahl ich schon mit Freude im Buch genossen hatte. Aber auch eine Rückfrage bei Olaf Grabner, dem Head Gardener dieses Parks, konnte ich mir die Frage, was ein so herrlicher Garten mit einem Zen-Garten zu tun hat, nicht beantworten, denn das ist eindeutig ein Pflanzensammler-Garten. Ach ja – meine Frage, ob das Buch Schwächen hat – beantwortet sich ganz einfach. Die Geschichte der Verwandlung eines oberpfälzischen Steinbruchs in einen so wunderbaren Pflanzensammlergarten rund um einen nepalesischen Tempel ist viel zu spannend und die Fotos viel zu phantastisch, als dass ich sie in diesem Buch missen möchte. Man muss ja schließlich aus der meditativen Versenkung, auch wenn es nur um Lesen geht, wieder herausfinden.
4 Kommentare
Liebe Renate, danke für die ausführlichen Informationen. Asiatische Gärten haben mich schon immer fasziniert.Die strukturierte Gestaltung vermittelt Ruhe und Gelassenheit, das Plätschern des fließenden Wassers unterstützt diese Wirkung auf die menschliche Seele. Gerne würde ich einem kleinen Teil meines Gartens asiatisches Flair geben. Ich erhoffe mir, beim Lesen dieses Buches viele neue Inspirationen zu bekommen.L.G.Ludmila
Liebe Ludmila, das Buch an sich kann schon Meditation sein, aber, da es ausschließlich über in Deutschland befindliche Gärten geschrieben ist, ist es natürlich auch ein Buch mit gut umsetzbaren Praktiken. Wenn Du einen Gartenteil umwandeln willst, so wähle ihn bitte nur so aus, dass er nicht inmitten eines herkömmlichen Gartens völlig einsehbar, wie ein Fremdkörper wirkt. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
…Gärten haben etwas mit Freiheit zu tun, für dieses Geschenk dient man dem Garten mit seiner Kraft. Ein Wechselspiel der Energie vom Gärtner zum Garten.
Danke für diesen Beitrag, ich werde am Thema bleiben.
🍀💚🍀💚🍀💚🍀
Liebe Katharina, da kann ich Dir nur beipflichten. Ich bin immer wieder überrascht, wie vielfältig die Gärten sind, die ich für meine Berichte auf “Wurzerls Reisen” besuche. Mir ist dabei immer wichtig, auch die Gartenbesitzer kennenzulernen. Fließt ihre Individualität in ihre Gärten ein, dann ist es immer ein guter Garten, auch wenn es nicht immer meinem Geschmack entspricht. Ist es ein Garten “von der Stange”, dann verzichte ich lieber auf eine Veröffentlichung, denn diesen Gärten fehlt oft der Charakter und der Hauch von “Freiheit”.
Ich wünsche Dir einen guten Sonntag. LG Wurzerl