Lebensraum & Nahrung für mehr Artenvielfalt im Garten
Ich muss gestehen, die ersten Jahre meines Hobby-Gärtnerlebens hatte ich keinen Bezug zu Hecken. Gut, sobald ich die Liguster- und Buxus-Hecken meiner Eltern schneiden musste, einen eher schlechten. In meinem kleinen Garten kam ich gar nicht auf die Idee viele Sträucher zu pflanzen. Stauden, Rosen, ein paar einzelne Immergrüne und ein hoher Holzzaun, mehr fiel mir erst einmal nicht ein. Letzterer war nur ein abweisender Sichtschutz, nichts weiter. Inzwischen denke ich ganz anders über den Sinn und Zweck eines Gartens und es hat sich vieles geändert. Hätte ich dieses Buch doch schon vor Jahrzehnten in der Hand gehabt!
– Buchrezension –
Titel: “Meine lebendige Hecke”. Lebensraum & Nahrung für mehr Artenvielfalt im Garten. Autor: Gilles Leblais, Übersetzung: Sabine Hesemann, ET 24.07.2024. Ulmer Verlag, 120 S., 224 Farbfotos hauptsächlich vom Verfasser, Coverfoto Elke Schwarzer, 4 farbige Zeichnungen, kartoniert, ISBN 978-3-8186-2245-9
– Der Autor –
Der Ornithologe Gilles Leblais ist ein leidenschaftlicher Natur-Liebhaber und -Beobachter. Das macht ihn zu einem großen Kenner der einheimischen Fauna und Flora. Der Schritt von da zum Spezialisten für die Gestaltung naturnaher Gärten war naheliegend. Heute schreibt er für Verlage und Zeitschriften, leitet Kurse und hält Vorträge über die Möglichkeit, die ökologische Vielfalt im Garten langfristig zu erhöhen. Dabei spielt das Biotop Hecke eine wichtige Rolle.
– Der Buchinhalt –
Schon das Buchcover, von Elke Schwarzer fotografiert, macht neugierig. Ein Rotkehlchen sitzt entspannt auf einem Rosenzweig, umgeben von Hagebutten. Was für ein schöner Einstieg in die „Lebendige Hecke“.
Der Buchinhalt beschreibt authentisch das Anlegen der Hecke im eigenen Garten des Autors. Dank viel Platz war es ihm möglich, viele unterschiedliche Gehölze auszuwählen, was natürlich die Artenvielfalt an Vögeln, Insekten und anderen Kleintieren erhöht und die Beobachtungsmöglichkeiten des Autors befördert. Experimentiert hat der Autor auch erfolgreich mit unterschiedlichen Anordnungen, zum Beispiel dem Integrieren von höheren Bäumen zwischen den Sträuchern. Nun hat nicht jeder einen großen Garten. Um aufzuzeigen, dass auch mit wenigen Metern Hecke etwas Gutes getan wird, beschreibt der Autor nach der Artenauswahl, Bodenvorbereitung und den ersten Schnittmaßnahmen, wie wichtig es ist, den Standort der Hecke im Einklang mit der Natur und der Gartenumgebung auszuwählen.
Das Fazit der Erfahrungen aus dem Garten Leblais erfährt der Leser in den ausführlichen Kapiteln über die Rolle verschiedenster Gehölze im Garten, das Sortiment, das sich lokal und an den Boden angepasst, anbietet, sowie geeignete Arten und ihre Besucher. Die Fotos des Autors, teilweise ganzseitig, sind sehr informativ. Besonders gefallen mir die Fotomontagen, die von der Baumspitze bis zur Wurzel in kleinen Bildern zeigen, welche Tiere in welcher Baum- oder Strauchhöhe bevorzugt leben.
Kurzporträts über die Haselnuss, Schlehe, den Holunder und das Pfaffenhütchen ergänzen die Gesamtbeschreibungen der aufgezählten Heckenpflanzen und erleichtern die Entscheidung für das Pflanzen einer eigenen kleinen Hecke im Garten. Wer eine Vorliebe für bestimmte Vögel hat, kann sie mit dem richtigen Strauch auch in den eigenen Garten locken. Die Heckenfauna im Jahreslauf wird ergänzt durch die zeitlich begrenzt zu sehenden Zugvögel im Garten. Der Wert, den vor allem alte Nadelbäume im Naturkreislauf haben, ergänzt das Kapitel „Fauna in allen Etagen“.
Abschließend „im Feuer der herbstlichen Zweige“ weist der Autor auf die Schönheit der Herbstfärbung hin und auf die Tatsache, dass gefallenes Laub nur dann tot ist, wenn wir es entsorgen. Es ist ein wertvolles Gut, das im Garten von großem Nutzen ist. Wer Bäume und Hecken besitzt, findet, bei passender Lage, vielleicht auch irgendwann gute Speisepilze im Garten. Auch daran hat Gilles Leblais am Ende des Buches vor dem Service-Teil gedacht.
Ich kann keine so große Hecke pflanzen wie der Autor, aber seine große Liebe zur Natur, hat mir viele Zusammenhänge eindringlich nahegebracht und das empfinde ich als Gewinn. Auch wenn es mich etwas traurig macht, dass wir diese Hecken-Biotope in unserer „aufgeräumten Landschaft“ kaum mehr finden, ist es umso wichtiger, den Appell von Gilles Leblais zu mehr Hecken aufzunehmen und zumindest im Kleinen, in unseren Gärten umzusetzen, selbst dann, wenn es nur eine einzige Haselnuss wäre.
5 Kommentare
Das liest sich gut! Als Freundin von Hecken und Gehölzstreifen – es gibt einige Meter davon in meinem Garten – bin ich ganz gespannt auf dieses Buch. Insbesondere auf die Pflanzenauswahl und die potenziellen Bewohner. Meine Hühner jedenfalls lieben Hecken.
Vielen lieben Dank für den guten Bericht. Es scheint mir, dass das Buch unbedingt in meine Sammlung guter Bücher mus. Dankeschön
Ich habe den Nutzen von Hecken viele Jahre lang unterschätzt obwohl ich selbst einiges an Hecken im Garten habe. Allerdings endet hier gleich nebenan ein kleines Siepen (das dann in einen Bach fließt) an dessen Rändern sich bis zum Wald ca. 1 km lang Haselnuss, Holunder, Weissdorn, Schwarzdorn, Wildapfel usw. aneinander reihen! Sehr wertvoll für die Natur!
Das klingt in der Tat nach einem wertvollen Schatz für die Natur. Du und Gilles habt übrigens etwas gemeinsam liebe Magdalene, Ihr schreibt Beide mit einer großen Authentizität. Ich wünsche Dir eine gute Restwoche. LG Wurzerl
Eine tolle Buchvorstellung, die richtig Lust und Laune auf das Anlegen einer lebendigen Hecke im Garten macht, danke Renate.