Der Hanggarten eines passionierten Pflanzensammlers

Cover des Buches Der Hanggarten eines passionierten Pflanzensammlers, von Herbert Frei-Schindler

experimentell , naturnah , üppig

Herbert Frei-Schindler

– Buchrezension –

“Der Hanggarten eines passionierten Pflanzensammlers”, ISBN 978-3-421-03957-6; Bildband, 98 S., Autor: Herbert Frei-Schindler, Fotos: fast alle Herbert Frei-Schindler, hrsg. 2015 in der Deutschen Verlags-Anstalt, erst in dieser Woche habe ich erfahren, dass das Buch inzwischen vergriffen ist. Der Autor ist jedoch bereit noch einen Restbestand an Interessierte abzugeben. Der Preis des Buches beträgt mit Auslandsporto aus der Schweiz zusammen Euro 25 . Die Bestellung erfolgt ab sofort ausschließlich über den Autor Herrn Herbert Frei-Schindler, seine E-Mail-Adresse lautet: herbert.frei@bluewin.ch

Das vorliegende Gartenporträt beschäftigt sich mit der Umgestaltung eines steil gelegenen, überalterten Stadtgartens in Zürich in das Experimentierfeld eines engagierten Pflanzensammlers.

AM HANG

England in Hirslanden

Gärtnern in Steillage

Interessant sind schon die Eingangskapitel mit alten und neuen Fotos, die nicht nur die Entwicklung des heutigen Gartens dokumentieren, sondern auch die Wandlung eines eher Gartenuninteressierten zum Hauptakteur mit dauerakutem Suchtverhalten schildern. Entscheidende Impulse für die endgültige Gartengestaltung bekam das Ehepaar Frei-Schindler sicher auf ihren Gartenreisen nach Großbritannien.

FRÜHLING

Von Königinnen und Fußvolk

Den Abschnitt Frühling nützt der Autor, um die Hierarchie im Pflanzenreich darzustellen, die natürlich für 12 Monate im Jahr gilt. Man kann vielleicht vereinfacht sagen, ist diese Hierarchie im Frühling unstimmig, so wäre sie es das ganze Jahr. Es ist interessant zu lesen, welch vielfältigen Hofstaat sich die Königin Kamelie im Garten ausgesucht hat. Das Zusammenspiel von Frühlingsgeophyten mit anderen Stauden und Gehölzen ist hier absolut  stimmig.

IM SCHATTENREICH

Opulentes Laub und delikate Blüten

Inzwischen bin ich so beeindruckt von den wunderschönen, stimmigen Fotos, dass ich erst einmal die Bilder der Schattenbewohner durchblättere. Auch hier bestaune ich die großartige Bildqualität, die Stimmungen in den Mixed Borders, aber auch die wunderbaren Pflanzporträts. Die Fotos zeigen die exquisite Pflanzenauswahl, die für diesen Garten getroffen wurde.

BLÜHENDE GEHÖLZE

Vom Reiz alter Rosen

Auf der Suche nach dem idealen Gartenbaum

Vom Schattengarten könnte der Kontrast zum Abschnitt der Blühenden Gehölze nicht größer sein! Der optische Quantensprung ist gelungen, es wird nicht langweilig. Schon gar nicht, wenn man erfährt, wie das Schweizer Ehepaar in der englischen Buchhandlung  von Kew Gardens, London, ein Buch über Alte Rosen fanden, dessen Fotos, von dem französischen Biologen und Fotografen Paul Starosta stammend, so nachhaltige Wirkung zeigten, dass bereits nach kurzer Zeit die erste historische Rose, die Portland-Rose ‘Jacques Cartier’ in den Garten in Zürich einzog.

Sehr interessant sind die Ansprüche, die Herbert Frei-Schindler aufzählt, damit ein Gehölz für ihn als idealer Gartenbaum infrage kommt. Als ich die Wünsche durchgelesen hatte, dachte ich, na ja, da werden wohl nicht viele Bäume übriggeblieben sein. Aber nein, seitenweise werden Bäume und Sträucher vorgestellt, die dann auch in den Garten integriert wurden und sicher auch für manch anderen Garten eine Bereicherung darstellen könnten. Hier ist es jedoch  angebracht zu erwähnen, dass der Hanggarten ein sehr günstiges Kleinklima hat. Nicht alle diese Schätze können in jedem Garten gedeihen.

MIXED BORDERS

Naturhafte Üppigkeit in kühlen Farben

Mixed Border erreichen ihren Blühhöhepunkt in der Regel im Hochsommer. Also ist es naheliegend, dass die meisten Fotos hier aus den üppig blühenden Sommer-Beeten stammen. Viele Ideen hatte das Ehepaar aus den englischen Gärten mit nach Hause gebracht, samt den Lehren von der gärtnerischen High-Society. Nur, zuhause wartete der terrassierte Hang und so war schnell klar, um gut gestaffelte Beete zu bekommen, sind Gehölze notwendig und die Stauden werden nach der Trockenheit im Hang und anderen Besonderheiten ausgewählt und gepflanzt. Ich finde, es ist ein Meisterwerk entstanden, dem man bei seiner optischen Präsenz und Leichtigkeit die Anstrengungen, die bei der Planung und Ausführung vonnöten waren, nicht ansieht.

HERBST UND WINTER

Die Farbe des Vergehens

Wer bei seinen Wünschen für den idealen Gartenbaum auch interessante Rinden und eine herrliche Herbstfärbung im Auge hat, der bekommt mit dem Nachlassen der Stauden und den ersten leichten Verfallserscheinungen am Boden sicher kein Problem. Der Blick ist auf das rote Feuer der Fächerahorne gerichtet, oder den bunten Malkasten der eichenblättrigen Hortensie, die sich kein Jahr für eine bestimmte Herbstfarbe entscheiden kann. Aber natürlich gibt es im Garten auch die späten Stauden, die jetzt alles geben. Herbert Frei-Schindler kommt im Herbst direkt ins Schwärmen, wenn er an das weiche, klare Licht der tieferstehenden Sonne denkt und freut sich über die remontierenden Rosen, deren Nachblüten ihm oft schöner vorkommen, als die erste Hauptblüte.

VOM SAMMELN UND KLIMASURFEN

Die Leidenschaft für das Seltene und Ungewöhnliche

Das Ehepaar Frei-Schindler hat in meinen Augen etwas ganz besonderes geschaffen. Man sieht dem Garten nämlich nicht sofort an, dass es sich um einen besonderen Sammlergarten mit vielen Pflanzen-Raritäten handelt. Es ist nicht ausreichend, wenn eine Pflanze Seltenheitswert hat, nein, sie muss sich auch in den Garten einfügen können und integrieren lassen. Denn dieser Garten ist zwar ein Sammlergarten, aber das mit den höchsten ästhetischen Ansprüchen.

Der Inhalt des letzten Abschnitts wird so perfekt von Ken Druse in seinem Buch über amerikanische Pflanzensammler: The Collector’s Garden, Timber Press 1996, persifliert, dass ich meine Rezension gerne mit diesen charakteristischen Sätzen beenden möchte. Ken Druse schreibt: “Wenn es selten ist, wollen wir es. Wenn es winzig ist und unmöglich zu kultivieren, müssen wir es haben. Wenn es braun ist, abgestorben aussieht und schwarze Blüten hat, töten wir dafür.”

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4 Kommentare

  • Wann immer ich solche Bücher im Buchladen auf dem Ramschtisch sehe, muss ich sie mitnehmen. Oft enthalten sie wertvolle Hinweise und Inspirationen, an die man nicht mehr kommt, wenn das Buch vom Markt ist. Dieses habe ich offenbar verpasst..
    VG
    Elke

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Elke, ich würde es probieren, schreib einfach eine Mail, der Autor ist genauso neugierig auf die Natur wie Du und kultiviert in Zürich Pflanzen, an die ich mich niemals wagen würde. Für Büchermenschen wie Dich rezensiere ich eben auch gerne Raritäten. Wünsche Dir eine gute Restwoche.LG Wurzerl

  • Anne-Grwt. Wulff sagt:

    Hätte gerne noch 1 Exemplar

    • Das Wurzerl sagt:

      Das kann ich gut verstehen, ich bin sehr froh, dass ich es mir bereits im Sommer bestellt habe. Bitte einfach schnellstens eine Mail an den Autor Herbert Frei-Schindler senden, er hat die Restexemplare. Ich drücke die Daumen, dass noch eines vorhanden ist. Die Mail-Adresse ist: herbert.frei@bluewin.ch Viel Glück und schönen Sonntag. LG Wurzerl

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