Trebah Garden, Cornwall in Reinkultur

Trebah Garden Cornwall, ein Cornischer Schluchtgarten

Was ist ein ‘Cornish Garden’?

Diese Frage kam schon bei der Anreise auf. Ich hatte zwar eine bestimmte Vorstellung, konnte das meinen Mitreisenden aber schwer vermitteln. Auf jeden Fall liegt ein Kornischer Garten in Cornwall. Das ist eine Grafschaft, die im südwestlichsten Landesteil von Großbritannien liegt. Die an Devon angrenzende Südwestspitze der Halbinsel ist mit dem Atlantischen Ozean, der Keltischen See und dem Ärmelkanal, von drei Seiten mit Wasser umgeben. Die Küstenlandschaft ist mit flachen Sandstränden, steilen Felsformationen und malerischen Buchten mit türkis durchscheinendem Wasser ein Touristenmagnet. Das maritim gemäßigte Klima ist niederschlagreich und dank dem Golfstrom im Winter sehr mild. Das wiederum begünstigte die Entstehung der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten “Kornischen Gärten”, deren Spezialität die gelungene Mischung von einheimischen, mit mediterranen und subtropischen Pflanzen darstellt.

Als wir aus dem Bus aussteigen, begrüßen uns riesige Natternköpfe, Echium pininana, die ich eigentlich eher auf den Kanaren, als auf unserem Busparkplatz vermuten würde. Nachdem ich den Garten betreten habe, sehe ich eine riesige Wand mit vielen Grüntönen vor mir. Ich gehe auf den Gunnera-Brunnen zu, der mir freundlich entgegenplätschert und mich einlädt, dem ab hier quer verlaufenden Weg nach rechts oder links zu folgen. Der linke Weg führt mit vielen unterschiedlichen Grüntönen direkt in den waldigen Baum-Bereich. Rechts leuchten mir einige verlockende Farbklekse entgegen und natürlich folge ich deren sanftem Winken, das durch eine leichte Brise verursacht wird.

Camellia, Kamelie Hybr. – Agapanthus, Schmucklilie Hybr. Crinodendron hookerianum, Laternenbaum

Auf dem Weg ist es windstill, deshalb bin ich etwas verwundert, wo die Luftbewegung mit dem leisen Blätterrascheln herrührt. Was ich momentan nicht sehe, ist, dass sich der “Camellia-Walk”, den ich gerade entlangschlendere, auf dem höchsten, begehbaren Niveau des Trebah Gartens befindet. Der Weg ist nämlich anfangs auf beiden Seiten von einem außergewöhnlichen Gehölzbestand eingerahmt. Der Großteil der vielfältigen Kameliensammlung Trebahs befindet sich auf dem “Kamelienweg”. Die älteste Kamelie hier, Camellia sasanqua „Crimson King“, ist vermutlich über 90 Jahre alt.

Nach kurzer Zeit ändert sich der Name des Weges und ich komme vom “Camellia-Walk” auf den “Lawn Path”, den Rasenweg. Plötzlich weicht die Gehölzkulisse beiderseits zurück und mir bleibt fast der Atem stehen. Echium pininana, einer der am höchsten werdenden Natternköpfe, Palmen, Yucca rostrata und eine überbordende, blumenübersäte Unterpflanzung machen mich sprachlos. Über dieser Hangpflanzung befindet sich nur noch ein Privatweg zum “Trebah House”. In dieser grünen Vielfalt fühle ich mich schnell wie ein Pflanzenforscher. Der Blütenreichtum und die Blättervielfalt der Pflanzen auf der Hangseite aufwärts beschäftigen mich derart, dass ich gar nicht weiß, wo ich zuerst hinschauen soll. Es dauert tatsächlich mehrere Minuten, bevor ich mich der Seite hangabwärts zuwende. Jetzt erkenne ich erst, auf was für einem eigenwilligen, abschüssigen Gelände dieser 10 Hektar große Schluchtgarten, mit seiner einzigartigen Sammlung an seltenen und exotischen Pflanzen, Stauden, Bäumen und Sträuchern, angelegt wurde.

Ein großes, demütiges Staunen überkommt mich, als ich über den Rasen, die Gunnera-Woge und die Baumwipfel hinweg, einen ersten atemberaubenden Blick die Schlucht hinab, bis zum silbern schimmernden Band des Helford Rivers erhasche. Dahinter tauchen schemenhaft die Wälder und Felder von Bosahan auf. Ich frage mich, wie konnte diese Schlucht so genial bepflanzt werden, dass alles am richtigen Platz ist und nichts die Ausgewogenheit der Höhenstaffelung und die Harmonie stört? Charles Fox, der aus dem bewaldeten Tal einen langlebigen Garten schuf, ließ als erstes an den beiden Seitenhängen der Schlucht mit Pinus radiata, Monterey-Kiefern, Pinus pinaster, Strand-Kiefern und Quercus ilex, Steineichen, Windschutzgürtel anlegen. Anschließend wurden gezielt ausgesuchte Bäume und Sträucher gepflanzt. Um die spätere Gesamtwirkung der Anlage besser einschätzen zu können, ließ Fox Holzmodelle in der Höhe errichten, welche die Junggehölze später erreichen würden. Die Gärtner mussten diese Konstruktionen so lange durch den Garten talabwärts schleppen, bis Fox vom oberen Fenster des Hauses aus, mit dem Megafon das “ok” für den Standort gegeben hatte. Diese planvolle Vorgehensweise ermöglichte, langfristig gedacht, ein bis heute stimmiges Gesamtkonzept auf dem schwierig zu händelnden, steilen Gelände.

Die Schlucht zieht mich magisch an, aber diszipliniert gehe ich zuerst bis zum Ende des Rasenweges, erhasche dabei einen Blick auf das Haus und bin dann am “Koi Pool”. Eingerahmt von Moosen, Farnen und Baumfarnen, auf der Rückseite mit einem grünen Vorhang inszeniert, aus dem permanent Wasserschnüre in den Teich springen, liegt das dunkel wirkende, aber klare Wasser, geheimnisvoll vor mir. Darum erkenne ich auch gut die dicht unter der Wasseroberfläche dahingleitenden japanischen Schmuckkarpfen, die hier majestätisch und bedächtig ihre Bahnen ziehen.

Eigentlich wollte ich jetzt den rechten Höhenweg entlanglaufen, aber da lockt die Schlucht! Nach dem Blick auf den Gartenplan beschließe ich einen Kompromiss. Ich laufe die Stufen zum Wassergarten hinunter, und gehe auf der Höhe vom “Stuart Hill” ein kleines Stück quer zum “Zig-zag”, an dem viele seltene Raritäten aus dem Mittelmeerraum gepflanzt sind. Von da steige ich den “Beach Path” wieder nach oben, zurück in die Nähe des Koi-Teichs, wo ich dann auf den Höhenweg wechseln werde. Ein guter Plan, wie sich gleich herausstellt.

Der oberste, steilste Teil der Schlucht ist mit Wasserkaskaden, kleinen gestauten Teichlandschaften und interessanter Uferbepflanzung abwechslungsreich gestaltet. Die vielen Stufen und die abschüssige Weg-Führung beachte ich gar nicht, sondern springe, wie eine “Bayerische Gams”, verzückt mit der Kamera von einem Motiv zum nächsten. Die Blühzeit des dunkelrotblättrigen Günsels, der Echten Schlüsselblume und verschiedener Lenzrosen ist vorbei. Verschiedene Ingwerarten (Hedychium) entwickeln sich erst noch bis zur Blüte in einigen Monaten, genauso wie Rudbeckien, Alant, Storchschnäbel oder Taglilien. Ich erkenne die Stauden an der Vielfalt der Blattformen. Momentan zeigt sich der Wassergarten in meinem Lieblingsflor, mit hunderten unterschiedlicher Etagenprimeln. Die Arten oder Sorten von Primula beesiana, bulleyana, x bulleesiana, japonica, holodoxa und pulverulenta zünden ein wahres Farb-Feuerwerk ab. Äthiopische Calla-Lilien und verschiedene weiße bis gelbe Sumpfirissorten ergänzen die hohen Primeln. Keiner stiehlt dem anderen die Schau. Immer neue herrliche Bilder zeigen sich am Hang des Wassergartens. Das Bächlein eilt stetig abwärts, auch wenn es mehrmals leicht aufgestaut ist.

Kurz bevor ich den “Stuart Hill” erreiche, reckt sich der “Baumfarn-Champion” von Trebah Garden, Dicksonia antarctica, der Höchste seiner Art in Großbritannien in die Höhe. Er thront souverän zwischen dem Weg des Wassergartens und dem “Zig-zag”. Insgesamt befinden sich 9 Pflanzenarten im Trebah Garten in dieser Klassifikation, was bedeutet, dass es in ganz Großbritannien keine größeren, mächtigeren und höheren Exemplare dieser Spezies gibt. Am Ende des Weges breitet sich ein weiterer Champion am Stuart Hill aus, es ist ein leider schon abgeblühter Rhododendron ‘Glory of Penjerrick’. Wie gerne hätte ich ihn mit Blüten überschüttet gesehen! Aber natürlich imponiert mir der weit ausladende hohe Habitus auch ohne die leuchtend roten Blüten. Ich wende mich jetzt dem “Zig-zag” mit dem Baumfarn-Hain zu, der eine archaische Wirkung auf mich ausstrahlt. Bedächtig gehe ich den Parallelweg zum Wassergarten, die große Wasserkaskade streifend, nach oben zurück.

Libertia grandiflora, Neuseelandiris versus Digitalis purpurea, einheimischer Roter Fingerhut

Der obere Teil des “Beach Path” ist sehr malerisch gestaltet und endet in der Nähe des Koi Teichs. Jetzt bin ich auf meiner ursprünglich geplanten Route, dem “Petry’s Path”, einem Höhenweg, der zwischen dem rechts liegenden Waldsaum langsam nach unten führt und immer wieder Blicke in den Taleinschnitt freigibt, angekommen. Egal wo ich entlanglaufe, es gibt immer wieder ästhetische Symbiosen zwischen “exotischen Gartengästen” und der einheimischen Flora zu sehen. Entsprechend reich ist auch die Fauna im Garten.

Auf dem waldigen “Petry’s Path” entdecke ich immer wieder mir teilweise noch unbekannte, fantastische Gehölze. Darunter finde ich erneut einen “Baumchampion”, nämlich den höchsten japanischen Ahorn, (Acer palmatum) Großbritanniens. Die Präsentation der Baum-Solitäre und Gruppen, die eingestreuten Wildblumenwiesen, die das Areal immer wieder für besondere Ausblicke nach unten oder auf den gegenüberliegenden Hang des Schluchtgartens öffnen, ist wirklich gut durchdacht. Einen besonders schönen Aussichtspunkt finde ich über der “Stumpery und Cascade”. Ich laufe an Begleitstauden vorbei, die sich unter den Baumriesen keineswegs verstecken müssen. Gerne würde ich Euch mehr davon zeigen, aber der Post ist sowieso schon prall gefüllt mit Bildern, wie dem mächtigen, blattglänzenden Akanthus, so bleibt kein Platz für Exoten wie Isoplexis canariensis, dem seltenen Kanarischen Fingerhut.

Immer wieder erhasche ich Blicke auf die bunten Farbtupfer der späten Rhododendronblüten, die aus dem “Rhododendron Valley” herausglitzern. Wäre ich zur Hauptblütezeit der Rhododendren in den Garten gekommen, wäre sicher der ein Stück weiter unten parallel verlaufende “Badger’s Walk” meine erste Wahl gewesen. Er führt unmittelbar am Rhododendron-Tal entlang. Tatsächlich ist ein Teil der Rhododendronsammlung über 100 Jahre alt und einige der Sträucher erreichten im Laufe ihres langen Lebens eine Höhe von bis zu 20 Metern, darum sind sie auch vom “Petry’s Path” gut erkennbar, wenn es der obere Baumbestand erlaubt. Was könnten wohl die ältesten Rhododendren, die in den 1890er Jahren als Samen, von Pflanzenexpeditionen stammend, nach Trebah kamen, alles über diesen Garten erzählen?

Immer öfter spuken die Etagenprimeln und das munter nach unten springende Bächlein vom Wassergarten, in meinem Kopf herum. So beschließe ich auf der Höhe des Amphitheaters, den Höhenweg zu verlassen und mich für das lange, letzte, untere Stück bis zum Gartenende endgültig der Schlucht-Mitte zuzuwenden.

Das ist in mehrfacher Hinsicht eine gute Entscheidung. Der Blick bekommt mehr Durch- und Weitsicht und kann über die Gehölzgipfel und Freiflächen hinweg immer öfter bis an das Ende der Schlucht hinuntergleiten. Außerdem finde ich den “Davidia Walk” entlang, dem ich bis zur “Mallard Brücke” folgen werde, drei weitere “Champion Trees”. Als Erstes entdecke ich eine Magnolia campbellii. Kurz darauf baut sich vor mir der dunkelgrüne Vorhang der senkrecht hängenden Zweige von Laureliopsis phillippiana, endemisch in Chile, aus. Es ist kaum möglich, die alten Bäume als Laienfotografin so abzulichten, wie sie es verdienen. Aber die dunklen, senkrechten Zweige von Laureliopsis mussten einfach sein. Bevor der “Davidia Walk” eine scharfe Kurve einlegt, ehe er zielgerichtet geradewegs auf den See zusteuert, stellt Podocarpus macrophyllus, die großblättrige Steineibe, einen visuellen Kontrapunkt dar.

Der Eingang zur lichtdurchfluteten “Mammutblatt-Passage”, mit den mannshohen Blättern von Gunnera manicata verlockt schon sehr, sie zu durchqueren. Genauso wie den Bambuswald “Bamboozle” werde ich Beidem, wenn ich auf dem “Beach Path”, dem innersten Talweg zurück zum obersten Ausgangspunkt gehen werde, erneut spiegelverkehrt begegnen. Mich lockt jetzt der immer öfter und in größer werdenden Ausschnitten sichtbar werdende Glitzerstreifen des Flusses, der Sichtachse zu folgen, begleitet von unzähligen Hortensien, die sich zwischen dem “Davidia Walk” und dem “Beach Path” im “Hydrangea Valley” ausbreiten. Noch habe ich keinen Blick dafür, denn ich entdecke vor mir die weißgestrichene “Mallard Bridge”.

Rechts vom Weg liegt der im oberen Teil bewaldete “Healey’s Hill”. Eine Brücke überquert den Bach, der mich immer wieder auf meinem Weg nach unten, schon vom Koi-Teich an begleitet hat und der hier sein Ende im tiefen, großen “Mallard See” findet. Im Mündungsbereich sehe ich tatsächlich das einzige Mal Gärtner*innen bei der Arbeit. Es sind vier Personen, die den letzten Uferstreifen des Bachlaufs ausjäten. Für Besucher ist das sehr angenehm, dass nicht permanent irgendwo Schubkarren herumstehen und jeweils eine Person sich eine Ewigkeit an den attraktivsten Gartenstellen beschäftigt. Hier wird im Team gearbeitet und als ich kurz darauf zurückschaue, ist die Aktion auch schon beendet.

Watsonia borbonica, Kaphornlilie – Darmera peltata, Schildblatt, rotblättrige Persicaria Wachendorfia thyrsiflora, Sumpf-Schmetterlingslilie 

Die Uferbepflanzung des “Mallard Sees” ist sehr unterschiedlich und abwechslungsreich gestaltet und begünstigt die großen Blickachsen. Der ansteigende “Healey’s Hill” wirkt durch die flache Ufergestaltung mit seinem lockeren Baumbestand und der sonnendurchfluteten Wiese besonders reizvoll. Eine im Wasser vorgelagerte Insel aus Mammutblatt betont den Gegensatz zur feinen Struktur der Gräser am Hang. Blickt man zurück, das Tal hinauf bis zum Haus, dann bleibt man visuell erst einmal an der weißen “Mallard Brücke”, mit dem höheren Staudenbestand rechts und links davon, hängen. Sie bildet zusammen mit der überbordenden vorderen Uferbepflanzung, hauptsächlich weißen Zistrosen und dem weißen Herrenhaus oben, einen interessanten, farblichen Dreiklang.

Ich bin nun am untersten Punkt und Gartenende angekommen. Außerhalb, aber noch zu Trebah gehörend, befindet sich das “Boathouse”, in dem das Strand Café logiert. Der Garten hat tatsächlich seinen eigenen “Trebah Beach”. Der Strand liegt unmittelbar im breiten Mündungsbereich des Helford Rivers, der sich hier in das unendlich scheinende Meer ergießt.

Neben wunderbaren exotischen Pflanzenschätzen in einem Beet an der Mauer, die den Garten vom Strand trennt, entdecke ich eine Gedenktafel zur Erinnerung an den II. Weltkrieg. Von der geschützten Bucht Trebahs aus, wurden am 06.06.1944, dem D-Day, amerikanische Soldaten, Panzer und Lastwagen zur Befreiung Frankreichs eingeschifft. Normalerweise entsteht in meinem Kopf sofort ein Vorstellungs-Szenario an diese schreckliche Zeit, aber der heitere Frieden über dem Garten legt sich wie Balsam um die Vergangenheit und lässt mich nicht aus meinem Trebah-Traum erwachen.

Scilla peruviana, Peruanischer Blaustern – Aeonium arboreum var. atropurpureum ‘Schwarzkopf’Cistus x dansereaui ‘Decumbens’, Zistrose

Plötzlich, ich schwelge noch in den exotischen Blumenbildern und genieße die herrliche Rundum-Aussicht, läuft mir die Zeit davon. Ich muss ja wieder ganz nach oben zum Bus-Parkplatz. So folge ich jetzt schnurstracks dem “Beach Path” und lasse die “Mallard Brücke” links liegen, um quasi auf der anderen Bachseite wieder nach oben zu gelangen. Neben mir ist die fast einen Hektar große Pflanzung des “Hydrangea Valley” mit blauen und weißen Hortensien, deren Blüten langsam anfangen, sich aus den Knospen heraus aufzufalten. In kürzester Zeit wird hier ein blauweißes Blütenmeer zum Mallard Pond führen und damit die Besucher vergessen lassen, dass es wenige hundert Meter weiter im “Rhododendron Valley” meditativ und ruhig grün geworden ist. Die “Gunnera-Passage” markiert das Ende der Hortensienpflanzung. Es folgt ein sehr reizvoller Abschnitt, in welchem der Bachlauf in zwei tiefe, kleinere Gewässer aufgestaut wurde.

Ich laufe am “Azolla-Pool” und dem “Dinky’s Puddle” entlang. Die Teiche sind malerisch von Baumfarnen, Bambus und den hohen Blättern der Scheincalla eingerahmt. Rhododendron protistum, direkt gegenüber dem “Dinky’s Puddle” gelegen, wird übrigens ebenfalls als “Trebah’s champion tree” in den Annalen geführt. Jetzt erreiche ich das “Bamboozle”, ein Bambuswäldchen, das wie ein natürlich gewachsener Irrgarten vor mir liegt. Ich habe Angst mich zu verlaufen, darum kann ich die interessanten etwa 34 verschiedenen Bambusarten mit grünen, schwarzen, gelben und nougatbraunen Halmen nicht näher betrachten. Auch Phyllostachis edulis, der Riesenbambus, der innerhalb eines Tages bis zu 30 Zentimeter Höhe zulegt, ist hier zu finden. Ab jetzt wird es merklich steiler.

Ich folge ich dem Beach Path noch bis zur Höhe des “Zig-zag” und “Water Garden”. So verlockend die Abzweigungen zu den rechts verlaufenden Höhenwegen auch sind, so gerne ich mir das letzte Stück des “Kamelienweges” gegönnt hätte, mir ist die Zeit davongelaufen. Ich möchte lieber den überwältigenden ersten Blick vom “Lawn Path” ganz oben, die Schlucht hinab, zum Glitzerband des Flusses, erneut ein letztes Mal erleben. Die kleinen Weg-Begleiter, wie Gladiolus byzantinus, die mir zum Abschied, der sehr wehmütig ist, zuwinken, übersehe ich dabei nicht. Ein kleines Stück meines Herzens habe ich wohl in “Trebah Garden” zurückgelassen.

Historie und Entstehung von Trebah:

Sechshundert Jahre lang war Trebah durch Verkauf oder Heirat das Heim vieler alteingesessener Cornwall-Familien, die über der nach Süden ausgelegten, bewaldeten Schlucht residierten.

1838 wurde Trebah von Charles Fox gekauft und es entstand erstmals innerhalb der nächsten 40 Jahre ein Garten, mit einer Sammlung von Pflanzen, die aus dem Mittelmeerraum, Subtropischen Regionen und Asien stammten.

1906 Verkauf von Sir Jonathan Backhouse an Charles (High Sheriff von Cornwall) und Alice Hext

1907 brachten Charles und Alice Hext den Garten mit Hilfe eines großen Gärtnerteams auf einen neuen Höhepunkt. Die Vielfalt der Pflanzensammlung wuchs weiter, der untere “Mallard Pond” wurde angelegt und rosa Flamingos angesiedelt.

1939 starb Alice Hext und das Anwesen wurde erneut verkauft, aufgeteilt und die Farm separat verkauft. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endete die goldene Ära von Trebah. Während der Kriegsjahre wurde der Garten stark in Mitleidenschaft gezogen.

1981 Kauf des Anwesens als Altersruhesitz für Tony und Eira Hibbert. Die Hibberts ließen sich vom “Cornwall Garden Trust” dazu überreden, ein Restaurierungsprogramm für den Garten zu beginnen.

1987 erste Öffnung für Gartenbesucher, um das Vorhaben finanziell zu unterstützen.

1990 Übergabe von Haus und Garten an die Stiftung des Trebah Garden Trust, ganzjährig geöffnet für etwa 100 000 Besucher pro Jahr.

Beeindruckend ist ein Besuch des Trebah Gartens das ganze Jahr über, aber natürlich ist ein Frühlingsbesuch zur Blütezeit der Rhododendren, Kamelien und Magnolien besonders reizvoll.

Trebah Garden

Mawnan Smith, Falmouth TR11 5JZ

Cornwall, Großbritannien

Kontakt Tel: 00441326252200

Website: www.trebah-garden.co.uk

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15 Kommentare

  • Christiana Schütt sagt:

    War selber schon 2x dort und jedesmal tief beeindruckt von der Schönheit und des tadellosen Zustandes 👍Vielleicht schaffe ich es auch noch ein 3tes Mal. Vielen Dank für die wunderschönen Fotos 🌺

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Christiana, ich wünsche Dir einen dritten Besuch, man kommt ja niemals zweimal in den gleichen Garten und so ist es immer wieder ein neues Erlebnis, das die ersten Male noch vertieft. LG Wurzerl

  • Liebe Renate!

    Chapeau!👏👏👏
    Was für eine grandiose Beschreibung dieses phantastischen Gartens, der auch Jürgen und mich gefangen hielt.
    Ein wunderschönes Revue passieren lassen für den Besuch in Trebah.
    Ganz lieben und herzlichen Dank.

    Gerlinde und Jürgen

    • Das Wurzerl sagt:

      Vielen lieben Dank, ohne Euch hätte ich diesen Garten wahrscheinlich nie gesehen. Er war ein großes Highlight unserer Reise. LG Wurzerl

  • Hallo Renate,

    Du hast Dich wieder Übertroffen. Wie schaffst Du es, solche wunderbare Berichte im Nachhinein zu schreiben? Mir war es so, als ob ich mit Dir die Wege dort ging. Wollte am PC an meiner Webseite arbeiten, aber Dein Trebah-Garten-Bericht hielt mich heute früh (26.07.24) davon ab. Danke für solch ein Meisterwerk. LG Juliane

    • Das Wurzerl sagt:

      Hallo Juliane, es ist ganz einfach, mir ergeht es wie jedem, der eine Woche Urlaub macht, ich habe am 2. Tag vergessen, was ich am 1. Tag gesehen habe. Aber, meine Seele vergisst nichts und damit ich ihr das Gefühl wiedergeben kann, das ich in einem Garten, der mich berührt, habe, fotografiere ich in jedem Garten, den ich später beschreiben will, je nach Größe zwischen 300 und 800 Fotos. Wenn ich die zuhause das erste Mal anschaue, dann erinnere ich mich an den Garten. Bei der zweiten und dritten Durchsicht kommt das Gefühl zurück an das Areal und an Menschen die ich dort kennenlernen durfte. Beim vierten Anschauen muss der Garten sich schon wieder so bei mir eingeprägt haben, dass ich ein ersten Drittel der Fotos, schlechte, ähnliche, solche mit wenig Aussagungskraft und misslungene wegwerfe. Beim 5. Mal wird schon halbiert und beim 6. Mal auf max. 80 Fotos reduziert. Mit denen stelle ich dann den endgültigen Rundgang mit ca. 50 Fotos zusammen, nachdem ich vorher versuche, möglichst viele Pflanzennamen zu bestimmen. Das ist ein Wahnsinnsaufwand für jeden einzelnen Garten. Aber, wenn es ein Garten nicht wert ist, dass man ihm diese Zeit für einen realistischen Beitrag widmet, dann sollte man es lieber lassen. So kann ich immer wieder in Gedanken in die schönsten Gärten reisen und… das Beste, ich kann alle Freund*innen von Wurzerlsgarten auch immer mitnehmen. LG Wurzerl

  • Dagmar sagt:

    Vielen Dank für die virtuelle Gartenreise.
    Herzliche Grüße
    Dagmar Peters-Groth

  • Jörg Diebel sagt:

    liebe Renate
    Es ist einmal mehr ein Genuss diesen Artikel zu lesen, zumal ich Trebah Garden genau eine Woche vor dir besucht habe.
    Da ich mit Krücken unterwegs war konnte ich kaum Fotos machen und freue mich umso mehr die Bilder jetzt noch mal zu sehen.
    Vielen Dank dafür

    • Das Wurzerl sagt:

      Ah, so schade es ist, dass Du mit Krücken eingeschränkt warst, so super ist es, dass Du nun doch in “Fotoerinnerungen” schwelgen kannst, so oft Du möchtest. Das freut mich. LG Wurzerl

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    was für ein beeindruckender Garten! Die riesigen Baumfarne, die Echium, all dieses exotische Blattwerk. Cornwall steht noch immer auf meiner Wunschliste für Gartenreisen.
    So, jetzt hol’ ich mir einen Tee und lese das ganze noch einmal von vorn …
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Oh, Du kanntest Trebah noch gar nicht. Da hätte ich jetzt nicht damit gerechnet. Um so mehr freut es mich, dass Dir der Garten gefallen hat und Du ihn auf Deine Wunschliste gesetzt hast. LG Wurzerl

  • Monika Ruf sagt:

    Liebe Renate, gerade bin ich von der schweisstreibenden Arbeit im heissen Garten ins Haus geflüchtet, da probt dein Trebah-Post auf.
    Es war wunderbar, frisch geduscht in diesen herrlichen kornischen Garten abzutauchen und Gartenteile zu erleben, die wir in Natura gar nicht geschafft haben!
    Herzlichen Dank dafür, ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße Monika (Ruf)

  • Ulla Rameil sagt:

    Danke für die wunderschönen Fotos und die ausführlichen Beschreibungen. Ich bin noch einmal die Wege mitgegangen wie vor 10 Jahren

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