The Peto Garden, Iford Manor, ein italienischer Garten in Wiltshire

The Peto Garden in Iford Manor, Kreuzgang im Kloster

Ankommen

An der Grenze von Somerset und Wiltshire liegt idyllisch am Frome River in einem tief eingeschnittenen Tal Iford Manor mit dem Peto Garden. Ursprünglich ist Iford Manor mittelalterlichen Ursprungs. Im 18. Jahrhundert wurde das heute denkmalgeschützte Herrenhaus mit einer klassizistischen Fassade „aufgehübscht“. An den Hängen über dem Gebäude wurden seinerzeit Waldbereiche aufgepflanzt.

Nach einer abenteuerlichen Busreise sind wir am späten Nachmittag angekommen. Unser Fahrer war zu früh in einen der berüchtigten, engen Wirtschaftswege, die praktisch nur Platz für einen PKW haben und kaum Ausweichstellen anbieten, abgebogen. Marianne Cartwright-Hignett, die Hausherrin in Iford Manor, war so freundlich uns mit dem Auto entgegenzufahren und auf die offizielle Straße zu lotsen. Wir steigen aus und überqueren zu Fuß die alte Steinbrücke über den Fluss Frome. Vor uns liegt ein bewaldeter, steil nach Süden hin ausgerichteter Hang, ihm zu Füßen ein denkmalgeschütztes Gebäude, davor als Abgrenzung zur Straße eine blütenumspielte Mauer, welche aus dem gleichen gelbwarmen Cotswolds-Stein erbaut wurde wie die Hausfassade.

Im Eingangsbereich des Peto Garden

Es ist unmöglich, auf der Brücke stehend zu erahnen, was den Besucher zwischen dem Haus unten und dem Waldgürtel oben für ein mehrfach mit Preisen ausgezeichneter Gartenschatz erwartet. Ich weiß es seit einem lange zurückliegenden Besuch und freue mich unbändig auf das Wiedersehen mit dem ‘Peto Garden’. Die Handschrift von Harald Peto hatte ich schon tags zuvor in ‘Heale Garden’ wiedergefunden.

Wir kommen unmittelbar nach einem starken Regenguss in den Garten. Die Sonne spendiert uns das noch feuchte aufgefrischte Grün, mit den stark betonten Strukturen, im besten Spätnachmittags-Licht. Das macht den Nachteil, dass ich einige Gartenteile mal wieder nicht durchgehend schaffe, mehr als wett. Dank unserer Verspätung haben wir Kaiserwetter! Das schwere Eisentor in der Mauer zum Gemüsegarten, der räumlich separiert außerhalb der Gartenmauer auf der Seite zum ‘Frome River’ liegt, ist bereits geschlossen. Die Kopie der berühmten Statue des “Sterbenden Galliers”, auf der Mauerkrone über dem Tor, sehe ich jedoch immer wieder vom Hang-Garten aus.

Kopie der berühmten Statue des sterbenden Galliers über dem Eingang zum Gemüsegarten.

Der Eingangsgarten mit der durchgehenden Mauer und einem aufgesetzten Metallzaun ist so gestaltet, dass das gesamte Ensemble perfekt zur Geltung kommt. Neben dem großen Tor schlingen sich weiße Rosen mit einem Hauch von Rosé behaftet über das Metallgestänge und neigen sich neugierig auf die farbgleichen Zwergblüten der Spanischen Gänseblümchen, Erigeron karvinskianus, die nicht nur in einem dicken Pulk den Rosen entgegenwachsen, sondern auch das mauergefestigte Flussufer gegenüber fest im Griff haben. Bis zur schützenden Quermauer mit dem Durchgang zum Hang-Garten sind Bögen mit Wisteria sinensis gezogen. Die blauen Blütengehänge finden sich direkt an der Hauswand wieder, wo sie in Spalierobst-Manier die Fassade verschönern.

Im hinteren, sicher älteren Mauerbereich, ungefähr gegenüber dem Gemüsegarten, hat sich auf der etwas porösen Mauer eine weithin duftende, weißblühende Choisya, Orangenblume, breit gemacht, die vordere Hälfte beansprucht das gelbe, strauchige Brandkraut, Phlomis fruticosa. Erigeron karvinskianus, das Spanische Gänseblümchen, Centranthus ruber, die Spornblume und Campanula poscharskyana, die kriechende Glockenblume, wachsen von oben und unten, kommen aus den schmalsten Ritzen heraus, als hätten sie die “Vertikalpflanzung von Wänden” erfunden.

Nicht nur der Busfahrer ist nach der langen Fahrt erschöpft, wir sind es auch, zumindest ansatzweise, bis wir diesen Garten betreten. Man merkt, wie ein Ruck durch die Gruppe geht und wir plötzlich alle “Hallo Wach” sind. Das freut den Hausherrn William Cartwright-Hignett sehr, der uns eine kurze Einführung gibt, mir für ein Foto zur Verfügung steht und erlaubt, den Garten für die Website zu fotografieren. Drei Katzen stehen als Gartenführer bereit, die dreifarbige Maine Coone ist für den unteren Bereich rund um das Haus zuständig. Den beiden anderen Katzen begegnen wir dann jeweils auf einem höheren Garten-Niveau. Hinter Mr. Cartwright-Hignett sehe ich eine meiner Lieblingspflanzen in England, eine blaublühende Säckelblume (Ceanothus). Als Letzte trete ich durch das Tor in der Quermauer, die den Schutz und die Wärme der Haus-Seitenfassade für die Pflanzen bis zum Grundstücksende zur Straße hin verlängert.

Harold Peto

Wie der Name “Peto Garden” schon sagt, wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts von Harold Peto entdeckt und zur Vollendung geführt. Der Hang wurde in Terrassen parzelliert. Gerade Treppenaufgänge, welche die Wirkung der Sichtachsen verlängern und betonen, führen an beiden Enden des Hausensembles weit nach oben. Kieswege sind quer durch den Garten, ebenfalls in meist schnurgerader Manier durch das terrassierte Areal gezogen worden. Nach dem terrassierten, formalen Garten führen Pfade zu beiden Seiten in die Wilderness, einige Pfade laufen oben in den Waldgürtel hinein. Der Einsatz von Gehölzen ist so gut durchdacht, dass man von vielen Stellen des Gartens aus einen wunderschönen Blick in die Landschaft von Wiltshire genießen kann. Damit löst sich immer wieder die Kleinräumigkeit auf, die durch die vielen Gebäude, Staffage-Bauten, Kolonnaden und Statuen zwangsläufig entstehen.

Höchster Treppenaufgang, rechts, der bis zur King Edward VII. Gedenksäule hinaufführt – Loggia an Hausseite – Niveau der ersten Terrasse, ‘Conservatory Terrace’

Wer aber war eigentlich Harold Peto, dessen Handschrift dieser “Italienische Garten” in Wiltshire trägt? Sein Vater, Sir Samuel Peto, stammte aus Suffolk und war Bauunternehmer. Er betreute wichtige Prestige-Objekte in London, z. B. die Nelsonsäule, den Westminster-Palast, oder das Lyceum Theater. Harold Peto wurde Architekt und arbeitete mit Ernest George zusammen. Edwin Lutyens und Herbert Baker, zwei damalige Assistenten wurden später selbst berühmte Architekten. 1892, Peto wurde mehr und mehr ein Befürworter des Arts & Crafts Stils, löste er seine Partnerschaft auf und widmete sich danach hauptsächlich der Garten- und Innen-Architektur. Es erfolgten zahlreiche Reisen nach Italien. Sein Hauptinteresse galt dabei der italienischen Renaissance. In ‘Buscot Park’, Oxfordshire, oder in ‘West Dean Gardens’, West Sussex, integrierte er den italienischen Stil in seinen Gartenplanungen.

Es geht weiter nach oben, immer wieder gibt das Baumgrün Durchsichten in die Landschaft frei oder bündelt den Blick auf perfekt positionierte Stelen, Skulpturen oder Objekte.

Harold Peto verliebte sich bei seiner Suche nach einem Landhaus in das klassizistische Gebäude in Iford, das ihn an seine bevorzugte italienische, im palladianischen Stil erbaute “Villa Giusti” in Verona erinnerte. Von 1899 bis zu seinem Tod im Jahre 1933 lebte Sir Harold Peto in Iford und legte in dieser Zeit einen herausragenden, außergewöhnlichen Garten an. Bei seinen Auslandsreisen hatte er eine stattliche Sammlung verschiedener Kunstgegenstände, Antiquitäten und Artefakte zusammengetragen. Die meisten Exponate stammen aus der Römerzeit oder dem Mittelalter. Für den Ästheten Peto war es undenkbar, seine Kostbarkeiten in einem typischen, englischen Garten zu integrieren, der sich ausschließlich auf die Vorstellungen der Arts & Crafts Bewegung beschränkte. Peto ließ sich zwar peripher von den Schriften William Robinsons und den genialen Gartenentwürfen von Gertrude Jekyll inspirieren, schuf jedoch etwas völlig eigenes, einzigartiges, indem er Haus und Garten zu einer Liebeserklärung an Italien verschmelzen ließ.

Seerosenteich mit Wisteria sinensis – linker Treppenaufgang mit Cupressus sempervirens – Mauerdurchgang nahe der “Casita”

Ich gehe über den Rasen zum linken Treppenaufgang und streife den Seerosenteich ‘Lily Pool’ , der rundum mit Wisteria sinensis umgeben ist, die blauen Blütentrauben scheinen sich wie ein Wasserfall in den Teich zu stürzen. Die linke Treppe verläuft neben einer Mauer, die den Pflanzen Schutz bietet und den Staffage-Bauten und Wasserspielen als dekoratives Rückgrat dient. Die Wege finden immer einen Durchschlupf durch die Mauer, um in einer völlig anderen Umgebung weiterzulaufen. Hier lockt eine hohe Blumenwiese zum Durchgehen, an anderer Stelle ein besonderes Solitärgehölz. Auf jedem Meter erkenne ich die klare Grundstruktur, die mit den typischen Elementen Mauern, Hecken, Wasserspielen, und Statuen den mediterranen Garten charakterisiert. Die schmalen Raketen-Zypressen, Cupressus sempervirens, schießen italienisch standesgemäß in den Himmel.

Staudenbeete in großem Stil würden die Charakteristik dieses Gartens nur stören. Aber sie sind natürlich da, wo sie gebraucht werden! Manchmal spielen sie die Hauptrolle. Meist dienen sie untergeordnet als Rahmen für eine Skulptur, oder zur Betonung des honigwarmen Cotswolds-Steins. Sie umgarnen ein attraktives Gehölz, oder legen sich einer Rosenkönigin zu Füßen, immer eingedenk, dass sie in einem Garten mit mediterraner Anmutung gedeihen. Viele der ursprünglichen Pflanzen sind erhalten geblieben, darunter duftende Taglilien und Türkenbundlilien. Diese konnte ich bei meinem ersten Besuch im Peto Garden bewundern. Dieses Mal sind mir besonders die rosafarbenen Wildgladiolen, kombiniert mit den lila Bällen des Paukenschläger-Lauchs im Gedächtnis geblieben. Klassische Statuen erwarten mich am ‘Blue Pool’, der rechts von der Treppe gelegen, auf das Stufenende vor der ‘Casita’, dem Landhaus, hinweist.

Es bleibt keine Zeit, um auf die blühenden Wiesen, in die Wilderness, oder in den Waldbereich hineinzuspazieren, leider auch nicht die Gelegenheit nach unten in das Café oder den Patio Garden zu gehen, aber bevor ich mich mit der ‘Casita’ beschäftige, laufe ich ein paar Stufen nach oben und gelange in den Bereich des Waldgürtels, der in der Nähe des formalen Gartens einen noch sehr licht gehaltenen Baumbestand aufweist. Dort befindet sich, unmittelbar mit der waldigen Umgebung verschmolzen, ein kleiner japanischer Wassergarten, der ‘Japanese Garden’. Harold Peto hatte eine Schwäche für Japangärten und sie häufig in seine Gartenplanungen mit einbezogen. Sein eigener Japangarten bekam zwar den Platz zugewiesen und erste Bambus-Pflanzungen entstanden gleichzeitig mit dem Pagoden-Hügel, aber erst die Initiative von John Hignett, der den Teich anlegen ließ und diesen Gartenteil mit einer Minimal-Bepflanzung abrundete, brachten den Japangarten zur Vollendung. Er ist mit der aufragenden Pagoden-Stein-Stele, dem Wasser, einer niedrigen Steinlaterne, Bambus, immergrünen Gehölzen, Moosen, Farnen und dem Lichtakzent einer weißen Sumpfschwertlilie einer der wichtigen, ruhigen Meditationsbereiche im Peto Garden.

Die “Große Terrasse” – ‘Great Terrace’

Nach Petos Tod und besonders zum Ende des zweiten Weltkriegs hin, galt Iford Manor als verloren. Es ist der Verdienst der Familie Cartwright-Hignett, die das Anwesen 1965 von Petos Erben erworben hatte, dass der Garten nicht nur mit der Restaurierung der Gartengebäude, sondern auch durch eine sensible Neubepflanzung und Erweiterung des Gartens, seinen majestätischen Glanz zurückbekam. Nie wurde dabei das Konzept Petos missachtet. Nach der Unterstützung des Landschafts-Architekten Lanning Roper, gelang es der Familie Cartwright-Hignett im Jahr 2019, Troy Scott Smith, den ehemaligen Chefgärtner von Sissinghurst, zu verpflichten und mit der Neubepflanzung und Gartenerweiterung zu beauftragen.

Blick auf die ‘Casita’ – byzantinischer Brunnenkopf vor dem halbrunden Steinsitz – Mauerende angrenzend an die ‘Casita’

Zögernd verlasse ich das meditative Grün des Japangartens und betrete erneut die pulsierende Hauptachse. An der ‘Casita’ beginnt das italienische Herz der “Großen Terrasse” zu schlagen. Der breite Weg, flankiert von Kolonnaden und Säulen, mit perfekt in Szene gesetzten Skulpturen und Artefakten bestückt, läuft kerzengerade auf das neoklassische Gartenhaus zu, welches das Ende der ‘Great Terrace’ markiert. Der ‘Casita’ vorgelagert ist eine Mauer-Unterbrechung, ein steinernes Halbrund, das als geschwungener Sitz ausgeführt wurde. Das bietet eine gute Gelegenheit, den Blick ungehindert auf die blühende Wiese und weiter in die Landschaft hinaus gleiten zu lassen. Aber meine Aufmerksamkeit gilt dem byzantinischen Brunnenkopf, ursprünglich aus einer Kirche in Ravenna, gefertigt 534 n.Chr. und der römischen Säule daneben. Beide sind mit gelben Flechten überzogen, was dem Grau der Steine gut steht. Am Ende des Halbrunds erhebt sich die Mauer noch das letzte Stück hinauf zur ‘Casita’. Das Mauerende ist mit einer Kletterrose überzogen, die den gleichen Gelb-Ton wie die Flechte aufweist, welche die Stele blütengleich emporstrebt. Blaue Bartiris und Katzenminze vervollkommnen dieses typische Beispiel für eine gelungene Symbiose im Garten zwischen Kunst und Natur.

Die ‘Casita’, als Pavillon ausgeführt, ist mit zierlichen, roséfarbenen Marmor-Säulen aus Verona ausgestattet, die aus der Zeit um 1200 stammen. Reliefs aus Neapel und Medaillons aus Byzanz zieren die Wände. Neben dem Pavillon baut sich eine fantasievoll geschnittene Eibenhecke auf. Die Marmorfigur eines römischen Jünglings betrachtet interessiert das Buchs-Topiary, das sich zwischen der Eibe und dem Kolonnaden-Beet ausbreitet. Tatsächlich war dieses gezielte Platzieren von besonderen Artefakten und Skulpturen, in inszenierten Naturkulissen, an Mauern oder in Staffagebauten, eine der großen Stärken Harald Petos. Der Buchsbaum, Buxus sempervirens, wächst ganz natürlich im Waldgürtel über dem Garten. So ist es verständlich, dass er nicht nur im grünen, meditativen Topiary-Garten anzutreffen ist.

In den Beeten, welche anfangs die beidseitigen Kolonnaden, später eine einseitige Säulenreihe bis zum doppelten Säulenaufbau, der gleichsam das üppige Tor für die Besucher darstellt, die sich für den langen, rechten Treppenaufgang am Seerosen-Teich vorbei, entschieden haben, findet sich eine exquisite Pflanzenauswahl. Akanthus, Lilien, Päonien, Wiesenrauten oder Euphorbien lockern die Säulen und Kolonnaden, sie rundum umspielend, auf. Die blaue Glyzinie, Wisteria sinensis, die sich immer wieder selbstbewusst im Peto Garten präsentiert, auch Kletterrosen und andere Sonnenanbeter, erobern dagegen völlig respektlos die Höhen und nehmen den Säulen damit ihre angestammte Strenge.

Auch die Bronze-Wölfin, mit Romulus und Remus, den mythischen Gründern der Stadt Rom, steht perfekt in die Kolonnaden integriert. Zwei dunkelgrüne, leicht aufgeastete Nadelgehölze flankieren als “Leibwache” diese intime Szenerie. Es war für Peto nicht leicht, diese Statue, nach einem Vorbild aus dem Kapitolmuseum Roms anfertigen lassen. Lange musste er auf die Genehmigung warten.

So mancher Betrachter, der sich nicht uneingeschränkt auf die italienische Gartenkunst einlassen kann, ist vor allem im Bereich der “Großen Terrasse” von der ‘Casita’ bis zum ‘Summerhouse’ schnell überfordert. Ich habe mir bei meinem ersten Besuch alles in Ruhe angeschaut. Heute nütze ich alle Angebote im Garten, nicht in Ehrfurcht auf dieser imposanten, musealen “Flaniermeile” zu erstarren. Mit wenigen Schritten weiche immer wieder aus: der Japangarten, der Topiary-Garten, die Sichtweise von den langen weitläufigen Rasenflächen, oder dem Waldsaum aus und immer wieder der Blick über Hecken und Mauern in die Wilderness und weiter in die “geborgte Landschaft” von Wiltshire. Ich fühle mich zu keiner Zeit von diesem italienischen Garten bedrängt.

Papageno Skulptur, The Peto Garden, Iford Manor

Ich bin auf dem letzten Stück Weg zum Sommerhaus, welches das Ende der Inszenierung ‘Great Terrace’ markiert. Plötzlich meine ich, helle Glockentöne zu vernehmen. Noch einmal verlasse ich den Hauptweg und gehe einige wenige Meter nach oben in die ersten Bäume des Waldgürtels hinein. Hach, da steht ja der Papageno aus Mozarts “Zauberflöte” mit seinem magischen Glockenspiel, das er von den Begleit-Damen der “Königin der Nacht” erhalten hat. Er steht frohgemut auf einer kleinen Waldlichtung, Hirschzungenfarn strebt ihm entgegen, als wolle er auch zuhören. Da ich leider nicht “Papagena” heiße, ziehe ich mich diskret zurück und gehe nun endgültig zum ‘Summerhouse’.

“Sommerhaus”, ‘Summerhouse’ – “Kreuzgang”, ‘Cloisters’ und die geborgte Landschaft

Harold Peto liebte das bezaubernde ‘Häuschen’. Wie oft hatte er hier seinen Nachmittagstee genossen und vielleicht noch mehr den Ausblick aus dem Fenster über seinen Garten und die Schafweiden hinweg in die sanften Hügel Wiltshires hinaus.

Ursprünglich befand sich das im 18. Jahrhundert errichtete ‘Summerhouse’ im Mauergarten am Flussufer. Die dazugehörige kleine Balustrade war im Fluss versunken. Harold Peto ließ sie bergen und mit dem georgianischen Sommerhaus an diese exponierte Stelle als Schlusspunkt der ‘Great Terrace’ versetzen. Die Innenausstattungen sind alle original erhalten, was diesem kleinen Juwel noch heute eine besondere Ausstrahlung verleiht. Der kreative Geist Petos ist für mich an diesem sensiblen Platz besonders spürbar. Im Jahre 2020 wurden sowohl das ‘Summerhouse’ als auch die Arkaden des “Kreuzgangs”, zu dem ich jetzt weiterschlendere, renoviert, um einen Einsturz zu verhindern.

Das beeindruckende Kloster ‘Cloisters’, ist ein 1914 fertiggestellter, quadratischer Raum mit Innenhof, der in seiner Gesamtheit als mittelalterlicher Kreuzgang gestaltet wurde. Die Schlichtheit des Innenhofes wird durch einen Brunnenkopf aus dem 14. Jahrhundert aus einem italienischen Kloster stammend, gebündelt. Klassische, römische und mittelalterliche Skulpturen befinden sich an den Wänden Die Veroneser Eisentore aus dem Jahr 1350 und der Eingang, aus einem Haus in Mantua von 1450, fügen sich schützend in das Gemäuer ein. Dank dem lichtdurchfluteten Innenhof und den zierlich ausgeführten Säulen im Bogengang, mit der offenen Durchsicht auf das üppige Grün der gegenüberliegenden Hügel hatte Peto hier seinen persönlichen Ort des: “Antiken Friedens” geschaffen. Vielleicht war es ein Ausdruck seiner Sorge, dass die Menschheit global in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keinen Frieden zustande bringen würde?

Für mich ist das zeitlose Charisma das ‘Cloisters’ ausstrahlt, das eindringlichste Werk Petos. Dieser mystisch meditative Ort voller Licht und Schatten, strahlt mit seiner Magie nicht nur durch den Garten, nein, er durchflutet förmlich geistig das idyllische Tal des Flusses Frome, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. So empfinde ich es, als ich beim Zurücklaufen auf dem unteren Weg, drüben auf der anderen Flussseite Schafe in aller Seelenruhe grasen sehe, wie sie es wohl schon vor vielen hundert Jahren getan haben, als die Menschen hier noch eine Wollfabrik betrieben haben.

Abschied

Bevor ich mich endgültig unvermeidlich und ungern zum Ausgang begebe, werfe ich noch einen letzten Blick von der unteren Terrasse ganz nach oben, in die Baumwipfel des Waldgürtels. Er hat sich auf dem Kamm des Hügels die allerbeste Aussicht über den 1 Hektar großen Garten und weit darüber hinaus gesichert. Hoch oben am Ende des rechten Treppenaufgangs sehe ich am Schlusspunkt einer schmalen Schneise die ‘King Edward VII Column’ stehen, sie ist „Edward dem Friedensstifter“ gewidmet. Die Säule würdigt seine leider vergeblichen Bemühungen, den Ersten Weltkrieg zu verhindern. Niedrige Steinkegel, die wie Pilze aussehen und Überbleibsel von Getreidescheunen sind, die zum Schutz vor Ratten früher grundsätzlich auf diesen steinernen Stützen aufgebaut wurden, bilden das Geleit. Sie machen Sinn an dieser Stelle: Herrscher und Volk zusammen für den Frieden! Was für ein schöner Gedanke! Ich muss nun leider endgültig meinen Sehnsuchts-Ort des Friedens, den ‘Peto Garden’, Iford Manor, verlassen.

König-Eduard-VII.-Säule

Die Historie von Iford Manor

1374 – Das Priorat St. Swithun, dem das mittelalterliche Anwesen als Teil des benachbarten Westwood Manor gehörte, überläßt Iford den Kartäusermönchen von Hinton Charterhouse in Somerset.

spätes 15. oder frühes 16. Jahrhundert – Nachweis im ‘Domesday Book’, ältestes Grundbuch Großbritanniens, Nachweis für den Ursprung des heutigen Hauses. Die Familie Horton nutzte die Gebäude als Wollfabrik.

1625 – Nach Auflösung des Priorats Hinton durch König Heinrich VIII. und dem Kauf Ifords durch Thomas Horton, der zuvor hier Pächter war, verkaufte die Familie Iford an Sir Edward Hungerford.

1700 – Nach mehreren Besitzerwechseln kauft William Chandler aus Bradford Iford. Hausumgestaltung im klassischen Stil.

1730 – Zu dieser Zeit baut die Familie Chandler die klassische Fassade an der Südwestfront des Herrenhauses an.

1777 – Kauf des Anwesens durch John Gaisford, drei Generationen der Familie Gaisford leben hier und schaffen ein Vergnügungsgelände mit Park und Wald.

1899 – Sir Harold Peto erwirbt das Haus von der Familie Rooke.

1965 – Sir Petos Nachkommen verkaufen das Haus an die Familie Cartwright, die es bis heute besitzt und Haus und Garten in bestem Zustand erhält.

Thank you

The Peto Garden turned out great and I am happy to have seen it again.

Thank you very much for allowing me to report on this wonderful garden.

Peto Garden, Iford Manor

Bradford-on-Avon, BA15 2BA

Großbritannien, Wiltshire

Kontakt: E-Mail: ifordmanor.co.uk Tel.: +44 1225 863146

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31 Kommentare

  • Erna sagt:

    Vielen lieben Dank, für eine so wunderschöne Führung / Begleitung in einem so bekannten Garten,der mir noch nicht bekannt war. Habe das Gefühhl dabei gewesen zu sein. Dankeschön

  • Barbara Kramer sagt:

    Oh, ohoooo, ein Garten/Park/Kleinod so recht nach meinem Geschmack … da muss ich mal hin, unbedingt! Lieben Dank für diesen feinen Rundgang liebe Renate.

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Barbara, diesen Garten zu genießen ist direkt so ein Wohlfühlakt, wie mit den eigenen Maine Coon Miezen zu schmusen. Tatsächlich sind ja auch zwei der drei Head Gardener in Iford Manor Maine Coon! Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Ines Hörster sagt:

    Liebe Renate! Ein wunderbarer Garten, ein Ort mit eigener Geschichte.
    So toll von dir beschrieben, lieben Dank fürs Mitnehmen.
    Gruß Ines

  • Helga Luttmann sagt:

    Liebe Renate, dieser wundervolle Ort scheint nicht von dieser Welt zu sein. du hast die Atmosphäre fantastisch eingefangen, besonders gelungen finde ich den Innenraum des Klosters, mit dem Brunnen in der Mitte und den umgebenden Säulen, ein bild, in das man sich hineinträumen kann.

    • Das Wurzerl sagt:

      Herzlichen Dank liebe Helga, weißt Du was, Du guckst aus dem Kreuzgang hinaus zum Sommerhaus und ich schaue dort aus dem Fenster zu Dir hinter und dann schlendern wir gemeinsam über die Wiese zur Schafweide. LG Wurzerl

  • Hallo Renate
    Das ist ja ein atemberaubend schöner Garten 😍… Danke für die schöne Führung und den geschichtlichen Hintergrund. Das war eine Reise wert.liebe Grüße Karin

    • Das Wurzerl sagt:

      Danke Dir liebe Karin, mehr Authentizität geht nicht und das ist eigentlich das Einzige, worauf es in einem Garten ankommt. LG Wurzerl

  • Helma Willand sagt:

    Ein beeindruckender Garten, den Du hier mit vielen detaillierten Informationen und herrlichen Bildern vorstellst, liebe Renate! So eine kleine Auszeit ist einfach in der heutigen Zeit sehr wertvoll, dankeschön!

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Helma, ich bin so froh, dass der Besitzer mir erlaubte, über diesen Garten in Wurzerlsgarten zu berichten. Er ist auch virtuell eine kleine Auszeit vom Alltag. LG Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Ach ist das ein Traum Anwesen. Bin sehr gern mit Dir durchgelaufen. Schön, dass es weitergeführt wird vom derzeitigen Besitzer im Sinne der „alten „ Gärtner

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Christa, Du hast recht und man würde dem Anwesen wünschen, dass die Besitzer es lange halten. Es ist schon durch so viele verschiedene Hände gegangen, aber das ist jetzt schon gar nicht mehr spürbar. Die Harmonie im Peto Garten zeigt, dass die jetzigen Eigner genau die Richtigen für Iford Manor sind. LG Wurzerl

  • Maximilian Holup sagt:

    Wenn ich diese schöne Reportage lese werde ich sofort wieder in diesen einmaligen Garten zurück gebeamt. Schön das ich zur selben Zeit in diesem schönen Garten war.

    Danke liebe Renate

    • Das Wurzerl sagt:

      Ich glaube, in diesem Garten hätten wir uns doch etwas mehr Zeit gewünscht. Ein schönes Wochenende für Dich und Lisa. LG Wurzerl

  • Liebe Renate.
    Chapeau 👏👏👏 sag ich nur !!👍👏
    Jürgen meinte gerade : wie eine Bestseller Autorin!!!👏👏👏
    Eine grandiose Vorstellung von Iford Manor Garden. 🫶😍
    Ich denke, fast von allen Reiseteilnehmern, der Favoriten Garten!?!?

    Ganz herzlichen Dank dass du mit deinen phantastischen Texten und ebenso tollen Bildern uns nochmals mit in diesen Garten genommen hast und die Erinnerungen somit aufrecht erhältst.

    Gerlinde und Jürgen 🫶

    • Das Wurzerl sagt:

      Es freut mich sehr, dass Euch der Garten und mein Beitrag darüber gefällt. Es ist manchmal schon lustig, Cornish Gardens haben wir gesucht und einen Italienischen Garten auf dem Weg dorthin gefunden. Schönes Wochenende für Euch. LG Wurzerl

      • Monika Ruf sagt:

        Iford Manor enthält alles, was sich ein Gärtnerherz nur wünschen kann. Intime z.B. japanische Gärten, grosse repräsentative Räume mit Arkaden, erlesene Kunstwerke und meditative Gebäude. Und alles in Symbiose mit den perfekt
        passenden Pflanzen. Ein grosses Dankeschön an die Eigentümer, die Petos Erbe so wunderbar erhalten. Wir haben die Rosenblüte dort erlebt – ich würde gerne zur Tulpenblüte wiederkommen.

        • Das Wurzerl sagt:

          Der Gedanke an die Tulpenzeit ist wirklich verlockend. Danke für Deine Gedanken zum Post und ein schönes Wochenende liebe Monika

  • Lisa Holup sagt:

    Liebe Renate!
    Hut ab! Danke für die schönen Bilder und den grandios verfassten Bericht!!!!!
    Ich fühlte mich zurückversetzt in die schöne und abenteuerliche Reise🙋‍♀️😘

  • At this point I would like to say a big thank you to William for the warm welcome late in the evening.
    As well as Mrs Marianne Cartwright-Hignett for kindly picking us up !!
    Visiting Iford Manor Garden was an absolute highlight of our garden tour.
    Absolutely impressive and gorgeous.

    Gerlinde und Jürgen Halwax
    👏👏👏🫶🫶🫶😍😍😍

  • Renate Klatte sagt:

    Vielen lieben Dank für die wunderbare Beschreibung dieses traumhaft schönen Gartens . Dieser Garten war wirklich das Highlight unserer Reise. Ein ebenso großes Dankeschön an den Besitzer, der uns den Besuch ermöglicht und uns trotz später Stunde so nett empfangen hat. ❤️

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja, er war in jeder Art und Weise so rund und ich denke wirklich, dass es keinem anderen Garten auf unserer diesjährigen Reise gelungen wäre, uns nach dieser langen Busfahrt, noch einmal aus dem ermüdeten Modus herausgebracht hätten. Das war auch das Verdienst der Gartenbesitzer, die so charmant waren und so nachsichtig mit unserer Verspätung. LG Wurzerl

  • Hallo Renate,
    danke für den Rundgang, sehr beeindruckend.
    Da wäre ich gern gewesen.
    VG
    Elke

  • Anne Repnow sagt:

    Es war klasse, diese Reisebeschreibung zu lesen. Es ist schon lange her, dass ich diesen besonderen Garten besucht habe. Mir scheint, er ist noch schöner und romantischer geworden.
    Danke für diesen Genuss, Renate!

    • Das Wurzerl sagt:

      Ich schrieb das wohl auch, dass ich ihn noch besser fand, als bei meinem ersten Besuch. Es freut mich sehr, dass Dir der Garten gefällt. LG Wurzerl

  • Nicole Krause sagt:

    Was für ein wundervolles Anwesen, in das man dank Deiner Beschreibung und den schönen Bildern voll mit eintaucht. Ein bißchen geheimnisvoll und es gibt so viel zu endecken, so viele Geschichten, alles hat so einen Charme und zieht einen in seinen Bann. Danke für den tollen Beitrag, liebe Renate.

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