The Barbara Hepworth Sculpture Garden, St. Ives

The Barbara Hepworth Museum and Sculpture Garden

Wer unsere kleine Reisegruppe in der vergangenen Woche begleitet hat, der erinnert sich vielleicht an die Fotos über den charmanten, maritim-morbiden Fischer- Touristen- und Künstlerort St Ives. Der Beitrag endete vor dem Barbara-Hepworth-Skulpturen-Museum. Genau da knüpft mein heutiger Post an und ich lade Euch ein, mit uns in das frühere Anwesen von Barbara Hepworth, das heute ein Museum ist, einzutreten.

EINBLICK

Gartenhaus in "The Barbara Hepworth Garden"

DURCHBLICK

Teil einer Skulptur im Garten von Barbara Hepworth

AUSBLICK

St Ia's Church in St Ives, Blick vom Barbara Hepworth Garden aus.

Ankommen

Wir betreten das ‘Trewyn House’ und lösen die Tickets für das Museum und den Garten. Das Atelier ist seit Barbara Hepworth Tod unverändert geblieben. Ich kenne das Gefühl, im Arbeitsraum eines Kunstschaffenden zu stehen, der unvermittelt aus seinem aktiven Leben herausgerissen wurde.

Im Atelier stehen angefangene Skulpturen, in unterschiedlichen Fertigungsstadien und fixieren mich mit ihren vorwurfsvollen Blicken, als wollten sie sagen: “Und… wer vollendet uns? Wer bringt uns an einen adäquaten Platz?” Nichts davon wird mehr geschehen, denn die Hände, die liebevoll auf den Rohlingen gewerkt haben, sind für immer zur Ruhe gefaltet. Der letzte Wimpernschlag in Barbaras Atelier, dem ‘Trewyn Studio’ ist tatsächlich unangetastet für die Nachwelt erhalten geblieben und das ist gut so.

Nach einem kurzen Blick in das Atelier steige ich die enge schmale Treppe nach oben, um in den Garten zu gelangen, den man von der Straße aus nicht hinter der hochgezogenen Mauer neben dem Haus vermutet. Die Lage der Häuserzeile ist so in das Hangniveau eingepasst, dass ich den Garten, der fast ebenerdig vor mir liegt, ohne weitere Stufen unmittelbar vom 1. Stock aus betreten kann.

Weiße Libertia grandiflora, Neuseeland-Iris und Pericallis cruentus, Zinerarie

Der Garten

Eben stand ich noch im Touristengewusel auf der Straße, dann drängt sich unsere kleine Gruppe um die Kasse im Erdgeschoss zusammen, weil alles so beengt ist. Als ich jedoch durch die Türe im ersten Stock in den Garten hinaustrete, bleibt die Zeit für einen Moment stehen. Eine bedächtige Ruhe empfängt mich, weitab vom Straßenlärm, kreischenden Möwen und geschäftig dahineilenden Menschen. Die Welt scheint ausgeblendet zu sein in dieser beschaulich, harmonischen Oase. Obwohl der Garten gut besucht ist, gibt es keinerlei Hast. Einige Besucher betrachten die Blumen und Bronzeskulpturen von einem Sitzplatz aus, andere wandeln im Zeitlupentempo entspannt genießend durch den Garten.


Der Künstlergarten besitzt ein kleines Gewächshaus, einen Teich, geschwungene Steinwege und Rasen. Besonders und ungewöhnlich machen ihn die Exponate von Barbara Hepworth, ihre Pflanzenauswahl und die Platzierung dieser beiden Gestaltungs-Zutaten. Nachdem die Künstlerin die Wege angelegt hatte, wählte sie hauptsächlich subtropische Pflanzen aus, die sich durch auffällige Blattstrukturen, einen dominanten Habitus oder eine lange Blüh-Zeit empfahlen. Die Exponate, die Barbara Hepworth für diesen Garten gefertigt hat, integrierte sie geschmackvoll, alle Komponenten gleich wertschätzend, in das lebendige Grün hinein.

‘Juniper Gardens’ als Chefgärtnerin im ‘Barbara Hepworth Sculpture Museum and Garden’ tätig, bestätigt: “Ich arbeite mit dem Hepworth Estate und Tate St Ives zusammen. Mein gärtnerisches Fachwissen hilft, den Garten in dem Sinne zu erhalten, wie Barbara Hepworth ihn angelegt hat. Die Skulpturen stehen dort, wo sie einst aufgestellt wurden, eingebettet in die Sträucher und Bäume des Gartens. Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist die Bewahrung der historischen Authentizität durch die originalen Bepflanzungen von Barbara Hepworth. Archivfotos und Erinnerungen von Menschen, die den Garten zu Hepworths Lebzeiten kannten, helfen, die gleiche Harmonie von Formen, Blattwerk und Atmosphäre zu erreichen, welche die Künstlerin so sorgfältig gepflegt hatte.”

So fand die Head Gardenerin auf Archivfotos aus den 1970er Jahren immer wieder farbenfrohe Zinerarien, Pericallis cruentus, abgebildet. Die Pflanze war allerdings im Laufe der Jahre, zusammen mit anderen Stauden aus dem Garten verschwunden. Ihr Fehlen störte die ursprüngliche Farbharmonie, da die Farbpalette von Weiß, Rosa, Lila und Magenta bis Blau wichtig für die Beet-Gestaltungen war.

Nachdem es gelungen war, einige der verschwundenen Stauden zu identifizieren und erneut im Garten anzusiedeln, blieb noch das Problem mit der Zinerarie. Entmutigend für die Chefgärtnerin war erst einmal die Tatsache, dass diese ursprüngliche, besondere Zinerarien-Art nicht mehr im Handel erhältlich war. Dann entdeckte sie direkt in einem Garten von St Ives eine Kleinstpopulation. Sie durfte Samen der Pflanzen nehmen und so kehrte die für den Garten wichtige Pericallis wieder in den Künstlergarten zurück, wo sie sich nun zuverlässig weiter aussät.

Zusammen mit dem Madeira Storchschnabel, Geranium maderense , der weißen Calla, Zantedeschia aethiopica, dem Mexikanischen Salbei, Salvia patens, der Neuseeland-Iris, Libertia grandiflora, charaktervollen Blattschmuckstauden wie Farnen und Wolfsmilchgewächsen, Gehölzen, z. B. dem Götterbaum, Ailanthus altissima, oder der Japanischen Zierquitte, Chaenomeles japonica und Solitären wie Palmen, Yuccas und Bambus entstand nicht einfach ein grüner Rahmen für die Hauptprotagonisten, nämlich die Skulpturenwelt von Barbara Hepworth, sondern in der Gesamtheit eine dichte Garten-Atmosphäre, die sich in einer Symbiose von Harmonie und Sinnlichkeit bewegt.

Im Gewächshaus hatte Barbara Hepworth empfindlichere Pflanzen wie Bleiwurz, Schönmalve, Engelstrompete, Philodendron, Kakteen und Sukkulenten in ein Bodenbeet oder Töpfe eingepflanzt.

Die Skulpturen, die Barbara für ihren Garten geschaffen hat, strahlen eine große, souveräne Stärke aus. Das mag sicher mit ihrem Arbeitsmaterial Metall zusammenhängen, hat aber bestimmt noch mehr mit der Persönlichkeit der Künstlerin zu tun. Ihr künstlerisches Selbstbewusstsein war so groß, dass ihr völlig klar war, dass große Kunst auch einen großen Rahmen braucht. Spannung bringt bei aller Harmonie die Gegenüberstellung der Solitärpflanzen und Charaktergehölze mit ihrem jeweils eigenen unverrückbaren Habitus zur Formensprache der künstlerischen Arbeiten, die dem Betrachter die Möglichkeit bieten, etwas ganz Eigenes in jedem Exponat für sich zu sehen und eine persönliche Interpretation hineinzulegen.

Wer war die Dame Barbara Hepworth?

Fast 40 Jahre lang wohnte und arbeitete die Künstlerin in St Ives. Cornwall prägte und beeinflusste ihr Schaffen. Licht und Schatten dieser außergewöhnlichen Landschaft inspirierten ihr Werk. So kommt es nicht von ungefähr, dass viele der Skulpturen Durchblicke unterschiedlichster Art beinhalten. Die Rolle, die ihr Garten, gleich neben dem Atelier gelegen, für sie spielte, war enorm. Man darf ihn nicht zur Bühne für die Plastiken reduzieren. Rahmen, Kontrast, Hintergrund, Begleiter und manchmal auch aussagekräftige inszenierte Partner, das waren die vornehmen Aufgaben der Pflanzen im Künstlergarten und dank den heutigen Besitzern “Tate Britain” und den zuständigen Garten-Verantwortlichen ist das bis heute so geblieben.

Nach einem Stipendium 1924 für eine einjährige Kunstreise nach Rom und Florenz, heiratete sie in Siena den Bildhauer John Skeaping. Nach der Rückkehr in die Heimat folgten erste Ausstellungen. 1931 lernte Barbara Hepworth innerhalb der Kunstszene Ben Nicholson kennen. Sie trennte sich noch im gleichen Jahr von ihrem Mann, um mit Ben Nicholson zu leben und zu arbeiten. Im Oktober 1934 gebar sie Drillinge, die mit einem Sohn, 1929 geboren, aus erster Ehe, die Kinderschar komplettierten. Es folgten Ausstellungen und Kontakte zu weiteren Künstlern. Dabei beeinflusste das Schaffen Henry Moores, den sie beim Studium an der “Leeds School of Arts” kennengelernt hatte, ähnlich, wie Begegnungen mit dem Dadaisten Hans Arp, mit seinen surrealistischen Skulpturen, die Stilrichtung der Künstlerin.

1936 kam der internationale Durchbruch, das Museum of Modern Art in New York erwarb die erste Skulptur der Künstlerin. Im November 1938 heirateten Barbara Hepworth und Ben Nicholson. 1940 zogen sie nach St Ives, wo sie maßgeblich an der Gründung einer Künstlerkolonie beteiligt waren. Das Trewyn Studio kaufte Barbara Hepworth 1949, wo sie bis zu ihrem tragischen Feuer-Tod im Jahr 1975 lebte. 1951 hatte sie sich bereits von Ben Nicholson scheiden lassen.

LETZTER EINBLICK

Skulpturengarten von Barbara Hepworth

LETZTER DURCHBLICK

Skulpturengarten von Barbara Hepworth

LETZTER AUSBLICK

Skulpturengarten von Barbara Hepworth

Abschied

Zu ihren Lebzeiten äußerte sich Hepworth besorgt um die Natur und Umwelt. Es ging ihr besonders darum, was den künftigen Generationen hinterlassen wird. Ihr Garten spiegelt diese Gefühle wider, da er ein Mosaik von Lebensräumen bildet. Die knorrigen alten Bäume und immergrüne Sträucher bieten Vögeln wie Meisen Nistplätze und Spatzen eine Unterschlupfmöglichkeit und Schutz vor großen Vögeln. Blumen sorgen für Nektar, das freut nicht nur das Taubenschwänzchen, sondern auch die Bestäuber der Blühpflanzen. Die Verwaltung legt auch heute noch, wo möglich, das Augenmerk auf Hepworths Ethos, den Garten mit Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Artenvielfalt zu pflegen.

Der Turm von St Ia’s Church in St Ives, ist beim Verlassen des Gartens hinter einer Palme versteckt. Aber das mächtige Kirchenschiff ragt mit den hellen, mächtigen Spitzvorbauten hinter der Häuserzeile auf der gegenüberliegenden Straßenseite heraus. Wenn ich mich nicht sehr täusche, sitzt Robby auf dem Dachfirst und zwinkert mir noch ein letztes Mal zu.

The Barbara Hepworth Museum and Sculpture Garden

Trewyn Studio Garden

Barnoon Hill

St Ives, Cornwall

TR26 1 AD

Großbritannien

Wer den Beitrag von letzter Woche über Fisch, Möwe, Kunst und Cornish Pasty in St Ives verpasst hat, kann sich den Ort, in dem dieses großartige Museum mit Garten steht, gerne noch nachträglich ansehen:

Fisch, Möwe, Kunst und Cornish Pasty in St Ives, Cornwall

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