Mythen und Garten-Highlights in Südengland

Trebah Garden in Cornwall

Endlich…

Nach einer durch Corona erzwungenen Pause war es im Mai 2024 endlich so weit. Gartenreisen Halwax  hatte eine Rundreise von London bis zur Atlantik-Küste Cornwalls geplant und zusammen mit Ganserer Touristik organisiert. Acht Tage lang waren wir vom 18.05.2024 bis zum 25.05.2024 unterwegs, um mit dem Bus landschaftliche Höhepunkte und wunderbare Gärten zu erkunden.

Besonders gespannt waren wir alle auf die Gärten Cornwalls. Von unserer Reise  möchte ich heute einen kleinen chronologischen Überblick geben. Natürlich folgen über die einmaligen Gärten, die wir erkunden durften, in der Sparte „British Gardens“ nach und nach Einzelporträts. Ich konnte von allen Gartenbesitzern die Erlaubnis zur Vorstellung einholen. Über einige der pittoresken Landschaften berichte ich später in der Sparte „Natur und Kultur abseits der Gärten“.

Heale Garden , Salisbury , Wiltshire , 18.05.24

Auf dem Weg nach Bournemouth, Dorset, unserem heutigen Übernachtungsziel, besuchten wir Heale Garden.

Selten besuchte ich ein Garten-Refugium, das eine ähnlich starke und kraftvolle Persönlichkeit aufwies. Heale Garden bezieht einen Großteil seiner Stärke aus seiner Lage am Fluss Avon, der sich eifrig durch das Grundstück schlängelt. Er fließt durch den Landschafts-Park, den mittleren Bereich eines japanischen Wassergartens, unter dem japanischen Teehaus und der roten Nikko-Brücke hindurch, um schließlich durch den Waldgarten das Grundstück zu verlassen. Der große Gemüsegarten ist mit dekorativen Apfeltunneln strukturiert. Einer der Höhepunkte des Gartens ist der Wisteria– und Laburnum-Gang. Blühende Wiesen mit Magnolien und Wildrosen führen zu einem formalen Garten und weiter zum blühenden Terrassengarten am historischen Haus.

Dartmoor Nationalpark , Devon , 19.05.2024

Am nächsten Morgen wurde unser Gepäck schon wieder im Bus verstaut. Ein letzter Blick auf den langgezogenen Sandstrand von Bournemouth am Ärmelkanal, und es ging erneut los. Wir freuten uns auf die Busfahrt durch das mythische Dartmoor. Die Hügellandschaft liegt in der englischen Grafschaft Devon und damit unmittelbar auf unserem Weg nach Plymouth, wo wir die kommenden drei Nächte blieben.

Die vornehmlich Moor und Heide tragenden Verebnungsflächen des Granitmassivs vom Dartmoor werden von einer Vielzahl flacher Wiesenhügel mit Granitfelsbildungen bis zu 10 Metern Höhe, den sogenannten “Tors” überragt. 954 km² der Landschaft sind als “Dartmoor National Park” ausgewiesen. Vereinzelt konnten wir vom Bus aus Reste von Steinkreisen oder Ruinen bronzezeitlicher Wohnstätten ausmachen. Noch viel interessanter fanden wir die kleinen Gruppen der Dartmoorponys, die hier das ganze Jahr über frei leben. Zusammen mit vielen Schafen und Kühen sorgen sie dafür, dass das Dartmoor nicht verbuscht.

Für große Busse sind die Haltmöglichkeiten im Nationalpark sehr eingegrenzt, darum gab es lediglich eine kurze Rast am Parkplatz der “Postbridge Clapper Bridge”. Es ist eine mittelalterliche Steinplattenbrücke, vor dem Ort Postbridge, die den East-Dart-River überquert. Das gut ausgebaute Wandernetz im Dartmoor führt auch an den Flüssen entlang. Ein besonderes Erlebnis bietet diese Landschaft sicher in den Monaten August und September, wenn sich die bis dahin farbkarge Landschaft mit dem Sonnengelb der Ginsterblüte und den violetten Teppichen des Heidekrauts schmückt.

The Garden House , Yelverton , Devon , 19.05.2024

Wir mussten weiter, denn es standen noch zwei Gärten in Devon auf unserem Programm, bevor wir das Hotel für die nächsten drei Nächte in Plymouth erreichten.

“The Garden House” ist eigentlich nicht mit wenigen Worten beschreibbar. 1945 begann das Ehepaar Fortescue über 40 Jahre hinweg mit der Entwicklung ihres Gartens, der ursprünglich das Grundstück des ehemaligen Pfarrhauses war. Auf den sauren Böden des Hochplateaus rund um das Haus und den kalkhaltigen Substraten im unteren Bereich des alten Küchengartens boten sich für die Pflanzensammler auf 2.8 Hektar die besten Voraussetzungen für ihr Vorhaben. Es entstanden ein Cottage Garden, ein Sammlergarten, Mauergarten, Sommergarten, Jubiläums-Arboretum, die Wisteria-Brücke, der Magic Circle, ein Wald- und Schatten-Garten, Steingarten, Teich, ein großer Bereich für frühe Geophyten, Staudenrabatten und Blumenwiesen. Seit dem Tod des Ehepaares Fortescue ist der Garten von den Head Gardenern kontinuierlich innerhalb des “Fortescue Garden Trusts” weiterentwickelt worden. Er ist somit bis heute lebendig und dynamisch in einer Art, wie ich das so bisher nur von Great Dixter kannte.

Thorn House & Garden , Plymouth , Devon , 19.05.2024

Spät am Nachmittag erreichten wir “Thorn House”. Nachdem es unserem Busfahrer gelungen war, die Dachrinne am Vorhaus des Herrenhauses unbeschadet zu belassen und den Bus in die schmale Zufahrt einzufädeln, genossen wir nach dem Aussteigen als erstes den Blick auf die atemberaubende Landschaft, mit dem “River Yealm”, bevor wir uns dem Garten zuwandten.

Der größte Teil des 10 Hektar großen, historischen Gartens, der 2020 sein hundertjähriges Bestehen feierte, breitet sich über einen Steilhang aus. Im oberen Bereich befindet sich ein breites begradigtes Parterre, das Platz für die Zufahrtsstraße, das großzügige Haus mit Terrasse, Rasen, den Rosengarten, einen langgezogenen formellen Garten bis hinter zum Eisentor an der Grundstücksgrenze bietet. Der durchgehende Weg führt in alle Gartenteile. Besondere Gehölze bilden ein Spalier an der Kante zum unteren Hang. Ein höher gelegter Terrassenweg verläuft parallel und verbindet das Haus mit dem entferntesten Teil des Gartens. Das bietet dem Betrachter einen reizvollen Blick aus der Vogelperspektive auf die Gärten im geebneten Teil des Geländes. Der oberste Steilhang ist hauptsächlich als natürlicher Wald gestaltet. Steile Terrassen und Wege führen im unteren Bereich bis zum River Yealm, die erlesene Auswahl an Bäumen und Sträuchern ist so angeordnet, dass immer wieder Blicke auf den Fluss möglich sind. Die Begegnung mit der sympathischen Familie Gibson bleibt uns unvergesslich.

Trebah Garden , Falmouth , Cornwall , 20.05.2024

Ausgeruht nach der ersten von drei Übernachtungen in Plymouth, machten wir uns heute das erste Mal auf nach Cornwall, das sich an der südwestlichsten Spitze Großbritanniens befindet. Von drei Seiten ist diese Grafschaft vom Atlantischen Ozean, dem Ärmelkanal und der Keltischen See umgeben. Bereits während des Hinfluges war die Frage in der Reisegruppe laut geworden, was eigentlich einen typischen “Cornischen Garten” ausmacht. Als wir “Trebah Garden” erreichten, wussten wir es!

Von Charles Fox im 19. Jahrhundert als Sammlergarten angelegt, entdeckten Major Tony Hibbert und seine Gattin, als sie Trebah 1981 als Altersruhesitz erwarben, dessen Potential, als sie das Dickicht der Vegetation in Augenschein nahmen. Trebah ist ein subtropischer Waldgarten, der auf 26 Hektar, langgezogen nach unten bis zum Trebah Strand führt. Ein Bach führt mittig von oben bis ganz nach unten zum Mallard Pond, mehrere kleine Teiche sind auf dem mittleren Niveau von den Hibberts angelegt worden. Der Bachlauf ist abwechselnd mit Steingarten- und Sumpf-Pflanzen sehr inspirierend angelegt. Der Verlauf des Gewässers bietet eine natürliche Sichtschneise bis zum Helford River. Mächtige Rhododendren, Kamelien, Magnolien, aber auch riesige Baumfarne, Gunneras, Bambusse und große Natternköpfe sind so in Szene gesetzt, dass sie ganzjährig ein prachtvolles, exotisches Bild vermitteln.

Dorf und Tintagel Castle , King Arthur und alpine Biodiversität , Cornwall , 20.05.2024

Nach unserer ersten Berührung mit einem “Cornischen Garten” waren wir Alle zutiefst beeindruckt. Cornwall hatte gehalten, was es versprach! Genial war die Planung, dieses Gartenerlebnis erst einmal sacken zu lassen und am Nachmittag nach Tintagel zu fahren. Dort konnten wir in die mythischen Geschichten rund um König Artus, Merlin und der Gralsgeschichte eintauchen.

Ich bin Jürgen Halwax wirklich dankbar, dass er mich überredete, mit auf die Burgruine hochzusteigen. Ich hatte von der Kasse aus nur einen ungesicherten steilen Zugang gesehen und wollte, da ich nicht mehr so ganz die Bergziege bin, lieber auf diesen Besuch verzichten. Boah, was wäre mir da ausgekommen und Jürgen hatte natürlich recht, es gibt einen Hauptweg, den man sehr wohl nach oben gehen kann, ohne sich unsicher zu fühlen. Der Blick über die Küste und das Meer, die Burgruinen, von König Artus persönlich bewacht, aber auch die überraschende Vielfalt (Biodiversität) an alpinen Wildstauden, zwischen denen sich uns ungeniert ein Jagdfasan präsentierte, waren ein fantastischer Kontrast zu unserem ersten Cornischen Garten.

Trelissick Garden NT, Truro , Cornwall , 21.05.2024

Begeistert fuhren wir am nächsten Morgen erneut nach Cornwall. Wieder begann unser Tag mit einem “Cornischen Garten”.

Trelissick Garden, der 1913 von Leonard Duneham Cunliffe angelegt und bereits 1955 an den National Trust übergeben worden war, ist ebenfalls harmonisch in die Landschaft Cornwalls eingebettet. Auch dieser Garten ist hauptsächlich ein Waldgarten mit einem kostbaren alten Gehölzbestand. Hier fand ich es besonders schade, dass wir nicht zur Hauptblütezeit der Rhododendren in Cornwall waren, denn der NT hatte erst in letzter Zeit erste Schritte unternommen, sich um begleitende Bodendecker zu bemühen und den Garten damit aufzuwerten. Ein Höhepunkt war für mich, neben den beeindruckenden Baumriesen, der von Baumfarnen flankierte Sumpfgarten. Interessanterweise war es auf dieser Reise der einzige Garten, der ein Ha-Ha besitzt.

Das Küstenstädtchen St. Ives am Atlantik , 21.05.2024

Auch heute gab es nach dem großen Garten ein Kontrastprogramm. Hatten wir tags zuvor die hohe Steilküste von Tintagel erklettert, so kamen wir mit unserem heutigen nachmittäglichen Besuch im Fischerort St. Ives, direkt an die Atlantikküste.

St. Ives ist ursprünglich ein beschaulicher Ort mit einem Fischereihafen. Inzwischen ist er als Drehort für Rosamunde Pilcher Filme ebenso bekannt geworden, wie mit seiner hier ansässigen Kunstszene, den Bootstouren nach Seal Island zu den Seehundkolonien oder den Surfstränden am Porthmeor Beach. Genossen haben wir den Spaziergang zum Hafen, die Gässchen hinter dem Strandweg, aber auch unseren Lunch, der aus unterschiedlich gefüllten “Cornish Pasties”, einer Spezialität Cornwalls bestand. Mehr mit Hitchcocks “Vögeln” als mit romantischen “Pilcher-Filmen” hatte allerdings unsere Esspause zu tun, da wir unsere Pasties vor den großen Raubmöwen beschützen mussten.

Barbara Hepworth Museum and Sculpture Garden , St. Ives , Cornwall , 21.05.2024

Die am Meer gelegene Galerie Tate St. Ives bietet wechselnde moderne Kunstausstellungen mit Werken britischer Künstler. Ein Teil unserer Gruppe, dem ich mich ebenfalls anschloss, ging lieber zum nahe gelegenen “Barbara Hepworth Museum and Sculpture Garden”.

Bronzen und andere Werke der Moderne, der Künstlerin Hepworth, sind nicht nur in ihrem ehemaligen Studio ausgestellt, sondern auch in einem herrlichen kleinen Ausstellungsgarten. Die auserlesene Kunst geht mit den besonderen, charakterstarken Pflanzen eine harmonische Symbiose ein. Ich liebe diesen kleinen wunderbaren Garten, der das Touristen-Gewusel von St. Ives einfach aussperrt.

St. Michael’s Mount , im Atlantik , Cornwall , 21.05.2024

Von St. Ives war eine kurze Zugfahrt geplant. An der Endstation wurden wir von unserem Bus wieder aufgenommen. Die als schönste Zugstrecke Südenglands angepriesene Fahrt enttäuschte nicht nur mich, ich kann auch nicht ein Bild von dieser Fahrt zeigen. Die Scheiben in den Waggons waren derartig schmutzig, dass es unmöglich war zu fotografieren.

Entschädigt wurden wir durch einen Busstop gegenüber St. Michael’s Mount. Einige von uns konnten es sich nicht verkneifen kurz in den Atlantik hineinzuwaten. Ich erbeutete einige schöne bunte Kieselsteine.

The Lost Gardens of Heligan , Mevagissey , Cornwall , 22.05.2024

Nach drei Übernachtungen in Plymouth standen wir wieder einmal mit unseren Koffern am Bus. Bristol war unser heutiges Abendziel. Aber zuerst fuhren wir noch einmal nach Südwesten. Ein letztes Mal wollten wir den Spuren und dem Geist der Mythen Cornwalls folgen.

Heligan, 32.3 Hektar groß, ist einer der ältesten Gärten Cornwalls aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bis 1914 wurde der Garten von Angestellten der Familie Tremayne gepflegt. Nachdem die Gärtner im I. Weltkrieg gefallen waren, geriet der Garten völlig in Vergessenheit. Ausgerechnet ein niederländischer Musikproduzent entdeckte den “Verlorenen Garten von Heligan” und ließ nicht locker, bis er ihn ab 1992 mit Hilfe von John Nelson und einem Team, hauptsächlich ehrenamtlicher Helfer, restaurieren konnte. Die Erinnerungen an die Wiedererweckung Heligans hat Tim Smit in einem Buch festgehalten, das der Ulmer Verlag dankenswerterweise auf Deutsch veröffentlichte. Ich habe es verschlungen wie einen Krimi! Unmöglich ist es, hier in Kürze über diesen Gartenbesuch zu berichten. Das geht tatsächlich nur in einem ausführlichen Gartenporträt, das in Kürze folgen wird.

The Peto Gardens Iford Manor , Bradford on Avon , Wiltshire , 22.05.2024

Es folgte die lange Fahrt nach Bristol, der sechstgrößten Stadt Englands, einer ‘Unitary Authority’ von Gloucestershire und Somerset. In einem dortigen Hotel verbrachten wir die zwei vorletzten Nächte. Die Stadt liegt am Fluss Avon, das heißt, wir kehrten zu dem Fluss zurück, den wir am ersten Tag unserer Reise in Heale House & Garden bereits kennengelernt hatten.

Schon bevor wir Bristol erreichten, trafen wir unmittelbar neben dem “Peto Garten” in Bradford on Avon erneut auf den Fluss. Über eine große, alte steinerne Brücke überquerten wir den “Avon” zu Fuß und gelangten in “The Peto Gardens Iford Manor”. Der Avon war nicht das einzige “Déjà-vu”-Erlebnis mit Heale Garden. Peto hatte nicht nur den nach ihm benannten Garten gestaltet, er war auch für den japanischen Wassergarten in “Heale House” verantwortlich. “Peto Gardens” spielt mit italienischer Romantik genauso, wie mit lauschigen Ecken im japanischen oder naturalistischen Stil. Höhepunkte sind sicher der Treppenaufgang bis zum höchstgelegensten Gartenende mit einer großartigen Rundum-Aussicht und der westlich gelegene Kreuzgang, der mit romantischem Design auf überhöhte Art mit Durchblicken die teilweise unberührte Landschaft in den durchgestylten Garten, mit seinen natürlichen Randbereichen hereinholt.

Ridleys Cheer , Chippenham , Wiltshire , 23.05.2024 

Ausgeruht und bereit für neue Taten erwachten wir in Bristol, gespannt auf neue Gärten in Wiltshire und Somerset.

Der freundliche Besitzer von “Ridleys Cheer” Mr. Antony Young, seines Zeichens Landschaftsgestalter, empfing uns bereits freundlich, als wir aus dem Bus ausstiegen. Genauso natürlich und sympathisch wie Mr. Young, war sein Garten. Dieser durch und durch englische Garten ist harmonisch in die natürliche Landschaft integriert. Der Hausgarten liegt an einem sonnigen Hang, auf dem sich Rosenspezialitäten und die Sonnenanbeter unter den Stauden räkeln. Im unteren schattigen Flachbereich sind Gehölzraritäten mit erlesenen Stauden dicht unterpflanzt. Im anschließenden Küchengarten treffe ich, wie so oft auf dieser Reise, einen kleinen Robin. Dieser schickt mich zum Arboretum und weiter zur ausgedehnten Wildblumenwiese. Jeder von uns hatte das Gefühl, aus diesem Garten gute Anregungen für das eigene Areal mitnehmen zu können.

Vicars Close , Wells , Somerset , 23.05.2024

Wir fuhren weiter in die Grafschaft Somerset, in der wir den Rest des Tages verbringen wollten.

Unser erstes Ziel war die Stadt Wells, wo uns mit der Kathedrale, dem Bischofspalast und der großen Gartenanlage “Bishop’s Palace” ein fantastisches Ensemble erwartete. Bevor wir in den Garten gingen, durchschritten wir unmittelbar neben der Kathedrale ein altes Torhaus. Dahinter verbarg sich “Vicars Close”, die älteste Reihenhaussiedlung Großbritanniens. Sie wurde um 1363 für die Mitglieder des Kirchenchores der Kathedrale errichtet. Das Gebäudeensemble ist seitdem durchgehend bewohnt und auch heute leben dort noch hauptsächlich Chormitglieder oder Mitarbeiter der Kathedrale und ihre Familien. Ein friedliches, heiteres Gefühl macht diesen Ort doppelt sehenswert.

Bishop’s Cathedral , Palace & Gardens , Wells , Somerset , 23.05.2024

Den Besuch in der Kathedrale von Wells schwänzten wir, der Garten des Bischofs zog uns magisch an.

Die Anlage ist mit starken Mauern umgeben. Durch das Torhaus “The Bishop’s Eye” betritt man vom Marktplatz kommend das “Palace Green”. Die Kernanlage ist nur über eine Brücke und das “Gatehouse” zu erreichen, da das Areal als Wasserschloss konzipiert wurde und rundum von einem Wassergraben umringt ist. Die dort lebenden Schwäne sind eine der Attraktionen des Gartens. Die lange, hochgezogene Ruinenmauer, Reste der “Great Hall” mit dem Durchgang zur “South Lawn” dient kostbaren Solitärgehölzen als Kulisse. Über einen formalen Garten erreicht man die Brücke, die zu den Gartenteilen außerhalb des Wassergrabens führt. Ein großer Teichgarten, der “Stille Garten”, ein Küchengarten und ein Arboretum finden sich dort. Immer wieder präsent Blicke auf Fließgewässer hinter der Mauer oder auf die Türme der Kathedrale.

Cream Tea in Bath , Somerset , 23.05.2024

Nach den Beiden so unterschiedlichen Gärten freuten wir uns auf den Besuch von Bath, einer Stadt, die mit ihren natürlichen Thermalquellen und der Architektur des 18. Jahrhunderts bis heute geprägt wurde. Einen großen Anteil an der Optik und Entwicklung von Bath zum mondänen, wohlhabenden Kurbad hatte Richard “Beau” Nash. Der britische Dandy wurde in Bezug auf seinen Wirkungsort kurzerhand “König von Bath” genannt.

Die honigfarbene Gesteinsart des “Bath Stone” zieht sich nicht nur durch die ganze Stadt Bath, ich bin diesem “warmen” Stein häufig in Herrenhäusern, aber auch in den Cottages der Cotswolds begegnet. Die Universitätsstadt ist von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft worden.

Wir freuten uns auf eine gemütliche Stunde mit “Cream Tea”, der uns auch hervorragend geschmeckt hat. Leider begann unser anschließender Stadtbummel erst um 17 Uhr. Zu der Zeit schloss sich der Zutritt zur Abteikirche, deren Buntglasfenster und Fächergewölbe ich sehr gerne wiedergesehen hätte. Einen Blick auf die beiden Engelsleitern am Westwerk der Kirche konnten wir jedoch erhaschen. Auch das Römische Bad schloss um 17 Uhr seine Tore, es hatte mich schon vor langer Zeit sehr beeindruckt. Auch einen Besuch des “Royal Crescent” (königlicher Halbmond) musste ich mir verkneifen, die Zeit reichte nicht. Dieses Bauprojekt aus dem 18. Jahrhundert ist selbst für Europa herausragend und außergewöhnlich und schien eine erste Duftnote für das wachsende Selbstbewusstsein des Bürgertums gegenüber dem Adel zu sein.

The Courts Garden NT , Holt , Wiltshire , 24.05.2024

Die letzte Nacht verbrachten wir im Zentrum Londons, darum begann unser vorletzter Reisetag wieder einmal mit dem Verstauen der Koffer im Bus, bevor wir uns auf den Weg in die beiden letzten Gärten dieser Reise, erst einmal nach Wiltshire, aufmachten.

Noch ein letztes Mal besuchten wir einen Garten im “Arts & Crafts” Stil. “The Courts Garden” wird auf 7 Hektar Größe durch großzügige Rasenflächen geprägt. In den verschiedenen Arboreten haben die Gehölze stets so viel Abstand, dass sie ihren besonderen Charakter über dem grünen Teppich ausspielen können. Aber auch mit Formschnitt wird eine besondere Wirkung erzielt. Die Staudenbeete sind eher schmal, dominierend wirken sie lediglich im “Sunken Garden” wo sie als erhöhte Eckbeete von zwei sich kreuzenden Wegen aus gut wahrgenommen werden können. Ein Höhepunkt des Gartens ist die Wasserlandschaft mit dem ehemaligen Färbeteich “Dye Pond”, den daneben liegenden Tempel Bordern, den interessant gestalteten Grabenufern, sowie dem Seerosenteich.

Mottisfont Abbey & Garden NT , Romsey , Hampshire , 24.05.2024

Auf Mottisfont, in Hampshire gelegen, freute ich mich besonders. Es war zwar leider der letzte Garten auf dieser Reise, bedeutete aber für mich ein Wiedersehen nach langer Zeit. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, was der Brexit für uns Gartenreisende bedeutete. Früher gab es immer ein freundschaftliches Gerangel mit den Busfahrern, damit wir unsere Pflanzenschätze, die es in fast jedem Garten zu erwerben gab, in den “Bauch” des Busses, der eigentlich den Koffern vorbehalten war, stellen durften. Natürlich gehörte es zum guten Stil der englischen Busfahrer, die Pflanzen auch während der Reise mit Wassergaben zu versorgen.

Ich erinnere mich gut an meinen ersten Besuch in Mottisfont, bei dem sich die Gruppe auf einen Verkaufsraum von David Austin stürzte, um englische Rosen zu erwerben. Damals, es ist wirklich lange her, stand eine große Schiefertafel vor dem Eingang der Nursery, dass Austin-Rosen nicht nach Deutschland verkauft werden können, weil sie das Klima nicht vertragen. Das hielt aber kaum jemanden davon ab, solche Rosen, die sich inzwischen mit robusteren Züchtungen natürlich unserem Klima angepasst haben, zu kaufen. Dieses Mal war keiner von uns in irgendeine der Verkaufsstellen von Pflanzen gegangen, weil wir sie nicht mehr ausführen dürfen. Die Freude am großzügigen Gelände von Mottisfont hat uns diese Einschränkung nicht genommen. Der Mauergarten mit seiner Rosen- und Begleitstauden-Vielfalt war wie das erste Mal ein Hochgenuss und ein würdiger Abschluss unserer Gartenbesuche.

Londons Skyline an der Themse

Am späten Nachmittag erreichten wir London. Unser Busfahrer freute sich derart, dass er den Bus (fast) heil durch die engen Zufahrtsstraßen zu den abgelegensten Gärten gebracht hatte, dass er sich nur langsam auf unser Hotel direkt in der Innenstadt zubewegte. Er spendierte quasi noch eine kleine Stadtrundfahrt. Wir fuhren unter anderem an der Themse entlang und ich war ehrlich gesagt total geplättet, von der Skyline, die mir da entgegenwinkte. Auch das “London Eye”, das überdimensionale Riesenrad hatte ich noch nicht live gesehen. Nach dem Einchecken pilgerten wir zu einem Restaurant in unmittelbarer Nähe zur Tower Bridge. Nach einem gelungenen letzten Abendessen genossen wir noch einen Blick auf die beleuchtete Brücke und die tausend Lichter, die sich in der Themse spiegelten. Eine großartige Reise mit herrlichen Gärten und bizarren, mythischen Landschaften neigte sich dem Ende zu. Relativ schweigsam gingen wir zurück zum Hotel und wussten, dass uns die grandiosen Eindrücke dieser Reise noch sehr lange Zeit beschäftigen würden.

Großes Riesenrad in London an der Themse

Heimflug am 25.05.2024

Der Heimflug war typisch für den gesamten Reiseverlauf. Beim Hinflug hingen wir stundenlang im Münchner Flughafen herum, da sich Klimakleber auf das Flughafengelände geschlichen hatten. Beim Heimflug fiel unsere Lufthansa-Maschine kurzerhand aus, so dass wir anstatt am Spätnachmittag erst am späten Abend zuhause ankamen. Ausgerechnet der Koffer von Gerlinde Halwax, die sich acht Tage lang unermüdlich für unsere Belange während der Reise eingesetzt hatte, war in London Heathrow zurückgeblieben.

Wir warten auf den Heimflug in Heathrow

Die Londoner Agentur, über die sämtliche Buchungen für die Hotels, Busse, Reiseführer und Gartenbesuche laufen mussten, hatte Gartenreisen Halwax erst am Abend vor unserem Abflug nach London, von vielen Umstellungen und Routenänderungen verständigt. Gerlinde hatte uns so ein tolles Programm ausgearbeitet und organisiert, das in London so verschlimmbessert wurde, dass sie gezwungen war, alles neu zu berechnen und täglich die Londoner Agentur um Rücknahme oder zumindest durchführbare Änderungen zu bitten, damit wir nicht doppelt so lange Zeit im Bus saßen, als wir in den Gärten sein konnten.

Liebe Gerlinde Halwax, auch wenn London Deine perfekte Planung torpediert hat, so hast Du unermüdlich mit guter Laune und Gelassenheit daran gearbeitet, dass ein Teil der Verschlimmbesserungen Londons wieder zurückgenommen oder zumindest abgemindert wurde. Es war trotz aller Widrigkeiten, für die Du nicht verantwortlich warst, für uns Alle ein großartiges Erlebnis, mit Dir und Jürgen den Südwesten Englands zu erkunden.

Bitte, bitte, lasse Dich nicht von einer Londoner Agentur-Mitarbeiterin abschrecken. Wir wissen, wieviel Kraft Dich diese Reise gekostet hat, aber wir wollen auf jeden Fall wieder mit Dir und Jürgen auf die Insel. Am liebsten das nächste Mal in das “Mac Halwax” Land und am liebsten schon morgen.

Diesen Post mit unserem Reiseüberblick widme ich allen Reiseteilnehmer*innen und vor allem Gerlinde und Jürgen Halwax.

Es war eine so positive, gut gelaunte Stimmung über die acht Tage hinweg, so dass wir die Reise, in deren Planung Gerlinde und Jürgen so viel Herzblut gesteckt haben, trotz der Widrigkeiten rundum genießen konnten. Das ist das Verdienst jedes Einzelnen von Euch, danke dafür. Ein besonderer Dank gilt natürlich Gerlinde und Jürgen, die sich von ihrer ursprünglichen Planung her, eigentlich so wie wir hätten im Bus entspannt zurücklehnen können, um die Parklandschaft Südenglands und die Gärten zu genießen. Statt dessen gab es ein tägliches “Bus-Home-Office” mit Dauerkontakt nach London. Aber es hat sich gelohnt, diese Reise bleibt unvergessen. Da wir tatsächlich 8 Tage lang ohne Missstimmung die Reise genossen haben und täglich mit großer Euphorie und Neugier zu neuen Abenteuern aufgebrochen sind, wird sie uns als etwas ganz besonderes mit Dankbarkeit in Erinnerung bleiben.

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23 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Oh den Bericht muss ich ganz in Ruhe lesen. So spannend. War mit Klaus vor vielen Jahren genau in der Gegend und werde mich gern erinnern

    • Das Wurzerl sagt:

      Oh, Du warst in Cornwall, das wusste ich gar nicht. Da wünsche ich Dir schöne Erinnerungen beim Lesen und später bei den Einzelberichten. LG Wurzerl

  • Silvio Bünzli sagt:

    Ein wunderbarer Reisebericht, ich konnte es fast miterlebn so eindrücklich.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Silvio Bünzli

  • Susanna sagt:

    Das ist ja eine tolle Auswahl an Gärten! Ich bin schon gespannt auf die einzelnen Berichte. Cornwall steht auch noch auf meiner Wunschliste. Ich könnte mich kaum entscheiden, ob lieber Gärten ansehen oder wandern?
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Am besten, Du planst das so genial wie unsere Gerlinde Halwax. Eine gesunde Mischung aus Gärten und Landschaft. Oft unmittelbar nebeneinander oder sogar ineinander verwoben, wie beim Erkunden des Fischerörtchens mit dem wunderbaren Künstlergarten, oder Tintagel, wo mich die Biodiversität der Pflanzen mindestens so beeindruckt hat, wie König Artus Sagengestalt. Dartmoor ist zum Wandern im Spätsommer am Schönsten, aber da verpasst Du natürlich die blühenden Rhododendren, die teilweise in Cornwall so groß sind wie mein Garten und so hoch wie mein Wintergarten. Für die Hauptblüte waren wir im Mai schon zu spät, aaaaaaber, dafür sahen wir dann die imposanten Echium und die voll entwickelten Baumfarne und Gunneras, es ist eigentlich immer toll da, man muss halt zeitmäßig Prioritäten setzen. LG Wurzerl

      • Maria Heiß sagt:

        Danke für deine ausführliche Reportage. Habe die Reise Dank dem Status von Gerlinde intensiv mitverfolgt. Tolle Erinnerungen an bekannte Orte , Landschaften und Gärten. Habe euch schon beneidet 🤔

        • Das Wurzerl sagt:

          Oh ja liebe Maria, sie hat wirklich ein tolles vielseitiges Programm ausgearbeitet. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

    • Elisabeth Haering sagt:

      Hallo Renate,danke für diesen schönen Reisebericht,den ich heute während des Frühstücks verschlungen habe.Ich bin gleich eingetaucht in die lustige Stimmung der langen Busfahrten und die grandiosen Gärten, die wir gesehen haben. Die PPP geraten gleich in den Hintergrund,weil das Schöne überwogen hat.Deine Zusammenfassung der Erlebnisse ist grandios Lg Elisabeth

  • Thomas Brucker sagt:

    Wie immer liebe Renate wunderschöne Aufnahmen, Impressionen und super kurzweilig geschrieben. Hab vielen herzlichen Dank für deine niemanden Berichte und wünsche dir ein schönes und Unwetter freies Wochenende. Liebe Grüße. Thomas

  • Ulla Rameil sagt:

    Danke für die wunderwunderschönen Fotos und den Bericht dazu. Ich bin mitgegangen

  • Liebe Renate.
    Ich bedanke mich , auch im Namen von Jürgen,ganz herzlich für diesen grandiosen Reisebericht.
    Du hast uns alle nochmals mit auf die gemeinsame Reise genommen und all die schönen Eindrücke Revue passieren lassen.
    Es war trotz der damit verbundenen Anstrengungen eine phantastische Gartenreise und wir möchten sie nicht missen.
    Mit einer solch tollen Gruppe, die trotz langer Busfahrten und Pannen immer gute Laune hatte, war es ein spitzenmäßiges Erlebnis.
    Der ganzen Gruppe nochmals Dankeschön und dir ganz, ganz besonderen Dank.

    Herzlichst
    Gerlinde und Jürgen

    • Das Wurzerl sagt:

      Ohne Eure Planung liebe Gerlinde und ohne Dein Engagement unterwegs, wäre diese Reise so schlicht nicht möglich gewesen. Der Dank gebührt ganz Dir, ich zeige nur, was man in 8 Tagen alles erleben kann und wir sind tatsächlich von einem Höhepunkt zum nächsten gefahren. Das war wirklich ein spitzenmäßiges Erlebnis. Euch nochmal vielen Dank. LG Wurzerl

  • Sabine Baur sagt:

    Liebe Renate, vielen lieben Dank für diese wunderbare Zusammenfassung unserer schönen Reise.
    Ich werde diese Woche niemals vergessen und wenn, dann lese ich bei ‘Wurzerlsgarten” nach und bin wieder mittendrin.
    Viele liebe Grüße
    Sabine Baur

    • Das Wurzerl sagt:

      Super, so mache ich das auch, wenn mich das Fernweh packt, dann gehe ich einfach in die entsprechenden Posts, um mir das wieder deutlich vor Augen zu führen. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Steffi sagt:

    Mei unbeschreiblich schee, wir fühlen uns als wären wir dabei gewesen. ♥️en Dank!!!! Die wunderschöne kurzweilige Zusammenfassung, die Klasse fotografierten und so gut gewählten Bilder zu jedem Tag. Einfach ein tolles Reisetagebuch, ein Genuss für die Seele und das ganz ohne Anstrengung von der Gartenliege aus. Hoffentlich bist du bald wieder unterwegs!!!!

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Steffi, jetzt muss ich erst einmal brav zuhause bleiben. Es gilt ja auch, Euch die einzelnen Gärten und Landschaften nahe zu bringen. Das ist natürlich in so einem Überblick nicht möglich. Schönen Sonntag noch. LG Wurzerl

  • Das sieht alles verlockend aus. War schon über 10 Jahre nicht mehr auf der Insel.
    VG
    Elke

    • Das Wurzerl sagt:

      Meine Pause war auch nicht viel kürzer liebe Elke, hat sich vieles nach Corona und Brexit geändert. Ich empfand die Stimmung im Land nicht so positiv, wie in der Vergangenheit. Aber ich bin immer geplättet, wie viel Raum britische Gärtner der Natur in ihren Parks und Gärten einräumen. LG Wurzerl

  • Monika Ruf sagt:

    Liebe Renate, mit deinem so lebendig und anschaulich geschriebenen Reiseüberblick kann ich Gerlindes grandiose Zusammenstellung der Rundreise immer wieder nacherleben und die gute Stimmung und Faszination ist wieder gegenwärtig. Ein ganz grosses Dankeschön dafür!
    Ich bin schon sehr neugierig und freue mich auf deine Einzelporträts der Gärten. Liebe Grüße Monika

    • Das Wurzerl sagt:

      Danke liebe Monika, diesen Freitag geht es los mit Heale Garden. Allerdings folgen dann auch immer andere Themen, damit es für die vielen Abonnenten abwechslungsreich bleibt. Ich wünsche Dir eine gute Restwoche. LG Wurzerl

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