Greys Court -Oxfordshire

Innenhof neben Tea room, Greys Court

Das Landhaus und seine Lage

Greys Court ist ein Landhaus im Dorf Rotherfield Greys am Südende der Chiltern Hills und liegt in der englischen Grafschaft Oxfordshire. Das ‘Tudor’-Haus ist eingebettet in den umgebenden Garten und öffentlich zugänglich.

Namensgeber für Greys Court ist die Familie Grey, welche die Nachfahren des normannischen Ritters Anchetil de Greye waren. Bereits 1086 findet der Name der Grundherrschaft “Rotherfield Greys” Erwähnung im Domesday Book.

1688 kaufte James Paul das Haus und es ging 1724 über das Witwenvermögen der Tochter seines Sohnes William an Sir William Stapleton, 4. Baronet. 1937 erwarben Sir Felix Brunner und seine Gattin, Lady Elizabeth Brunner-Irving, die Enkelin des Schauspieler-Managers aus der viktorianischen Ära Henry Irving, das Landhaus. 1969 überschrieben sie das Anwesen dem National Trust. Bis zum Tod von Lady Brunner 2003 blieb die Familie im Haus wohnen.

Das Landhaus gefiel mir ausnehmend gut. Es ist als feines aber doch sehr gemütliches Familien-Domizil möbliert und ausgestattet. Eine Besonderheit sind die außergewöhnlich schönen Stuckarbeiten im Inneren.

Spukt es hier?

Es soll zwar in einigen alten englischen Schlössern und Landhäusern Geister geben, aber wenn Ihr Euch sicher seid, noch niemals englischen Boden betreten zu haben und trotzdem denkt, Ihr wart hier schon, dann hat das herzlich wenig mit Spuk zu tun. Ich vermute einfach mal, dann schaut Ihr Euch gerne englische Serien an?

Auf jeden Fall spielte das Anwesen immer wieder in Filmen aus Großbritannien eine Rolle. In “Downton Abbey” tauchte es genauso auf, wie bei der Verfilmung von “Elefanten vergessen nicht”, einer Episode aus der Serie “Agatha Christie’s Poirot”. Selbstverständlich hat auch “Inspector Barnaby” bei Außenaufnahmen das Haus als “Midsomer Priory” genutzt.

Der Garten

Der Cromwellian Garden

Der ummauerte Garten von Greys Court ergänzt die Ruinen des alten Tudor Landhauses, mit den Befestigungsanlagen aus dem 11. Jahrhundert.

Die Gärten waren ziemlich verfallen, als die Familie Brunner 1937 einzog. Lady Brunners Bestreben eine Oase der Ruhe und Inspiration zu schaffen ist auch heute noch spürbar.

Neben dem Dower House (ehemaliges Mitgift-Haus, heute privat) ist der Zugang zum Landhaus und den verschiedenen Gartenbereichen. Kaum hat man den Garten betreten, muss man sich entscheiden, ob man sich nach links wendet, um über großzügige Rasenflächen zum Landhaus, dem Esels-Rad, der Pferde-Mühle und an einem weiteren bäuerlichen Privatbereich vorbei zum Shop an das nördliche Gartenende geht, oder sich nach rechts wendet. Natürlich ist das für mich keine Frage – Gärten – das ist immer meine erste Priorität!!!

Auf der nach rechts führenden Gartenroute liegt neben dem ‘Tea room’ ein entzückender Innenhof namens ‘Cromwellian Garden’. Er ist von Hausfassaden und eigenen Mauern separiert umgeben und strahlt eine sehr intime Atmosphäre aus. Besonders großartig ist die Wirkung zur Zeit der Allium-Blüten, die sich zwischen den niedrigen Buxus-Abgrenzungen in feinen lila Tönen ausbreiten dürfen. Unterstützt wird diese Spätfrühlingsblüte durch die gelben Wasserfälle der Goldregen-Sträucher, die wie Spalierobst als blühende Mauer durch den Garten getrimmt sind. An der Hauswand sind ebenfalls bereits die blauen Blüten des kletternden Ceanothus, Säckelblume, zu bewundern.  

Im Cherry Garden

Unmittelbar nach dem Cromwellian Garden verbreitert sich die Gartenfläche so sehr, dass drei Gärten nebeneinander angelegt wurden. Etwa auf der Höhe des Dower Houses befindet sich der längliche Cherry Garden, der noch von einer der ursprünglichen, alten Mauern des Herrenhauses  begrenzt ist. Zwei schmale Mixed Border ziehen sich im länglichen Kirschgarten parallel an den Mauern entlang. In der Mitte verläuft ein Weg aus alten roten Klinkern, der in einen makellosen englischen Rasen eingebettet ist. Eine Allee mit Kirschbäumen rechts und links des Weges ist der Namensgeber dieses Gartenbereiches. Alle Baumscheiben sind rundum mit rosafarbenen Tulpen und etwas helleren Porzellanblümchen einheitlich bepflanzt, was diesem Garten eine angenehm heitere Stimmung verleiht.  

Der Rose Garden

Auch wenn obige Fotos etwas anderes suggerieren, das ist alles im Rosengarten von Greys Court. Die Staudenpaeonien und vor allem die Rosen waren zu dieser Zeit erst knospig, aber wenn man das Clematis-Meer betrachtet, oder Dipelta floribunda, dann ist doch die Welt wieder in Ordnung.

Der Rose Garden ist auch langgezogen, allerdings doppelt so breit wie der Cherry Garden, neben dem er mittig platziert ist. Nur eine Mauer trennt das vordere Ende vom Cromwellian Garden. Im Sommer blühen nicht nur hier im Rosengarten, sondern in fast allen Gartenräumen unzählige Rosen. Von frühen Damaszener-Rosen findet sich hier ein breites Spektrum bis hin zu den modernen Rosen-Hybriden.

White Garden

Als dritter Garten in dieser Reihe schließt sich der ‘White Garden’ an. Dieser Garten ist der breiteste in der Dreier-Gruppe, aber nicht so langgezogen. Denn vorne ist der mittelalterliche Wehrturm von 1347 (einziger Rest der ehemaligen Burg) in die den weißen Garten umgebende Mauer integriert worden. Man kann ihn ersteigen und die Gärten mit der umgebenden Landschaft überblicken.

Lonicera caprifolium, Jelängerjelieber – Abutilon vitifolium var. album, Schönmalve – Silene multifida, Leimkraut

Wisteria Walk und die Wisteria im Secret Garden

Am hinteren Ende des Rosengartens führt der Wisteria Walk in den Wisteria-Garten, der unmittelbar hinter dem Weißen Garten liegt.

Bis auf den Zugang vom Wisteria Walk ist auch dieser Garten separat ummauert. Er schützt eine Wisteria, um die sich hier alles dreht. Der von der Familie Stapleton 1890 gepflanzte Blauregen, der einen kompletten Gartenraum einnimmt und sein Lianengeflecht über dem Laubengang ausbreitet, ist sicher der unbestreitbare Höhepunkt von Greys Court. Die blauen Blüten-Trauben hängen durch das Gitterwerk hindurch und verbreiten eine mystische Stimmung. Unter der knorrig verdrehten Glyzinie hindurch zu laufen ist tatsächlich etwas ganz besonderes.

Kitchen Garden

Nach diesem für mich ganz  besonderen Erlebnis, das mir die Fotos noch heute wieder in das Gedächtnis zurückrufen, war es sehr passend dass sich im hinteren Teil etwas ganz anderes, nämlich der Kitchen Garden präsentiert. Er hat konkurrenzlos die ganze Breite der vorherigen drei Gartenbereiche für sich, ist vielleicht sogar noch ein wenig größer.

Im wirklich sehenswerten Küchengarten, den es schon seit der ‘Dig for Victory’-Kampagne des zweiten Weltkriegs gibt, findet man eine große Vielfalt an Gemüse, Kräutern, Beeren- und Obst-Gehölzen. Gleich nebenan stehen alte Apfelbäume und beginnen zu fruchten, während die Wildblumenwiese den blühenden Rahmen bildet. Nicht nur im Küchengarten fällt es auf, dass Dekorationen spärlich eingesetzt werden und ausschließlich aus naturnahen oder “lebenden” Materialien bestehen. Violas, nicht als Sammelobjekt der Gattung, sondern tatsächlich mit einer einzigen Art auf Borden und Gestellen dargeboten, haben etwas rührendes und persönliches. Ich sehe in Gedanken Lady Brunner beim Arrangieren ihrer Lieblinge in den verschiedenen Gartenteilen.  

Donkey Wheel und das Landhaus

Für neue Experimente bin ich in einem stimmigen Garten nicht immer aufgeschlossen, so habe ich das von Adrian Fisher entworfene Graslabyrinth, mit dem modern gestalteten Kopfsteinpflaster und den eisernen Statuen nicht besucht. Ich langweile mich eigentlich generell in Irrgärten. Das Labyrinth bildet gleichsam das südliche Gartenende.

Für den Rückweg zur anderen Seite, auf der mich unter anderem das Landhaus erwartet, wähle ich nicht den Weg vorbei am Tennis Court, am langgezogenen Ha Ha und dem See. So sehe ich auch weder die Mond-Brücke, noch das ‘Ice House’, denn dazu müsste ich jetzt durch den Park schlendern. Ich möchte aber noch einmal den Anblick des Küchengartens, der Wisteria, des Rosengartens und des Cromwellian Gartens im inzwischen milder gewordenen Nachmittags-Licht genießen. Nachdem ich mir die Pferde-Mühle und die Esels-Mühle angesehen habe, werfe ich einen letzten Blick auf das Landhaus von Greys Court.

Das Landhaus Greys Court

Die ‘Woodlands’, die Waldlandschaft, die im Norden an den Garten anschließt, sind im Frühling mit den blauen Wogen der ‘Bluebells’ durchzogen. Aber um das zu erleben, müsste ich in einem zeitigen Frühjahr wieder zurückkommen.

Adresse und Kontakt :

Greys Court, Greys Court, Rotherfield Greys, RG9 4PG, Henley an der Themse, Oxfordshire

Telefon:01491 628529 Email:greyscourt@nationaltrust.org.uk Webseite: Greys Court Gardens

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12 Kommentare

  • Elisabeth Witte sagt:

    Als grosse England – Gartenfreundin, habe ich den Spaziergang sehr genossen ! Nur schade, dass man jetzt nicht dort sein kann. Corona und mein jetziges Alter,ich bin 9o J. Alt, machen es unmöglich. FRüher war ich sehr oft in England, besonders der Gartenkultur wegen !
    Danke für den wundervollen Spaziergang

    • Das Wurzerl sagt:

      Sehr sehr gerne liebe Gartenfreundin, wir sind ja momentan alle im gleichen Boot. Aber so ist es wenigstens möglich virtuell gefahrlos zu reisen. Es gibt ja schon einige britische Gärten in Wurzerls Reisesparte zu sehen. Vielleicht eine Möglichkeit, gleich eine virtuelle Rundreise zu machen. Ich wünsche einen wunderschönen Mai. Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Ach was ist das schön da. Und wieder so lebendig von Dir dargestellt. Da bekomme ich gleich Lust hinzufahren und es erinnert mi h sehr eine meine cotswolds Reise

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Christa, ich hoffe so sehr, dass es nächstes Jahr wieder möglich ist in englische Gärten zu fahren. Und Du dabei, das wär der Hit.
      LG Wurzerl

  • CR Rose sagt:

    Hi Renate! Wie schööön – ich bin gerade begeistert in unsere Reise eingetaucht 🙂 . Der Duft im Glyziniengartenzimmer war herrlich. Greys Court möchte ich irgendwann nochmal durchschlendern.

    Liebe Grüße, CR

    • Das Wurzerl sagt:

      Das freut mich sehr, lach, ich wollte den Beitrag eigentlich erst morgen “neu” freischalten, aber irgendwie hat er sich verselbständigt. Hast Du Dich eigentlich selbst auch entdeckt? Ich zeige ja normalerweise keinerlei Fotos mit Personen drauf. Aber bei diesem Motiv war es einfach nicht anders machbar. Ich wünsche Dir einen schönen Tag. LG Wurzerl

  • Susanna sagt:

    Vielen Dank für den Bericht über diesen schönen Garten. Allium und Goldregen, und dann die schönen Wisterien, da kommt man ins Schwärmen … Diese Altehrwürdigen Herrenhäuser mit ihren prächtigen Gärten: da haben die Engländer wirklich ganz besondere Schätze!
    Liebe Grüße, Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Du hast völlig recht liebe Susanna, es sind die alten Strukturen, die Gartenkultur und die Gebäude, alles passt zusammen und ist seit Jahrhunderten gewachsen. Wir bräuchten in Deutschland auch einen National Trust. Denn es ist ja nicht so, dass wir nicht schöne Gärten und historische Anlagen haben. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. Wurzerl

  • Sven Beck sagt:

    Wow! Die Allium in solchen Mengen und die Wisteria sind unglaublich beeindruckend. Das ist in meinem kleinen Garten alles nicht möglich. Wie gerne würde man dort jetzt durch den Garten wandeln. Danke für den schönen Ausflug mit Dir.
    Liebe Grüße,
    Sven

    • Das Wurzerl sagt:

      Ich finde gerade das ist das schöne, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und auf meine 180 qm Garten blicke, dann bin ich einfach nur glücklich, wenn mich der Amsel-Mann nach seinem Bad triumphierend anschmettert, das Rotkehlchen mit seiner Beute Richtung Nest fliegt und die Bergmolche vor Übermut fast aus dem Wasser springen. Wenn dann Punkt 20 Uhr der Igel heranschnauft, ist das für mich immer das Zeichen, so, jetzt gibt es eine Belohnung und ich gehe virtuell in genau sooo einen Garten, den ich selber nie wegen meiner Arthrose beackern könnte und genieße das, was große Flächen möglich machen. Ich wünsche Dir und den Deinen ein schönes Pfingstfest Sven. LG Wurzerl

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