Hippeastrum – Rittersterne zum Fest

weiße Hippeastrum Habride, Wurzerlsgarten

Hippeastrum-Pflege rund ums Jahr und Blüten zu Weihnachten!

Der botanische Name der Rittersterne

In einigen Gartenzeitschriften liest man jetzt im Winter wieder häufig Überschriften wie: “Amaryllisblüten zum Fest”, “Amaryllis-Zwiebeln in Wachs”, oder “die Amaryllis wird als Deko immer beliebter”! Richtig, das wird sie und zwar, weil sie pünktlich vor Weihnachten mit ihrem Blühspektakel beginnt. Es gibt nur einen Fehler bei diesen Artikeln. Die Amaryllis blüht jetzt nicht, sie schläft jetzt in unseren Gärten unter der Erde und wartet auf ein neues Gartenjahr mit Sonne, Licht und Wärme.

Die Ritterstern-Zwiebeln, die uns jetzt im Winter im Haus erfreuen und zu blühen anfangen, die tragen den Gattungsnamen Hippeastrum!

rote Hippeastrum - Blüten

Die Verwechslung ist vorprogrammiert, denn Amaryllis ist die ursprüngliche Gattung, von Linné als solche benannt, als er eine Amaryllis belladonna L. aus Südafrika bekam. Die ersten südamerikanischen Zwiebeln wurden ebenfalls dieser Gattung zugeordnet. Erst später wurden die ca. 80 Arten aus den südamerikanischen Gebieten mit langen Trockenzeiten  in die eigene Gattung Hippeastrum umbenannt. Die südafrikanischen Zwiebeln behielten den Gattungsnamen Amaryllis. Leider hat sich die Bezeichnung der Gattung Hippeastrum noch nicht wirklich durchgesetzt, wie man eben jetzt oft wieder an den “Print”-Überschriften sieht.

Hippeastrum  Hybride in Wurzerlsgarten

Wie geht man mit diesem Weihnachtsblüher um?

Gerade in der Weihnachtszeit verlocken uns die großen spektakulären Blüten in den Blumenläden zum Kauf. Es gibt inzwischen so viele wunderbare Sorten, dass ich auch manchmal schwach werde, obwohl ich genügend Töpfe in “Blüh-Hab-Acht-Stellung” im Wintergarten zuhause habe. Für mich ist es immer besonders  interessant, wenn ich eine Zwiebel finde, die nicht turbomäßig hybridisiert ist, da muss ich dann zugreifen, denn sie sind selten. Meine erste reine Art, die ich erwarb war Hippeastrum papilio.

Hippeastrum papilio in Wurzerlsgarten
Hippeastrum papilio

Viele kaufen sich also Rittersterne, freuen sich ein paar Tage über die Blüten und dann kommt schon die erste Enttäuschung. Denn eine Einzel-Blüte hat nur eine Lebensdauer von wenigen Tagen! Das ist typisch für Pflanzen, die sich nach einer langen Trockenphase in der Natur auf die Schnelle entwickeln müssen. Ich bin immer ganz fasziniert, wenn sich die Knospe aus den fleischigen Zwiebelteilen herausschiebt, wie schnell sie in kürzester Zeit bis zu 35 cm heranwächst, ihre Schutzhaut abwirft und triumphierend die Knospen ins Zimmer schauen. Manchmal blühen 3 – 5 Knospen gleichzeitig auf, aber genauso ist es möglich, dass sie nacheinander aufblühen. Wenn eine Zwiebel adult und gut gepflegt ist, kann sie auch bis zu 3 oder gar 4 Blütenstiele bekommen, so dass man dann insgesamt auch auf einen stattlichen Monat Blüh-Zeit kommen kann. 

Hippeastrum 'Tango' in Wurzerlsgarten
Hippeastrum ‘Tango’

Leider haben viele Menschen nicht das Wissen, oder die Geduld, einen Ritterstern durchzukultivieren und sie werfen die Zwiebel nach der Blüte, oder spätestens, wenn die Blätter einziehen, einfach weg. Das wird auch noch gefördert durch die neue Mode, Hippeastrum-Zwiebeln dekorativ einzuwachsen, möglichst noch mit Weihnachtsmotiven. Sie sind für viele einfach ein Wegwerfartikel geworden, wie die künstlich beschneiten Zwergkoniferen, der Christbaum oder die Weihnachtssterne (Euphorbia pulcherrima).

Wie kultiviert man Hippeastrum erfolgreich, um im nächsten Jahr noch mehr Blüten zu bekommen?

Für all diejenigen, die Hippeastrum gerne durchkultivieren möchten, um auch in den Folgejahren immer mehr Blüten zu bekommen, hier ein kleiner Kalender, was zu tun ist, damit der Ritterstern auch im nächsten Jahr zu Weihnachten blüht. Wer sich verspätet, oder zu früh loslegt, der bekommt einfach später oder früher die nächsten Blüten. Wenn die Pflegemaßnahmen der Zwiebel nicht genug Kraft geschenkt haben, oder die Lichtverhältnisse gar nicht passen, dann pausiert sie halt ein Jahr, um dann im nächsten Jahr umso schöner zu blühen.

Halbgefüllte Hippeastrum Hybride in Wurzerlsgarten

Pflegekalender rund um das Hippeastrum-Jahr!

Dezember und Januar:

Jetzt blüht der Ritterstern, er möchte jetzt hell bei 16 – 20°C, ohne direkte Sonne (schlecht für die Blüten) stehen. Sobald der Blütenschaft 10 cm aus der Zwiebel herausschaut, fängt man, erst einmal die Woche vorsichtig, später 2 – 3 mal die Woche zu gießen an. Am besten gießt man von unten in den Untersetzer, damit die Zwiebel trocken bleibt und weder Fäulnis, noch der “Rote Brenner” entstehen. Wer den Ritterstern jetzt knospig oder blühend kauft, bitte sorgsam einpacken, damit die Zwiebel nicht mit erfrorenem Blüh-Ansatz zuhause ankommt. Welke Blüten vorsichtig herausschneiden, damit die Nachblühenden besser zur Geltung kommen und Samenstände verhindert werden.

Februar bis April:

Die Blütenstiele jetzt bitte (sofern keine Knospen mehr zu sehen sind) mit den restlichen verwelkten Blüten abschneiden. Jede Samenbildung würde die Zwiebel unnötige Kraft kosten. Aber die Blätter unbedingt alle stehen lassen. Ab März wärmer stellen und regelmäßig gießen und ab etwa Mitte April einmal wöchentlich ein wenig Flüssigdünger zum Gießwasser hinzufügen.

Mai bis Juli:

Wenn es möglich ist, nach den Eisheiligen, den Hippeastrum-Topf halbschattig ins Freie stellen. Weiter wöchentlich schwach mit Flüssig-Dünger versorgen und regelmäßig, ohne Staunässe gießen. Jetzt holt sich die Zwiebel die Kraft für ein neues Blüh-Abenteuer.

August bis Oktober:

Wenn die Blätter die Spannung verlieren und langsam zu welken beginnen, dann noch 1 bis 2 mal schwach ohne Dünger gießen, jetzt zieht das Laub völlig ein und die Ruhephase beginnt. Welke Blattreste jetzt abschneiden und den Topf völlig trocken in eine dunkle Ecke stellen, ideal wäre z.B. ein Kellerraum oder eine fensterlose Garage bei ca. 15 Grad.

November bis Dezember:

Anfang November – Mitte November holt man die Zwiebel aus dem Ruheraum. Die alte Erde geht leicht ab, da sie total trocken einfach abbröselt. Jetzt die Zwiebel kontrollieren, ob sie gesund ist, Faul-Stellen, oder vertrocknete Wurzelteile entfernen. Dann WICHTIG, nur die untere Hälfte der Zwiebel in neue Erde topfen. Im Abstand von 1 Woche nur leicht angießen, oder sprühen. Jetzt muss der Topf hell und warm gestellt werden. Ist der Austrieb 10 cm lang, wöchentlich schwach gießen und “Alle Jahre wieder…” gibt es noch mehr, noch schönere Hippeastrum-Blüten.

Hippeastrum Hybride in Wurzerlsgarten

Was besonders zu beachten ist!

Erde und Gefäß

Der Ritterstern darf, wie im Kalender geschrieben nur mit der halben Zwiebel unter die Erde. Damit diese nicht fault empfiehlt es sich die Zimmerpflanzen-Erde mit Tonkügelchen zu mischen. Sand könnte die Erde zwar auch durchlässiger machen, aber beim Pflanzen muss man immer im Kopf behalten, dass die Zwiebel ja nur zur Hälfte Halt in der Erde findet und die Wurzeln nicht wirklich stark ausgebildet werden. Sobald die ersten Blüten aufgehen, verlagert sich außerdem der Schwerpunkt nach oben und die Gefahr des Umkippens ist umso größer um so weniger achtsam man mit dem Substrat ist, das ja trotzdem sehr wasserdurchlässig sein muss.

Abgeblühter Hippeastrum in Wurzerlsgarten
Ritterstern tief im Tontopf, die Blätter beginnen einzuziehen

Hilfreich kann die Wahl des richtigen Gefäßes sein. Ich nehme ausschließlich schwere Tontöpfe, kein leichtes Plastik und setze die Zwiebel tiefer, also fülle nur ein Drittel Erde in das Gefäß, so kann sich die Zwiebel im schlimmsten Fall noch am Gefäß-Rand halten und fällt nicht heraus.

Vermehrung

Gesunde, adulte Zwiebeln können Tochterzwiebeln bilden. Nach der Ruhezeit, wenn die Zwiebeln neu getopft werden, können diese in eigenen Töpfen weiterkultiviert werden. Es dauert aber ein bis zwei Jahre, bis diese Töchterchen anfangen zu blühen.

Auch die Anzucht aus Samen ist natürlich möglich. Wer sich eine neue Sorte züchten möchte nimmt zwei schöne Sorten und bestäubt mit der Hand eine davon mit den Pollen der anderen Pflanze. Wenn es funktioniert dann schwillt die Samenkapsel an, sind die Samen reif, dann öffnet sich diese Kapsel und man kann ernten. Die Samen säe ich in normale Anzucht-Erde und stelle sie hell und warm. Solche Jungpflanzen dürfen keine Ruhezeit bekommen, bis zur ersten Blüte müssen sie durchkultiviert, also auch regelmäßig etwas gegossen werden. Leider ist das nur ein Prozedere für sehr geduldige Gärtner, die gerne probieren, denn es kann auch locker 6 Jahre dauern, bis sich die ersten Blütenknospen zeigen.

Krankheiten und Schädlinge

Manchmal findet man an der Zwiebel oder auch an den Blättern kleine rote Stellen oder rissige, rote Streifen, die sich auch vergrößern können. Dann hat man das Pech, dass die Zwiebel eine Pilzinfektion hat und mit dem “Roten Brenner” befallen ist. So eine Pflanze bitte schnellstmöglich in der Restmüll-Tonne entsorgen. Ist das Gefäß nicht sehr kostbar, dann gleich mit Topf, Erde und Zwiebel im Restmüll entsorgen! Der “Rote Brenner” kann entstehen, wenn man direkt auf die Zwiebel gießt, darum steht auch im Kalender oben, am besten von unten gießen, damit die Pflanze nicht direkt mit dem Wasser in Berührung kommt, sondern es nur über die feuchte Erde aufnimmt.

Wenn normale Faul-Stellen auftauchen, diese abschneiden und evtl. ein Stück der betroffenen Schale entfernen.

Äußerst selten können auch Schildläuse die Blätter befallen.

Weiterkultur

Auch wenn Hippeastrum häufig als Wegwerfpflanze gilt, so möchte ich doch gerne meinen obigen Kalender zum Durchkultivieren zur nächsten Blüte Allen ans Herz legen, die achtsam und nachhaltig gärtnern wollen. Ein Blütenschaft des Rittersterns ist eine schöne, aber kurze Zierde im Haus. Aber das was uns eine adulte Zwiebel nach der Weiter-Kultur in den Folgejahren bietet, das lohnt meines Erachtens die kleine Mühe. Welche Pflanze zeigt uns denn im Winter schon bis zu 18 Einzelblüten mit einem Durchmesser von ca. 20 cm?

adulte Hippeastrum in Wurzerlsgarten
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13 Kommentare

  • Ulrike sagt:

    Wieder ein schöner und interessanter Bericht, aber diese Pflanzen sind überhaupt nicht meins. Aber ich habe schon wieder etwas dazu gelernt , und das an meinem freien Wochenende😉

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Ulrike, ich denke wirklich, entweder man liebt sie, oder man schüttelt den Kopf. Die knallroten sind bei mir inzwischen auch nicht mehr zuhause, das ist selbst mir zuviel. Aber weiß und noch mehr die natürlichen Art nahen Blüten von Tango etc. die mag ich sehr. Ich genieße sie gerade wegen der relativ kurzen Blüh-Zeit. Es ist fast wie Weihnachten – nur einmal im Jahr. Die monatelang blühenden Phalaenopsis dagegen sehe ich an manchen Tagen gar nicht mehr.
      So und nun wünsche ich Dir einen schönen Nikolaus und harmonischen 2. Advent. Wurzerl

  • Petra Strey Schiffmann sagt:

    Eine tolle Anleitung, ich werde es nochmal probieren, auch wenn ich die letzten Jahre regelmäßig gescheitert bin!

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Petra, es ist so ein Unterschied, ob in einem Blumenstrauß eine Blüte mit anderen steckt, oder ob sich nach einem Jahr dieses kleine “Weihnachtswunder” wiederholt und Du in kürzester Zeit siehst, wie einer oder mehrere mächtige Knospenstiele sich für Dich aus der Zwiebel schieben. Genieß den Advent und sei lieb gegrüßt. Wurzerl

  • Brigitte sagt:

    Sehr interessant und informativ!

  • Herrlich Bilder , wie immer. Wenn sie blühen – sind sie ein Knaller. Ich habe sie früher auch aufgehoben – die Zwiebeln. Inzwischen habe ich aber fast keine freie Nische mehr – ich kann sie mir jetzt nur noch nach Platz kaufen. Sehr, sehr schade.LG. Brigitte.

  • Grete Arbesleitner sagt:

    Das ist ein sehr interessanter Beitrag.
    Ich habe noch nie ein zu Hause gehabt und werde in den nächsten Tagen zu unserem Gärtner schauen, was der so im Angebot hat.

    • Das Wurzerl sagt:

      Wenn Du ausprobieren willst, ob Dir die Blüten gefallen, kannst Du auch dieses Jahr einfach einen abgeschnittenen knospigen Stiel Dir in einen kleinen adventlichen Strauß eingebunden selber zum nächsten Adventsonntag schenken. Ich bekam am Samstag zufällig einen solchen Strauß, schon gestern ist der Ritterstern mit 4 Blüten aufgeblüht und ist so umwerfend – ich freu mich richtig. Aber, es ist eben kein wochenlanges Vergnügen. Darum mein Tipp, vor der Zwiebel vielleicht im Blumenstrauß ausprobieren. LG Wurzerl

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    schön, dass du den Artikel noch einmal hervorgeholt hast. Nun muss ich zugeben, dass bei mir bisher die Rittersterne, die ich geschenkt bekam, keine zweite Saison erlebt haben … Ich habe halt im Haus so gar keinen grünen Daumen. Aber du hast doch den Ehrgeiz geweckt, dank deiner genauen Anleitung könnte es gelingen und ich will es noch einmal versuchen. Ein paar sehr Hübsche hast du – ich kannte bisher nur die rote und weiße Massenware. Verrätst du mir, wo man die besonderen Sorten bekommt?
    Ich wünsche dir einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche! Liebe Grüße,
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Susanna, ich habe eigentlich immer alles was nach Zwiebel aussah, bei Albrecht Hoch, Berlin, gekauft. Hat immer besonderes im Katalog, auch mit Paeonien, Iris und Hemerocallis vorzüglich sortiert. Wünsche Dir eine gute neue Woche. LG Wurzerl

  • Christiane Hame sagt:

    Interessant, liebe Renate, dass du sie regelmäßig während der Ruhezeit düngst. Meine hat dieses Jahr im Sommer über Wochen auf dem Balkon geblüht. Und da sie dort zwar in einem schattigen Eck stand, aber genug Licht bekam, bildete sie auch nicht so lange Stiele wie im Winter.

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Christiane, da hast Du mich missverstanden. Die Ruhezeit der Zwiebel beginnt, wenn die Blätter sich verfärben und die Spannung verlieren, dann gieße ich noch ein- zweimal ganz wenig und danach nicht mehr. Gedüngt wird sobald die Blüten voll entwickelt oder verblüht sind, denn dann kommen die Blätter und die brauchen den Dünger. Erst nachdem die sich zurückziehen, um der nächsten Blüte genug Kraft zu geben beginnt die Ruhezeit, da nehme ich die Zwiebel auch schon mal aus dem Substrat heraus. LG Wurzerl

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