Warum es sich lohnt, für seine Akeleien zu kämpfen und sie stark zu machen!
Schon im Mittelalter spielte die Akelei in der Medizin eine wichtige Rolle. Kaum jemand weiß, dass bereits vor mehreren hundert Jahren mit Akeleien gezüchtet wurde.
Ich habe mich restlos in diese Gattung verliebt und darum ist es mir wichtig, dass auf mögliche Krankheiten und Schädlinge hingewiesen wird, gerade weil die Akelei, zumindest Aquilegia vulgaris, ja als unkaputtbar gilt. Aber ich bringe es einfach nicht übers Herz, diesen Beitrag nur mit Schädlingen und verfärbten und verkrüppelten Akeleien durchzuziehen. Also zeige ich erst einmal, warum ich mich für diese Stauden, die der Volksmund liebevoll: Aglaia, Fünf Vögerl zusamm, Tauberln, Elfenhandschuh, Kapuzinerhütli, Pfaffenkäpple, Venuswagen oder gar wie in der Schweiz, Schlotterhose, nennt, so stark mache. Ich hoffe, ich habe die richtigen Argumente für Euch ausgewählt:
Darf ich vorstellen – die Ballett-Tänzerinnen meines Gartens!
Aquilegia ‘Maxi Yellow Star’ – Aquilegia vulgaris ‘William Guiness’ – Aquilegia vulgaris var. stellata ‘Blue Barlow’ – Aquilegia caerulea rosa-weiß Hybr. – Aquilegia vulgaris, halbgefüllt, spornlos und mit Sporn gemischt, violett mittelblau – Aquilegia atrata – Aquilegia vulgaris hellfliederfarben – Aquilegia vulgaris var. stellata ‘Black Barlow’ – Aquilegia caerulea ‘Kristall’ – Aquilegia caerulea ‘Rotstern’ – Aquilegia caerulea Kirigami™ ‘Deep Blue & White’ – Aquilegia caerulea ‘Spring Magic Rose & White’ – Aquilegia caerulea ‘Spring Magic Navy & White’ – Aquilegia vulgaris var stellata ‘Rose Barlow’ – Aquilegia caerulea ‘Spring Magic White’ – Aquilegia vulgaris ‘Winky Rose-Rose’ – Aquilegia chrysantha – Aquilegia caerulea
Tierische Schädlinge
Akelei-Gallmücke
Gallmücken befallen bisweilen die zarten Knospen der Akeleien und saugen sie aus. Solche Knospen bitte sofort abschneiden und ab damit in den Restmüll. Der richtige Standort und Brennesselsud kann die Pflanzen vorbeugend dagegen stärken.
Raupen des Frostspanners
Die Raupen des Frostspanners fressen sowohl die Blätter als auch die Knospen von Akeleien. Die Pflanze bodennah zurückschneiden und neu austreiben lassen, abgeschnittenes nicht kompostieren.
Raupen der Akeleien-Blattwespe
Die Akeleien-Blattwespen-Raupen erzeugen das schlimmste Schadbild, sie kann eine Pflanze richtig kahlfressen. Diese Raupen sind bis dato die einzigen, der hier aufgeführten tierischen Schädlinge, die vereinzelt in meinem Garten auftreten.
Dieses Räupchen scheint sehr anhänglich zu sein. Als ich von einer Runde gießen zurück an den Computer ging und in die Tasten hauen wollte, da streifte ich eine kleine Raupe ab, die sich zwischen meinen Fingern wohl verlaufen hatte? Auch vor diesem Raupen-Befall kann eine Stärkung der Akeleien durch einen Brennesselsud beim Austreiben evtl. bewahren. Stark werden Akeleien aber immer am besten durch die richtige Standortwahl, die je nach Art unterschiedlich sein können.
Wanzen
Grüne Wanzen saugen aus den Samenkapseln der Akeleien selten Pflanzensaft. Große Schäden richten sie dabei aber nicht an, darum braucht man ihnen auch nicht die große Aufmerksamkeit zu schenken, wie den zuvor genannten Schädlingen.
Krankheiten
Der falsche Mehltau-Pilz (Peronospora aquilegiicola)
Bereits in einem früheren Beitrag berichtete ich über den falschen Mehltau-Pilz (Peronospora aquilegiicola), der imstande ist, einen Akeleien-Bestand in einem Garten in kürzester Zeit komplett auszulöschen. Dort ist alles wissenswerte nachzulesen und ich beschränke mich heute nur auf die wichtigsten Details, um diesen tödlichen Pilz z.B. vom echten Mehltau zu unterscheiden.
Peronospora aquilegiicola ist inzwischen leider mehrfach in Deutschland nachgewiesen und ich fürchte, da die Sporen fein und flugfähig sind, dass sich eine weitere Ausbreitung nicht mehr verhindern lässt. Viele Gartenbesitzer erkennen wohl auch das Schadbild nicht und entsorgen darum die befallenen Akeleien nicht als Sondermüll. Da gehören aber alle Pflanzen, die befallen sind, ausschließlich, mit allen Pflanzenteilen einschließlich der Wurzeln, hin. Keinesfalls ist die grüne Tonne, oder der eigene Kompost als Entsorgungsmöglichkeit in Betracht zu ziehen. Ich verfüge Gott sei Dank nicht über ein Foto mit dem typischen Schadbild dieses falschen Mehltaus, da er meine Akeleien bisher verschont hat.
Schadbild:
- Die befallenen Blätter verfärben sich großfleckig erst gelblich und später violett.
- Die Blattränder rollen sich nach außen
- An der Blattunterseite entsteht ein Belag aus Sporen der Oomyceten, Eipilze, in beiger bis violetter Farbe.
- Für eine Infektion und Ausbreitung des Befalls benötigt dieser Pilz sowohl Nässe, als auch Wärme.
Der echte Mehltau
Echter Mehltau kann in allen Vegetationsstadien der Pflanze auftreten. Das geht von einem bereits befallenen, verfärbten Blattaustrieb, über spätere Verfärbung von Teilen der Blattrosette, oder auch einem Befall erst kurz vor der Blüte. Auf dem nächsten Bild sieht man eine kranke (links) neben einer gesunden Pflanze (rechts). Der Grund für den einseitigen Befall mit Mehltau bin ich mit der falschen Standort-Wahl gewesen. Die linke Akelei war im Steingarten falsch gepflanzt, da sie einen höheren Nährstoff-Bedarf hat als die Akelei rechts davon, die als alpine Art, hier genau den richtigen Standort hat.
Austrieb einer kranken Akelei links und einer gesunden Akelei rechts im Steingarten – Erst gesunder Austrieb, der dann krank weitere Blätter bildete – Die letzte Staude ist von Beginn an mit Mehltau befallen in die Blattbildung gegangen.
Mehltau befallene Blüten sind daran zu erkennen, dass sie nur etwa ein Drittel der Größe einer gesunden Pflanze aufweisen und blässlich bleiben. Bei den drei folgenden Bildbeispielen sieht man die Fingernagel großen, teils verkrüppelt scheinenden, weißlichen Blüten. Das Foto mit der bläulichen Akelei zeigt darüber die A. vulgaris Blüte der Mutterpflanze. Auch wenn sie nicht ganz auf dem Bild zu sehen ist, so sieht man doch deutlich den Größenunterschied.
Aus solchen Pflanzen würde ich keine Samen gewinnen und aussäen wollen. Auch hier gilt, sobald die Pflanze blass verfärbt austreibt, oder später anfängt, zu verblassen, muss gehandelt werden. In diesem Fall genügt es jedoch, alle oberirdischen Pflanzenteile (nicht nur befallene Blätter, auch gesund scheinende) bodennah abzuschneiden. Die Pflanzen treiben in der Regel erneut durch, diesmal mit gesunden Blättern.
Da ich Laie bin, war es für mich ein Riesen-Schreck, als in meinem Garten das erste Mal der echte Mehltau auftrat, erst einige Wochen zuvor hatte ich gehört, dass der falsche Mehltau Deutschland erreicht hatte. Darum grub ich die erste betroffene Akelei aus, fotografierte diesen Wurzel-Querschnitt mit dem bräunlichen Ring und fragte Freunde in der Universität Bayreuth um Rat. Sie gaben Entwarnung und ich konnte mich danach in Ruhe schlau machen, was nun Sache ist.
Wer mag, kann auch hier die Widerstandskraft der Akeleien mit einem Brennesselsud unterstützen.
Schadbild:
- Beim echten Mehltau befindet sich der Sporenbelag auf der Blattoberseite.
- Das Blattgrün kann bereits vollständig blassgelb oder weißlich austreiben, es können sich aber auch erst einmal nur teilweise gelbe Flecken bilden.
- Die Blätter kräuseln sich nach innen.
- Der echte Mehltau ist ein Schönwetterpilz.
Was immer wichtig ist:
Egal welcher Pilz, egal welches Werkzeug, Gartenschere, Handschuhe oder Schaufelchen, es gilt immer: nach dem Entsorgen der Pflanzen in der Restmülltonne müssen alle Gerätschaften, die mit der Pflanze oder erdnah in Berührung kamen, dringend vor der Weiterverwendung desinfiziert werden.
Wer sich unsicher ist, welche Art der Krankheit sich im Garten ausbreitet, der kann mich gerne kontaktieren, mir Fotos der betroffenen Akeleien schicken und ich helfe bei der Entscheidung, ob die Pflanze komplett vernichtet werden muss, oder ob es der echte Mehltau ist, bei dem in der Regel ein Rückschnitt der Blätter zu einem gesunden Neuaustrieb der Pflanze führt.
Da der falsche Mehltau nicht nur den kompletten Akeleien-Bestand eines Gartens vernichten kann, sondern auch sehr schnell auf weitere Gärten überspringt, und es danach praktisch unmöglich wird, wieder Akeleien zu säen oder zu pflanzen, ist das Wissen über die Ausbreitung des falschen Mehltaus wichtig. Als GdS-Fachgruppen-Leiterin von Aquilegia & Thalictrum und als Verbindungsglied von Akeleien-Liebhabern zum bundesweiten Netzwerk Pflanzensammlungen und dem Bundessortenamt in Hannover, bin ich daran interessiert, einen möglichst genauen Überblick über den Befall zu bekommen.
Meldungen von Befall, am besten mit Fotos, oder Fragen, um welchen Mehltau es sich bei einer Akelei handelt, schickt Ihr bitte an:
Renate Zickenheimer – Mail-Addi: zickenheimer@t-online.de
Es wäre schön, wenn die Vielfalt der Akeleien auch weiterhin unsere Gärten bereichern könnte.
Aquilegia vulgaris var. stellata ‘Nora Barlow’ – Aquilegia vulgaris – Aquilegia canadensis, Kanadische Akelei
15 Kommentare
Liebe Renate,
es ist schon traurig, was solche Pilze anrichten können. Am Buchsbaum haben wir es ja schon weit verbreitet damit zu tun.
Mit dem Standort kann ich zum Glück nicht viel falsch machen. Ich habe – bis jetzt – nur Aquilegia vulgaris und die sucht sich ihren Platz in unserem Garten selbst aus …
Liebe Grüße
Susanna
Danke für die schönen – und weniger schönen Bilder ;o)
Meine schönste und kräftigste Akelei (eine der gefüllten Sorten) wächst übrigens munter zwischen den Granitplatten auf meiner Terrasse!!!
Ich finde, diese herrlichen Blüten haben etwas elfenhaftes! Ich hatte zum Glück bisher keine Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten. Bei mir neigen sie eher dazu, sich überall auszubreiten und zwar massenhaft.
Ich muss sie immer ein wenig einbremsen.
Viele Grüße von
Margit
Die Schnecken gehen nicht dran, das ist für mich ein großer Pluspunkt! Die Blattwespen habe ich immer an Pflanzen, die im Topf stehen.
Viele Grüße
Elke
Servus! Manchmal wünsche ich mir mehr solcher Artikel. Vielen Dank. Grüße aus Bayern
Hallo, ich finde dies ist ein interessanter Eintrag. Ich würde mir davon wünschen. Herzliche Grüße
Zum Glück sind meine alle gesund und treiben munter überall aus. Danke für diesen aufschlussreichen Artikel.
Danke für den interessanten Beitrag. Bisher konnten wir noch nichts Krankhaftes entdecken, zumindest werde ich jetzt genauer hinschauen. Liebe Grüße!!
Vielen Dank. Ich werde mich gleich an die grünen Raupen machen. Durch Zufall habe ich die ersten abgefressenen Blätter entdeckt. Ich liebe diese Pflanze und sie darf überall im Garten wachsen.
Herzlichen Dank für diesen informativen und wirklich hilfreichen Beitrag!
Ich bin auch ein Akeleienfan und es hat Jahre gebraucht um Akeleien in meiner Lieblingsfarbe Purpur in meinem neuen Garten anzusiedeln! Samen aus England bekommt man ja nicht mehr.
Es wäre wirklich ein Jammer, sollte dieser Pilz auch bei uns alle Akeleien ausrotten.
Hallo Ute, inzwischen gibt es Untersuchungen und der tödliche Mehltau wurde in 7 Fällen in 4 verschiedenen Bundesländern nachgewiesen. Das ganze zwischen 2020 und 2022. Er verbreitet sich unheimlich leicht, weil die Sporen nichts wiegen und weit fliegen können. Aber anscheinend gräbt er sich dort, wo er so 100 % tödlich auftritt, selbst sein Grab. Denn ich finde diese wenigen bekannten Fälle schon erstaunlich. Bleiben wir optimistisch. LG Wurzerl
Liebes Wurzerl,
nachdem ich heute deinen schönen Südengland-Reisebericht gelesen hatte, habe ich noch ein bisschen in älteren Beiträgen gestöbert und da fiel mir dieser mittlerweile auch schon über ein Jahr alte Kommentar von dir auf. Hier würde ich gerne noch anfügen, dass durch die Neubewertung des pflanzengesundheitlichen Risikos vor über zwei Jahren neue Fälle vermutlich nicht mehr dokumentiert werden, da ja weitere amtliche Maßnahmen als nicht effektiv eingestuft wurden (siehe Abschlussmeldungen des JKI).
Ausbreiten tut sich Peronospora aquilegiicola sicherlich weiter, was man ja auch an den sieben dokumentierten Fällen in der Schweiz sieht. Und auch hier in Nordhessen habe ich dieses Frühjahr leider zwei Fälle gesehen, einen in einem Stadtpark (heimlich ausgebuddelt und entfernt) und einen in einem Vorgarten bei einer gekauften und neu gepflanzten Aquilegia caerulea (erste angular begrenzte Blattflecken).
Liebe Grüße Bina
Liebe Bina, danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. Ich teile Deine Einschätzung genau so. Die Behörden vernachlässigen das Thema, da es schlicht nicht effektiv ohne Riesenaufwand und Geld durchzuführen ist. Der Beitrag, auf dem Du hier antwortest, ist im Frühling bedrohlich täglich über 500 x aufgerufen worden und ich bekam auch viele Mails mit Schadbildern zugesandt. Es gibt keine sinnvolle Lösung, darum empfehle ich auf Anfrage immer, mit Einmalhandschuhen die geschädigte Akelei bodennah abzuschneiden. Schneidewerkzeug zu desinfizieren, Einmalhandschuhe und abgeschnittene Pflanze in Restmüll. Treibt die Akelei nach ein paar Wochen wieder aus hat man Glück gehabt. Bleibt sie weg, oder es gibt einen Totalbefall im Garten, dann weiß man Bescheid. In Großbritannien habe ich übrigens keinen Garten ohne Akeleien gesehen, sie waren dort schöner und prachtvoller denn je. Vielleicht ist ja das Erdreich gar nicht, wie immer behauptet, auf Jahrzehnte völlig verseucht durch Peronospora aquilegiicola. Ich bin auch am Grübeln, ob sich diese Krankheit auch verändert? Nun ja, wir werden damit genauso leben müssen, wie mit Corona und weiteren Krankheiten, die sich auch stets verändern und mit denen wir auch zurechtkommen müssen. Schön, dass Du Dich gemeldet hast. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ich bin gerade mit der Beseitigung von Schädlingen bei mir im Garten fertig. Danke für den Tipp, alles danach zu desinfizieren. Daran hätte ich nicht gedacht.
Fein, gut wenn Du das noch machen konntest. Wünsche Dir ein schönes Wochenende liebe Katrin. LG Wurzerl